Eine Geschichte mit Sogwirkung
Wir, wir, wirLeila, Britney, Jody, Hazel, Isabel und Christian sind dreizehn Jahre jung und gehören zusammen. Alle tun was Leila sagt, meistens. Ihre Väter sind weg, ihre Mütter einsam. Deswegen hängen sie immer zusammen ...
Leila, Britney, Jody, Hazel, Isabel und Christian sind dreizehn Jahre jung und gehören zusammen. Alle tun was Leila sagt, meistens. Ihre Väter sind weg, ihre Mütter einsam. Deswegen hängen sie immer zusammen ab. Keine von ihnen ist gern allein. Wenn sie ihre Mütter zum Heulen bringen wollen, benehmen sie sich wie Männer.
Wir waren clever. Wir lasen die Bibel, kannten alle Märchen und schauten Nachrichten. Von unseren Müttern hatten wir gelernt, uns nicht für dumm verkaufen zu lassen. Wir wussten, dass uns in dieser Welt nichts geschenkt wird. Wir wussten, dass Liebe Übung erfordert, und wir waren wild entschlossen, uns die Zeit zu nehmen. S. 32
Sie klauen ihren Müttern Wodka und betrinken sich, um nichts fühlen zu müssen. Das Trinken härtet sie ab, bringt sie zum Lachen, lässt das Wilde wieder aufflackern.
Zu sechst umkreisen sie Sammy aus der Oberstufe, wie die Erde die Sonne. Denn Sammy ist die Schönste, sie hat Stil und sie ist cool. Sie hängt immer mit Mia rum, das scheint ihr zu reichen. Die sechs fixieren die beiden, ahmen sie nach und bleiben doch voller Selbstzweifel, nicht gut genug zu sein. Durchschnitt. Dabei will jede von ihnen diejenige sein, die am meisten geliebt wird.
Wir sind hässlich. Doch das wussten wir schon. Wir sind ungewollt. Das wussten wir auch schon. Sie nannten uns Monster. S. 128
Sammy feiert ihren Geburtstag hinter der Mauer. Da, wo auch Mia wohnt. Die sechs sind auf die Ruine geklettert und schauen dem Treiben zu. Alle springen herum, bewerfen sich mit Wasserbomben, stecken sich die wabbeligen Kugeln in die BHs und rennen hintereinander her. Plötzlich steht Sammy auf dem Balkon, sie hat sich die langen Haare abrasiert, krass. Und dann verschwindet sie.
Fazit: Eieiei, was für eine Geschichte. Im prüden, moralischen, doppelzüngigen Amerika, glaubt eine Mädchenclique an den “American way of live”. Wenn du eine Frau bist, musst du entweder Schönsein, Tanzen, oder Singen können. Dann wirst du auf einer Castingshow entdeckt und gewinnst den Hauptpreis. Alle lieben und bewundern dich, man segnet dich mit Reichtum. Dann kommt man aus diesem Kaff raus und endet nicht, wie die Mutter. Die Autorin hat ein feines Gespür und eine besondere Beobachtungsgabe. Sie zeigt, wie narzisstisch und manipulativ die Mädchen, in dieser Umgebung geworden sind. Die Geschichte entwickelt einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte. Zwischenzeitlich verschwimmt die Wirklichkeit und es wirkt , wie in einem luziden Traum. Zum Ende hin, sind einzelne Kapitel, einem der Mädchen gewidmet und zeigt sie als erwachsene Frau, was aus ihr geworden ist und wie sie in der Rückschau, ihre Sicht darstellt. Das Ende war für mich, wie ein Schlag ins Gesicht. Ich wünsche diesem gekonnten Debüt viele Leser.