Super Worldbuilding!
Der Schreibstil von Jasmin lässt sich meines Erachtens sehr leicht und flüssig lesen. Es gibt keine unnötig langen Ausschweifungen und trotzdem erhält man einen guten Eindruck der steampunkigen Umgebung. ...
Der Schreibstil von Jasmin lässt sich meines Erachtens sehr leicht und flüssig lesen. Es gibt keine unnötig langen Ausschweifungen und trotzdem erhält man einen guten Eindruck der steampunkigen Umgebung. Dementsprechend ist auch die Atmosphäre in diesem Buch eine ganz besondere; es fiel mir zu keinem Zeit schwer, mir die Dampfmaschinen und Automobile rund um das Geschehen vorzustellen.
Des Weiteren haucht Jasmin mit ihrer Art, Worte aufs Papier zu bringen, allen Figuren ein individuelles Leben ein. Jeder einzelne Charakter hat eine eigene Persönlichkeit mit Stärken und Schwächen, wodurch ich mich gut in sie hineinversetzen konnte. Sie wirkten auch nicht übertrieben, sondern authentisch und menschlich.
Wo wir schon einmal bei den Charakteren sind, mache ich doch gleich damit weiter. Da wäre zum einen natürlich Mary Parker, unsere Protagonistin. Sie ist Privatermittlerin und hat früher in der Armee als General gedient. Mary ist eine sehr starke Persönlichkeit, die sicherlich eine Vorbildfunktion darstellt. Mit ihrer sorgfältigen und manchmal auch grimmigen Art fand ich sie sofort sympathisch.
Ebenso erging es mir mit Max – einem jungen Mann, der nach seinem abgeschlossenen Studium ein eigenes Labor eröffnet hat und nur darauf wartet, einen großen Auftrag an Land zu ziehen; in etwa so wie der, mit dem Mary ihn aufsucht, wobei er sicherlich nicht mit dieser Größenordnung gerechnet hätte. Wo Mary seriös erscheint, ist Max oftmals ein wenig zu begeistert. Er strotzt nur so vor Enthusiasmus und ist so energiegeladen, dass ich manchmal ganz schön Mitleid mit Mary bekommen habe. Nichtsdestotrotz ist er einfach nur liebenswürdig und erledigt seine Arbeit gewissenhafter, als es manch anderer womöglich getan hätte.
Doch auch die anderen Charaktere, die im Vergleich zu Mary und Max eine eher untergeordnete Rolle spielen, waren toll ausgearbeitet. Der Kaiser wirkt auf der einen Seite sehr human und aufrichtig, auch wenn er auf der anderen Seite so patriotisch ist, dass er die Mauer rund um das Deutsche Autonome Territorium verteidigt, wo er nur kann. Was als Kaiser sicherlich auch sein Job ist, andererseits ist er ein Herrscher, der nicht unbedingt liberal eingestellt ist.
Aber kommen wir zur Handlung. Diese ähnelt im Grundaufbau einem klassischen Detektiv-Krimi. Klar, schließlich ist Mary Parker ja auch genau in dieser Funktion zum Kaiser gerufen worden. Nachdem die Identität der Leiche zweifelsohne nachgewiesen war, fingen die eigentlichen Ermittlungen an. Jasmin ist dabei sehr geschickt vorgegangen, indem sie die Leser*innen bis zum Schluss miträtseln lässt. Es gibt falsche Fährten und heiße Spuren, denen Mary und Max folgen und die letztendlich zu nur der Person führen, die für den Mord verantwortlich ist.
Die Suche nach dem Täter war spannend und mitreißend, sodass ich das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen habe. Mein einziger kleiner Kritikpunkt bleibt die Auflösung, weil ich die Identität des Täters bereits erahnen konnte. Dennoch blieben mir selbst die Motive dieser Person verborgen, was am Ende noch mal für das ein oder andere Überraschungsmoment gesorgt hat.
Fazit
„Knochen & Dampf“ ist ohne Zweifel ein wirklich toller Steampunk-Krimi, der nicht nur durch die Ausarbeitung der Charaktere besticht, sondern auch durch das Worldbuilding in einem alternativen 19. Jahrhundert sowie die klassischen Detektiv-Ermittlungen. Nur die Auflösung habe ich in Ansätzen bereits in der Art erahnt, weshalb es einen winzig-kleinen Punktabzug gibt.