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Buchkathi

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2023

Bedrückend, berührend, mitreißend – wahnsinnig gut geschrieben

Das einzige Kind
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Der kleine Djoko lebt 1939 mit seinen Eltern in einer kleinen Hütte in den Wäldern Jugoslawiens. Seine Welt besteht aus einer harten Erziehung, der Angst vor Wölfen, aber auch der Liebe zu seinen Eltern ...

Der kleine Djoko lebt 1939 mit seinen Eltern in einer kleinen Hütte in den Wäldern Jugoslawiens. Seine Welt besteht aus einer harten Erziehung, der Angst vor Wölfen, aber auch der Liebe zu seinen Eltern und den kleinen Streichen eines kleinen Jungen von vielleicht 3 Jahren. Doch als die Ustaschas beginnen, die Dörfer zu überfallen, zu morden und alles in Beschlag zu nehmen, was sich ihnen in den Weg stellt, beginnt Djokos Welt aus den Fugen zu geraten. Nacheinander verliert er all seine Bezugspersonen. Er begibt sich alleine auf die Flucht zuerst vor den Ustaschas, dann vor den Tschetniks, dann vor den Nazis und schließlich vor den Partisanen und den Besatzern. Immer wieder findet er einen guten Menschen, der sich ihm annimmt, ihn ein Stück seines Weges begleitet und ihm hilft. Doch immer wieder sterben diese und Djoko steht wieder mutterseelenalleine da. Der Schmerz und diese Angst, die Bezugsperson wieder zu verlieren, kann man selbst als Leser deutlich spüren.
Das Buch ist unfassbar spannend geschrieben und man kann es fast nicht aus der Hand legen. Denn ich wollte unbedingt wissen, wie es mit dem kleinen Djoko weitergeht. Er ist so kindlich naiv und durch seine kindlichen Fragen ist es trotz des ernsten Themas manchmal sogar absurd lustig. Ich habe ihn bemitleidet und gleichzeitig bewundert, dass er immer wieder weiterkämpft. Doch wenn man sich vor Augen führt, dass diese Erzählung auf einer wahren Geschichte beruht, kann man es gar nicht glauben. Es ist so unwirklich, dass das ein so kleiner Junge ausgehalten haben soll. Ganz besonders war für mich die Perspektive auf die Geschichte: Denn sie wird keineswegs von einem Erwachsenen und mit seinen Anmerkungen erzählt, sondern durch den kleinen Djoko. So sieht er in jedem, der ihm begegnet erstmal das Gute und hat gleichzeitig Angst. Dadurch fehlt zu Anfang jeder Szene die Bewertung, wie man jemanden einordnen soll und so bleibt die Spannung permanent hoch. Das führt natürlich auch dazu, dass die politische Situation und die geschichtlichen Ereignisse nicht eingeordnet werden. Genau das hat für mich eine Stimmung geschaffen, als würde ich selbst von Ereignis zu Ereignis getrieben, so wie sich vermutlich die damalige Bevölkerung gefühlt haben muss, die ja auch nie den Gesamtkontext mitgeliefert bekamen.
Auch Djokos Perspektive auf den Konflikt und den Krieg hat mir sehr gefallen. Denn er will einfach nur überleben und so sucht er sich seine Bezugspersonen frei von Nationalität und Seite des Krieges. Für ihn gibt es keine guten und keine bösen Menschen und er versteht einfach nicht, warum es überhaupt Krieg gibt. Und so kämpft er immer weiter und sorgt sich um seine Lieben.
Wahnsinnig mitreißende Emotionen und eine sehr bedrückende Stimmung machen das Buch absolut lesenswert, denn man wird als Leser nur so mitgerissen. Und auch, wenn es doch etwas brutal zugeht, ist es aus meiner Sicht absolut realitätsnah geschrieben. Dieses Buch ist ein Highlight für jeden Fan von historischen Romanen!

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Veröffentlicht am 05.11.2023

Kinder-Weihnachtsbuch mit dem besonderen Weihnachtsgefühl

Anouk und das Geheimnis der Weihnachtszeit (Anouk 3)
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Worum geht es eigentlich an Weihnachten wirklich? Um Geschenke eher nicht. Doch wie erklärt man Kindern den Sinn von Weihnachten so, dass sie es verstehen und die Geschenke vergessen? Wer sich da nicht ...

Worum geht es eigentlich an Weihnachten wirklich? Um Geschenke eher nicht. Doch wie erklärt man Kindern den Sinn von Weihnachten so, dass sie es verstehen und die Geschenke vergessen? Wer sich da nicht selbst um gestammelte Erklärungen bemühen will, kann die neuste Geschichte um Anouk von Hendrikje Balsmeyer und Peter Maffay als Hörbuch nehmen.
Anouk ist ein kleines Mädchen, das bei ihren Eltern lebt und der echten Familie Maffay nachempfunden ist. Sie kann in ihren Träumen Geschichten erleben, in denen sie echten Menschen begegnet, mit ihnen Geheimnisse lüftet oder Probleme löst. Und ihre neusten Abenteuer spielen in der Adventszeit, in der ihre Geschichten das Geheimnis rund um Weihnachten lüften und zeigen sollen, wie man miteinander umgeht. Die Geschichten haben dadurch, dass Anouk sie im Traum erlebt und aus ihnen morgens immer ein kleines Mitbringsel in der Hand hält, etwas Magisches an sich, das Kinder verzaubert. Sie sind auch immer spannend und zugleich lehrreich, denn Anouk weiß bei weitem noch nicht alles und die Zuhörerkinder des Hörbuchs lernen so mit der unbedarften Anouk, die einfach bei allem nachfragt.
Zudem ist das Hörbuch gut unterteilt und jede Geschichte (Kapitel) kann auch einzeln gehört werden, sodass sich dieses Hörbuch wunderbar zum Einschlafen eignet. Besonders gut hat mir die Geschichte um den blinden kleinen Jungen gefallen, den Anouk im Zoo kennenlernt. Sie wirft ihre Berührungsängste über Bord und mit Anouk lernen die Zuhörer, das Handicaps einen keineswegs anders als andere machen. So wird der kleine Junge ihr Freund und Anouk hilft ihm dabei, dass auch all seine Klassenkameraden das in ihm erkennen, was er ist: Ein ganz normaler Junge, mit dem man ganz viel erleben und Spaß haben kann.
Und auch wenn die Geschichten sich im Kern um Weihnachten drehen, fand ich es in diesem Fall sehr erfrischend, dass weder die Geschenke, noch Weihnachtsmann und Christkind diese Geschichte dominieren, sondern das weihnachtliche Gefühl eher aus den besonderen Begegnungen kommt und aus dem, was Anouk aus ihnen lernt. Damit die Geschichten ihren tieferen Sinn entfalten und man mit den Kindern darüber sprechen kann, sollten die Zuhörerkinder zumindest im Vorschul- oder Grundschulalter sein.
Sehr schön umgesetzt mit einem bunten Potpourri an Weihnachtsgeschichten!

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Veröffentlicht am 05.11.2023

Rettet das Ansehen der Brotzeit

Schwarzwald Reloaded 5
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Abendessen oder Brotzeit oder auch Vesper – das hört sich alles nach keinem feudalen Menü an. Das klingt für die meisten von uns wahrscheinlich eher nach ein paar eilig auf den Tisch geräumten Brotschnitten ...

Abendessen oder Brotzeit oder auch Vesper – das hört sich alles nach keinem feudalen Menü an. Das klingt für die meisten von uns wahrscheinlich eher nach ein paar eilig auf den Tisch geräumten Brotschnitten mit dem bisschen an Wurst und Käse, das der Kühlschrank noch hergibt. Doch mit diesem angestaubten Ansehen der Brotzeit räumt dieses Buch auf!
Das Vesper Buch ist dabei viel mehr als ein Kochbuch, denn es begnügt sich keineswegs mit der Auflistung von etwas weniger langweiligen Brotzeitgerichten, sondern es präsentiert auch das Gefühl der Brotzeit. Denn die Vesper ist die wichtigste Mahlzeit am Tag, bei der man sich Zeit mit der ganzen Familie nimmt, den Tag Revue passieren zu lassen. Und so kommen nicht nur Personen zu Wort, die gute Rezepte beisteuern können, sondern wir lernen beispielsweise auch zwei Männer kennen, die die unverzichtbaren Holzbrettchen für eine echte Vesper herstellen. Generell hat mir das besonders gut gefallen, dass man Menschen kennenlernt, die in irgendeiner besonderen Weise mit der Vesper verbunden sind und ihre Geschichte in Worten und Bildern erzählen.
Ein Highlight sind natürlich auch die Rezepte, die wirklich ausgefallene Ideen für die Brotzeit beisteuern. Hier gibt es vom Brot über Dips über kalte Vespergerichte bis hin zu Salaten und warmen Brotzeitgerichten alles, was das Brotzeitherz höherschlagen lässt. Wer sich hier etwas für die heimische Vesper zusammensucht – von einfach bis schwierig – wird die eigene Familie ganz sicher begeistern. Die großen Bilder machen direkt Lust aufs Probieren und die Texte, die in einer Schritt für Schritt Anleitung alles erklären und Tipps mitliefern, machen das Nachkochen leicht.
Ich war immer schon Fan vom Abendbrot, wie es bei uns heißt, aber spätestens nach dieser Ode auf die Brotzeit, wäre auch jeder Nicht-Liebhaber restlos begeistert.

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Veröffentlicht am 04.11.2023

Lieblingsrezepte zu Papier gebracht und für jeden nachkochbar

Hundert Klassiker
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Steffen Hensslers Kochbücher gehören fast schon zur Standardlektüre unter den Rezeptbüchern. Nun hat er mit seinem Werk Hundert Klassiker – Lieblingsgerichte einfach gemacht aus der Reihe Hensslers schnelle ...

Steffen Hensslers Kochbücher gehören fast schon zur Standardlektüre unter den Rezeptbüchern. Nun hat er mit seinem Werk Hundert Klassiker – Lieblingsgerichte einfach gemacht aus der Reihe Hensslers schnelle Nummer auch die Standardwerke aus der Küche zu Papier gebracht.
Viele Rezeptbücher liefern hauptsächlich neue, abgefahrene Ideen. Aber kochen zu lernen, wie man es aus Mutters und Omas Küche kennt, fällt da schon schwieriger. Doch genau diesem Ziel scheint sich Steffen Henssler in seinem neusten Kochbuch verschrieben zu haben. Aus den Kategorien Fleisch, Fisch, Pasta & Reis, Kartoffeln & Gemüse, Suppen, Salate, Desserts & Kuchen sowie Saucen, Fonds & Dressings werden jeweils die Küchenklassiker vorgestellt. Dort kann man beispielsweise Rouladen, Kartoffelgratin oder Paella ganz einfach nachkochen und erhält zudem noch zu jeder Oberkategorie sowie zu den meisten Rezepten wertvolle Tipps. Das war für mich nicht nur, als würde ich Omas Rezepte erlernen, sondern auch noch Omas Küchenweisheiten aus erster Hand dazu bekommen. Dabei sind besonders die Tipps sehr lebensnah und überhaupt nicht belehrend geschrieben und super hilfreich.
Toll sind natürlich auch die bunten Bilder, die es fast zu jedem Rezept gibt und die Hinweise, wie lange die Zubereitungszeit dauern wird und für wie viele Personen die Portion gedacht ist.
Ich mag es, wenn Rezeptbücher nicht so abgehoben daherkommen, sondern die Rezepte präsentieren, die man kennt und liebt. Daher bin ich von diesem Kochbuch total begeistert und habe fast bei jedem der Rezepte beschlossen, sie nachzukochen. Eine tolle Sammlung dessen, was ich gerne esse und ganz easy beschrieben!

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Veröffentlicht am 04.11.2023

Eine etwas andere Geschichte darüber, wie man das Leben in die Hand nimmt

Die Butterbrotbriefe
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Gibt es Schicksal oder hat man doch letztendlich alles im Leben selbst in der Hand? Diese Frage beantwortet sich Kati Waldstein mit einem klaren nein und nimmt mit fast 40 Jahren einen neuen Anlauf für ...

Gibt es Schicksal oder hat man doch letztendlich alles im Leben selbst in der Hand? Diese Frage beantwortet sich Kati Waldstein mit einem klaren nein und nimmt mit fast 40 Jahren einen neuen Anlauf für das Leben. Um aber mit ihrem bisherigen Leben und allen Erlebnissen abzuschließen, beginnt sie nach dem Tod ihrer Mutter mit dem Schreiben von Briefen. Doch nicht etwa an einen Brieffreund, sondern an Menschen in ihrem Leben, die ihren Weg geprägt haben. Damit sie sicher sein kann, dass sie ihr Ziel nicht verfehlen und sie danach die Chance hat, abzuschließen, überbringt und verliest sie die Briefe bei den Adressaten selbst. Sie verfolgt das klare Ziel, ihren Heimatort nach diesen genau 37 Briefen zu verlassen und woanders neu anzufangen.
Als aber auf einmal Severin in ihrem Leben auftaucht, der sich selbst mit einem Leben auf der Straße für ein von ihm verschuldetes Unglück bestraft, wendet sich das Blatt. Nicht nur, dass das Briefe-Schreiben stockt. Nein, Kati kommt durch Severin erst richtig zum Leben und findet dabei immer mehr über sich und ihre Familie heraus, das alles verändert. Und auch wenn die erste Begegnung zwischen Kati und Severin mehr als skurril und teilweise auch beängstigend ist, nähern die beiden sich immer mehr an. Bis sogar eine zarte Liebe zwischen ihnen entsteht.
Das Besondere an diesem Roman war für mich Kati. Sie ist so sehr in ihrem Leben gefangen und wirkt dabei total unbeholfen und eingefahren. Dieses Briefeschreiben und auch Vorlesen, mutet dagegen eher skurril und lustig an. Besonders die Reaktionen der Empfänger darauf reichen von schockiert bis erfreut hinzu tief berührt. Da ich das Hörbuch gehört habe, kam ich hier in den Genuss von Steffen Groths Imitation der Stimmen und war wirklich begeistert. Als Kati dann beginnt immer mehr über ihr bisheriges Leben und ihre Familie herauszufinden, steigen sowohl die Spannung als auch das Mitgefühl für sie, sodass ich mir nur noch gewünscht habe, dass sie nun glücklich werden kann. Und so ging es mir auch bei Severin: Ihn fand ich zwar anfangs gruselig, aber am Ende hätte ich ihn am liebsten einfach in den Arm genommen, um ihm Glück für die Zukunft zu wünschen. Die beiden Protagonisten sind so nahbar dargestellt und man begleitet sie richtig in ihrer Entwicklung, sodass es einem vorkommt, als würde man sie schon ewig kennen. Die Nebenfiguren sind dagegen nicht immer ganz ernsthaft dargestellt, sondern sorgen für die Prise Lachen zwischendurch. Diese Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Skurrilität ist wirklich gut gelungen.
Insgesamt besticht dieses Buch beziehungsweise auch das Hörbuch durch seine Bandbreite an Gefühlen, die wirklich echt und zum Nachempfinden transportiert werden. Und natürlich auch durch die gute Geschichte, die zwar im Hauptstrang sehr realistisch, aber in den Nebenszenen und Nebenfiguren eher humoristisch ist, wirken diese Emotionen so gut. Als Leser ist man nicht nur stiller Zuschauer, sondern fühlt mittendrin in der Geschichte.
Wer sich auf die Mischung aus lustig und ernst einlassen kann, wird hier viel Freude haben.

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