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Veröffentlicht am 04.12.2023

Genial!

Mein Herz ist eine Krähe
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MEIN HERZ IST EINE KRÄHE
Lina Nordquist

„Die Sonne schien durch das Fenster und wärmte Tone Amalies Locken. Aber niemand wird satt davon, dass man ihm über den Kopf streicht.“ (S. 82)

Norland um 1900:
Unni, ...

MEIN HERZ IST EINE KRÄHE
Lina Nordquist

„Die Sonne schien durch das Fenster und wärmte Tone Amalies Locken. Aber niemand wird satt davon, dass man ihm über den Kopf streicht.“ (S. 82)

Norland um 1900:
Unni, Ehemann Armod und Sohn Roar fliehen aus Norwegen. Hätte Unni nicht fliehen können, wäre sie wegen Hurerei und mehrfachen Mordes ins Irrenhaus gekommen. Doch die Flucht gelang ihr und so suchen sie ein neues Zuhause - in einem anderen Dorf, wo keiner etwas von ihrer Geschichte weiß.
In Schweden finden sie mitten im Wald eine unbewohnte Kate. Der Waldbauer lässt sich diese in Raten mit Feld- und Waldarbeit bezahlen. Das Schicksal meint es jedoch mit der jungen Familie nicht gut, zumal der Sommer sich dem Ende neigt und der Vorratsschrank nicht mehr aufgefüllt werden kann. Unni und Armod kämpfen ums Überleben.

70 Jahre später beerdigt Kåra gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter Bricken ihren Schwiegervater Roar.
„Schließlich wurde er aus der Kate getragen, aber die Lücke, die er hinterließ, nahmen sie nicht mit.“ (S. 167)
Jetzt sind sie allein in dem Haus, wo Roar einst mit seiner Mutter Unni, Armod und seinen zwei Schwestern lebte. In der Kate, wo sich nicht nur Verrat und Mord zutrug, sondern vieles mehr..

„Ein Haus wird schrecklich still, wenn die Freude auszieht. (S. 276)

Lina Nordquist lässt Unni und Kåra zu Wort kommen. Abwechselnd erzählen sie ihre Geschichten, die sich teilweise überlagern. Immer tiefer tauchen wir in deren Leben und Geheimnisse ein, bis wir im letzten Kapitel vor dem großen Ganzen stehen.
Schwere Kost, unglaublich gut aufgebaut, ein Debüt in feinster Sprache erzählt.
Für mich ein absolutes Jahreshighlight, dem ich eine große Leserschaft wünsche.
5+/ 5

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.11.2023

Super!

Kontur eines Lebens
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KONTUR EINES LEBENS
Jaap Robben

Auf zwei Zeitebenen erzählt Robben die bewegende Geschichte von Frieda Tendeloo:

- Wir treffen Frieda in ihrem frischbezogenen Zimmer im Altenheim. Ihr Mann Louis, der ...

KONTUR EINES LEBENS
Jaap Robben

Auf zwei Zeitebenen erzählt Robben die bewegende Geschichte von Frieda Tendeloo:

- Wir treffen Frieda in ihrem frischbezogenen Zimmer im Altenheim. Ihr Mann Louis, der all die Jahre viel gesünder war als sie selbst, war ganz unerwartet gestorben. Er hatte sich die letzten Jahre liebevoll um Frieda gekümmert - sie gewaschen und gepflegt, da sie selbst auf einen Rollator angewiesen ist. Ab da war es unvermeidlich: Frieda musste in ein Altenheim umziehen. Ihr Sohn Tobias und seine schwangere Frau Nadine unterstützten sie bei der Wohnungsauflösung.
Doch jetzt mit der Lebensveränderung wandern ihre Gedanken immer öfter in ihre Vergangenheit und treffen wieder auf Otto, einen Mann, in den sie sich vor ihrer Ehe mit Louis verliebte und der sie damals tief verletzte.

- Die junge Frieda verliebt sich Hals über Kopf in den verheirateten Otto. Sie erfährt durch ihn ihre ersten sexuellen Erfahrungen und Liebe. Als sie ungewollt schwanger wird und sie ihren Eltern beichten muss, dass Otto sie nicht heiraten wird, verstößt ihre katholische Familie sie. Frieda steht ganz alleine vor einem riesigen Problem.

Wow, was für eine intensive Geschichte. Heute kann man sich kaum vorstellen, wie ledige, schwangere Frauen damals als Aussätzige behandelt wurden. Unfassbar! Traurig! Erschütternd!
Mich hat das Buch von Anfang an sehr berührt und ich kann mich den vielen Lobeshymnen auf dieses Buch einfach nur anschließen.
Etwas verwirrt hat es mich, das der Autor ein Mann ist. Wie kann ein Mann so viele intime Dinge und Gedankengänge über eine Frau wissen?
Diese Frage kann ich jetzt nicht beantworten, muss ich ja auch nicht, es ist ihm auf jeden Fall sehr gut gelungen.

Fazit:
Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann, ein Highlight, große Leseempfehlung!
5+/ 5

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.11.2023

Berührend

Vatermal
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VATERMAL
Necati Öziri

„Ich werde diese Geschichten aufschreiben, dir und meinen beiden Halbbrüdern. Damit sie wissen, dass sie noch einen Bruder und auch eine Schwester hatten, damit sie erfahren, wem ...

VATERMAL
Necati Öziri

„Ich werde diese Geschichten aufschreiben, dir und meinen beiden Halbbrüdern. Damit sie wissen, dass sie noch einen Bruder und auch eine Schwester hatten, damit sie erfahren, wem ihr Vater nie Vater war, damit sie schätzen lernen, wie viel Zeit und Liebe sie von dir bekommen.“ (S. 20)

Arda liegt mit einer Autoimmunhepatitis im Krankenhaus und weiß nicht, ob er dieses lebend verlassen wird.
Er schreibt seine Lebensgeschichte für seinen Vater auf, für einen Menschen, an den er fast keine Erinnerungen hat. Dieser hatte seine Familie ohne ein Wort des Abschieds vor Jahren verlassen. Dieses Ereignis hat nicht nur sein Leben geprägt und dramatisch verändert, sondern auch das der Mutter Ümran und Schwester Aylin. Zwei Frauen, die nie einen besonderen Draht zueinander hatten und seit frühester Kindheit immer im Streit lagen.

„[…] wird mir klar, dass ich schon immer der Klebstoff war, der meine Mutter und meine Schwester zusammengehalten hat.“ (S. 83)

Dabei wollte doch seine Mutter alles besser machen. Besser als ihre eigene Mutter, die ihre Kinder damals nach dem großen Erdbeben einfach bei der schrecklichen Tante in der Türkei zurückließ und sie erst Jahre später nach Deutschland nachholte.
Doch so gut ihre Vorsätze auch waren, das Leben kam für Ümran anders.

Wow, was für ein großartiges Debüt!
Ümrans, Ardas und Aylins Leben in Rückblicken erzählt, ist feinfühlig, traurig, authentisch und bewegend. Ganz besonders gut gefielen mir die wechselnden Erzähler-Perspektiven.
Ein Buch, das mich sehr berührt hat und zu Recht auf der Shortlist 2023 stand - aber leider nicht gewonnen hat.
Von mir gibt es eine große Leseempfehlung.
5/ 5

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Wahnsinns Buch!

Von den fünf Schwestern, die auszogen, ihren Vater zu ermorden
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VON DEN FÜNF SCHWESTERN DIE AUSZOGEN, IHREN VATER ZU ERMORDEN
Melara Mvogdobo

Die vier Afroschweizer-Schwestern Sheshe, Céleste, Lea und Marion reisen nach Kamerun, wo ihre fünfte Schwester Séraphine ...

VON DEN FÜNF SCHWESTERN DIE AUSZOGEN, IHREN VATER ZU ERMORDEN
Melara Mvogdobo

Die vier Afroschweizer-Schwestern Sheshe, Céleste, Lea und Marion reisen nach Kamerun, wo ihre fünfte Schwester Séraphine lebt. Gemeinsam mit ihr wollen sie ihren kamerunischen Vater, Hilaire Bongo Nkomo, der sie alle im Kindesalter sexuell missbrauchte, umbringen.
Wo immer dieser Mann lebte, betrog und täuschte er Menschen, die ihm nahe standen.
Jede der fünf Frauen versucht seit der Kindheit auf unterschiedlichster Weise mit ihren Traumata zu leben - nicht jeder gelingt es gut.
Jetzt möchten sich die Frauen rächen und endlich mit ihm abrechnen.
Doch wie das Leben so spielt, kommt es auf einmal ganz anders …

Was für ein Debüt! Chapeau Melara Mvogdobo!
Trotz der belastenden Themen führt uns die Autorin leichtfüßig durch diese Geschichte.
Wir erfahren über kamerunische Rituale, spirituelle Bräuche und erleben afrikanische Kultur. Natürlich wird die grausame Tat benannt, aber nicht im Detail erzählt, dennoch haben wir einen tiefen Einblick in die verletzten Seelen der fünf misshandelten Frauen.
Der Aufbau des Buches ist unglaublich spannend und anders. Ja, an einigen Stellen musste ich wirklich schmunzeln.
Kaum zu glauben, dass dieses Manuskript fast 20 Jahre in der Schublade der Autorin lag und kein Verlag es verlegen wollte. Erst „ME TOO“ machte es möglich, dass Themen wie diese erzählt werden dürfen - dass Frauen, denen so etwas Schreckliches passiert, aufstehen dürfen!
Melara Mvogdobo Geschichte muss gelesen werden! Sie steht hier stellvertretend für das, was so vielen Frauen und Kindern auf der Welt in diesem Moment irgendwo angetan wird.
Danke an EDITION 8, dass ihr den Mut hattet, diese Geschichte zu verlegen und dir Melara Mvogdobo wünsche ich eine große Leserschaft und hoffe, dass dein nächstes Buch ganz schnell in die Regale findet.
Bitte lest dieses Buch!
5/ 5

P.S. Und wenn es wirklich eine Fee gibt, dann wünsche ich mir dieselben drei Wünsche wie Sheshe! Einfach genial.

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Veröffentlicht am 02.11.2023

Großartig!

Vladimir
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VLADIMIR
Julia May Jones

Unsere namenlose 58-jährige Literaturdozentin lehrt an einem kleinen amerikanischen Collage im Fachbereich Literatur. Sie war schon immer autark, beliebt und intelligent, doch ...

VLADIMIR
Julia May Jones

Unsere namenlose 58-jährige Literaturdozentin lehrt an einem kleinen amerikanischen Collage im Fachbereich Literatur. Sie war schon immer autark, beliebt und intelligent, doch hat sie seit Neuestem ein großes Problem mit dem Älterwerden. Und das spiegelt sich auch in ihrer Ehe mit Ehemann John, der am selben Collage unterrichtet, wieder. Beide führen eine "offene Ehe, was nie ein Problem darstellte, schließlich hat ihr Ehemann ein größeres Interesse an sexuellen Aktivitäten.
Doch dann lernt sie ihren neuen, jüngeren Kollegen Vladimir kennen und ihre sexuelle Energie erwacht. Zeitgleich droht John eine Suspendierung: Mehrere weibliche Studierende haben den Professor wegen sexueller Übergriffe beim Dekan angezeigt. Daraufhin wurde eine Anhörung eingeleitet.

Wer jetzt denkt, dass Vladimir eine kitschige Liebesgeschichte ist, den muss ich hier direkt an dieser Stelle enttäuschen.
Obwohl es hauptsächlich um ein alterndes und lang verheiratetes Ehepaar geht (die offensichtlich gerade in einer Lebenskrise stecken), so werden Themen wie Depressionen, Drogenkonsum und Missbrauch im Kontext angesprochen.
Ich habe so ein feines Buch, was so unglaublich schön vom Sprachstil ist und mich gefühlt in das Wohnzimmer vom Ehepaar Hustvedt/Auster katapultiert hat, nicht erwartet - eine unglaubliche Überraschung.
Ein Buch, das zum Ende eine ganz andere, nicht vorhersehbare Wendung bekommt und noch einmal richtig aufdreht.

Fazit:
Ein Wahnsinnsdebüt! Stark aus dem Amerikanischen von Eva Bonné übersetzt.

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