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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.11.2023

Quer durch die Jahrhunderte und rund um die Welt

Tee. Matcha. Mord
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Tee in unterschiedlichsten Variationen, schwarz oder grün, aus dem Samowar oder während einer hingebungsvollen japanischen Zeremonie, daheim oder auswärts – in jeder der kurzen Krimigeschichten spielt ...

Tee in unterschiedlichsten Variationen, schwarz oder grün, aus dem Samowar oder während einer hingebungsvollen japanischen Zeremonie, daheim oder auswärts – in jeder der kurzen Krimigeschichten spielt dieses Getränk eine gewisse Rolle. Zudem geht es, wie es bei Krimis so sein muss, um Mord und Totschlag. Wer beides schätzt, brüht sich am besten seine Lieblingssorte auf und kuschelt sich mit diesem Buch in eine gemütliche Ecke.

Anke Küpper und Franziska Henze als Herausgeber, sowie achtzehn weitere Autoren schicken den Leser mit ihren Figuren in alte Zeiten auf große Schiffe mit den Ostindienfahrern, besuchen Japan und pflanzen Zwiebeln, backen einmalige Mokkatorten, spielen anspruchsvolle Konzerte, spionieren durch den Hexenwald und vertreiben sich die Zeit mit Teekesselchen-Rätseln. Das und noch viel mehr bietet diese unterhaltsame Anthologie mit ihren schrägen Geschichten und Szenen voller schwarzem Humor. Sehr unterschiedliche Wege zwischen Tee und Tod werden beschritten, nicht jede Handlung trifft den persönlichen Geschmack, aber im Großen und Ganzen ist sicher für jeden etwas dabei.

Mich hat diese Sammlung an Kurzkrimis jedenfalls gut unterhalten, gerne lese ich Ähnliches zu einem anderen Schwerpunkt. Vier von fünf Sternen!

Veröffentlicht am 02.11.2023

Ebenbürtig

Auden Hill University – How Far We Fall
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Ebenbürtig, das sind die Elitestudenten und die Stipendiaten an der Auden Hill University ganz und gar nicht. Aus vornehmem Hause und mit wichtigen Kontakten ausgestattet, sehen die Reichen auf die Empfänger ...

Ebenbürtig, das sind die Elitestudenten und die Stipendiaten an der Auden Hill University ganz und gar nicht. Aus vornehmem Hause und mit wichtigen Kontakten ausgestattet, sehen die Reichen auf die Empfänger einer staatlichen Unterstützung tief herab. Als die mittellose Ivy in der Universität ankommt und erfährt, dass zwei Jahre zuvor eine Kollegin aus dem Ruth-Matthewson-Förderprogramm Selbstmord begangen hat, wird sie neugierig und stellt neben ihren Vorlesungen Nachforschungen an. Dabei kommt ihr der elitäre Reed stets in die Quere, womöglich birgt er selbst ein Geheimnis, das mit dem früheren Todesfall zu tun hat?
Detaillierte Beschreibungen lassen den Leser gleich zu Beginn Ivy und den Universitätscampus von Auden Hill kennenlernen. Dort wäre die junge Frau ohne Stipendium niemals gelandet und sie kann jetzt noch ihr Glück kaum fassen, an dieser bekannten und elitären Einrichtung studieren zu dürfen. Doch schnell erfährt Ivy von Delilah, welche hier unter geheimnisvollen Umständen ums Leben gekommen sein soll, aber niemand spricht offen über diesen Vorfall. Mysteriöse Gerüchte um einen Geheimbund stacheln Ivys Neugierde an und auch der fesche Reed mit seinen wunderschönen Augen geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Die Spannung im Text könnte etwas höher sein, dennoch sind die Geschehnisse interessant dargestellt, sodass man sich selbst bald mitten am Campus wähnt. Die einzelnen Figuren sind gut vorstellbar gezeichnet und auch das Hin und Her zwischen Ivy und Reed kommt authentisch beim Leser an, wobei hier sogar noch mehr Knistern einfließen hätte können. Insbesondere die Auflösung rund um das Thema Wahrheit und Moral passt dann wiederum gut als Abschluss und gefällt mir sehr. Ebenso ist der Wechsel aus Ivys Sicht hin zu Reeds Blickwinkel am Ende gut gelungen.

Fazit: ein unterhaltsamer Campus-Roman mit der Frage, ob Arm und Reich ebenbürtig sind und was man mit Geld alles „richten“ kann oder darf.

Veröffentlicht am 01.11.2023

Britischer Humor

Mord kennt keine Feiertage
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Inspector Timothy Smart ist in Gedanken schon bei duftenden Weihnachtskeksen und knusprigem Festtagsbraten, als ihn sein Freund Robin Chandler auf eine kleine Insel nach Crannock Hall bittet. Er riecht ...

Inspector Timothy Smart ist in Gedanken schon bei duftenden Weihnachtskeksen und knusprigem Festtagsbraten, als ihn sein Freund Robin Chandler auf eine kleine Insel nach Crannock Hall bittet. Er riecht Mord in der Luft und Smart begibt sich mit dem letzten Fährschiff vor dem einsetzenden Schneesturm auf das einsame Eiland. Fernab vom Feiertagstrubel treffen wenige geladene Gäste auf noch weniger Hauspersonal – lediglich Lord Bainbridge, der exzentrische Hausherr, erscheint nicht zum Dinner – denn er liegt tot am Boden der Bibliothek.

Im typischen Stil eines britischen Krimis mit ebensolch trockenem Humor führt Christian Humberg durch die logisch aufgebaute und gut nachvollziehbare Handlung. Smart beendet kaum eine Ermittlung und will endlich heim zu seiner geliebten Mildred, als ihn ein aufgeregter Anruf erreicht und so nimmt er einen vermeintlich schnellen Umweg zum Landsitz Crannock Hall. Die Beschreibungen des herrschaftlichen Hauses sind eindrucksvoll und düster, die Gesellschaft so unterschiedlich, wie sie nur sein kann. Das Personal ist zurückhaltend, der Butler loyal und verschwiegen wie im Bilderbuch. Nun sind sie alle mit den geladenen Gästen und Inspector Smart eingeschlossen auf der kalten, verschneiten Insel und einem Toten im Keller, Verbindung zum Festland gibt es natürlich keine, sie sind auf sich allein gestellt – mit einem Mörder in ihrer Mitte.

Gewitzte Überraschungen und nüchterne Betrachtungen fließen ins Geschehen mit ein, ein wenig mehr Weihnachtsstimmung hätte aufgrund des Titels nicht geschadet. Dennoch bietet dieser Krimi gute Unterhaltung, lediglich der Weihnachtsbraten für Smart könnte kalt werden.


Veröffentlicht am 30.10.2023

Geister von Gestern

Nur eine Lüge – Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
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Ein tragischer Vorfall in der Vergangenheit hat die Familien Brandt und Nihlzén entzweit, die Freundschaft ist daran zerbrochen. Dennoch entdecken die Kinder Emily und William ihre Liebe füreinander, auf ...

Ein tragischer Vorfall in der Vergangenheit hat die Familien Brandt und Nihlzén entzweit, die Freundschaft ist daran zerbrochen. Dennoch entdecken die Kinder Emily und William ihre Liebe füreinander, auf der prachtvollen Schlosshochzeit sollen alle wieder zusammen finden. Aber wird das gutgehen? Wird Emily Brücken bauen können? Oder ist der Riss nicht mehr zu kitten?

Spannend mit einer Leiche zur Hochzeit beginnt dieser psychologisch fein gesponnene Roman. Verschiedene Figuren erzählen aus der Ich-Perspektive, die Hochzeit und das Geschehen acht Jahre zuvor werden in stetem Wechsel beleuchtet. Extrem kurze Kapitel lassen die Neugierde wachsen, denn die Szenen enden häufig offen – damit muss man einfach weiter- und weiterlesen. Die Ruhe in Malin Stehns Schreibstil passt perfekt zu den Geistern aus der Vergangenheit, welche zwar verdrängt, aber nie vergessen werden können. Nicht alle Personen sind detailliert ausgearbeitet, das tut dem Ganzen aber überhaupt keinen Abbruch, denn hier geht es um Spannungen in den zwischenmenschlichen Beziehungen, und die werden mehr als deutlich. Leider werden manche Ideen und begonnene Handlungsansätze nicht immer zu Ende gedacht, sodass man hier zum Schluss vor ein paar offenen Fragen steht. Das Ende der Geschichte selbst ist aber wieder schlüssig und gut nachvollziehbar.

Nur eine Lüge – ein unterschwelliger Sog entsteht mit den ersten Seiten dieses Buches, die tatsächlichen Ereignisse werden nur sehr langsam preisgegeben und wenn man denkt, es plätschert gerade eher seicht dahin, kommt die nächste Überraschung. Nicht ganz so aufwühlend wie „Happy New Year“, aber auf jeden Fall lesenswert.

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Veröffentlicht am 26.10.2023

Im dunklen Forst

Im Herzen so kalt (Ein Fall für Maya Topelius 1)
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Als die neunjährige Frida den Umweltaktivisten Mats Anderberg erschossen mitten im verschneiten Wald entdeckt, muss die Polizei von Östersund ermitteln. Den örtlichen Kriminalisten werden Maya Topelius ...

Als die neunjährige Frida den Umweltaktivisten Mats Anderberg erschossen mitten im verschneiten Wald entdeckt, muss die Polizei von Östersund ermitteln. Den örtlichen Kriminalisten werden Maya Topelius und Pär Stenquist aus Stockholm zur Seite gestellt, welche im Norden erst misstrauisch und kühl begrüßt werden. Ein interessanter Krimi rund um Waldschutz und Holzlobby nimmt seinen Lauf.

Åslunds einnehmender Schreibstil, ihre bildhaften Szenen und ihre lebendige Erzählweise fallen einem ab der ersten Seite recht positiv auf. Die Figuren sind klar vorstellbar charakterisiert, der winterliche Hintergrund mit glitzerndem Schnee und unheimlichen Wäldern bietet eine wunderschöne Kulisse zu den Mordermittlungen. Zusätzlich sind die Hintergründe rund um das Thema Wald- und Forstwirtschaft genau recherchiert, weiterführend finden sich sogar Quellenangaben am Ende des Buches. Nicht ganz optimal ist die recht häufig eingeflochtene Gesellschaftskritik gelungen mit Hinweisen auf versteckten Zucker in Lebensmitteln, aufgeklärte Feministinnen, Gleichberechtigung und Klimawandel. Die Freundinnen von Maya und ihr Zusammenhalt seit der Kindheit hingegen haben mir sehr gut gefallen, vielleicht etwas zu ausführlich geraten, da auch hier die Handlung immer wieder vom eigentlichen Krimi abschweift. In den Ermittlungsszenen selbst ist zu erkennen, dass Maya und Pär ein gewitztes und gut eingespieltes Team bilden und einander bei den Vernehmungen bestens ergänzen. Das Flair Schwedens wird ebenfalls sehr authentisch transportiert mit dem Duzen aller Beteiligten, den Landschaftsbeschreibungen und der Kulinarik, insbesondere das Rezept für die Smörgåstårta muss ich unbedingt einmal ausprobieren.

Trotz meiner Kritikpunkte ist diese Krimi fesselnd und unterhaltsam, sodass ich auch den nächsten Band der Reihe auf jeden Fall lesen werde, denn Maya und Pär sind mir schon ans Herz gewachsen, da möchte ich schon wissen, ob der sympathische Rechtsmediziner im März nach Stockholm kommt.


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