Cover-Bild Weil da war etwas im Wasser
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Picus Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 30.08.2023
  • ISBN: 9783711721372
Luca Kieser

Weil da war etwas im Wasser

Roman
Alles dreht sich um einen monströsen Tintenfisch. Einen Riesenkalmar. Als dieser ein Tiefseekabel berührt, beginnen seine Arme und Tentakel zu erzählen. Davon, wie es ist, in ständiger Dunkelheit zu leben, wie es ist, für den Menschen ein Ungeheuer zu sein. Sie erzählen von Sanja, die ein Praktikum auf einem Frosttrawler absolviert und sich um einen gefangenen Kalmar kümmert. Sie erzählen von Dagmar, die für einen Geheimdienst in der Antarktis stationiert ist und diesen Kalmar unbemerkt nach Deutschland schaffen soll. Sie erzählen von einer Kindheit als Schäferstochter. Sie erzählen von einer Familie, deren Urahn schon mit einem Kalmar gekämpft hat. Sie erzählen von dem jungen Jules Verne, der von diesem Kampf hört und darüber zu schreiben beginnt. Am Ende erzählen sie davon, wie schwierig es für Menschen ist, von Tieren zu erzählen, und warum sie es dennoch tun.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2023

Ein großes Tier, kein Ungeheuer.

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Die Liebe zum Riesenkalmar des Autors Luca Kieser schlägt sich in seinem Roman wieder mit dem er auf der Longliste zum Deutschen Buchpreis 2023 landete. Eine allumfassende Konstruktion, die sich mit der ...

Die Liebe zum Riesenkalmar des Autors Luca Kieser schlägt sich in seinem Roman wieder mit dem er auf der Longliste zum Deutschen Buchpreis 2023 landete. Eine allumfassende Konstruktion, die sich mit der Frage beschäftig wie man über ein Wesen erzählt, dass uns als Mensch ferner nicht sein könnte. Er nimmt die tierische Perspektive ein ohne die eigenen Ängste zu projizieren. Gar dekonstruier er solche, wie sie durch den weißen Hai bekannt sind.
Er schreibt über die Andersartigkeit des Tintenfischs. Die Geschichte wird erzählt von einer Riesenkalmarin, aber nicht aus der Gesamtheitssicht, sondern aus der Sicht jedes einzelnen Armes.
Im Grunde sind wiederum drei Erzählstränge im Roman eingebettet, zum einen gibt es da den Trawler in der Antarkis, dem dieser Riesentintenfisch ins Netz geht. Dann gibt es eine künstlerische Beschäftigung mit dem Kalmar und ein dritter Kontext ist eine Familie im Jahr 1829.
Der junge Autor Luca Kieser, ein studierter Philosoph und Sprachkünstler, nutzt viele literarische Formen wie Tagebuch oder Chronik. Dadurch bekommt der Text auch einen ganz eigenen Sound. Auch das Element der Fußnoten wird Teil des Textes, wenn die Arme sich widersprechen. Ein wirklich neugedachter Text.
Ein abgefahrener toller Roman! Lesenswert in jedem Fall, auch wenn Hintergrundwissen an der einen und anderen Stelle von Vorteil ist.

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Veröffentlicht am 15.09.2023

Von Mensch & Mee(h)r

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Ein intelligentes Buch, eines das viel Konzentration einfordert und Bereitschaft, Skurriles hinzunehmen. Ein Buch über Alles und Nichts, Gott und die Welt. Menschsein im Mikro- und Makrokosmus; aus Sicht ...

Ein intelligentes Buch, eines das viel Konzentration einfordert und Bereitschaft, Skurriles hinzunehmen. Ein Buch über Alles und Nichts, Gott und die Welt. Menschsein im Mikro- und Makrokosmus; aus Sicht von Kalmararmen.



Ohne Übertreibung - dieses Buch ist das ungewöhnlichste, das ich bis jetzt gelesen habe. Das beginnt schon mit dem wortakrobatischen Titel und äußert sich vor allem in der Ezählperspektive. Aber auch die Handlung(en) an sich. Doch der Reihe nach.

Die Erzählperspektive. Als Leserin musste ich höllisch aufpassen, der Geschichte folgen zu können, springt sie doch hin und her. Doch nicht etwa einfach nur zwischen verschiedenen Personen (das auch), sondern auch Zeiten. Und vor allem: Armen. Ja, Armen. Denn dieses Buch ist nicht etwa aus Sicht einer Kalmarin, sondern ihrer acht Arme geschrieben. Die sich auch gegenseitig in Fußnoten unterbrechen, auf spätere oder frühere Ereignisse hinweisen, mich blättern ließen und mir viel Konzentration abverlangten, wer hier gerade was und wann berichtet. Nach Beenden des Buches habe ich erstmal ein Beziehungsdiagramm gezeichnet, was ich bisher noch nie gemacht habe, hier aber einfach brauchte, um zu verarbeiten, was ich da gerade gelesen habe.

Damit wären wir auch schon bei den Personen, oder besser Figuren - zwei (oder drei oder vier?) Kalmare, acht Arme, Familie Sanz über sieben Generationen (und drei Familienstränge!) und diverse weitere Leben, die alle über Ereignisse, Filme und Bücher, Zufälle, Gleichzeitigkeiten oder Bezüge zu Meer, Kraken und Walen verwoben sind. Teilweise wird aus Du-Perspektive berichtet, Tagebucheinträge spielen eine große Rolle, es gibt eine filmartige Szene, Zeitinkonsistenzen bei der Kalmarin und wie bei den Känguru-Chroniken erhöht sich das Lesevergnügen mit (geschichtlichem) Allgemeinwissen. Ich denke, ich habe nicht alle Anspielungen und Fingerzeige begriffen, wohl aber die unterliegende Kritik and Kapitalismus und Patriarchat.

Die klassische Frage des "Worum geht´s" könnte ich bei diesem Buch nur schwerlich beantworten. Um alles, irgendwie. Von der (Krill-)Fischerei und der Parfümherstellung aus tierischem Ambra über die Aufarbeitung des Nationalsozialismus, Nachhaltigkeit und Klimaschutz zu Kunst und Kultur, (Umgang mit) Sexualität und der Suche nach Liebe und Anerkennung ist alles dabei. Das Motiv des Kraken, sowie Ekel, Angst und Scham ziehen sich als eine Art roter Faden durch das gesamte Buch und obwohl gerade die letzte Szene "unseres jungen Autors", wie der namenlose Mann genannt wird und der im Buch das Buch schreibt (oder zumindest Teile davon), mich verwirrte, habe ich doch das Gefühl, dass alles zusammen passt. Dieses Buch könnte ich noch mehrere Male lesen und würde doch bestimmt immer wieder Neues entdecken und verstehen. Es ist fragmentarisch und muss so sein, es lebt von all den Fragezeichen. Bis zur letzten Seite flog ich atemlos durch die Zeilen, da ich verstehen wollte, was gerade geschieht und wie das alles zusammenhängt.

Ganz ehrlich, über dieses Buch könnte ich noch lange reden und schreiben und doch nichts aussagen, denn hier gilt ganz besonders: Selbst lesen! Findet heraus, was Jules Vernes, Disneyland, der weiße Hai, Sindbad, ein Pharmaunternehmen, die Polarstern, Odysseus, deutsche Wälder, das südafrikanische Musikgenre Amapiano, die Sahelzone, spanischer Kragen, Unterwasserkabel und eine weggeworfene Zahnbürste sowie das Unternehmen Palantir und Odyssee im Weltraum verbindet.

Es hat mich einige Zeit gekostet, mich auf das Buch einzulassen; im Nachhinein jedoch bin ich begeistert davon was hier auf 300 Seiten alles passiert ist und angerissen wurde. Wie in einem Panopktikum reihte sich Kurioses an Skurriles; nie wusste ich, was sich als nächstes ereignen und wem ich begegnen würde, denn das Buch folgt seiner eigenen Logik. Alles ist (gleichzeitig) möglich. Offene Fragen sind mir geblieben und zugleich bin ich genau so mit dem Buch zufrieden, wie es ist und vor allem, dass ich es gelesen habe!

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Veröffentlicht am 08.09.2023

Ganz besondere Erzählweise

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Wo fängt man an bei einer Geschichte, die eigentlich nicht nur eine einzige Geschichte ist, sondern gleich ein ganzes Geflecht? Die sieben Generationen in der Zeit zurück und tausende Meter tief bis auf ...

Wo fängt man an bei einer Geschichte, die eigentlich nicht nur eine einzige Geschichte ist, sondern gleich ein ganzes Geflecht? Die sieben Generationen in der Zeit zurück und tausende Meter tief bis auf den Grund des Ozeans reicht? Die mit jedem Satz klarer erkennen lässt, wie sehr alles mit allem (und zwar wirklich ALLES mit ALLEM) verbunden ist?

Vielleicht fängt man tatsächlich am besten dort an, wo auch der Text selbst beginnt: bei den acht Armen eines Riesenkalmars. Denn während dieser durch die Weltmeere schwimmt, sind es seine Arme, die ein Eigenleben entwickeln und gemeinsam dieses Geflecht an Geschichten erzählen. Und darin geht es um Sanja, die während eines Praktikums auf einem Frosttrawler nicht nur nach Krill, sondern vor allem auch sich selbst sucht; um Dagmar, die für einen Geheimdienst arbeitet und in der Antarktis stationiert ist; um Minenarbeit, Deutschland zur NS-Zeit, die Entstehung des Weißen Hais, häusliche Gewalt, ja selbst um Jules Vernes. Und dazwischen gibt es immer wieder alle möglichen kulturellen Verweise, es geht um Nachhaltigkeit, Leben in der Tiefsee, Umweltschutz, Beschneidung, transgenerationale Traumata. Sogar um Peter Wohlleben und Omega-3-Fettsäuren.

Ist das viel? Ja.
Ist das manchmal anstrengend? Ja.
Lohnt sich das? Ja!

"Weil da war etwas im Wasser" ist kein Roman zum Einfach-Weglesen. Man muss dranbleiben, man muss mitdenken, vielleicht das ein oder andere googeln. Und doch wird es weder langweilig, noch verlieren sich die zahlreichen Fäden einfach im Nirgendwo. Alles ist verbunden, auch dadurch, dass die unterschiedlichen Handlungsstränge selten am Stück erzählt werden, sondern sich abwechseln, teilweise ineinander eingebettet sind, sich gegenseitig ebenso auslösen wie erklären. Das zeigt auch der ständige, unterhaltsame "Kampf" der Arme darum, wer jetzt eigentlich mit dem Erzählen dran ist.

Fast fühlt man sich ein bisschen wie in einem RPG, wenn in den Fußnoten (ja, es gibt Fußnoten!) mal wieder einer der Arme darauf verweist, dass man doch jetzt bitte endlich seine Geschichte lesen möge, dazu einfach auf Seite XY vorblättern, danke, bis gleich.

Der Roman ist gleichermaßen humorvoll und ernst, hat einen gewissen Sachbuchcharakter und lässt gleichzeitig ganz tief eintauchen (ich musste einfach!) in die Leben seiner Protagonist:innen. Manchmal fragt man sich, worum genau es gerade eigentlich geht, wo die Geschichte gerade ist und wie sie dort hingekommen ist; aber das macht nichts, weil schon bald darauf alles wieder Sinn ergibt und sich die losen Enden verknüpfen. Was am Ende bleibt, ist keine stringente Geschichte, sondern etwas Rundes, ein Stück... ja, was? Zeit? Materie? das zusammenhängt, obwohl es aus vermeintlich vollkommen inhomogenen Bestandteilen zusammengesetzt ist. Das bringt es vermutlich alles nicht wirklich auf den Punkt, aber besser erklären kann ich es nicht. Lest am besten einfach selbst.

Veröffentlicht am 01.09.2023

Überraschend und tiefgründig

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Wo soll ich bei dem Roman "Weil da war etwas im Wasser" von Luca Kieser beginnen? Hier erzählt ein außergewöhnlich talentierter Autor von einem riesigen Tintenfisch, dessen einzelne Arme, nachdem er ein ...

Wo soll ich bei dem Roman "Weil da war etwas im Wasser" von Luca Kieser beginnen? Hier erzählt ein außergewöhnlich talentierter Autor von einem riesigen Tintenfisch, dessen einzelne Arme, nachdem er ein ein Tiefseekabel berührt hat, anfangen, zu erzählen: von sich, dem Leben im Wasser und den Menschen. Alles ist miteinander verbunden, über Generationen hinweg. Nichts und niemand kann sich dem ewigen Kreislauf entziehen, auch wenn die erzählten Schicksale durchaus individuell erfahren werden. Geschickt spinnt der Autor ein Netz, in dem die unterschiedlichsten Protagonist*innen agieren und leben. Es geht aber auch darum, wie Kommerz, Film und Literatur sich u.a. die Wesen des Meeres aneignen, sie dämonisieren und vermarkten.

Schaffen es Menschen, über Tiere und vielmehr aus der Sicht der Tiere zu schreiben? Die Lektüre des Romans lässt erahnen, wie schwierig dies zu bewerkstelligen ist. Doch Kieser versteht es ausgezeichnet, die Lesenden auf ein Abenteuer zu schicken an dessen Ende Nachdenklichkeit bleibt und auch nicht so schnell verschwindet. Ich habe es genossen, den Geschichten aus teilweise ungewöhnlichen Perspektiven zu folgen. Der verwendete Genremix gestaltet das Lesen abwechslungsreich und die Erzählkunst des Autors hat mir einfach Freude gemacht. Alles verbunden im ewigen Kreislauf des Entstehens und Vergehens, ohne Anfang und ohne Ende.

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Veröffentlicht am 01.09.2023

ungewöhnliche Sichtweise

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Lieber Leserin, lieber Leser,

stell Dir vor, Du bist ein Riesenkalmar und findest auf dem Meeresgrund, in absoluter Dunkelheit, einen eigenartigen, leuchtenden Arm, den Deine Arme unbedingt untersuchen ...

Lieber Leserin, lieber Leser,

stell Dir vor, Du bist ein Riesenkalmar und findest auf dem Meeresgrund, in absoluter Dunkelheit, einen eigenartigen, leuchtenden Arm, den Deine Arme unbedingt untersuchen wollen. Ja, richtig gelesen: Deine Arme WOLLEN den eigenartigen Arm untersuchen. Denn Deine Arme haben ein eigenes Bewußtsein, das sie ausleben wollen. Jedenfalls fangen Deine Arme zu erzählen, wie ihr Leben in der Dunkelheit ist. Sie verstecken sich, damit Wale ihren Kalmar nicht finden und fressen können. Sie meiden, soweit möglich, die helleren Wasserschichten, doch ab und zu verstecken sie sich in einem Krillschwarm. Ganz selten durchbrechen sie die Wasseroberfläche, doch die Luft und die Sonne tun ihnen weh.

Als sich der Kalmar mal wieder in einem Krillschwarm versteckt und die kleinen Krebse beobachtet, passiert etwas: Ein riesiges Netz fängt den Krill. Doch noch etwas anderes bleibt im Netz hängen, und damit sind wir schon mitten drin in einer Geschichte, die eigentlich keine GeschichtE ist, sondern GeschichtEN:

Wir lesen von dem Kalmar und seinem weiteren Leben.

Wir lesen von einem Seefahrer, der früher schon eine Begegnung mit einem Riesenkalmar hatte, die sein Leben veränderte.

Wir lesen, wie der Fund und die Geschichten über Riesenkalmare die Phantasie von Schriftstellern wie Jules Verne und Peter Benchley sowie Filmschaffenden wie Steven Spielberg angeregt hat.

Wir lesen von einer Schafzüchterfamilie und ihren Werdegang.

Wir lesen von einer jungen Frau, die per Zufall einen Praktikumsplatz auf einem Krillfischer bekommt und was sie dort erlebt.

Wir lesen, wie sich all das langsam aber sicher zu einem schlüssigen Bild zusammenfügt.

Und zu guter Letzt lesen wir noch, wie schwer es ist, wenn ein Mensch eine Geschichte aus der Sicht eines Tieres erzählt. Ist das überhaupt möglich?

Nun, die Arme des Riesenkalmar tun ihr bestes, um es möglich zu machen. Und meiner bescheidenen Meinung nach gelingt es ihnen.

Ich brauchte ein wenig, um mich in das Buch reinzufinden. Die Sprünge zwischen den Erzählsträngen sind teilweise etwas abrupt, doch Durchhaltevermögen wird mit einer schönen Geschichte belohnt. Und so ganz nebenbei lernt man noch etwas über Krill und dessen Bedeutung für das Öko-System. Und über Riesenkalmare.

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