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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2025

Haarsträubende Story im coolen Gewand

Aristide Ledoux – Meisterdieb wider Willen
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Die Idee des Buches hat mir auf Anhieb gefallen: Diese geniale Kombination von traditioneller Krimigeschichte und Comic. Eine wirklich tolle Mischung, die auch Lesemuffel bei der Stange hält, da die bläulich ...

Die Idee des Buches hat mir auf Anhieb gefallen: Diese geniale Kombination von traditioneller Krimigeschichte und Comic. Eine wirklich tolle Mischung, die auch Lesemuffel bei der Stange hält, da die bläulich gehaltenen Bildsequenzen wie eine wohltuende Pause wirken. Auch die Ausgangshandlung fand ich spannend.

Der Meisterdetektiv Aristide verliert bei einem missglückten Anschlag auf seine Person das Gedächtnis. Aber wie schützt man sich, wenn man nicht einmal weiß, wer man selbst ist oder dass jemand einem nach dem Leben trachtet. Die beiden anderen Hauptcharaktere mochte ich sogar noch mehr. Die toughe Leontine weiß sich zu behaupten und widersetzt sich den für Frauen vorgegebenen Beschränkungen der damaligen Zeit des 19. Jahrhunderts. Während sie und Aristide der gehobenen Klasse zuzuordnen sind, gehört ihr Freund Julien der unteren Schicht an.

Die ersten beiden Drittel der Geschichte sind wirklich interessant und kurzweilig erzählt. Die Protagonisten spielen gut zusammen, insbesondere die selbstbewusste Leontine macht großen Spaß. Allerdings sind mir beim Lesen einige Begriffe aufgefallen, die zwar sprachlich zu der damaligen Zeit passen, für Kinder ab 11 Jahren aber eine Herausforderung darstellen könnten. Ich denke, die wenigsten wissen was Guillotine, Droschke, Livree, Joppe, Harlekin, Landauer usw. bedeutet. Zudem kommen noch einige französische Namen wie Droibeaux hinzu.

Mein Hauptproblem mit dem Buch ist jedoch die völlig an den Haaren herbeigezogene Hintergrundgeschichte. Diese ist so abstrus, dass es regelrecht lächerlich ist. Leider ruiniert das für mich die gesamte Story. Es ergibt einfach keinen Sinn. Das Handeln der Figuren, die angebliche Vorgeschichte sind albern, unrealistisch und unglaubwürdig. Zumal die Geschichte offen endet. Ob es einen weiteren Band geben wird, ist mir bislang nicht bekannt.

Insgesamt mochte ich die optische Aufbereitung des Buches. Der Wechsel zwischen Lesetext und Comic sowie die bläuliche Gestaltung der Bilder war sehr modern, witzig und ansprechend. Die Auflösung der Handlung hat den Band jedoch für mich vollständig ruiniert. Zumal einige Jugendliche sicherlich Schwierigkeiten mit den altmodischen Begriffen haben könnten. Schade!

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Veröffentlicht am 28.06.2025

Wie eine Seifenoper

Der Kindersuchdienst (Kindersuchdienst 1)
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Dieses Buch hat mich mit seiner Thematik sofort angesprochen, doch leider wurden zu viele Schicksale gleichzeitig bearbeitet und ein Zufall bzw. Ereignis jagte das nächste, sodass es mir teilweise schwerfiel, ...

Dieses Buch hat mich mit seiner Thematik sofort angesprochen, doch leider wurden zu viele Schicksale gleichzeitig bearbeitet und ein Zufall bzw. Ereignis jagte das nächste, sodass es mir teilweise schwerfiel, mit den Charakteren mitzufühlen. Einige Entwicklungen empfand ich zudem als kitschig und unrealistisch. Man sollte zudem wissen, dass Buch bewusst offen endet. Der Folgeband ist aber bereits in Planung.

Die Idee hinter dieser Geschichte ist durchaus interessant. Es geht darum, dass der Kindersuchdienst Hamburgs durch Krieg und Armut zerrissene Familien wieder zusammengeführt werden. Dabei wird das Leben von Waisen als auch von verzweifelten (Adoptiv-)Eltern geschildert. Die zwei Hauptcharaktere Annegret und Charlotte setzen sich engagiert ein, um ihnen zu helfen.

Ich fand es besonders interessant, welche Strategien Annegret bei ihrer starken Lese-Rechtschreibschwäche einsetzt. Sie stammt aus einfachen Verhältnissen und hat einen unehelichen Sohn, für den sie alles tun würde. Charlotte hingegen flieht vor einer ungewollten Verlobung und muss als Tochter einer wohlhabenden Familie erst einmal lernen, wie man auf eigenen Beinen steht.

Die Ausgangsidee ist wirklich toll, aber die zahlreichen Erzählstränge und deren teilweise doch etwas albernen Wendungen haben die Geschichte für mich letztlich verdorben. Es war mir einfach zu viel und auch zu kitschig. Dasselbe gilt für die Liebesbeziehungen. Ständig dieses Hin und Her. Die Figuren reden nicht wirklich miteinander und dann wieder lösen sich bestimmte Probleme plötzlich in Luft auf bzw. neue tauchen auf.

Eine kompaktere Erzählweise hätte dem Buch gutgetan. Die Figuren selbst sind vielschichtig und interessant, die emotionale Tiefe geht aber durch die vielen verschiedenen Handlungsstränge und die häufigen Wendungen verloren.

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Veröffentlicht am 03.10.2024

Wer ist hier eigentlich böse?

Mirror: Weiß wie Schnee
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Da ich Märchenadaptionen sehr mag, kam ich auch um diese Version nicht herum. Es handelt sich in erster Linie um cosy Romantasy, die jedoch ein großes Problem mit ihrem Erzähltempo hat.

Die Protagonistin ...

Da ich Märchenadaptionen sehr mag, kam ich auch um diese Version nicht herum. Es handelt sich in erster Linie um cosy Romantasy, die jedoch ein großes Problem mit ihrem Erzähltempo hat.

Die Protagonistin Lena ist eine Ärztin, die sich plötzlich unverhofft in der Märchenwelt vom Schneewittchen wiederfindet – als die böse Königin. Sie hat aber kein Interesse daran, ihrem Schicksal einfach so kleinbeizugeben. Auf ihrer Suche nach einem Weg zurück in ihre eigene Welt, mischt sie sympathisch und mit Tatendrang die Märchenwelt durcheinander. Wer ist eigentlich gut und wer böse?

Bestimmte Klischees und Ungereimtheiten in den Märchen Rotkäppchen, Hänsel und Gretel, Dornröschen, Rumpelstilzchen und natürlich Schneewittchen werden genauer unter die Lupe genommen und Logiklücken aufgezeigt. Man merkt, dass die Autorin ein Herz für die Bösewichte besitzt, die ihrerseits ins Rampenlicht treten und ihre Qualitäten als Helden unter Beweis stellen können.

Die Geschichte selbst ist harmlos und recht locker erzählt. Hier und da hätte ich mir noch etwas mehr Humor und Biss gewünscht, aber am meisten störte mich, dass das Tempo nicht stimmt. Während die ersten zwei Drittel eher entspannt verlaufen und sich jedes Problem quasi immer wieder von selbst erledigt, überschlagen sich schließlich im letzten Drittel die Ereignisse. Plötzlich wird ein riesiger Hintergrundplot aufgedeckt, der sehr viel mehr Zeit bräuchte, um wirklich glaubhaft aufgebaut werden zu können. Es passiert einfach zu viel auf einmal.

Auch die Liebesgeschichte wird durch das schnelle Tempo ruiniert. Erst ist sie schrecklich in diesen Eric verliebt und zum Schluss kann sie nicht schnell genug von ihm wegkommen. Die Worte „Ich liebe dich“ kommen meiner Meinung nach völlig aus der Luft. Ich verstehe auch nicht, warum das Paar so von der Autorin erzwungen wurde, da ja noch mindestens ein weiteres Buch geplant ist.

Das Buch hatte für mich großes Potenzial und die Hintergrundidee ist durchaus toll. Leider funktioniert das Tempo der Geschichte überhaupt nicht, weshalb viel an Spannung und Glaubwürdigkeit einfach verloren geht. Schade! Ich bin noch unschlüssig, ob ich mir den zweiten Band holen werde.

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Veröffentlicht am 10.04.2024

Enttäuschend

Theseus und der Entotaurus
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Die Idee, eine beliebte griechische Sage mit den Charakteren von Entenhausen zu erzählen, klingt nach einer humorvollen und spannenden Kombination. Leider jedoch bleibt die Geschichte dann doch hinter ...

Die Idee, eine beliebte griechische Sage mit den Charakteren von Entenhausen zu erzählen, klingt nach einer humorvollen und spannenden Kombination. Leider jedoch bleibt die Geschichte dann doch hinter ihren Möglichkeiten zurück.

König Minos, verkörpert von Dagobert Duck, steht seit seiner Kindheit in Konkurrenz zu König Ägeus. Voller Wut fordert er Dädalos (Daniel Düsentrieb) dazu auf, ihm ein beeindruckendes Monument zu bauen. Es entsteht ein aufwendiges Labyrinth. Absurderweise hat jedoch das Geld nicht für einen Ausgang gereicht. König Ägeus weigert sich aber ohnehin, sich das neue Bauwerk anzusehen und zu würdigen. Stattdessen machen sich seine Neffen Tick, Trick und Track sowie Theseus (Donald Duck) auf den Weg, um sich den neuesten Streich des geizigen Enterichs anzusehen. Doch was haust in den Gängen des Labyrinths, aus dem scheinbar kein Mensch entkommen kann.

Das Buch geht sehr frei mit seiner griechischen Ausgangssage um. Sie wird eher als Inspiration verstanden und ist nur in wenigen Zügen noch erkennbar. Die Geschichte selbst wird Schlag auf Schlag erzählt, sodass man kaum Zeit hat, die einzelnen Figuren wirklich kennenzulernen. Insofern beschränken sich deren Charakterzüge auf wenige Merkmale und sie bleiben alle eindimensional. Überhaupt werden sehr viele Charaktere auf diesen wenigen Seiten eingeführt.

Für alle, die bereits mit Entenhausen vertraut sind, stellt dies vielleicht weniger ein Problem dar, aber kleine Kinder haben meist dieses Vorwissen (noch) nicht. Daher funktioniert auch die Liebesgeschichte zwischen Theseus und Ariadne (Daisy) meiner Meinung nach nicht. Im Gegenteil wirkt sie eher albern. Vor allem jedoch das Ende der Geschichte fand ich enttäuschend und keineswegs glaubwürdig.

Für die anvisierte Zielgruppe von vier Jahren finde ich die Geschichte zudem zu textlastig und die Sprache zu trocken. Die meisten Kleinkinder werden wahrscheinlich nicht genug Geduld dafür aufbringen können. Was ihnen aber sicherlich gefällt, sind die tatsächlich sehr gelungenen Illustrationen. Die einzelnen Figuren und ihre Emotionen kommen dort auch deutlich besser zur Geltung als über den Text selbst.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich von dem Buch ziemlich enttäuscht bin. Man hätte die Idee durchaus spannender, glaubwürdiger und kindgerechter herüberbringen können. Kinder ab 4 Jahren werden mit der Menge an Charakteren und Handlungen überfordert sein. Insofern denke ich, dass es eher für Grundschulkinder und für junggebliebene Erwachsene geeignet ist.

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Veröffentlicht am 31.10.2023

Die Suche nach dem Funkelstein und der Wahrheit

Ziemlich beste Mäuse – Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft
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Bei „Ziemlich beste Mäuse“ handelt es sich um den ersten, in sich abgeschlossenen Teil einer neuen Reihe. Die an sich süße Tiergeschichte eignet sich als Vorlesegeschichte ab fünf Jahren oder für fortgeschrittene ...

Bei „Ziemlich beste Mäuse“ handelt es sich um den ersten, in sich abgeschlossenen Teil einer neuen Reihe. Die an sich süße Tiergeschichte eignet sich als Vorlesegeschichte ab fünf Jahren oder für fortgeschrittene Erstleser. Die Geschichte hätte mir durchaus auch sehr gut gefallen können, doch leider stört mich die charakterliche Darstellung einiger Tiere.

Henry ist ein Möchtegern-Halunke, der so versessen auf Anerkennung ist, dass ihn jede Lüge recht ist. Er ist zudem ein Angeber und hält sich, zumindest am Anfang der Geschichte, für den Größten. Nachdem seine Meisterprüfung jedoch mit großem Karacho gescheitert ist, versucht er sich auf Burg Funkelstein einen Namen zu machen, indem er den verschollenen Diamanten findet.

Ich muss sagen, dass mir sein Selbstbewusstsein und die Lügerei schon ein wenig unsympathisch waren. Insofern hatte ich auch ein wenig Probleme, mich mit ihm und der Geschichte anzufreunden. Im Laufe des Buches entwickelt er sich und man kann außer seiner Großspurigkeit noch andere durchaus liebenswerte Seiten an ihm entdecken. Er setzt sich für seine Freunde ein und ist bereit, sich selbst in Gefahr zu bringen, um anderen zu helfen. Niedlich ist auch, wie furchtbar peinlich ihm seine rot anlaufenden Ohren sind.

Insgesamt finde ich trotzdem, dass er und auch ein weiteres Tier mit ihren Lügengeschichten am Ende sehr leicht davongekommen sind. Zumal ich nicht verstehe, warum er sich überhaupt als Maus bzw. Mausmän ausgeben musste. Die anderen Tiere hätten ihn auch als Gleithörnchen von Anfang an akzeptiert und eigentlich hätte auch die unerfahrenste Maus erkennen sollen, dass es sich um keinen ihrer Art handelt. Amüsant fand ich allerdings die Tatsache, dass Gleithörnchen tatsächlich unter UV-Licht rosa leuchten, wie es hier im Buch geschildert wird. Das wusste ich zuvor noch nicht.

Des Weiteren stört mich die Darstellung der Frettchen. Schon bevor sie wirklich auftreten, werden sie als böse und gefräßig abgetan. Henry bemerkt sie und fühlt sich sofort im Recht, sie verfolgen und beobachten zu müssen. Und natürlich war sein Misstrauen und seine Vorurteile völlig berechtigt. Was soll ein Kind daraus lernen? Dass es bestimmte Gruppen/Tierarten gibt, die tatsächlich immer heimtückisch sind und auch entsprechend behandelt werden müssen?

Im Buch tauchen außerdem immer wieder die Kirchenmäuse auf. Diese beten, fürchten sich vor der Sintflut und überlegen, ob Mausmän der Tod ist oder vom Himmel bzw. vom Bösen gesandt wurde. Diese Mäuse werden auch mit Kreuz und betend in den Bildern gezeigt. Ich persönlich mag keine Darstellungen von Religion in einem Kinderbuch über Tiere, aber das ist wahrscheinlich eine Geschmacks- und Glaubensfrage.

Die bunten Illustrationen von Dorothee Mahnkopf sind dagegen wirklich bezaubernd und geben die einzelnen Tiere und die beschriebenen Szenen sehr gut wieder. Auf fast jeder Doppelseite befindet sich wenigstens ein kleines Bild. Manche erstrecken sich auch über beide Seiten.

Insgesamt konnte mich das Buch nicht vollends überzeugen. Ich finde es toll, dass der kleine Henry tatsächlich eine charakterliche Entwicklung vollzieht. Dennoch war es für mich anfangs schwer, in die Geschichte hineinzufinden und ich mag die Charakterisierung einiger Tiere nicht.

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