Platzhalter für Profilbild

Nilchen

Lesejury Star
offline

Nilchen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Nilchen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.11.2023

Im Zug nach Malma

Endstation Malma
0

Alex Schulman hat es wieder geschafft. Er erzählt mit einer ungeahnten emotionalen Tiefe, die mich sehr mitnimmt. Er schreibt wahnsinnig gut und verbindet seine Themen mit einer schönen und gelungenen ...

Alex Schulman hat es wieder geschafft. Er erzählt mit einer ungeahnten emotionalen Tiefe, die mich sehr mitnimmt. Er schreibt wahnsinnig gut und verbindet seine Themen mit einer schönen und gelungenen Prosa. Gut erzählt und tiefgründig.
Dieses Mal besteigen wir mit ihm einen Zug. Viele Reisende, aber dreien davon widmet sich Alex Schulman besonders: Harriet, Oskar & Yana. Sie alle reisen nach Malma und alle sind in Gedanken. Da ist Oskar mit seiner Frau. Kurz zuvor noch zerstritten und nun schweigend im Zug. Da ist der Vater mit seiner Tochter, die eine Urne in der Hand hält und noch ein Einsame, die ein Fotoalbum umklammert.
Schnell wird klar, dass hier nicht zum gleichen Zeitpunkt die Personen im Zug beleuchtet werden, sondern eine generationenübergreifende Beleuchtung stattfindet. Ein Roman der uns zeigt, dass Traumata auch vererbt werden, dass verinnerlichte und angelegte Wunden lange brauchen um zu heilen und es nicht immer einfach ist seiner Familiengeschichte zu entgehen.
Ich kann zwar die Qualität der Übersetzung nicht beurteilen, aber das Deutsche übertragen von Hanna Granz liest sich wunderbar!
Fazit: Ein Roman der schmerzt, schön ist und uns zeigt wie wir von unserem Stammbaum beeinflusst werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2023

La Joconde - weg!

Die Erfindung des Lächelns
0

Tom Hillenbrand schaffte es auf eine ganz tolle Art historische Stoffe spannend und mit viel recherchiertem Wissen in einen Roman zu verpacken. Schon beim Kaffeedieb war ich hin und weg und nun Paris bei ...

Tom Hillenbrand schaffte es auf eine ganz tolle Art historische Stoffe spannend und mit viel recherchiertem Wissen in einen Roman zu verpacken. Schon beim Kaffeedieb war ich hin und weg und nun Paris bei der Eröffnung des Louvres!
Es ist das Jahr 1911, der Louvre ist brandneu und eine Sensation. Abner was fehlt: La Joconde – die Mona Lisa des Leonado da Vinci! Was ein Drama. Am 22. August gestohlen aus dem Louvre. Nun wird Kommissar Juhel Lenoir auf den Fall angesetzt und soll das verschwundene Gemälde aufspüren und die Täter dazu. Eine Jagd beginnt!
Neben diesem spannenden Kriminalfall, der sich so ähnlich in der Tat zugetragen hat, denn die meisten Umstände beruhen wohl auf echten Ereignissen bzw. Beschuldigungen, tauchen wir in das wuselige Paris 1911s ab. Eine Stadt im Umbruch, eine sehr atmosphärische Erzählung und fast ist es so als würde man mit Kommissar Juhel Lenoir durch die Künstlerszene in Paris fahnden und auf Debussy treffen. In Grand Hotels zu Untersuchungen gelangen und andernorts die Grenzen sperren.
Ein wirklich fulminant spannender Roman, vor allem für Liebhaber der französischen Hauptstadt! Eine andere historische tolle Perspektive auf die Stadt und ihre quirligen Bewohner. Und nicht abschrecken lassen von knapp 500 Seiten, die rauschen an einem vorbei und es ist schade, wenn der Fall dann zu den Akten gelegt wird!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2023

Ein großes Tier, kein Ungeheuer.

Weil da war etwas im Wasser
0

Die Liebe zum Riesenkalmar des Autors Luca Kieser schlägt sich in seinem Roman wieder mit dem er auf der Longliste zum Deutschen Buchpreis 2023 landete. Eine allumfassende Konstruktion, die sich mit der ...

Die Liebe zum Riesenkalmar des Autors Luca Kieser schlägt sich in seinem Roman wieder mit dem er auf der Longliste zum Deutschen Buchpreis 2023 landete. Eine allumfassende Konstruktion, die sich mit der Frage beschäftig wie man über ein Wesen erzählt, dass uns als Mensch ferner nicht sein könnte. Er nimmt die tierische Perspektive ein ohne die eigenen Ängste zu projizieren. Gar dekonstruier er solche, wie sie durch den weißen Hai bekannt sind.
Er schreibt über die Andersartigkeit des Tintenfischs. Die Geschichte wird erzählt von einer Riesenkalmarin, aber nicht aus der Gesamtheitssicht, sondern aus der Sicht jedes einzelnen Armes.
Im Grunde sind wiederum drei Erzählstränge im Roman eingebettet, zum einen gibt es da den Trawler in der Antarkis, dem dieser Riesentintenfisch ins Netz geht. Dann gibt es eine künstlerische Beschäftigung mit dem Kalmar und ein dritter Kontext ist eine Familie im Jahr 1829.
Der junge Autor Luca Kieser, ein studierter Philosoph und Sprachkünstler, nutzt viele literarische Formen wie Tagebuch oder Chronik. Dadurch bekommt der Text auch einen ganz eigenen Sound. Auch das Element der Fußnoten wird Teil des Textes, wenn die Arme sich widersprechen. Ein wirklich neugedachter Text.
Ein abgefahrener toller Roman! Lesenswert in jedem Fall, auch wenn Hintergrundwissen an der einen und anderen Stelle von Vorteil ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.11.2023

Solarpunk im Jugendbuch

Solartopia – Am Anfang der Welt
0

Solartopia ist der der erste Band eines neuen Jugendbuch-Zweiteilers von Victoria Hume. Mit diesem ersten Band hat sich die Debütantin sofort in die Herzen der jugendlichen Leser geschrieben und wurde ...

Solartopia ist der der erste Band eines neuen Jugendbuch-Zweiteilers von Victoria Hume. Mit diesem ersten Band hat sich die Debütantin sofort in die Herzen der jugendlichen Leser geschrieben und wurde 2022 von ‚The Society of Children's Book Writers and Illustrators‘ ausgezeichnet als eine unentdeckte Stimme. Also als Underdog gleich hochhinaus!
Besonders an diesem zukunftsorientierten Jugendroman ist der positive Spin. Keine Dystopie wie wir sie kennen sondern mit nachhaltiger Zukunftsvision (solar) kombiniert mit radikalem ökologischen und gesellschaftlichem Umbruch (Punk). Was momentan als Solarpunk bezeichnet wird.
Die 16jährige Nova ist die Protagonistin des Romans und lebt in einem Hochhaus in Turris. Hier hoch oben geht es ihnen gut, da die Luft noch gut ist und er giftige Smog unten bleibt. Bis eines Tages auch der Dachgarten beginnt abzusterben und die unabhängige Lebensform im Hochhaus nicht mehr möglich ist.
Nova und Finn, ihr bester Freund, machen auch auf den Weg und verlassen Turris um nach Solartopia zu gelangen. Mit dieser Reise und er anderen Welt, die sie in Solartopia entdeckt, öffnen sich ihr die Augen und viele bisher geglaubten Wahrheiten sind nichtig. Im Lauf der Geschichte stößt noch ein Pilot (Jett) zu ihnen dazu und das Dreiergespann hat eine gute Dynamik.
Natürlich endet der Roman mit einem Cliffhanger und ich hätte mir gewünscht, dass sofort Band 2 zur Hand wäre, aber da müssen wir uns alle noch ein wenig gedulden.
Insgesamt ein tolles Buch, super geschrieben, flüssig zu lesen. Wirklich gelungen und für Jugendliche wie Erwachsene eine unterhaltsame Lektüre.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.10.2023

Die Bestie des Gévaudan

Ich träumte von einer Bestie
0

Knapp 450 Seiten schwer ist dieser Wälzer, aber er hat es in sich! Wahnsinn was Nina Blazon hier zu Papier gebracht hat. Ein wirklicher Schatz der Neuerscheinungen, dieses Buch hat mir äußerst gut gefallen.
Es ...

Knapp 450 Seiten schwer ist dieser Wälzer, aber er hat es in sich! Wahnsinn was Nina Blazon hier zu Papier gebracht hat. Ein wirklicher Schatz der Neuerscheinungen, dieses Buch hat mir äußerst gut gefallen.
Es ist eine Familiengeschichte, die düsterer nicht sein könnte. Alles beginnt damit, dass die datenliebende Fleur eine Wohnung erbt in Frankreich. Andere würde vor Glück einen Luftsprung machen, nicht sie. Denn die Wohnung ist ein Erbe ihrer Großmutter und die beiden hatten, charmant ausgedrückt, kein gutes Verhältnis. Nun muss Fleur nach Frankreich reisen und dieses Erbe aussortieren. Nicht das was sie will, aber sie muss. Lieber versteckt sie sich mit ihrer Narbe und ihren Albträumen daheim, wo sie sich in Sicherheit wiegt.
Diese Reise ist auch eine Reise in die Vergangenheit ihrer Familie, in ihre Herkunft und was sie zum Teil zu dem machte was sie ist. Das familiäre Erbe steht hier im Fokus und das geschickt kombiniert mit französischer Geschichte. Gekonnt erzählt mit viel Spannung von Nina Blazon. Mir hat auch die Dynamik wie Fleur mit ihrer Mutter und ihrem Bruder kommuniziert gefallen.
Es ist ein wirklich guter Roman, denn ich gerne allen ans Herz lege.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere