Eine tolle Sammlung von Short Adventures
Warrior Cats - Wege zum SchattenClanRotschweifs Schuld
In der Hauptreihe erfährt man leider nicht viel von Rotschweif, dem engen Vertrauten und Stellvertreter von Blaustern aus dem DonnerClan. Schon im allerersten Band der gesamten Reihe ...
Rotschweifs Schuld
In der Hauptreihe erfährt man leider nicht viel von Rotschweif, dem engen Vertrauten und Stellvertreter von Blaustern aus dem DonnerClan. Schon im allerersten Band der gesamten Reihe stirbt Rotschweif – direkt am Anfang. Im Laufe der ersten Staffel stellt sich heraus, dass es Tigerkralle war, der Rotschweif ermordet hat. Wie genau es dazu kam, erfährt man in diesem Short Adventure.
Rotschweif war mir als Charakter von vornherein sympathisch. Er ist ein junger, aufgeweckter Schüler namens Rotpfote, als er seinen ersten Auftritt hat. Unerfahren wie er ist, kommt es dazu, dass Tigerkralle ihm auf einer Patrouille das Leben rettet. Rotpfote ist völlig eingenommen von dem Gedanken, dass er Tigerkralle sein Leben verdankt und schwört sich, diese Schuld eines Tages zu begleichen.
Die Entwicklung Rotschweifs, Tigerkralle zunächst zu bewundern, dann jedoch langsam herauszufinden, dass Tigerkralle möglicherweise nicht der loyale und ehrliche Krieger ist, der er zu sein vorgibt, wurde meines Erachtens wirklich großartig dargestellt. Ich mochte es sehr, dass Rotschweif sich vom jungen, verängstigten Schüler zu einem selbstbewussten Krieger entwickelt hat, ohne dass diese Entwicklung an irgendeiner Stelle unschlüssig rüberkam.
Natürlich weiß man durch die erste Staffel bereits, wie Rotschweifs Leben endet, doch der Spannungsbogen dieses Short Adventures beruht eher auf dem Weg dorthin als auf dem letztendlichen Höhepunkt in der Schlacht gegen den FlussClan, in der Rotschweif getötet wird.
Bernsteinpelz‘ Clan
Anders als im Klappentext beschrieben, geht es in diesem Short Adventure nicht primär darum, dass Bernsteinpelz in der sechsten Staffel als Stellvertreterin zurücktritt. Vielmehr stürzen mehrere Probleme auf Bernsteinpelz ein, da ihr Clan wenig Vertrauen in sie hat, seit ihr Gefährte Eschenkralle – ehemals Eschenstern – als Anführer zurückgetreten ist. Hinzu kommt auch noch, dass ihr Sohn Tigerstern jetzt mit Taubenflug zusammen ist, die nun dem SchattenClan beigetreten ist; was Bernsteinpelz nicht sonderlich gutheißt.
Überraschend für mich war vor allem die Abneigung, die Bernsteinpelz zu Anfang der Geschichte gegen Taubenflug hat. Hundertprozentig schlüssig fand ich die Erklärung dafür auch nicht, obschon ich die Hauptaussage durchaus verstehe: dass es etwas anderes ist, wenn man seinen eigenen Clan verlässt, weil man sich dort nicht mehr wohlfühlt – so wie Bernsteinpelz damals – als wenn man seinen Clan verlässt, um mit der Liebe seines Lebens zusammen sein zu können – wie Taubenflug es getan hat. Meines Erachtens hätte Bernsteinpelz trotz dieser Erklärung etwas mehr Empathie für Taubenflug aufbringen können, denn schließlich weiß sie aus erster Hand, wie es ist, den Clan seiner Geburt hinter sich zu lassen.
Auch Schattenjunges – der Sohn von Taubenflug und Tigerstern – spielt in der Geschichte eine große Rolle, denn niemand weiß, was es mit seinen merkwürdigen Visionen und Anfällen auf sich hat. Da der SternenClan nicht helfen kann, reisen Bernsteinpelz, Taubenflug und Schattenjunges gemeinsam zum Stamm des eilenden Wassers, um dort Antworten zu finden.
Auf dieser Reise kommen sich Bernsteinpelz und Taubenflug auch endlich näher, und Bernsteinpelz überwindet ihre anfängliche Abneigung gegenüber der Gefährtin ihres Sohnes. Es war schön, im Stamm bekannte Charaktere wiederzutreffen und zu erfahren, wie es ihnen in der Zwischenzeit seit ihrem letzten Auftritt in den Büchern ergangen ist. Auch Bernsteinpelz macht im Laufe dieses Short Adventures eine große Entwicklung durch, und auch wenn ich am Anfang eine Kleinigkeit zu meckern hatte, hat mir das Lesen doch ziemlich gut gefallen.
Schattensterns Leben
In diesem Short Adventure geht es um Schattenstern, die Gründerin und damit erste Anführerin des SchattenClans und darum, wie sie ihre letzten Leben verloren hat. Die Geschichte spielt zeitlich nach der fünften Staffel.
Von allen Clan-Gründern war mir Schattenstern immer am liebsten. Ich mochte sie schon, als sie und die anderen Katzen der Berge aufgebrochen sind, um ein neues Territorium zu finden – als sie noch Großer Schatten hieß. Auch in dieser Geschichte konnte ich wieder stark mit ihr sympathisieren, auch wenn ich einige ihrer Entscheidungen nicht unbedingt gutheißen würde. Nichtsdestotrotz fand ich sie ihrem Charakter entsprechend und damit nachvollziehbar.
Als Schattenstern ein Leben verliert, ist ihr selbst relativ schnell klar, dass dahinter eine andere Katze steckt – eine, die sie schon ihr ganzes Leben lang kennt, noch aus der Zeit in den Bergen. Also begibt sie sich auf die heimliche Jagd nach dieser Katze.
Von den drei Short Adventures in diesem Sammelband ist „Schattensterns Leben“ mit Abstand der spannendste, weil es eben nicht ausschließlich um die charakterliche Entwicklung der Protagonistin geht, sondern auch um Action-Szenen, Intrigen und Freundschaft. Es ist wie eine kleine Schnitzeljagd nach Regeln der Warrior Cats.
Das Ende fand ich total gut gewählt. Tragisch, ohne Frage, aber mit einer enorm wichtigen Message, die ich hier jedoch nicht erläutern werde, weil das zu viel vorweggreifen würde. Mich hat dieses Short Adventure auf jeden Fall auf allen Ebenen abgeholt.