Profilbild von Jecke

Jecke

Lesejury Star
offline

Jecke ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Jecke über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2023

✎ Kathrin Schrocke - Weiße Tränen

Weiße Tränen
0

"Weiße Tränen" - ein Begriff, den ich vor dieser Lektüre nicht kannte, obwohl ich mich seit einiger Zeit intensiv mit dem Thema '(Alltags)Rassismus' auseinandersetze. Daran merke ich, dass es einfach noch ...

"Weiße Tränen" - ein Begriff, den ich vor dieser Lektüre nicht kannte, obwohl ich mich seit einiger Zeit intensiv mit dem Thema '(Alltags)Rassismus' auseinandersetze. Daran merke ich, dass es einfach noch sooo viel zu lernen gibt ...

Kathrin Schrocke nimmt Jugendliche mit ihrem Buch ein Stück weit an die Hand. Sie zeigt ganz klar Missstände auf ohne mit dem Finger darauf zu zeigen. Sie hält der privilegierten Gesellschaft einen Spiegel vor, den man nicht einfach abwischen kann. Sie gibt diskriminierten Gruppen eine Stimme.

Obwohl wir die Geschichte aus der Perspektive des weißen Lenni erleben, kommen Schwarze und Menschen mit Kopftuch zu Wort - zwei Gruppen, die ständig mit (Alltags)Rassismus zu leben/kämpfen haben. Und doch ist der Jugendroman nicht für sie geschrieben wurden. Sondern eben für jene, die denken, sie würden sowas nicht tun. Die in einer Blase leben, die so nicht existiert - an einer "Schule ohne Rassismus".

Mir gefällt, wie hier aufgezeigt wird, wo überall Alltagsrassismus lauern kann. Privilegierte haben da einfach kein Auge für, wenn sie sich noch nie damit beschäftigt haben.
Und trotzdem kaut die Autorin nicht einfach alles vor, sondern gibt Denkanstöße zum Beispiel mit Fragen, die oft unbedacht gestellt werden. Das fand ich wichtig und richtig, weil ich auch immer wieder merke, dass Personen nur scheininteressiert sind. Wenn man ihnen nicht alles auf dem Silbertablett serviert, vergessen sie es einfach wieder. Aber ich denke, wenn man selbst recherchiert, sieht man erstmal, wie groß das Thema wirklich ist ...

Am liebsten würde ich dieses Werk direkt den Deutschlehrenden an unserer Schule in die Hand drücken, weil es ein Buch ist, welches wirklich in den Klassen besprochen gehört. Ich weiß, dass Schulen nicht alles abfangen können und dass auch Erziehende in der Pflicht sind. Doch es gibt eben auch Menschen die damit nie in Berührung kommen, wenn man sie nicht mit der Nase darauf stößt. Im Klassenverband würde man auf einen Schlag sehr viele SuS erreichen. Und die Kinder hätten direkt Leute um sich, um über den Inhalt reden zu können.
Mein Exemplar wird auf alle Fälle in die Schulbibliothek wandern.

Obwohl der Roman großartig ist, gibt es kleinere Begebenheiten, die etwas runder hätten sein können. Meiner Meinung nach hätte man da noch ein My (µm) mehr herausholen können. Vor allem bei der angepeilten Zielgruppe. Es gibt zum Beispiel eine weiße Person, die für mich zu sehr im Hintergrund gelassen wurde. Ihr hätte ich einen größeren Wirkungskreis gewünscht. Sie geht in der Masse einfach unter. Und ein Ereignis, lässt die Geschichte nun einfach im Raum schweben.
Wobei auch hier wieder positive Aspekte hervorstechen: Wer das Geschriebene wirklich verstanden hat, wird sich nun näher damit beschäftigen. (wer es nicht sowieso bereits tut)

Daher finde ich es eben als Schullektüre sehr gut geeignet. Es MUSS nachbesprochen werden. Es MUSS sich etwas ändern.

Ein großen Pluspunkt erhält "Weiße Tränen", weil man sich die Mühe gemacht hat, ein Sensitivity Reading in Anspruch zu nehmen. (warum werden die eigentlich nicht wie Übersetzer*innen gennant, sondern nur im Nachwort erwähnt?) Im Nachwort erklärt die Verfasserin zudem, warum man die Personen so handeln lässt, wie sie handeln.

Es gibt auch eine Liste mit Lektüre- und Podcast-Empfehlungen.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 24.10.2023

✎ Maxe L'Hermenier (nach Charles Dickens) - Eine Weihnachtsgeschichte

Eine Weihnachtsgeschichte
0

Mir ist die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens zumindest als Film bekannt - gelesen hatte ich sie bis dato noch nicht. Da einige Kinder, die in unsere Schulbibliothek kommen, besonders auf Comics ...

Mir ist die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens zumindest als Film bekannt - gelesen hatte ich sie bis dato noch nicht. Da einige Kinder, die in unsere Schulbibliothek kommen, besonders auf Comics stehen, war ich gespannt, ob dieser Klassiker in diesem Gewand funktionieren würde.

Der Illustrator Thomas Labourot hat meiner Meinung nach die Geschichte sehr gut umgesetzt.
Seine Bilder spiegeln die Emotionen auch ohne Worte wider: Je düsterer die Stimmung desto dunkler und weniger die Farben. Gerade in Scrooges Gesicht kann man dessen Wandlung wunderbar ablesen. Doch ebenso in den anderen Gesichtern sind die Gefühle sehr gut erkennbar - da sprechen die Bilder fast schon eine eigene Sprache.

Der Autor Maxe L'Hermenier hat sich nah am Original gehalten. Wer es nicht kennt, wird keine Unstimmigkeiten in der Erzählung feststellen. Wer es kennt, wird hin und wieder stolpern, sich jedoch nicht daran aufhängen.
Für Kinder ist es absolut verständlich und man hat wunderbare Gesprächsanlässe.

Einziger Kritikpunkt meinerseits bei dieser Ausgabe: Die Schrift wird mitunter an manchen Stellen sehr klein.

"Eine Weihnachtsgeschichte" ist ein Klassiker. Ob in Romanform oder als Comic - beides hat seine Berechtigung und ist bereichernd.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 17.10.2023

✎ Florian Stritzelberger - Hinterm Jordan liegt Italien

Hinterm Jordan liegt Italien
0

Dieses Werk hat mich emotional sehr berührt, allerdings fehlt mir das i-Tüpfelchen ...

Geschichten über den Tod ziehen mich an. Ich mag es, wenn es emotional wird. Sie sind für mich wie ein Ventil. Auch ...

Dieses Werk hat mich emotional sehr berührt, allerdings fehlt mir das i-Tüpfelchen ...

Geschichten über den Tod ziehen mich an. Ich mag es, wenn es emotional wird. Sie sind für mich wie ein Ventil. Auch in meiner Umgebung ist der Tod nämlich etwas, worüber man nicht (gerne) redet. Vor 4 Monaten habe ich eine Freundin zu Grabe tragen müssen - völlig unerwartet.

Meinen Respekt hat sich der Schriftsteller allein dadurch verdient, dass er sich dem Tabuthema angenommen hat.

Florian Stritzelberger hat mit seiner Geschichte rund um 3 junge Erwachsene/Jugendliche mitten in mein Herz getroffen. Seine Worte sind sehr authentisch, beschreibend und trotzdem auf dem Punkt. Man merkt, dass er weiß, wovon er schreibt. Seine Worte klingen wie Musik in meinen Ohren und sind trotz des schweren Themas leicht und verständlich.

Der Anfang war sehr stark. Man lernt die Leute kennen und es passiert das erste große Ereignis, bei dem kaum ein Auge trocken bleibt.
In der Mitte verliert mich der Autor jedoch so manches Mal. Zwar ist die Reise gut beschrieben und Raffael und Nora sind Charaktere, denen man im echten Leben gerne begegnen möchte. Doch mir fehlt das gewisse Extra. Beim Schreiben der Rezension merke ich zum Beispiel, wie präsent Beginn und Schluss sind, der Mittelteil hingegen bereits an Farbe verliert ...
Das Ende war dann wieder großartig. Absolut überzeugend. Denn genau so habe ich es leider tatsächlich erlebt ...

Mich hat der Schreibstil über weite Strecken abholen können. Ich bin wirklich begeistert, wie Florian Stritzelberger mit Worten umgehen kann. Sie piksen, aber sie heilen gleichzeitig. Sie treffen einen, wo es am meisten weh tut und doch ist es das, was es manchmal braucht, um ein Ventil zu öffnen.

"Hinterm Jordan liegt Italien" ist nicht nur ein Buch über das Ja zum Leben und dem Tod. Es macht ebenso auf die Hospizarbeit aufmerksam.
Ein Werk für alle, die keine Angst haben, mit dem Thema in Berührung zu kommen.

Eine Verfilmung wäre sicherlich genial.

Sein anderer Jugendroman "Flugmodus" ist direkt auf meiner Beobachtungsliste gelandet.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 25.09.2023

✎ Anna Taube - Die kleine Qualle auf der Suche nach dem Poch

Die kleine Qualle auf der Suche nach dem Poch
0

Im diesjährigen Urlaub haben sowohl der Papa, als auch die 5-Jährige schmerzhafte Bekanntschaft mit Quallen gemacht. Als das Buch bei uns ankam und ich den Klappentext vorgelesen hatte, war daher schnell ...

Im diesjährigen Urlaub haben sowohl der Papa, als auch die 5-Jährige schmerzhafte Bekanntschaft mit Quallen gemacht. Als das Buch bei uns ankam und ich den Klappentext vorgelesen hatte, war daher schnell klar, dass wir unbedingt schauen mussten, ob die kleine Qualle dieses Organ wirklich nicht besitzt.

In diesem Bilderbuch erfahren wir allerlei Dinge übers Herz:
- wie schnell schlägt es bei wem und warum
- bei wem schlägt es am schnellsten, bei wem am langsamsten
- wer hat gar kein Herz, wer vielleicht sogar mehrere
- was ist die Aufgabe des Herzens
- wie groß ist ein Herz ungefähr
- was bedeutet es, ein Herz zu haben

Man kann die Lektüre nicht einfach von vorne nach hinten durchlesen, denn ständig kommen Fragen auf. Oder man staunt einfach nur, was man soeben erfahren hat.
Der Mix aus Bilder- und Sachbuch ist an dieser Stelle super gelungen.

Mir persönlich gefällt der Stil der Illustrationen (Collagen) nicht. Mein Kind - die Zielgruppe - mochte sie. Es ist mal etwas anderes und der Gedanke dahinter, sehr schön.

»Die Illustrationen sind eine bunte, lebensfrohe Komposition,
die Geschichte eine Hommage an die Einzigartigkeit jedes Lebewesens dieser Erde.« (letzte Seite)

... und dann, als wir die Lektüre fertig hatten, bin ich an die Erinnerungskiste meines Kindes gegangen, habe ein CTG herausgeholt und ihr gezeigt, wie es aussah, als ihr kleines Herz noch in meinem Bauch geschlagen hat ...

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 11.09.2023

✎ Lucie Göpfert - Die Rätsel-Knacker 3 Das Geheimnis der magischen Schule

Die Rätsel-Knacker – Das Geheimnis der magischen Schule (Buch mit abwischbarem Stift)
0

Als meine 5-Jährige das Heft entdeckt hat und ich ihr erklärt habe, was es beinhaltet, wollte sie sofort loslegen.

Der Stift ist in einer praktischen Box drin, damit er nicht verloren gehen kann. Leider ...

Als meine 5-Jährige das Heft entdeckt hat und ich ihr erklärt habe, was es beinhaltet, wollte sie sofort loslegen.

Der Stift ist in einer praktischen Box drin, damit er nicht verloren gehen kann. Leider lässt sie sich etwas schwer öffnen und ist auch nicht (so leicht) ablösbar. Das finden wir unpraktisch. Zum einen passt nicht jeder Stift dort rein. Zum anderen kann man die linke Seite nicht flach auf den Tisch legen.

Die Rätsel hingegen haben meiner Tochter sehr gut gefallen. Sie sind verständlich und vielfältig. Man muss zum Beispiel Unterschiede und passende Schatten finden, zählen, Worte finden und noch einiges mehr.

Die meisten Rätsel waren selbsterklärend. Was sie nicht kannte, habe ich ihr vorgelesen und schon legte sie los. Sie hat alles super gelöst und benötigte die letzten Seiten, auf denen die Antworten stehen, nicht.

Mein Kind fand das Heft super. Ob sie es erneut lösen würde, bezweifle ich. Sie hat es derzeit zumindest bereits abgeschrieben. ("Ich habe schon alles gemacht!")
Ich als Erwachsene finde das Konzept toll für den Kindergarten, weil es mehrere Kinder immer wieder nutzen können. Oder eben, wenn es Geschwisterkinder oder dergleichen gibt.

©2023 Mademoiselle Cake