Ich fand das Debut von T.J. Newman richtig gut und habe mich dann entsprechend gefreut, als ich gesehen habe, dass ein neues Buch von ihr erscheinen soll. Ihr neuer Thriller „Absturz“ greift abermals das ...
Ich fand das Debut von T.J. Newman richtig gut und habe mich dann entsprechend gefreut, als ich gesehen habe, dass ein neues Buch von ihr erscheinen soll. Ihr neuer Thriller „Absturz“ greift abermals das Thema einer Flugzeugtragödie auf und schmeißt die Leser direkt ins kalte Wasser – im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum hat Flug 1421 von Honolulu nach Kalifornien den Boden verlassen stürzt die Maschine in den Pazifik. Für die Überlebenden Passagiere und Crewmitglieder beginnt ein erbarmungsloser Kampf ums Überleben.
Das Hörbuch wird gelesen von Uve Teschner und Michaela Gaertner, die sich sehr schön hier ergänzen konnten. Die beiden Sprecher haben meiner Meinung nach einen tollen Job gemacht und den Charakteren wirklich Leben eingehaucht, wobei mir die Kapitel von Uve Teschner persönlich etwas mehr zugesagt haben.
Das Hörbuch war von Anfang bis Ende absolut spannungsgeladen und während sich eine Katastrophe an die nächste reihte, blieb kaum Zeit zum Atemholen. Die Autorin versteht sich darauf gleich zu Beginn ein ordentliches Tempo vorzulegen und dieses auch beizubehalten. Der Erzählstil ist flüssig, als auch bildhaft und passt perfekt zu dieser Sorte Katastrophen-Thriller. Nur mit den technischen Details ist Newman gerne mal etwas über die Stränge geschlagen.
Während ich den Einstieg ins Buch, in dem sich auch der Absturz ereignet, noch sehr gut fand, hat mein Interesse an der Story allerdings mehr und mehr nachgelassen, sobald die Mitte hinter mir lag. Die Charaktere haben sich alle ein wenig eindimensional und stereotypisch angefühlt, sodass ich besonders bei denen, die im Flugzeug eingeschlossen waren, nicht den größten Antrieb hatte mitzufühlen. Die Familie Kent, insbesondere Chris und Will, lernt man etwas besser kennen, da sie quasi die Helden der Geschichte sind, und auch wenn ihre Backstory ganz interessant war, waren mir die beiden als Figuren einfach nicht sympathisch. Sie haben jede Situation mit einer Selbstverständlichkeit an sich gerissen, als wären sie die einzig kompetenten Menschen in dieser Geschichte. Da hat auch nicht geholfen, dass die Autorin versucht hat das so zu verkaufen, als seien Chris und Will besser als Militär, Seenotrettung und Bordpersonal zusammen.
Insgesamt hatte ich bei diesem Buch einfach das Gefühl, dass sich die Geschichte besser auf der Leinwand gemacht hätte. Das Lesen bzw. Zuhören gibt einem zu viel Zeit sich an Details oder Elementen der Geschichte aufzuhängen, die nicht rund sind und wenn man zu sehr ins Grübeln darüber kommt, wie realistisch oder unrealistisch eine Szene ist, schmälert das irgendwann den Unterhaltungsfaktor. Für mich lief es leider darauf hinaus.
Am Ende des Tages war „Absturz“ von T.J. Newman ganz in Ordnung, mehr aber auch nicht. 2.5 Sterne.
Vom eigenen Vater als Säugling verstoßen und zum Sterben im Wald ausgesetzt überlebt Atalanta nur durch die Gunst der jungfräulichen Göttin Artemis. Großgezogen von einer wilden Bärenmutter, bis sie alt ...
Vom eigenen Vater als Säugling verstoßen und zum Sterben im Wald ausgesetzt überlebt Atalanta nur durch die Gunst der jungfräulichen Göttin Artemis. Großgezogen von einer wilden Bärenmutter, bis sie alt genug ist von ihr zu lernen, wird Atalanta unter Artemis Führung zu einer sagenhaften Jägerin, zu einer Heldin, wie es sie nur einmal in ganz Griechenland gibt. Um zu beweisen, dass Atalanta es selbst mit den größten Helden der Antike aufnehmen kann, trägt Artemis ihrem Schützling auf, sich in ihrem Namen Jason und seinen sagenhaften Argonauten auf der Jagd nach dem legendären goldenen Vlies anzuschließen. Verspottet und unterschätzt von ihren Mitstreitern muss Atalanta fernab der Heimat lernen, dass es ihr alles abverlangen wird, sich als Heldin unter ihnen zu beweisen.
Atalanta von Autorin Jennifer Saint gibt erneut einer der eher unbekannten Frauengestalten der griechischen Mythologie eine eigene Geschichte. Und was für eine Frau sie sich hierfür erwählt hat. Kaum einem ist wohl bewusst, dass auf der legendären Argo auch eine Frau mitgesegelt ist. Ein Missstand, dem Jennifer Saint mit diesem Buch begegnet.
Ich bin ein großer Fan von Neuerzählungen griechischer Heldensagen, besonders solche, die den Frauen jener Sagen ihre Aufmerksamkeit schenken und so habe ich mich sehr auf Atalanta gefreut. Nachdem ich das Buch nun beendet habe, will ich nicht sagen, dass ich enttäuscht bin, denn das trifft nicht zu, aber all zu sehr konnte mich diese Neuerzählung nicht begeistern.
Es ist sicherlich eine ordentliche Herausforderung für jeden Autor und jede Autorin eine Geschichte zu erzählen, die in ihrer Handlung von Anfang bis Ende vorgegeben ist, denn die kreativen Ausgestaltungsmöglichkeiten sind dadurch ganz schön beschränkt. Es kommt finde ich also wirklich drauf an, das Beste aus den Szenen und Figuren herauszuholen. Gerade das ist Jennifer Saint mit Atalana finde ich nicht so gut gelungen, wie ich es mir gewünscht hätte. Die Geschichte wird ziemlich einfach und flach herunter erzählt. Das funktioniert zu Anfang ganz gut, wo noch nicht viel Ereignisreiches passiert und Atalantas Jahre der Kindheit und des Erwachsenwerdens beschrieben werden. Atalanta versteht viele Dinge noch nicht richtig, weil sie so fernab der Gesellschaft und unter dem Schutz von Artemis heranwächst. Doch spätestens als Atalanta aufbricht, um sich Jason und den Argonauten anzuschließen, hätte ich darauf gehofft, dass die Erzählung etwas spannungsvoller wird. Das passiert jedoch nicht. Jede Herausforderung, Schlacht oder Prüfung, der die Argonauten begegnen, wird kurz, bündig und wenig dramatisch abgehandelt, wie ein Punkt auf einer Checkliste. So kam für mich selbst bei den eigentlich aufregenden Szenen nur wenig Spannung auf.
Ähnlich flach blieb für mich auch die titelgebende Heldin. Durch die Erzählung lernt man zweifellos Atalantas Sage kennen, aber nicht Atalanta selbst und genau darauf hatte ich irgendwie gehofft. Statt einer komplexen, aufregenden und nahbaren Heldin, die sich gegen all die Männer durchsetzt, die auf sie hinabsehen, bekommt man eine eher eindimensionale Protagonistin, deren Entscheidungen und Emotionen für mich nicht sehr nachvollziehbar waren. Hängen blieb vor allem ihre Tendenz sich selbst zu bemitleiden.
Der große Pluspunkt bei diesem Buch war für mich der Schreibstil. Ich fand es super einfach in die Geschichte hineinzufinden und mit dem flüssigen und bildhaften Worten der Autorin flogen die Seiten nur so dahin. Besonders angesichts der fehlenden Spannung war es der Schreibstil, der mich dranbleiben ließ.
Mein Fazit zu Atalanta fällt gemischt aus. Eine Enttäuschung war das Buch nicht direkt, aber es steht definitiv nicht aus der Masse heraus.
Seit Jess Price wegen eines brutalen Mordes verurteilt und ins Gefängnis gesteckt wurde hat sie kein Wort mehr gesprochen. Zu niemandem. Doch als ihre Gefängnispsychologin auf ihren Wunsch hin Kontakt ...
Seit Jess Price wegen eines brutalen Mordes verurteilt und ins Gefängnis gesteckt wurde hat sie kein Wort mehr gesprochen. Zu niemandem. Doch als ihre Gefängnispsychologin auf ihren Wunsch hin Kontakt zu Mike Brink aufnimmt, zeigt sich Jess endlich bereit, ihr Schweigen zu brechen. Nur er kann es schaffen ihre Unschuld zu beweisen.
Ein mystisches Rätsel hat Jess in diese Lage gebracht. Und nur der namenhafte Rätselmeister aus New York kann ihr dabei helfen jenes Rätsel zu lösen.
Mike ist fasziniert von der jungen Autorin und ihrer Geschichte und weil er ein Rätsel nicht ungelöst lassen kann, erklärt er sich bereit ihr zu helfen. Doch Mike und Jess haben mächtige Gegenspieler und des Rätsels Lösung ist so viel weitreichender, als sie es je für möglich gehalten hätten.
"Ingenium - Das erste Rätsel" von Danielle Trussoni ist ein Thriller, der mich im Zwiespalt zurückgelassen hat. Rein von der Optik ist das Buch eine 10 von 10. Das Cover passt hervorragend zu einem Thriller, die Farben sind in echt noch viel schöner als auf dem Foto und der Farbschnitt ist ein absoluter Hingucker. Inhaltlich hingegen hat mich "Ingenium" nicht vom Hocker gerissen.
Die Idee Mike Brink, der nach einem schweren Unfall in seiner Jugend eine einzigartige Begabung für Rätsel und systematische Zusammenhänge entwickelt hat, als "Ermittler" einzusetzen, hat mich auf Anhieb gepackt. Im Kern gilt es einen mysteriösen Mordfall aufzuklären, (zumindest lässt die Autorin uns in dem Glauben, dass es nur darum ginge) und mit Mike hat sie einen Protagonisten ins Leben gerufen, der eine einzigartige Perspektive auf die Dinge mitbringt. Es war spannend mal einem Charakter zu folgen, der keinen polizeilichen Hintergrund hatte, ähnlich wie Professor Langdon aus den Dan Brown Romanen.
Anfangs war ich sehr mitgerissen vom Aufbau der Geschichte, der Charaktervorstellung und der Einführung in das Titelgebende erste Rätsel. Der Schreibstil ist fesselnd, temporeich und einnehmend. Ein tolles Detail, dass das Lesen sogar etwas interaktiver gestaltet hat war, dass jedes erwähnte Rätsel auch einmal abgedruckt wurde. Das hat mir sehr gefallen.
Erzählt wird hauptsächlich aus der Perspektive von Mike selbst, wobei es auch immer mal wieder Kapitel gibt, die aus der Sicht anderer Charaktere geschildert werden. Das hat die Handlung nochmal abwechslungsreicher gestaltet.
Gewöhnungsbedürftig fand ich hingegen den Umgang mit Rückblenden oder Erkläranteilen. Obwohl Hintergrundinformationen hilfreich sind, war mir die Umsetzung irgendwie unausgeglichen. Beispielsweise wird Mike an einer Stelle im Buch von einem Professor Gupta angerufen. Das Telefonat wird gleich am Anfang erzählerisch unterbrochen, um erstmal seitenlang ihre Kennenlerngeschichte widerzugeben. An anderer Stelle wird der Haupterzählstrang für mehrere Kapitel hintereinander unterbrochen, um Tagebucheinträge und damit Geschehnisse der Vergangenheit widerzugeben. Natürlich ist nicht uninteressant, was man da zu lesen bekommt, allerdings waren diese Passagen teilweise so ausschweifenden, dass ich darüber ein wenig aus dem Haupterzählstrang rausgefallen bin.
Womit ich schließlich nicht zurecht gekommen bin und was auch meinen Hauptkritikpunkt an der Geschichte ist, war die Richtung, in die sie irgendwann abgedriftet ist. Die "Bindung" zwischen Mike und Jess war nicht meins, die Einbeziehung von Übernatürlichem und besonders religiösem Mystizismus hat mich nicht abholen können und ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich das Buch vermutlich gar nicht erst gelesen hätte, wäre mir der Einschlag ins Paranormale vorher bekannt gewesen. Und obwohl die Auflösung für die Geschichte durchaus schlüssig ist, hat auch diese mich nicht wirklich überzeugen können .
Es ist schade, denn an sich finde ich die Idee des rätsellösenden Protagonisten genial und bis zu einem gewissen Punkt konnte mich das Buch auch unterhalten. Ich denke am Ende kommt es sehr auf die persönlichen Präferenz beim Lesen an, ob man mit der Geschichte glücklich wird oder nicht. Von mir gibt es für "Ingenium - Das erste Rätsel" 2,5 Sterne.
Selten hat mich ein Buch so im Zwiespalt hinterlassen wie Rebecca F. Kuangs Babel. Einerseits ist hier ein enorm interessantes, einmaliges Werk entstanden, das sprachlich nur als gewaltig bezeichnet werden ...
Selten hat mich ein Buch so im Zwiespalt hinterlassen wie Rebecca F. Kuangs Babel. Einerseits ist hier ein enorm interessantes, einmaliges Werk entstanden, das sprachlich nur als gewaltig bezeichnet werden kann, andererseits wirkt es in nahezu all seinen Komponenten unausgeglichen, nicht ausbalanciert, was mich wiederrum mit einem Gefühl der Unzufriedenheit hinterließ, welches ich nur schwer erklären kann. Versuchen werde ich es trotzdem.
Erstmal zum Schreibstil. Dieser hat mich anfangs noch sehr begeistern können, die sprachliche Eleganz, dieses Empfinden, jedes Wort sei mit Bedacht gewählt worden. Alles wird mit einer gewissen Gemächlichkeit geschildert, durchaus ausführlich aber keineswegs langweilig. Und auch wenn es vielleicht nicht direkt danach klingt, so hat mich das doch sehr schnell in die Geschichte hineingezogen. Ich bin gerne drangeblieben und war motiviert weiterzulesen, weil all diese ausführlichen Schilderungen die Erwartung genährt haben, dass bald etwas in Gang gesetzt würde, dass der Handlung ein neues Tempo verleihen sollte. Tatsächlich wartete ich darauf jedoch vergebens. Während ich am Lesen war, war es leicht dranzubleiben. Sobald ich dann aber eine Pause einlegt habe, forderte es immer auch ein bisschen Überwindung das Buch wieder in die Hand zu nehmen, da die Aussicht auf ausschweifende Berichterstattung und geringfügige Handlungsentwicklung nur wenig Begeisterung in mir wecken konnte. Die meiste Zeit ist man eher passiver Zuhörer, statt aktiv zu erleben, was den Protagonisten widerfährt und bei mehr als 700 Seiten war mir das einfach zu wenig.
Das bringt mich zum nächsten Punkt. Dreh und Angelpunkt der Geschichte sind Sprache und Übersetzung und die Autorin verwendet viele Seiten darauf, sich in Etymologischen Erörterungen zu ergehen. Faszinierenderweise ist ihr das auf eine Art gelungen, dass ich diese eher belehrenden Absätze mit großem Interesse gelesen habe und lange als spannend und nicht langweilig empfunden habe. Doch auch hier ist kein gesundes Mittelmaß gelungen. Irgendwann wird es einfach zu viel und ich denke es hätte der Geschichte gutgetan, wenn man zu Gunsten der Handlung auf die ein oder andere etymologische Belehrung verzichtet hätte.
Selbes lässt sich über den Einsatz der Fußnoten in diesem Buch sagen. Einige davon waren sehr interessant als Ergänzung zum Fließtext, aber auch hier wurde das Mittel in meinen Augen überstrapaziert. Wenn die Fußnoten beinahe eine halbe Seite einnehmen, nur dazu dienen mehr Information abzuladen, oder scheinbar wichtige Hintergründe zu den Figuren an den unteren Seitenrand verbannt werden, finde ich das einfach nicht gut.
Handlungstechnisch hatte Babel mit Ausnahme des Endes nur wenig zu bieten. Der Plot ist eher dünn und erstreckt sich über mehrere Jahre. Die passive Erzählweise trägt auch nicht gerade zur Spannung bei. Insgesamt hat das Buch viel von einer Chronik, die das Leben des Protagonisten zusammenfasst. Tja und den Fantasy Charakter habe ich vergebens gesucht. Lässt man das Silberwerken außen vor, hat man hier einen Roman, der im Viktorianischen Zeitalter spielt und ein Britisches Empire darstellt, dass exakt so rüberkommt und funktioniert, wie das reale Britische Empire. In der Konsequenz liest sich Babel weitaus mehr als (fiktiver) historischer Roman, denn als Fantasy und ich muss doch deutlich sagen, dass sich der Verlag keinen Gefallen damit getan hat, es mit Denis Schecks aufmerksamkeitsheischender Proklamation zu bewerben, Babel sei „das Aufregendste im Fantasygenre seit Harry Potter“. Diese Aussage ist so dermaßen unzutreffend, dass es mir fast physisches Unbehagen bereitet, genauer darüber nachzudenken.
Widmen wir uns nun den Charakteren. Robin ist von Anfang an ein Sympathiemagnet. Tragische Kindheit, gleich zu Beginn diese große Veränderung mit der Überfahrt nach England, wo der liebe, ruhige und aufmerksame Junge in einem lieblosen Haushalt aufwächst, die toten Sprachen und eine eindimensionale Haushälterin seine einzige Gesellschaft. Oh, wie schön es doch war zu lesen, wie er am College endlich Freunde findet und sich ein Leben aufbaut, dass ihn glücklich macht. Und auch diese Freunde, diese Gruppe, die entsteht hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Die Dynamik zwischen Robin, Ramy, Victoire und Letty ist eine, mit der man sich auf Anhieb wohlfühlen kann. Natürlich nur, bis die Realität auch in ihrer kleinen Babel-Blase ankommt. Da zeigt sich nämlich, dass die Autorin hier Charaktere zusammengeführt hat, die scheinbar nur den Zweck erfüllen sollen, als Sprachrohr für jene Perspektiven zu Imperialismus und Rassismus herzuhalten, die sie in ihrem Roman adressieren will. Die oberflächliche Individualität aller Figuren, sei es Robin selbst, seine Freude oder sogar Professor Lovell halten einer näheren Betrachtung nicht stand. Sieht man genauer hin, sind es keine originellen und vielschichtigen Charaktere, sondern nur an die Handlung angepasste Stellvertreter für bestimmte Meinungsbilder. Professor Lovell ist der skrupellose, überhebliche Imperialist; Robin, der halb Chinese und halb Brite ist, sitzt zwischen den Stühlen; Letty, die ignorante, privilegierte weiße Frau; Ramy, Victoire und Griffin, die überzeugten Gegner der Kolonialherren und des Empires und so weiter.
Ergänzend dazu ist es auch alles andere als hilfreich, dass die Autorin scheinbar kein Vertrauen in ihre Leserschaft hat, sich eine eigene Meinung über Themen wie Kolonialismus, Sexismus usw. zu bilden. Anstatt uns durch Subtext oder Denkanstöße an die elementaren Schlussfolgerungen der Geschichte heranzuführen, gibt sie im Grunde eine vorgekautes Ergebnis zum Besten. Selbes passiert übrigens Robin in dem Buch. Ihm wird auch alles durch Griffin oder Lovell vorgekaut und er entscheidet sich der Seite zu glauben, die für den Moment den besseren Vortrag abgeliefert hat.
Es ist wirklich bedauerlich, denn im Grunde steckt hier eine aufregende und bedeutsame Geschichte drin, die gerade auch junge Leser an diese enorm wichtigen Themen unserer Weltgeschichte heranzuführen vermag. Ich kann durchaus verstehen, dass Babel so viel Begeisterung auslöst, aber weil es für mich so eine ambivalente Leseerfahrung war, wie ich sie nur selten erlebt habe, kann ich mich dem nicht so richtig anschließen. Letzten Endes fehlte mir einfach eine gewisse Balance in allem, sodass ich mit meinem Fazit nur bei 2.5 Sternen lande.
Wieder nur ein ungerechtfertigter BookTok-hype oder doch so gut wie alle sagen? „Twisted Dreams“ von Ana Huang hat es mir nicht leicht gemacht, diese Frage zu beantworten. Einerseits fand ich das Buch ...
Wieder nur ein ungerechtfertigter BookTok-hype oder doch so gut wie alle sagen? „Twisted Dreams“ von Ana Huang hat es mir nicht leicht gemacht, diese Frage zu beantworten. Einerseits fand ich das Buch echt catchy und unterhaltsam, andererseits gab es einige Dinge, die wirklich nicht gut waren. Aber erstmal zum Inhalt:
Ava und Alex sind durch ihre Vergangenheit gezeichnet. Das soll aber die einzige Gemeinsamkeit zwischen ihnen bleiben, denn wenn Ava so warm und fröhlich ist wie ein Sonnenstrahl, ist Alex so skrupellos, kalt und unnahbar wie ein Wintersturm.
Wäre er nicht der beste Freund ihres Bruders, gäbe es wohl keinen Grund, weshalb sich der erfolgreiche CEO und die hart arbeitende Studentin je begegnen sollten. Aber so sehen sie sich zumindest bei jedem Thanksgiving-Essen. Nicht, dass sie dabei viel miteinander zu tun hätten. Nein. Ava ist immer nur die kleine Schwester von Josh und Alex bleibt stets verborgen hinter seiner Wand aus eiskalter Emotionslosigkeit.
Doch die Dinge ändern sich auf einmal, als Josh wegen seines anstehenden Auslandsjahrs ausgerechnet Alex darum bittet, ein Auge auf Ava zu haben. Das macht ihn nicht nur zu Avas neuem Nachbarn, sondern erlaubt es ihnen auch einander auf eine Weise kennenzulernen, die Alles verändert.
Es ist kein Geheimnis, dass „Twisted Dreams“ aus den sozialen Medien nicht wegzudenken ist und Alex Volkov nicht selten als der perfekte Bookboyfriend ausgezeichnet wird. Entsprechend neugierig war ich also auf dieses Buch.
Das Cover der im LYX-Verlag erschienen Neuauflage gefällt mir im Großen und Ganzen ganz gut. Vielleicht eine Spur zu unscheinbar, gefällt mir das Design doch besser, als bei den bisher erschienenen Covern.
Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen. Ana Huangs Art zu Erzählen ist sehr locker und leichtgängig und so habe ich ohne Probleme in die Geschichte starten können. Etwas unausgewogen fand ich allerdings die Beschreibungen innerhalb der Szenen. Während Alex‘ Aussehen, seinem Auto, seiner Haltung, Wohnung etc. sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, blieben viele andere Aspekte sehr blass im Vergleich. Bisschen weniger Alex Volkov Show hätte es für mich auch getan.
Schade fand ich außerdem, dass die ganze emotionale Entwicklung von Ava und Alex nicht wirklich packend erzählt wurde. Ja, es gibt sehr viele spicy scenes, der Part hat sich ohne Probleme aufgebaut und entwickelt. Aber ich finde Romance lebt von diesen Momenten, in denen man als Leser miterlebt, wie sich die Protagonisten einander emotional näherkommen. Doch statt tatsächlich mal solche Szenen zu lesen, z.B. die nächtelangen Gespräche oder Dates, die wohl über Wochen stattfinden, wird überwiegend nur beiläufig erwähnt, dass das stattgefunden hat. Ich hatte daher oft das Gefühl entscheidende Interaktionen zwischen Alex und Ava verpasst zu haben.
Hinsichtlich der Charaktere und der Handlung habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Autorin einfach zu viel unterbringen wollte. Auch hier muss ich wieder einmal Alex als Beispiel heranholen. Er ist einfach zu ideal. Erfolgreicher CEO, Multimillionär mit überdurchschnittlichem IQ und außergewöhnlicher Gedächtnisleistung, seit er 14 ist leitet er de facto die Familiengeschäfte, sein Studium hat er natürlich als schnellster abgeschlossen (natürlich auch mit Bestleistungen), alle respektieren und fürchten ihn, er hat keine Angst vor gar nichts (nicht einmal vor Bären), zeigt nie auch nur eine Emotion, ist quasi Christian Grey 2.0. – die Liste könnte unbestimmt lang weitergehen. Mit seinem allesbestimmenden Streben nach Rache präsentiert er sich wie ein Möchtegern Batman, nur weniger cool und von der unauthentischen Sorte. Selbst seine „Schattenseiten“ wirken zu ideal. Da fehlen mir insgesamt die Ecken und Kanten, um aus ihm einen glaubhaften Charakter zu machen.
Ava ist – wie könnte es anders sein – das genaue Gegenteil. Total liebenswürdig, fürsorglich und trotz traumatisierender Vergangenheit ein Sonnenschein. So wird sie einem vorgestellt und am Anfang kam das auch richtig gut rüber. Auch ihre Charakterentwicklung (besonders zum Schluss) fand ich sehr schön mitzuverfolgen. Dann wiederrum hat die Autorin es aber nicht so wirklich konsequent durchgezogen mit dem Sunshine-Image. Teilweise fand ich ihr Verhalten sogar etwas widersprüchlich zu ihrer ursprünglichen Charaktervorstellung.
Ein Gefühl von „zu viel des Guten“ hatte ich auch bei der Handlung. Man bekommt brother’s best friend; Nachbar-Romance; traumatische Vergangenheit; grumpy-/sunshine; den unantastbare CEO, der keine Beziehungen führt; den düsteren, kriminellen Twist; den Psycho-Ex – auch hier ließe sich die Liste fortsetzen. Die Ansätze sind alle für sich ganz gut, aber daraus geworden ist so eine bestenfalls halbgare Sache und nur die wenigsten Komponenten wurden überzeugend ausgearbeitet. Dazu kommt, dass die Handlung wirklich sehr vorhersehbar war. Es war spannend und der düstere Touch hat mir gefallen, sodass ich darüber hätte hinwegsehen können. Doch dann hat die Autorin sich dafür entschieden, die Szenen in den entscheidenden Momenten in eine Richtung abdriften zu lassen, die mich schmerzhaft an „daily Soap“ erinnerte.
Mein abschließendes Fazit ist, wie man unschwer schlussfolgern kann, gemischt. Bei BookTok Hypes bin ich eher vorsichtig mit meinen Erwartungen. Lieber lasse ich mich positiv überraschen, als direkt mit hohen Erwartungen an ein Buch heranzugehen, um enttäuscht zu werden. „Twisted Dreams“ hat mich also auf keinen Fall enttäuscht, aber um auf den hype-train aufzuspringen, hat es nicht gereicht. Dafür hat für mich einfach zu viel nicht richtig gepasst. Trotz allem kann ich bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, dass die Reihe so viele Fans hat. Die Idee ist cool, der Schreibstil erlaubt es, sich schnell in der Geschichte zu verlieren und der Unterhaltungsfaktor ist da. „Twisted Dreams“ ist zwar nicht mein neues Lieblingsbuch, aber ich freu mich es endlich mal gelesen zu haben. Ich lande alles in allem bei 2.5 Sternchen.