Die Saga geht weiter…
Die Zuckerbaronin…und der Schmuggel mit dem Saccharin ebenso. Zumindest ist Martha fest davon überzeugt, dass sie in die Fußstapfen ihres verstorbenen Vaters, des einstigen Schmugglerkönigs des Bayerischen Waldes, treten ...
…und der Schmuggel mit dem Saccharin ebenso. Zumindest ist Martha fest davon überzeugt, dass sie in die Fußstapfen ihres verstorbenen Vaters, des einstigen Schmugglerkönigs des Bayerischen Waldes, treten muss. Nichts und niemand kann sie aufhalten, selbst von Helena, ihrer jüngsten Schwester, erwartet sie absoluten Einsatz, auch wenn dieser für sie brandgefährlich enden könnte. Mit Gwendolyn hat Martha schon lange gebrochen und nun sammelt sie Leute für eine neue Tour um sich. Derweilen hadert Gwendolyn mit ihrem Alexander, der sich nach dem Tod seines Vaters immer mehr zurückzieht.
Gespannt habe ich auf den zweiten Teil der Drei-Schwestern-Saga gewartet und mich auch gleich auf „Gwendolyns Hoffnung“ gestürzt. Die drei Schwestern könnten unterschiedlicher nicht sein und doch verbindet sie ein Band, das zwar brüchig wird, das jedoch nie reißt. Neben der mitreißenden Story gewährt das Autoren-Duo auch hier Einblicke in die Welt des Saccharins, sie gehen in die USA direkt ins Weiße Haus zu dessen Gegnern und Befürwortern. Und nicht nur dort prangern die einen die gesundheitlichen und für die Zuckerindustrie wirtschaftlichen Gefahren an, während die anderen die Vorteile dieses synthetischen Süßstoffes sehen, denn Zucker kann sich nicht jeder leisten, Saccharin dagegen schon.
Im Jahr 1911 ist bei uns das Saccharin nach wie vor verboten, die Schmuggler sind auf den alten Pfaden mit immer neuen, raffinierteren Methoden unterwegs, vorbei am Zoll. Neben dem Schmuggel, für den hauptsächlich Martha brennt, hat es keine der Schinder-Schwestern leicht. Während Alexander die Vergangenheit einholt, arbeitet sich Gwendolyn in die Belange der Zuckerfabrik ein. Die Spur des Saccharin führt von der Schweiz bis nach Washington, von Leipzig über Aichach bis nach Deggendorf und hinein in den Bayerischen Wald.
Die Schinder-Familie droht durch Sturheit und Unnachgiebigkeit zu zerbrechen, die mittlerweile vertrauten Charaktere mit ihren Ecken und Kanten sind authentisch, charismatisch, vorbohrt – sie sind allesamt glaubhaft beschrieben. Ein Eifersuchtsdrama kam mir zu überspitzt, zu sehr überzeichnet vor, auch hätte ich den Abstecher ins Weiße Haus nicht unbedingt gebracht. Ansonsten war das ganze Drumherum um die Familien der drei Schwestern unterhaltsam dargeboten.
„Gwendolyns Hoffnung“, der zweite Teil der Familiensaga, er kommt nicht ganz an „Marthas Geheimnis“, den exzellenten ersten Teil, heran. Die Geschichte um die Macht des Verzeihens und den unbedingten Familienzusammenhalt war dennoch ein kurzweiliges Lesevergnügen, das ich gerne weiterempfehle. Der erste Teil dieser Saga sollte vorab gelesen werden.