Profilbild von tinstamp

tinstamp

Lesejury Star
offline

tinstamp ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tinstamp über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2023

Dramatische Weihnachten

Weihnachten kann kommen
0

Werbefachfrau Lucy Clarke liebt ihren Job in einer in London ansäßigen Werbeagentur. Als zwei Großkunden kurzfristig abspringen, steht es nicht gut um die Firma und Lucy versucht verzweifelt nach Auswegen ...

Werbefachfrau Lucy Clarke liebt ihren Job in einer in London ansäßigen Werbeagentur. Als zwei Großkunden kurzfristig abspringen, steht es nicht gut um die Firma und Lucy versucht verzweifelt nach Auswegen um Kündigungen vorzubeugen. Schließlich hat sie die Idee "Miller Active", ein Sportbekleidungslabel unter der Leitung von CEO Ross Miller, ein lukratives Angebot zu unterbreiten. Für die unsportliche Lucy ein sehr gewagtes Unternehmen. Deshalb greift sie zu außergewöhnlichen Mitteln und reist kurzerhand von einem anderen Auftrag, den sie in Schottland betreut hat, weiter zur Lodge der Millers in den schottischen Highlands. Dort will sie ihr Angebot persönlich überbringen...

In der Zwischenzeit treffen nach und nach die erwachsenen Kinder von Douglas und Glenda Miller zuhause ein. Zuvor haben sie sich abgesprochen, dass die Themen Heirat, Nachwuchs und Partner nicht angesprochen werden dürfen, denn es gibt sowieso genug "Sprengstoff", wenn die Familie aufeinander trifft. Vater Douglas gehört das Familienunternehmen Glen Shortbread. Gerne würde er etwas kürzer treten, aber sein Sohn Ross hat sein eigenes Unternehmen gegründet und hat kein Interesse den Familienbetrieb zu übernehmen. Seitdem ist das Verhältnuis zwischen Vater und Sohn sehr abgekühlt. Alice ist Ärztin und ein richtiger Workaholic. Begleitet wird sie von Nico, einem Herzchirurgen, mit dem sie seit neun Monaten zusammen ist. Mutter Glenda und Nanna Jean hören schon die Hochzeitsglocken läuten. Die Jüngste der Geschwister ist Clemmie. Sie eifert keinen der Familie nach und hat ein großes Geheimnis im Gepäck. Als Ross auftaucht, hoffen die Schwestern von sich ablenken zu können und erfinden kurzerhand für ihn eine Freundin. Und dann steht Lucy vor Tür....

Nachdem ich den Klappentext gelesen habe, dachte ich eigentlich, dass sich der Roman hauptsächlich um Lucy und Ross dreht. Doch ab der Mitte verschiebt sich der Fokus auf die einzelnen Familienmitglieder und ich hatte das Gefühl, dass sich die Autorin unabsichtlich etwas verzettelt hat. Sie öffnet einen Handlungsstrang nach dem anderen und der Fokus verschiebt sich auf die gesamte Familie Miller, wobei Ross und Lucy nur mehr als Nebenhandlung fungieren. Gestört hat es mich nicht, aber ich hatte trotzdem das Gefühl, dass Sarah Morgan zu viele Stränge aufgemacht hat, die sie auch logisch schließen muss. Dadurch bleibt einiges an der Oberfläche und es fehlte an einigen Stellen an Tiefgang. Einen Handlungsstrang fand ich außerdem etwas überhastet bzw. abrupt beendet.

Die Weihnachtsstimmung kommt dennoch nicht zu kurz, auch wenn einige Probleme gewälzt werden. Durch das stimmungsvolle Ambiente in den verschneiten schottischen Highlands und etwas Romantik, fühlt man sich rundherum wohl. Während die Millers eingeschneit werden und niemand mehr den nahen Ort erreichen kann, spitzt sich die Lage in der Lodge immer mehr zu. Es kommt zu eingen Dramen und auch humorvollen Geschehnissen, die unterhalten. Die bildhafte Beschreibung der Umgebung und das winterlichen Setting beherrscht die Autorin wieder großartig.

Schreibstil:
Sarah Morgan schreibt sehr warmherzig und gefühlsbetont. Wie von der Autorin gewohnt, wird die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der einzelnen Figuren erzählt. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet und ich hatte alle bildhaft vor Augen. Besonders Nanna Jean schließt man schnell ins Herz, die offen ausspricht, was sie denkt und für einige Lacher sorgt. Man rätselt welche Geheimnisse Alice und Clemmie haben und fühlt mit Douglas, der sich Gedanken über Glen Shortbread und dessen Zukunft macht. Familienhund Hunter gehört ebenfalls dazu und Lucy schließt man sowieso von Beginn an ins Herz, die sich nichts sehnlicher, als eine Familie wünscht. Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt.

Cover:

von links nach rechts:
die beiden englischsprachigen Cover, das schwedische und italienische

Warum der Verlag nun zum dritten Mal die deutsche Covergestaltung ändert, ist mir ein Rätsel. Mir gefällt zwar das neue Cover von "Weihnachten kann kommen", aber wenn nicht groß der Namen der Autorin draufgestanden wäre, hätte ich nicht erkannt, das es sich um den alljährlichen Weihnachtsroman der Autorin handelt.

Fazit:
Romantisch, stimmungsvoll, humorvoll und ein bisschen nachdenklich ist der neue Weihnachtsroman von Sarah Morgan, der mich bereits in vorweihnachtliche Stimmung gebracht hat. Trotz der zu vielen Ebenen und Dramen hat mich die Geschichte gut unterhalten und mir ein paar schöne Lesestunden beschert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2023

Bleibt auf jeden Fall in Erinnerung

Die Unbändigen
0

Der Roman handelt von drei Frauenschicksalen auf drei verschiedenen Zeitebenen.
Im Jahre 1619 wird die junge Altha der Hexerei angeklagt. Bereits ihrer Mutter wurde vorgworfen, sich der Magie zu bedienen. ...

Der Roman handelt von drei Frauenschicksalen auf drei verschiedenen Zeitebenen.
Im Jahre 1619 wird die junge Altha der Hexerei angeklagt. Bereits ihrer Mutter wurde vorgworfen, sich der Magie zu bedienen. In Rückblenden erfahren wir, warum Altha angeklagt ist, und begleiten sie während der Prozessverhandlung.
Der zweite Handlungsstrang spielt im Jahre 1942. Die 16-jährige Violet lebt mit ihrem jüngeren Bruder und ihrem Vater in einem herrschaftlichen Anwesen. Sie liebt die Natur und all die Tiere um sich herum. Dabei hat sie eine Vorliebe für Spinnen, Insekten und Raben. Ihr Vater hält sie von der Außenwelt isoliert, denn sie soll ihrer verstorbenen Mutter ähneln, die an Hysterie litt und bei der Geburt ihres Bruders gestorben ist. Violet wächst etwas realitätsfremd auf und gerät dadurch eines Tages in eine für sie furchtbare Situation, die ihr Leben verändert.
Im "Gegenwartsstrang", der 2019 spielt, lernen wir Kate kennen. Ihr Leben wird von ihrem gewalttätigen und kontrollsüchtigen Ehemann Simon beherrscht. Eines Tages findet sie den Mut zu flüchten und versteckt sich im Norden Englands in einem Cottage auf dem Land, welches sie von ihrer Großtante Violet vererbt bekommen hat. Dort stößt sie auf jede Menge Geheimnisse und findet Hinweise über ihre Großtante, an die sie sich kaum mehr erinnern kann und auch über Altha, die des Mordes durch Hexerei angeklagt wurde.
Der Debütroman der jungen Autorin Emilia Hart ist eine feministische Geschichte über drei junge starke Frauen, deren Schicksale eng miteinander verwoben sind. Sie alle stammen aus der Familie Weyward und "tragen das Wilde in sich". Alle drei haben eine magischen Verbindung zur Natur, den Bäumen, Vögeln und Insekten und sind der Gewalt von Männern ausgesetzt. Sie ziehen aus ihren Kenntnissen der Pflanzen- und Tierwelt ihren Nutzen und besitzen die Fähigkeit zu Heilen und Dinge vorherzusehen. Dieses geheime Wissen wird an die Erstgeborene der Familie Weyward weiter gegeben.

Der Schreibstil von Emilia Hart ist bildgewaltig, detailliert und sehr atmosphärisch. Abwechselnd wird von den Schicksalen der drei Frauen erzählt. Die Kapitel sind eher kurz und enden meist mit einem Cliffhanger. Dadurch fiebert man mit den Protagonistinnen richtig mit. Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen ist bei allen Handlungssträngen ein Thema. Als Gegenpart haben wir wunderschöne Beschreibungen der Natur und das Erkennen, dass es zwischen den Frauen und dem Lebensraum der Tiere eine ganz besondere magische Beziehung gibt. Obwohl ich eine Spinnenphobie habe, konnte ich darüber hinweglesen, dass sich Violet eine Spinne als Haustier hält.
Ich war abwechselnd richtig begeistert von der Atmosphäre und verspürte dann doch wieder einige Längen in der Handlung. So bin ich mir etwas unsicher, wie ich dieses wirklich besondere Buch bewerten soll. Man muss sich auf die manchmal düstere Geschichte einlassen. Die facettenreichen Charaktere sind gut gezeichnet, wobei mir die beiden Frauen aus der Vergangnheit besser gefallen haben, als Kate.
Als Debütroman ist "Die Unbändigen" trotz kleiner Längen absolut gelungen.


Fazit:
Ein faszinierender Debütroman mit magischen Elementen, der mir spannende Lesestunden beschert hat, aber trotzdem auch ein paar kleine Längen hatte. Eine Geschichte, die mir auf jeden Fall in Erinnerung bleiben wird. Mystisch, schaurig, oftmals brutal - eine Hommage an drei starke Frauen, die Gewalt erfahren und sich wehren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.11.2023

Weihnachtsroman mit ernstem Thema

Weihnachtszauber und Hundepfoten
0

Mittlerweile wisst ihr sicher, dass jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit der neue Weihnachts-/Hunderoman von Petra Schier hier einzieht. Natürlich ist das auch 2023 der Fall.
Mit "Weihnachtszauber und Hundepfoten" ...

Mittlerweile wisst ihr sicher, dass jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit der neue Weihnachts-/Hunderoman von Petra Schier hier einzieht. Natürlich ist das auch 2023 der Fall.
Mit "Weihnachtszauber und Hundepfoten" spricht die Autorin diesmal ein schwerwiegendes Thema, nämlich häusliche Gewalt, an. Vielleicht ist es dem einen oder anderen Leser zu viel Dramatik, aber ich finde, dass auch romantische Weihnachtsbücher in die Tiefe gehen dürfen/können.

Im Weihnachtsroman des letzten Jahres stand die Glaskünstlerin Jana im Vordergrund. Diesmal ist es ihre Angestellte Melissa, die wir bereits am Rande kennenlernen durften. Sie ist vor einiger Zeit mit ihrem Sohn Andy in die Kleinstadt gezogen, die wir bereits aus den anderen Romanen kennen und lieben gelernt haben. Melissa lebt in ständiger Angst vor ihrem gewalttätigen Ex-Mann, den sie in einer Nacht und Nebel Aktion verlassen hat. Erst als das Gericht das Kontaktverbot aufhebt, vertraut sich Melissa Jana an, die ihr mit ihrem Ehemann Oliver zur Seite steht. Als Melissa den Sicherheitsbeamten Lennart mit seiner jungen Boxerhündin Sissy kennenlernt, der an ihre Interesse bekundet, geht sie jedoch auf Abstand. Sie hat sich geschworen, niemals wieder jemanden zu nah an sich heranzulassen, um Andy und sich vor jeglicher Gefahr zu schützen. Doch Lennart ist das ganze Gegenteil zu ihrem Exmann und spürt, dass Melissa und ihr Sohn zutiefst verängstigt sind. Mit viel Geduld und Feingefühl versucht er den Beiden ihre Angst zu nehmen und mit der Zeit nähern sich die drei an. Doch die Vergangenheit holt Melissa schneller ein, als ihr lieb ist....

Petra Schier ist der Spagat gelungen, eine leichte und kurzweilige Weihnachts-/Liebesgeschichte mit Tiefgang zu schreiben. Neben der wunderbaren weihnachtlichen Idylle, dem Team rund um Santa und seiner Frau, wie auch die Einblicke in die tierischen Gedanken von Boxerhündin Sissy, kommt ein wichtiges Thema zur Sprache, nämlich häusliche Gewalt und Stalking. Umgeben von Freunden und dem Wunder der Weihnacht wird der Roman aber nicht düster, sondern versprüht dennoch cosy Vibes.

Bei den Romanen von Petra Schier, die zu Weihnachten erscheinen, liebe ich besonders das Wiedersehen mit bereits liebgewonnenen Figuren aus den anderen Büchern. Es fühlt sich an, als ob man alte Bekannte wiedersieht. Natürlich hat auch die flauschige Fellnase immer ein ganz besonderes Plätzchen in meinem Herzen.

Was mir diesmal gefehlt hat, war das gemeinsame weihnachtliche Backen und die Fahrt mit dem Karussel am Weihnachtsmarkt, dass bisher in jedem der Romane das Tüpfelchen auf dem i war. Andere Leserinnen haben auf der anderen Seite bemängelt, dass jedes Buch dasselbe Schema F hat. Man kann es also nicht wirklich jedem recht machen ;)
Mit den über 500 Seiten war mir der diesjährige Weihnachtsroman fast zu dick. Ich lese ja gerne dicke Bücher, aber ich würde die Seitenanzahl der vorhergehenden Romane doch eher bevorzugen.

Fazit:
Auch der diesjährige Weihnachts-Hunderoman hat mich wieder verzaubert, jedoch war er mir fast von der Seitenanzahl zu lang. Trotzdem habe ich das vorweihnachtliche Flair sehr genossen und bin dem Charme von Hündin Sissy erlegen. Petra Schiers Weihnachtsromane gehören einfach zur Vorweihnachtzeit dazu!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.10.2023

Kommt nicht ganz an Teil 1 heran

Sehnsuchtsjahre (Band 2)
0

Der erste Band der "Sehnsuchtsjahre" Dilogie hat mich vor ein paar Monaten richtig begeistert. Es gab 5 Sterne für den tollen Auftakt, der für mich eigentlich abgeschlossen war.
Umso mehr habe ich mich ...

Der erste Band der "Sehnsuchtsjahre" Dilogie hat mich vor ein paar Monaten richtig begeistert. Es gab 5 Sterne für den tollen Auftakt, der für mich eigentlich abgeschlossen war.
Umso mehr habe ich mich gefreut, dass Claudia Meimberg eine Fortsetzung geschrieben hat.

Im zweiten Band ist, neben Helene und Daniel, auch Theresa eine der Hauptprotagonisten. Wir befinden uns 1947 in Nachkriegs-Deutschland. Die Menschen hoffen auf Aufschwung und ein besseres Leben. Doch Daniel und Helene möchten Deutschland den Rücken kehren und nach Amerika aufbrechen. Die Schiffspassage ist bereits gebucht, als Daniel einen folgenschweren Brief erhält...
Theresa hingegen vermisst ihren Ehemann Bruno, der als verschollen gilt. Als sie den Briten Henry kennenlernt, beginnt sie sich langsam zu öffnen und die Trauer um Bruno rückt mehr und mehr in den Hintergrund. Doch auch Theresa wird - wie Helene und Daniel - von ihrem Schicksal eingeholt...

Der erste Teil hat mich begeistert und war wirklich ein Highlight. Der Nachfolgeband hatte für mich jedoch einige kleine Längen und nahm mich anfangs nicht sofort gefangen. Doch von Seite zu Seite wurde ich immer mehr in die Geschichte gezogen und konnte ab der Mitte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Dramatisch und voller überraschenden Wendungen hat Claudia Meimberg den Handlungsverlauf perfekt aufgebaut. Sie verblüfft den Leser immer wieder mit neuen Situationen, mit denen man nicht gerechnet hat.
Die Nachkriegsatmosphäre ist sehr gut eingefangen. Man spürt die Sorgen und Nöte, aber auch die Hoffnung der Menschen auf einen Neubeginn und Normalität in ihrem Leben. Die Freundschaft zwischen Theresa und Helene bildet, neben der Beziehung von Helene und Daniel, den roten Faden der Handlung.

Der Schreibstil ist wieder emotional und mitreißend. Die Nachkriegszeit wird sehr bildhaft dargestellt. Die Figuren sind lebendig und haben Ecken und Kanten. Nicht alle Handlungen konnte ich jedoch nachvollziehen und am Ende gab es einen Punkt, den ich ziemlich unglaubwürdig fand.

Fazit:
Der zweite Band der Dilogie ist nicht ganz so stark, wie der Auftakt. Für mich war dieser eigentlich auserzählt. Trotzdem konnte mich auch "Wo die Hoffnung leuchtet" nach anfänglichen Schwierigkeiten wieder begeistern.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.09.2023

Spannender Reihenauftakt

Wer das Vergessen stört
0

Ich war auf das Krimi-Debüt von Tessa Duncan sehr gespannt, denn ich kenne die Autorin bereits von ihren historischen Romanen, die sie unter ihrem Klarnamen Marita Spang und dem Pseudonym Marie Lacrosse ...

Ich war auf das Krimi-Debüt von Tessa Duncan sehr gespannt, denn ich kenne die Autorin bereits von ihren historischen Romanen, die sie unter ihrem Klarnamen Marita Spang und dem Pseudonym Marie Lacrosse geschrieben hat. Deshalb kam der Genre-Wechsel für mich auch etwas überraschend.

Marita ..äh..Tessa hat das typische britische Flair in "Wer das Vergessen stört" wirklich sehr gut eingefangen. Ihre Kenntnisse als klinische Psychologin setzt sie in ihrem erstem Spannungsroman/Krimi ebenfalls perfekt ein.
Ihre Protagoinistin Lily Brown ist ehemalige forensische Polizeipsychologin, die als Psychotherapeutin in Canterbury einen beruflichen Neuanfang wagt.
Eine ihrer Patienten ist Vera Osmond, die unter Panikattacken leidet und die Selbstmord begangen haben soll. Alles spricht dafür und die Polizei schließt den Fall als erledigt ab. Doch Lily ist sich sicher, dass Vera sich nicht das Leben genommen hat. Die letzten Telefongespräche, die sie mit ihr geführt hat, haben ihr bestätigt, dass sie ihre Panikattacken im Griff hatte und einem Geheimnis auf der Spur war.

Der Krimi ist in zwei Teile aufgeteilt und es wird im Wechsel aus der Sicht von Lily, Vera und Samantha erzählt. Dabei gibt es auch Rückblicke in die Vergangenheit.
Im ersten Teil lernen wir sowohl Lily, als auch Vera besser kennen. Wir erleben, wie Lily arbeitet und erfahren mehr über Vera und den Grund ihrer Panikattacken, die sie seit einiger Zeit immer öfters "überfallen". Auslöser sind fast immer Kinder oder deren Geschrei. Da sie diese Panikattacken auch während Vorträgen in ihrem Job bekommt, sucht sie bei Lily Brown Hilfe.
Tessa Duncan lässt uns an der Traumabewältigung teilhaben und bietet Einblicke in die Arbeit, was spannend erzählt wurde. Man erkennt, dass die Autorin weiß, wovon sie spricht, da sie selbst Psychologie studiert hat. Es dauert deswegen ein wenig, bis die Handlung an Fahrt aufnimmt.
Ein Thema behandelt auch häusliche Gewalt, mit der wir durch Samantha konfrontiert werden. Diese Szenen gingen mir sehr unter die Haut und als Außenstehender ist es oft unverständlich, wie sich vorallem Frauen von anderen Menschen derart behandlen lassen und immer wieder die Schuld bei sich selbst suchen.

Im zweiten Teil geht es großteils um die Aufklärung von Veras Tod und dessen Hintergründe. Für mich bot der zweite Teil eine Menge mehr an Spannung und ich habe ihn in einem Rutsch durchgesuchtet, während ich beim ersten Teil der Geschichte doch etwas länger brauchte.

Die Charaktere sind gut gezeichnet. Lily hat Ecken und Kanten. Sie ist stur, hinterfragt einiges und gibt nicht so schnell auf. Im privaten Bereich ist sie jedoch oftmals inkonsequent und macht dieselben Fehler, wie ihre Patient:innen. Auch zu ihrer Mutter hat sie kein sehr gutes Verhältnis.
Auch Vera und Samantha sind greifbare Figuren, mit denen ich mitgelitten habe. Sowohl ihre Stimmungen, als auch ihre Angst und Wut, waren für mich spürbar. Nicht zu vergessen Kater Mick, der Ähnlichkeiten mit dem tierischen Mitbewohner der Autorin hat...;)

Der Schreibstil ist eher einfach (wie es bei einem Krimi zu 90% der Fall ist) und lässt sich sehr gut lesen. Die Kapitel sind kurz und verleiten dazu, noch schnell ein weiteres zu lesen.

Ich finde es immer wieder bewundernswert, wie unterschiedlich Autor:innen in verschiedenen Genres schreiben können. Ich freue mich schon auf einen weiteren Fall mit Lily Brown und gratuliere der Autorin zu ihrem Krimi-Debüt!

Fazit:
Ein gelungenes Krimi Debüt der Autorin, die mit der Figur der Psychotherapeutin Lily Brown einen interessanten Charakter entworfen hat. Ich freue mich schon auf weitere interessante Fälle.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere