Ein Foto für die Ewigkeit
Herr Hirasaka betreibt ein Fotostudio, aber eines, das besonders ist. Im Studio finden sich Menschen ein, die gestorben sind, dort verweilen sie eine Weile, bevor es weitergeht ins Jenseits. Während ihres ...
Herr Hirasaka betreibt ein Fotostudio, aber eines, das besonders ist. Im Studio finden sich Menschen ein, die gestorben sind, dort verweilen sie eine Weile, bevor es weitergeht ins Jenseits. Während ihres Aufenthalts dürfen sie sich für jedes Lebensjahr ein Foto aussuchen, ein einzelnes dürfen sie mit einer Kamera selbst schießen, während sie das Geschehene hautnah erleben. Herr Hirasaka nimmt jeden Besucher herzlich auf und erinnert ihn oder sie daran, was im Leben wichtig ist.
»Ich bin nur ein Wegbegleiter. Wenn die Leute plötzlich erfahren, dass sie bereits gestorben sind, brechen sie sogleich in Tränen aus oder sind ganz niedergeschmettert. Einige veranstalten dann ein ziemliches Trara. Meine Aufgabe ist es, den Schock zu mildern. Deshalb ist dieses Fotostudio so gestaltet, dass es der Welt der Lebenden weitgehend ähnelt.« (Seite 13)
Die in Tokio lebende Autorin Sanaka Hiiragi liebt unter anderem alte Fotoapparate und auch das Fotografieren selbst, da lag es wohl nahe, eine Geschichte niederzuschreiben, die sich darum dreht. Eine Prise Märchen, eine Dosis Lebensratgeber, unterschiedliche Schicksale sowie ein Fotograf, der geheimnisvoll tut und anscheinend selbst eine unbekannte Vergangenheit vorzuweisen hat; kann das funktionieren? Das kann und das tut es! Die Idee dahinter finde ich zauberhaft, wie schön wäre es doch, bevor man ganz geht, die Zeit zu haben, von jedem Tag des Lebens ein Bild aufbewahrt zu haben, das man sich ansehen kann. Im digitalen Zeitalter leider nicht mehr zeitgemäß, dennoch liegt ein gewisser Reiz darin, sich das vorzustellen.
Die einzelnen Erzählungen waren nicht sonderlich aufregend, aber interessant und unterhaltsam auf jeden Fall. Das eher leise Buch hat mich bestens unterhalten, mir eine schöne Lesezeit beschert und lässt mich mit einem Lächeln im Gesicht zurück. Nur besondere Bücher schaffen das. Lesenswert!