Profilbild von marcello

marcello

Lesejury Star
offline

marcello ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit marcello über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.01.2024

Kompletter inhaltlicher Umschwung

All Our Golden Dreams
1

Als ich die Dankesworte von Mounia Jayawanth am Ende von „All Our Golden Dreams“ gelesen habe, da hat sich mir erklärt, warum diese Dilogie insgesamt leider keinen Funken entwickeln konnte, der mich richtig ...

Als ich die Dankesworte von Mounia Jayawanth am Ende von „All Our Golden Dreams“ gelesen habe, da hat sich mir erklärt, warum diese Dilogie insgesamt leider keinen Funken entwickeln konnte, der mich richtig überzeugt hat. Dort hat sie verraten, dass die Van Day-Reihe eigentlich als Einzelband geplant war, dann aber wegen einer Idee für Ryan doch nochmal ausgebaut wurde. Wie viel letztlich dadurch in Band 1 geändert wurde, für mich natürlich unklar, aber erste Intuitionen sind oftmals die besseren und hier haben die Änderungen vielleicht eher geschadet als funktioniert.

Schon bei „All My Golden Memories“ hatte ich den Eindruck, dass die Handlung unnötig gestreckt wird und das passt recht gut zu der Enthüllung, dass es ein Einzelband sein sollte, denn man hat einfach gemerkt, dass nicht genug Inhalt zur Verfügung war. Vielleicht hat sich Jayawanth dann letztlich auch mit der Neuerung (ob nun eigene Idee oder Lektorat etc., mal völlig egal) etwas selbst verloren. Während es im ersten Band vor allem um die neuerliche Annäherung von Ellis und Ryan ging sowie das Mysterium mit den Gerüchten über das Hotel, schlägt Band 2 dann wieder eine ganz andere Richtung ein. Und das Thema ist eigentlich so wichtig, dass es mich doppelt und dreifach ärgert, dass es für mich hier nicht funktioniert hat. Jayawanth selbst hat ihre Essstörung bekannt gemacht, sie ist also eine Autorin, die in der Thematik aus eigenen Erfahrungen schöpfen kann. Das finde ich immer besonders authentisch, auch weil man die Unterschiede in der Erzählung oft doch merken kann. Deswegen fand ich Ryans inneren Kampf an sich sicherlich gut und nachvollziehbar dargestellt, aber es kam für mich in dieser Reihe einfach so unerwartet und hat alles auf den Kopf gestellt. Ellis ist in diesem Band kaum noch von eigener Bedeutung und auch ansonsten hat die Erzählung bis auf die Erkrankung keinen roten Faden mehr. Das Hotel war irgendwann völlig unwichtig, da lief man nur noch ein paarmal ein und aus, das war es. Das war alles nicht mehr das, warum ich ursprünglich überhaupt zu der Reihe gegriffen haben. Von daher wäre es angesichts des Potenzials der Handlung vielleicht cleverer gewesen, wenn Jayawanth sie in einer ganz anderen Geschichte verbaut hätte. Wo sie eben nicht eine Idee über die Hintertür ist, sondern das Zentrum, wo sie dann ihre eigenen Erfahrungen auch ganz anders hätte ausspielen können.

Auch wenn Murder Mystery für Band 1 etwas übertrieben war, weil es ja gar nicht wirklich einen Mord gab, so gab es doch einige Rätsel und ein großes betraf noch Riley. Das wurde in Band 2 als völlig harmlos aufgelöst und auch ansonsten waren die Rätsel gar nicht mehr von Bedeutung. Vielleicht war es noch spannend, was genau zwischen Emory und Deb gelaufen ist, aber ansonsten war die ganze Stilistik so anders und wie gesagt, es hat mich geärgert, dass nach dem Anfangsviertel, wo Ellis noch gleichberechtigt war, sie dann völlig als Nebenfigur abgetaucht ist. Ja, sie war für Ryan wichtig, aber nachdem sich für sie alle Probleme einfach in Wohlgefallen aufgelöst haben, ist Jayawanth für sie offenbar nichts mehr groß eingefallen. Das ist einfach schade, denn wenn ich Liebesgeschichten erzähle, dann sollte es doch am Ende ausgeglichen sein. Es muss kein Wettkampf sein, wer hat es schlimmer, aber dass doch beide weiter kontinuierlich ihren Weg mit ihren eigenen Steinen im Weg gehen. Hier kam wirklich einiges sehr ungünstig zusammen, weswegen ich den zweiten Band leider nochmal schwächer als den ersten fand. Es ärgert mich wirklich, zumal es die zweite Reihe war und ich mir da nochmal einen Sprung in der Qualität gewünscht hätte. Bessere Qualität heißt zwar auch nicht, dass mich die Geschichte dadurch auch auf jeden Fall einfängt, aber ich kann sie dennoch festmachen und hier ist mit dem erzählerischen Chaos vor allem in der Stilistik ein Rückschritt gemacht worden. Die Darstellung von Ryan wiederum hat gezeigt, was wirklich drin ist. Das ist der Maßstab, der aber nicht in diesen Band gepasst hat.

Fazit: Insgesamt habe ich mir unter der Van-Day-Dilogie wirklich etwas anderes vorgestellt. Die zwei Bände passen nicht so recht zusammen, weil die Stilistik des ersten Bandes (die schon ausbauwürdig war) einem sehr sensiblen Thema gewichen ist, das in einer Reihe viel besser untergebracht gewesen wäre. Ich bin leider etwas enttäuscht, weil das Potenzial war da.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.01.2024

Künstlicher und toxischer Eindruck

There With You
0

Langsam stellt sich bei mir ein Gefühl ein in Bezug auf Samantha Young, was mich nicht unbedingt optimistisch stimmt. Sie hat damals mit ihrer allersten Reihe in Dublin für mich eine neue Ära eingeschlagen, ...

Langsam stellt sich bei mir ein Gefühl ein in Bezug auf Samantha Young, was mich nicht unbedingt optimistisch stimmt. Sie hat damals mit ihrer allersten Reihe in Dublin für mich eine neue Ära eingeschlagen, aber so langsam scheint sie nicht mehr so richtig zu meinem Geschmack zu passen, was ja durchaus normal sein kann, aber traurig stimmt es mich dennoch. Ich habe bei dieser Adair-Reihe den Eindruck, dass es gewisse künstliche Elemente gibt, als ob es wirklich eine Checkbox gibt, die Young abarbeitet, statt einfach ihre Geschichten fließen zu lassen. Gewisse Sätze müssen immer geschrieben werden, als ob die Fans das erwarten. Vielleicht tun sie das wirklich, ich weiß es nicht, aber wenn die Geschichten sich nicht mehr natürlich anfühlen, dann wird es schwierig.

Auch wenn ich den ersten Band nicht schlecht fand, aber in meinem Hinterkopf war schon ein Gedanke, dass sich etwas anders anfühlt und jetzt mit dem zweiten Band wurde dieses Künstliche für mich immer deutlicher. Deswegen fällt es mir bei „There With You“ auch wirklich schwer, noch positive Aspekte zu finden. Was aber für mich definitiv doch festzuhalten ist, das ist wie mit den Kindern in dem Buch umgegangen wird. Thema Nanny, klar, dass sie dann einen großen Auftritt haben. Und ich fand es toll, wie Thane mit ihnen als Vater umgegangen ist, liebevoll, aber auch eine nötige Portion Strenge und eben auch die Priorisierung von ihnen zu jedem Zeitpunkt. Aber auch Regan war wirklich toll. Natürlich waren sie Kinder für sie, aber dennoch ist sie ihnen auf Augenhöhe begegnet und sie hat beide als Individuum gesehen und sich ihnen gegenüber jeweils unterschiedlich verhalten. Das hat für mich wirklich alles wunderbar gepasst, aber so schön diese Familienstimmung war, umso unverständlicher ist es eigentlich, wie Regan und Thane miteinander umgegangen sind.

Für sich sind Regan und Thane wahrscheinlich echt gute Menschen. Ich sage auch oft, wie man mit Tiere und Kindern umgeht, das sagt viel über einen aus. Sie hatten also das Potenzial. Warum sind sie also so fürchterlich miteinander umgegangen, wobei ich Thane noch unsensibler als Regan fand. Ja, beide haben ihr Päckchen zu tragen, aber das ist in Liebesgeschichten immer so, es ist also keine Entschuldigung. Aber die haben sich mehr gestritten und von sich gestoßen, als dass sie wirklich miteinander glücklich waren. Soll das bei einer Liebesgeschichte am Ende im Kopf bleiben? Und Young hat es auch nicht geschafft, irgendwie Ruhe reinzubringen. Das erste Mal miteinander, prompt Selbstzweifel und erstmal in der Dusche weinen gehen. Ein wunderschöner Ausflug, mal schnell eine Eifersuchtsgeschichte hinterherschieben. Es war wirklich anstrengend und ich habe zunehmend gemerkt, dass es mir eben auch die Freude an den schönen Momenten genommen hat, weil es war klar, gleich kommt ja doch wieder was und alles liegt in Scherben. Dann kommt noch dieser künstliche Eindruck, der vor allem auch viel durch die Nebencharaktere erzeugt wird. Lachlan und Robyn kenne ich ja eigentlich schon, aber auch sie konnte ich nicht wirklich ausnehmen. Aber die Mutter von Robyn und Regan? Unfassbar! Diese Frau ist genauso geschrieben worden, wie es die Geschichte brauchte, ebenso wie ein späterer Filmstar, da bin ich einfach an die Decke gegangen, weil es nicht natürlich wirkte, sondern weil es maximal für Stress sorgen sollte.

Der erste Band hatte auch viele Thriller-Momente und das durchgängig. Da war ich schon gespannt, wie das nun in „There With You“ fortgeführt wird, denn innerhalb einer Reihe von Mischung aus Romantik und Thrill zu nur Romantik, nein, das passt nicht. Dennoch ist „There With You“ anders. Es gibt die Bedrohung durch die Ex-Affäre von Thanes verstorbener Frau und wir haben den Stalker von Regan. Die Elemente sind also da, doch sie sind sehr zurückgefahren, bis es am Ende dann von jetzt auf gleich richtig rund geht. Da war der erste Band besser ausgestaltet, weil es besser mit regelmäßigen Höhepunkten ineinander gegriffen hat. Hier war es dann ein Schwerpunkt ganz am Ende und fertig. Das hat auch dazu beigetragen, dass ich nun wirklich immens zweifle, ob mich die Adairs nochmal wiedersehen.

Fazit: Entweder Samantha Young hat sich gewandelt oder ich habe mich zu sehr von ihr fortbewegt. Denn was bislang nur ein vages Gefühl ist, das ist nun mehr Gewissheit. Die Adair-Reihe ist mir zu künstlich. Es wirkt wie das Abhaken von Erwartungen und so ist eine zutiefst toxische Liebesgeschichte entstanden, wo dann auch das Thrill-Element am Ende nicht mehr passte. Vielleicht müsste ich die früheren Bücher von Young nochmal lesen, ob es immer schon so war, aber das hier war anstrengend.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.11.2023

Mehr Logikfehler als Spannung

A Spell Unspoken
0

Zu „A Curse Unbroken“ habe ich geurteilt, dass ich es mochte, wie die Hexenmagie und generell die arkane Welt sich so wunderbar in unsere Alltagswelt hat integrieren lassen. Mich hatte nur etwas gestört, ...

Zu „A Curse Unbroken“ habe ich geurteilt, dass ich es mochte, wie die Hexenmagie und generell die arkane Welt sich so wunderbar in unsere Alltagswelt hat integrieren lassen. Mich hatte nur etwas gestört, dass nicht so wirklich offensichtlich wurde, worauf die Geschichte immer hinaus will Am Ende gab es zwar einen richtigen Showdown und dort wird dann auch so langsam die Gegnerschaft deutlich, aber deswegen habe ich vermutet, dass erst Band 2, „A Spell Unspoken“ so richtig aufklären wird, um was es gehen wird.

Auch wenn ich sehr viel Potenzial in „A Spell Unspoken“ gesehen habe, so konnten die Erwartungen von Yvy Kazi in meinen Augen nicht erfüllt werden. Irgendetwas war immer, wo ich so daran dachte, das verhindert gerade eine starke Phase des Buchs. Der erste Teil beispielsweise ist sehr zäh. Darren und Gemma ist erstmal die Flucht aus New York gelungen und sie kommen bei ihren Müttern unter. Das fand ich eigentlich als Idee sehr gut, weil sie so viel erwähnt wurden im ersten Band, aber sie jetzt wirklich zu erleben, das ist eben doch etwas anderes. Doch dann ging es auch schon mit den Problemen los Viola habe ich vielleicht noch in Ansätzen kennengelernt, aber Laura ist sehr, sehr blass gewesen. Generell habe ich mir aus der Einführung der Mütter einfach mehr erhofft. So passierte es dann auch, dass es eben so zäh wurde, weil Gemma in die verschiedenen Bücher eintaucht und probiert und macht, während Darren sich auch verbessern soll, aber so richtig bekommen wir eben doch nichts mit. Dazu habe ich mir dann mit zunehmenden Infos, was die Gegner für Fähigkeiten haben, wie dunkel ihre Probleme wohl sein müssen, gefragt, warum Gemma, Darren und ihr Zirkel dem so alleine gegenüberstehen. Es wurde zwar argumentiert, dass es eben gewisse inoffizielle Regeln in der arkanen Welt gibt, wo sich viele auch lieber zurückhalten, aber Alaric und Co. haben ja keine Pläne entwickelt, die am Ende drei Menschen betreffen, sondern es geht ja tatsächlich um einen dunklen Plan, der sich locker auf die ganze Welt ausweiten könnte und dann geht es wieder andere an. Deswegen hat es mich irgendwann einfach sehr gestört, wie sich generell die arkane Welt, aber speziell auch die Mütter rausgehalten haben. Zumal immer kam, Gemma und ihr Zirkel seien Babywitches, was ergibt es dann für einen Sinn, wenn die erfahreneren Hexen sie einfach sich selbst überlassen?

Positiv in dieser Phase war für mich auf jeden Fall aber, dass sich die Beziehung von Gemma und Darren für mich so entwickelt hat, dass ich sie wirklich gemeinsam mag. Man hat zunehmend diese unsichtbaren Fäden zwischen ihnen gespürt und es gab sehr romantische Momente, wo ich wirklich glücklich war, dass ich sie auch als diese besonderen Momente wahrnehmen konnte. Dennoch ist Darren einfach nicht so ausgearbeitet worden, er war am Ende eigentlich mehr der Mann für die Liebesgeschichte als ein Held auf seine eigene Art und Weise und in dem Fall hätte es seine Perspektive auch einfach nicht gebraucht. Kazi hat diese irgendwann auch kaum noch geschert. Als sich das Geschehen wieder nach New York verlagert und die Figuren voneinander getrennt werden, gerade dann wären die beiden Perspektiven doch Trumpf gewesen, aber nein, da klebte erst recht alles an Gemma. Das war für mich auch unbefriedigend, weil es sich unvollständig anfühlte. Es gab zwar keine logischen Löcher, aber richtig fühlte sich die stilistische Aufteilung nicht an.

Schließlich kommt es dann wieder zu einem Showdown, aber nennen wir es lieber nur einen kleinen Puff. Meine Kritik liegt auf jeden Fall darin, dass ich diesen großen, mächtigen Zirkel nur marginal kennengelernt habe. Dafür, dass es doch viele Hexende mit dunklen Ideen und Pläne waren, hätte ich wirklich gerne mehr ein Gefühl für die Antagonisten bekommen. Einzig in Bezug auf Eric wurde wirklich ein guter ob gemacht. Noch der Antiheld in Band 1, ist er in Band 2 gut ausgebaut worden und er war ein schöner Charakter, um zu demonstrieren, dass nicht alles schwarz-weiß ist. Aber auch die Schatten sind blass geblieben. So entscheidend für die Geschichte, aber letztlich so unbegreiflich. Ich weiß, dass es noch zwei Bände geben wird. Auch wenn diese den Fokus auf Hazel und Taro verschieben, da können die Fragen natürlich noch beantwortet werden, aber bestimmte Infos hätte ich schon jetzt gebraucht. Und dann eben das Ende. Es kann in meinen Augen nicht mit dem aus dem ersten Band 1 mithalten. Da, wo es eigentlich wirklich gut geht, kommt dann die magische Lösung um die Ecke und schwupps alle gelöst. Selbst wenn Gemma einen Preis zahlen musste, aber es wirkte antiklimatisch und das war ein bisschen schade.

Fazit: Es ärgert mich wirklich, aber „A Spell Unspoken“ konnte leider das Niveau des ersten Bandes nicht halten. Es gab wirklich gute Momente, speziell bei Sachen, auf die ich im Vorfeld nicht gesetzt hätte, aber dafür gab es dem gegenüber viel Zähes zu Beginn und wenn es dann endlich spannender losgeht, habe ich immer mehr die Logik gesucht. Am Ende löst sich die Bedrohung auch zu einfach auf. Hiernach hadere ich nun leider sehr, ob diese Reihe für mich noch weitergehen soll.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.02.2023

Krankenhausalltag verträgt sich nicht mit meinen Erwartungen

Whitestone Hospital - Drowning Souls
0

Ah, Ava Reed, was machst du nur mit mir? Ich habe die „Whitestone Hospital“-Reihe von der Ankündigung weg geliebt, eben weil ich so viele Arztserien schauen und es also genau mein Metier ist. Aber der ...

Ah, Ava Reed, was machst du nur mit mir? Ich habe die „Whitestone Hospital“-Reihe von der Ankündigung weg geliebt, eben weil ich so viele Arztserien schauen und es also genau mein Metier ist. Aber der erste Band hat es mir schon schwer gemacht, so dass ich anschließend gehofft habe, dass sich die Komposition aus Krankenhausalltag und Liebesgeschichte erst noch einpendeln muss. Aber leider kann ich nicht bestätigen, dass „Drowning Souls“ eine Steigerung darstellt.

Die Probleme bleiben also dieselben, nur dass ich sogar noch glaube, dass die Voraussetzungen hier besser waren, dennoch aber nicht genutzt werden. Im ersten Band war mir Privatleben und Abarbeiten von Krankheitsbildern zu abgehackt nebeneinander, aber mit ihrem fiesen Cliffhanger hat Reed eigentlich alles grandios vorbreitet. Deswegen fand ich den Einstieg so spannend, weil es durch die Einbindung des Personals als Patienten sofort emotionaler war. Ich habe mit allen gefühlt, wie sie geliebte und respektierte Menschen behandeln musste und dann eben speziell über Sierras Perspektive, wie sie Mitch helfen muss. Doch nach der Rettung kam so ein Bruch, den ich nicht verstanden habe. Denn Mitch muss gefühlt mehr oder weniger für sich selbst genesen, dabei wäre es doch gerade interessant gewesen, ihn als Patienten intensiv zu begleiten. Zudem hat es mich gestört, dass in der Zeit die heimlichen Besuche von Sierra beschrieben wurden und einer von Laura und Grant, aber ansonsten? Da ich mir einfach vorgestellt habe, dass sie eine schnell eng zusammengewachsene Truppe sind, hat mich das ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht. Auch später, als Mitch längst wieder im Dienst ist, hat mir das einfach gefehlt. Denn er wird sein Leben lang gezeichnet sein und dennoch spricht keiner drüber. Auch wenn er verständlicherweise lange nicht selbst darüber reden konnte, aber ich fand die ganze Atmosphäre wenig emphatisch.

Da diese Vorlage dann nicht genutzt wurde, blieb der Rest dann erst recht wie im ersten Band, denn auch der Alltag in der Notaufnahme, der am meisten über Sierra abgebildet wird. Da geht es fast eigentlich nur darum, lustige und absurde Fälle zu schildern, die einfach abgearbeitet werden. Der einzige Patient, mit mehr Tiefe ist dann Mr Joon, der für Mitch wichtig wird. Das war für mich definitiv ein Ansatz, wo ich sagen würde, DAS ist es, damit muss mehr gearbeitet werden, weil es sofort emotionaler und nachvollziehbarer wird. Privat kommt dadurch wieder etwas zu kurz, denn man merkt auch, dass durch die Liebesgeschichte ein wenig gesprintet wird. Auch wenn es im ersten Band natürlich Vorbereitungen gab, aber ich wollte es im Hier und Jetzt inniger haben. Dazu kommt hinzu, dass Sierra eine komplizierte Person ist, die man nicht einfach ins Herz schließen kann. Mitch ist ein wahrer Herzensmensch, weswegen es auch schade ist, dass es ihm ähnlich wie Nash im ersten Band ergeht, denn die Männer kommen einfach kürzer. Aber Sierra ist jemand, der unnahbar ist, der immer lieber erstmal austeilt und dann erst nachdenkt und die dazu einen bissigen Humor ist. Das ist nicht unbedingt eine Kombination, die ich sympathisch finde. Natürlich ist es ein Schutzmechanismus, denn man sieht ja, dass sie weiche Seiten hat und dennoch ist es schwer, die Geschichte durch ihre Augen zu begleiten. Das erschwert automatisch auch etwas die Liebesgeschichte. Eins möchte ich da aber noch hervorheben, die erste intime Szene mit ihren Nachwirkungen hat mir sehr gut gefallen, weil es sensibel und realistisch war. Das ist bei erotischen Szenen nicht immer selbstverständlich, daher ziehe ich hier meinen Hut.

Fazit: Die Hälfte der „Whitestone Hospital“-Reihe ist abgeschlossen und ich muss ehrlich gestehen, dass ich nicht weiß, ob ich sie weiterhin verfolgen werde. Denn die Vereinbarkeit von Krankenhausalltag und Privatleben/Liebesgeschichte bleibt für Ava Reed eine große Herausforderung bzw. sie legt einfach einen anderen Schwerpunkt, als ich es mir wünschen würde. Das fand ich im zweiten Band in der Zusammenstellung sogar nochmal etwas schwächer als im ersten. Das ändert nichts an Reeds Erzählqualitäten und sollte es für mich wirklich vorbei sein, dann werde ich bei anderen Projekten die Augen sofort wieder offenhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.01.2023

Nicht meine Reihe

Sand Castle Ruins - The Boys of Sunset High
0

Als ich die angekündigte Reihe von Vivien Summer im Programm von Lyx entdeckt habe, habe ich gleich eine gewisse Skepsis verspürt. Das lag sicherlich nicht am Umstand, dass Summer das Pseudonym einer deutschen ...

Als ich die angekündigte Reihe von Vivien Summer im Programm von Lyx entdeckt habe, habe ich gleich eine gewisse Skepsis verspürt. Das lag sicherlich nicht am Umstand, dass Summer das Pseudonym einer deutschen Autorin ist, denn nach der Nationalität unterscheide ich bei NA schon länger nicht mehr, aber es war mehr der Klappentext. Mein Geschmack in dem Genre hat sich über die Jahre durchaus etwas verändert und wenn es schon um Multimillionäre geht, wo die arme Kirchenmaus verfällt, dann hmm ja, dann greife ich nicht mehr so gerne zu. Bei „Sand Castle Ruins“ habe ich nun aber zugegriffen und ich habe es nicht per se bereut, aber für mich steht dennoch schon fest, dass ich die Reihe nicht weiterverfolgen werde, weil mir die Atmosphäre zu düster ist und ich auch paar Botschaften eher grenzwertig finde. All das hat aber nichts damit zu tun, wie ich Summer als Autorin einschätze. Ich kannte sie bislang noch nicht, aber sie hat mich zügig mit ihrem Stil durch die Handlung getragen und sie hat auch eine angedeutete Tiefe, die ich ihr hoch anrechne.

Kommen wir aber zum eigentlichen Inhalt und den Figuren. Kit mochte ich eigentlich echt gerne, auch wenn sie sich etwas zu lästig in Connors Gegenwart vergessen hat, aber dennoch durfte sie eine starke Frau mit bewundernswertem Verantwortungsgefühl sein, die ihr Herz definitiv am rechten Fleck hat. Egal, wie das Leben ihr bislang mitgespielt hatte, sie kann sich in manchen Aspekten verschlossen haben, aber das was zählt, das ist immer geblieben. Connor dem gegenüber war mir definitiv zu sehr Macho. Er hat sich mit den anderen Jungs da wunderbar ergänzt und tatsächlich sind es auch die Männer, weswegen ich die Reihe nicht weiterverfolgen wurde, denn es wurde überdeutlich klar gemacht, dass auch die anderen mit Connor sehr vergleichbar sind und es war doch etwas anstrengend. Ich bin zwar auch dem Knistern verfallen, das zwischen Kit und Connor erzeugt werden konnte, aber es wurde irgendwann doch auch belastend für meine Psyche, wie lange die beiden sich immer angegangen sind. Verletzte Gefühle hin oder her, aber es war schon verrückt, wie mutwillig sie sich gegenseitig immer wieder verletzt haben. Bei Connor habe ich es dann eben noch kritischer gesehen, weil er die ganze Zeit die Geheimnisse hatte und damit das Heft in der Hand hatte und dennoch nicht auf eine klare Weise sich positioniert hat. Er war auch deutlich derjenige, der sich mehr im Griff hatte und ich fand das gegenüber Kit etwas unfair, dass sie dann immer so unterwürfig wirken musste.

Insgesamt finde ich auch, dass die Geschichte sehr konstruiert wirkte. Das ist zwar speziell bei diesen Geschichten nicht selten, aber dennoch ist es mir hier sehr deutlich aufgefallen. Bei beiden Elternseiten, also bei Connor nur die Mutter, hat es mir total gefehlt, da Ganze näher zu erläutern. Wir bekommen zwar bei Kit angedeutet, dass ihre Mutter die Affären des Vaters spitz bekommen hat, aber danach erleben wir auf einmal die Gegenwart, wo beide Rabeneltern sind und spielsüchtig. Wie ist das denn passiert? Mir hat sich das nicht erklärt. Und auch Connors Mutter, die von heute auf morgen die schlechteste Mutter der Welt wird und wie eine Marionette eines geldgeilen Mannes agiert. Das war mir irgendwie zu parallel und jeweils unerklärlich, zumal es eben wieder jeweils die Frauen sind, die da so schwach dargestellt werden. Weiterhin fand ich die Vergangenheitskapitel nicht gut, denn ich habe sie nicht wie gewünscht als Ergänzung gefunden, sondern sie haben nur die düstere Stimmung verstärkt. Zudem wurde die ganze Zeit Spannung bezüglich des Trennungsgrunds aufgebaut und im Grunde gab es gar keinen Auslöser, sondern nur eine Entwicklung, aber da wurde aus nichts ganz viel gemacht, was dann eben enttäuschend wirkte. Insgesamt fängt das das Buch gut ein, denn die Geschichte ist sehr aufgebauscht, der eigentliche Kern aber eher gering. Dennoch fand ich das Ende dann wieder toll, denn es war kein übertriebenes Happy End, aber viel wichtiger war vorher noch den Abstand, den Kit sucht, denn das war genau das, was mich bei ihr auch gereizt hat und es war schön, dass sie sich das auch genommen und Connor es auch akzeptiert hat.

Fazit: Ich habe es mal wieder mit den steinreichen Bad Boys versucht, aber es ist einfach nicht mehr meins. Auch wenn ich auch inhaltlich und stilistisch größere Schwächen gefunden habe, weil die Geschichte mir zu sehr aufgebauscht war, so habe ich doch das Prickeln der Erzählung gut nachvollziehen können und Summer hat auch als Autorin großes Potenzial. Doch meine Reihe ist es einfach nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere