Frankreich Feeling
Ich träumte von einer BestieBevor ich den Roman gelesen habe, dachte ich an eine Märchenadaption á la Beauty & The Beast. Stattdessen überrascht die Autorin durch an reale Begebenheiten und französische Legenden anknüpfende Realerzählung. ...
Bevor ich den Roman gelesen habe, dachte ich an eine Märchenadaption á la Beauty & The Beast. Stattdessen überrascht die Autorin durch an reale Begebenheiten und französische Legenden anknüpfende Realerzählung. Der Roman beginnt fast sachlich-analytisch, was mit der IT-Tätigkeit der Protagonistin zusammenhängt. Dennoch konnte mich die Geschichte vor allem sprachlich von Anfang an für sich gewinnen, wie ich es von der Autorin gewohnt bin. Ich fühlte mich bildlich nach Frankreich versetzt und konnte mir alles super vorstellen als würde ich einen Film vor meinem inneren Auge sehen. Fleurs anfängliche verschlossene Art war für mich absolut verständlich, vor allem nach Beenden des Romans. Während sich die ersten Seiten noch nicht so ganz ins große Ganze einbetten ließen, packte mich der Verlauf der Handlung zunehmend. Ihre Recherche bzgl. ihrer Vergangenheit im Zusammenhang mit der augenscheinlichen Bestie waren unheimlich spannend, sodass es zwischendrin etwas von einem historischen Detektivroman hatte. Besonders wuchs mir der Bruder ans Herz, der einfach immer wieder eine ordentliche Portion Sonnenschein unter die Seiten mischte. Auch die Liebesgeschichte konnte mich vollends überzeugen, wenngleich ich hier zugegebenermaßen auf das falsche Pferd gesetzt habe. Glaubhafte, authentische, individuelle Charaktere statt stereotypischen Figuren machten gleichzeitig alle und niemanden verdächtig. Neben der fesselnden Backgroundstory stand für mich vor allem die Personenentwicklung Fleurs im Zentrum. Die Entfaltung von einer verschlossenen, objektiven, misstrauischen Analytikerin zu einer Frau, die zu 100 % hinter sich, ihren Werten und ihrer Ansicht steht, war großartig herausgearbeitet und sorgte dafür, dass man Fleur mehr und mehr liebgewann. Etwas in den Hintergrund rückte jedoch die Vater-Tochter-Beziehung, um die es ursprünglich ging: Fleur lernte sehr viel über ihre weit zurückliegenden Familienverhältnisse, über die direkte Ahnenlinie aus der letzten Generation schweben für mich als Leserin jedoch nach wie vor Fragezeichen. Alles in allem konnte mich der Roman bis auf winzige Kritikpunkte voll und ganz überzeugen, sodass ich gerne eine Leseempfehlung mit 4 ⭐ ausspreche.