Gibt es Taten, die unverzeihlich sind?
Was wir nie verzeihenWer hat es darauf abgesehen, in der kleinen finnischen Stadt Pori betagte Kriegsveteranen zu überfallen und zu ermorden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Ermittlergruppe um Jari Paloviita, Henrik ...
Wer hat es darauf abgesehen, in der kleinen finnischen Stadt Pori betagte Kriegsveteranen zu überfallen und zu ermorden? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Ermittlergruppe um Jari Paloviita, Henrik Oksman und Linda Toivonen in dem dritten Band der River Delta Reihe mit dem Titel „Was wir nie verzeihen“.
Die Täter gehen professionell und brutal vor, Spuren führen in die Vergangenheit der Opfer, die als junge Männer im 2.Weltkrieg von der deutschen Waffen-SS rekrutiert und an die Ostfront geschickt wurden. In Rückblicken werden Albert Kangasharjus Gedanken und Erlebnisse aus dieser Episode seines Lebens geschildert.
Der Krimi greift ein wenig bekanntes Kapitel der finnischen Geschichte auf, insbesondere die Rückblicke lassen die Frage aufkommen, inwieweit man nach so vielen Jahren die Handlungen der Soldaten damals verurteilen kann, und ob eine Strafe nach so langer Zeit gerechtfertigt ist.
Hier liegt die Stärke der Geschichte, die ansonsten nicht an die Komplexität der ersten beiden Bände heran reicht. Vielleicht liegt es auch daran, dass diesmal die Ermittler nicht persönlich in den Fall involviert sind. Zwar wird unter anderem die private Geschichte Jaris thematisiert, der mit seiner Lebenssituation unzufrieden ist, und in dessen Ehe es gerade kriselt, er ist von den Ermittlungen jedoch nur mittelbar betroffen. Je mehr er über die Vergangenheit Albert Kangasharjus erfährt, umso mehr beschäftigt ihn nicht nur das Dilemma der moralischen Bewertung des Falles, sondern er stellt auch seine eigene Lebenssituation infrage.
Es ist mir diesmal schwergefallen, für einen der Charaktere Sympathien zu entwickeln, Jari wirkt oft resigniert bis deprimiert, seine Handlungen und hier insbesondre sein Verhalten innerhalb der Familie sind für mich nicht nachvollziehbar.
Die Geschichte ist spannend erzählt, auch wenn früh klar ist, wer hinter den Angriffen steht. Insbesondere die beklemmende Stimmung in den Rückblicken und der sich wandelnde Blick auf Albert Kangasharju macht das Buch für mich bemerkenswert.