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Veröffentlicht am 30.06.2021

Der Auftakt einer schönen Football-Romance Reihe

Game on - Mein Herz will dich
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Fans von Collegestories und der Sportler-Thematik werden an der Game On- Reihe nur schwer vorbei kommen. Mich haben hauptsächlich die Cover auf die Reihe aufmerksam gemacht, da ich diese wirklich schön ...

Fans von Collegestories und der Sportler-Thematik werden an der Game On- Reihe nur schwer vorbei kommen. Mich haben hauptsächlich die Cover auf die Reihe aufmerksam gemacht, da ich diese wirklich schön gestaltet finde. Schlicht aber ästhetisch. Der Klappentext klingt dazu auch vielversprechend.
Es geht um Anna Jones und Drew Baylor. Anna hat nur ihren möglichst guten College Abschluss im Kopf. Drew ist der Star-Quarterback des Universitätsteams und hat gute Chancen auf die Profi-Liga. Eine ungleiche Kombination und doch fliegen sofort die Funken, als sich die beiden in ihrem Kursraum zufällig über den Weg laufen. Nach einem unvorhergesehenen On-Night-Stand beschließen die beiden Regeln aufzustellen, wie es zwischen ihnen weitergehen soll. Doch genau darin sind sich die beiden uneinig. Anna ist sicher, aus ihnen kann nicht mehr werden, doch Drew ist entschlossen ihre Meinung zu ändern.

Grundsätzlich war der Einstieg in das Buch sehr leicht. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm. Es wird abwechselnd mal aus der Sicht Annas, mal aus der Sicht Drews geschrieben, was mir gut gefallen hat. Mit Anna und Drew hat die Geschichte auch zwei interessante Protagonisten mit Ecken und Kanten.

Leider konnte ich Anna's Beweggründe nach einer gewissen Zeit einfach nicht mehr ganz nachvollziehen. Trotz ihrer nachfühlbaren Unsicherheiten war ihre kategorische Ablehnung einer Beziehung zu Drew nicht schlüssig für meinen Geschmack.

Drew war in seinem Charakter dann doch etwas nahbarer für mich. Er hat einige überraschende Charakterzüge, was wohl mit dem Klischee-Bild der "dummen Sportskanone" aufräumen sollte. Außerdem hat es seine wunderbare Art schwer gemacht, ihn nicht zu mögen, besonders wenn man erfährt, was er in seinem Leben schon alles hat durch machen müssen.
Dann kam er zu Beginn mit einem Image als Frauenheld und Playboy daher, was besonders Anna durch ihre Sicht in den ersten Kapiteln stark bekräftigt. So wirklich passend wollte dieses Bild für mich aber nicht. Und ich meine damit nicht "oh der ist ja gar nicht so ein Frauenheld, wie es nach Außen immer wirkt" sondern irgendwie passen Image und Drews Art null zusammen. Da gab es Leute in Drews Umfeld, auf die diese Beschreibung eher gepasst hätte und die sich gerade auch für Ihre Außenwelt so gegeben haben. Für Drew kann ich das jedoch nicht sagen.

Handlungs-technisch hat mich dieser erste Teil auch nicht komplett abholen können, wobei ich finde, dass 500 Seiten für eine solche Geschichte auch etwas hoch angesetzt sind. Es war viel Auf und Ab zwischen Anna und Drew. Sowas kann in einem Young Adult Roman durchaus spannend sein, hier ist der Funke aber nicht richtig übergesprungen. Zum Ende hin gab es dann eine spannende (wenn auch nicht direkt überraschende) Wendung, die der Geschichte in meinen Augen etwas mehr Tiefgang verleihen konnte.

Obwohl ich ein Paar Kritikpunkte habe, ist Game On - Mein Herz will dich unterm Strich aber ein schönes Buch, das man sehr gut mal zwischendurch oder einfach zum abschalten in die Hand nehmen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.05.2024

Okay für Zwischendurch

Absturz
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Ich fand das Debut von T.J. Newman richtig gut und habe mich dann entsprechend gefreut, als ich gesehen habe, dass ein neues Buch von ihr erscheinen soll. Ihr neuer Thriller „Absturz“ greift abermals das ...

Ich fand das Debut von T.J. Newman richtig gut und habe mich dann entsprechend gefreut, als ich gesehen habe, dass ein neues Buch von ihr erscheinen soll. Ihr neuer Thriller „Absturz“ greift abermals das Thema einer Flugzeugtragödie auf und schmeißt die Leser direkt ins kalte Wasser – im wahrsten Sinne des Wortes. Kaum hat Flug 1421 von Honolulu nach Kalifornien den Boden verlassen stürzt die Maschine in den Pazifik. Für die Überlebenden Passagiere und Crewmitglieder beginnt ein erbarmungsloser Kampf ums Überleben.
Das Hörbuch wird gelesen von Uve Teschner und Michaela Gaertner, die sich sehr schön hier ergänzen konnten. Die beiden Sprecher haben meiner Meinung nach einen tollen Job gemacht und den Charakteren wirklich Leben eingehaucht, wobei mir die Kapitel von Uve Teschner persönlich etwas mehr zugesagt haben.
Das Hörbuch war von Anfang bis Ende absolut spannungsgeladen und während sich eine Katastrophe an die nächste reihte, blieb kaum Zeit zum Atemholen. Die Autorin versteht sich darauf gleich zu Beginn ein ordentliches Tempo vorzulegen und dieses auch beizubehalten. Der Erzählstil ist flüssig, als auch bildhaft und passt perfekt zu dieser Sorte Katastrophen-Thriller. Nur mit den technischen Details ist Newman gerne mal etwas über die Stränge geschlagen.
Während ich den Einstieg ins Buch, in dem sich auch der Absturz ereignet, noch sehr gut fand, hat mein Interesse an der Story allerdings mehr und mehr nachgelassen, sobald die Mitte hinter mir lag. Die Charaktere haben sich alle ein wenig eindimensional und stereotypisch angefühlt, sodass ich besonders bei denen, die im Flugzeug eingeschlossen waren, nicht den größten Antrieb hatte mitzufühlen. Die Familie Kent, insbesondere Chris und Will, lernt man etwas besser kennen, da sie quasi die Helden der Geschichte sind, und auch wenn ihre Backstory ganz interessant war, waren mir die beiden als Figuren einfach nicht sympathisch. Sie haben jede Situation mit einer Selbstverständlichkeit an sich gerissen, als wären sie die einzig kompetenten Menschen in dieser Geschichte. Da hat auch nicht geholfen, dass die Autorin versucht hat das so zu verkaufen, als seien Chris und Will besser als Militär, Seenotrettung und Bordpersonal zusammen.
Insgesamt hatte ich bei diesem Buch einfach das Gefühl, dass sich die Geschichte besser auf der Leinwand gemacht hätte. Das Lesen bzw. Zuhören gibt einem zu viel Zeit sich an Details oder Elementen der Geschichte aufzuhängen, die nicht rund sind und wenn man zu sehr ins Grübeln darüber kommt, wie realistisch oder unrealistisch eine Szene ist, schmälert das irgendwann den Unterhaltungsfaktor. Für mich lief es leider darauf hinaus.
Am Ende des Tages war „Absturz“ von T.J. Newman ganz in Ordnung, mehr aber auch nicht. 2.5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.11.2023

Eher unbeeindruckend

Atalanta
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Vom eigenen Vater als Säugling verstoßen und zum Sterben im Wald ausgesetzt überlebt Atalanta nur durch die Gunst der jungfräulichen Göttin Artemis. Großgezogen von einer wilden Bärenmutter, bis sie alt ...

Vom eigenen Vater als Säugling verstoßen und zum Sterben im Wald ausgesetzt überlebt Atalanta nur durch die Gunst der jungfräulichen Göttin Artemis. Großgezogen von einer wilden Bärenmutter, bis sie alt genug ist von ihr zu lernen, wird Atalanta unter Artemis Führung zu einer sagenhaften Jägerin, zu einer Heldin, wie es sie nur einmal in ganz Griechenland gibt. Um zu beweisen, dass Atalanta es selbst mit den größten Helden der Antike aufnehmen kann, trägt Artemis ihrem Schützling auf, sich in ihrem Namen Jason und seinen sagenhaften Argonauten auf der Jagd nach dem legendären goldenen Vlies anzuschließen. Verspottet und unterschätzt von ihren Mitstreitern muss Atalanta fernab der Heimat lernen, dass es ihr alles abverlangen wird, sich als Heldin unter ihnen zu beweisen.

Atalanta von Autorin Jennifer Saint gibt erneut einer der eher unbekannten Frauengestalten der griechischen Mythologie eine eigene Geschichte. Und was für eine Frau sie sich hierfür erwählt hat. Kaum einem ist wohl bewusst, dass auf der legendären Argo auch eine Frau mitgesegelt ist. Ein Missstand, dem Jennifer Saint mit diesem Buch begegnet.
Ich bin ein großer Fan von Neuerzählungen griechischer Heldensagen, besonders solche, die den Frauen jener Sagen ihre Aufmerksamkeit schenken und so habe ich mich sehr auf Atalanta gefreut. Nachdem ich das Buch nun beendet habe, will ich nicht sagen, dass ich enttäuscht bin, denn das trifft nicht zu, aber all zu sehr konnte mich diese Neuerzählung nicht begeistern.

Es ist sicherlich eine ordentliche Herausforderung für jeden Autor und jede Autorin eine Geschichte zu erzählen, die in ihrer Handlung von Anfang bis Ende vorgegeben ist, denn die kreativen Ausgestaltungsmöglichkeiten sind dadurch ganz schön beschränkt. Es kommt finde ich also wirklich drauf an, das Beste aus den Szenen und Figuren herauszuholen. Gerade das ist Jennifer Saint mit Atalana finde ich nicht so gut gelungen, wie ich es mir gewünscht hätte. Die Geschichte wird ziemlich einfach und flach herunter erzählt. Das funktioniert zu Anfang ganz gut, wo noch nicht viel Ereignisreiches passiert und Atalantas Jahre der Kindheit und des Erwachsenwerdens beschrieben werden. Atalanta versteht viele Dinge noch nicht richtig, weil sie so fernab der Gesellschaft und unter dem Schutz von Artemis heranwächst. Doch spätestens als Atalanta aufbricht, um sich Jason und den Argonauten anzuschließen, hätte ich darauf gehofft, dass die Erzählung etwas spannungsvoller wird. Das passiert jedoch nicht. Jede Herausforderung, Schlacht oder Prüfung, der die Argonauten begegnen, wird kurz, bündig und wenig dramatisch abgehandelt, wie ein Punkt auf einer Checkliste. So kam für mich selbst bei den eigentlich aufregenden Szenen nur wenig Spannung auf.

Ähnlich flach blieb für mich auch die titelgebende Heldin. Durch die Erzählung lernt man zweifellos Atalantas Sage kennen, aber nicht Atalanta selbst und genau darauf hatte ich irgendwie gehofft. Statt einer komplexen, aufregenden und nahbaren Heldin, die sich gegen all die Männer durchsetzt, die auf sie hinabsehen, bekommt man eine eher eindimensionale Protagonistin, deren Entscheidungen und Emotionen für mich nicht sehr nachvollziehbar waren. Hängen blieb vor allem ihre Tendenz sich selbst zu bemitleiden.
Der große Pluspunkt bei diesem Buch war für mich der Schreibstil. Ich fand es super einfach in die Geschichte hineinzufinden und mit dem flüssigen und bildhaften Worten der Autorin flogen die Seiten nur so dahin. Besonders angesichts der fehlenden Spannung war es der Schreibstil, der mich dranbleiben ließ.

Mein Fazit zu Atalanta fällt gemischt aus. Eine Enttäuschung war das Buch nicht direkt, aber es steht definitiv nicht aus der Masse heraus.

Veröffentlicht am 15.08.2023

Nicht ganz, was ich erwartet hatte

Ingenium
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Seit Jess Price wegen eines brutalen Mordes verurteilt und ins Gefängnis gesteckt wurde hat sie kein Wort mehr gesprochen. Zu niemandem. Doch als ihre Gefängnispsychologin auf ihren Wunsch hin Kontakt ...

Seit Jess Price wegen eines brutalen Mordes verurteilt und ins Gefängnis gesteckt wurde hat sie kein Wort mehr gesprochen. Zu niemandem. Doch als ihre Gefängnispsychologin auf ihren Wunsch hin Kontakt zu Mike Brink aufnimmt, zeigt sich Jess endlich bereit, ihr Schweigen zu brechen. Nur er kann es schaffen ihre Unschuld zu beweisen.
Ein mystisches Rätsel hat Jess in diese Lage gebracht. Und nur der namenhafte Rätselmeister aus New York kann ihr dabei helfen jenes Rätsel zu lösen.
Mike ist fasziniert von der jungen Autorin und ihrer Geschichte und weil er ein Rätsel nicht ungelöst lassen kann, erklärt er sich bereit ihr zu helfen. Doch Mike und Jess haben mächtige Gegenspieler und des Rätsels Lösung ist so viel weitreichender, als sie es je für möglich gehalten hätten.

"Ingenium - Das erste Rätsel" von Danielle Trussoni ist ein Thriller, der mich im Zwiespalt zurückgelassen hat. Rein von der Optik ist das Buch eine 10 von 10. Das Cover passt hervorragend zu einem Thriller, die Farben sind in echt noch viel schöner als auf dem Foto und der Farbschnitt ist ein absoluter Hingucker. Inhaltlich hingegen hat mich "Ingenium" nicht vom Hocker gerissen.
Die Idee Mike Brink, der nach einem schweren Unfall in seiner Jugend eine einzigartige Begabung für Rätsel und systematische Zusammenhänge entwickelt hat, als "Ermittler" einzusetzen, hat mich auf Anhieb gepackt. Im Kern gilt es einen mysteriösen Mordfall aufzuklären, (zumindest lässt die Autorin uns in dem Glauben, dass es nur darum ginge) und mit Mike hat sie einen Protagonisten ins Leben gerufen, der eine einzigartige Perspektive auf die Dinge mitbringt. Es war spannend mal einem Charakter zu folgen, der keinen polizeilichen Hintergrund hatte, ähnlich wie Professor Langdon aus den Dan Brown Romanen.
Anfangs war ich sehr mitgerissen vom Aufbau der Geschichte, der Charaktervorstellung und der Einführung in das Titelgebende erste Rätsel. Der Schreibstil ist fesselnd, temporeich und einnehmend. Ein tolles Detail, dass das Lesen sogar etwas interaktiver gestaltet hat war, dass jedes erwähnte Rätsel auch einmal abgedruckt wurde. Das hat mir sehr gefallen.
Erzählt wird hauptsächlich aus der Perspektive von Mike selbst, wobei es auch immer mal wieder Kapitel gibt, die aus der Sicht anderer Charaktere geschildert werden. Das hat die Handlung nochmal abwechslungsreicher gestaltet.
Gewöhnungsbedürftig fand ich hingegen den Umgang mit Rückblenden oder Erkläranteilen. Obwohl Hintergrundinformationen hilfreich sind, war mir die Umsetzung irgendwie unausgeglichen. Beispielsweise wird Mike an einer Stelle im Buch von einem Professor Gupta angerufen. Das Telefonat wird gleich am Anfang erzählerisch unterbrochen, um erstmal seitenlang ihre Kennenlerngeschichte widerzugeben. An anderer Stelle wird der Haupterzählstrang für mehrere Kapitel hintereinander unterbrochen, um Tagebucheinträge und damit Geschehnisse der Vergangenheit widerzugeben. Natürlich ist nicht uninteressant, was man da zu lesen bekommt, allerdings waren diese Passagen teilweise so ausschweifenden, dass ich darüber ein wenig aus dem Haupterzählstrang rausgefallen bin.
Womit ich schließlich nicht zurecht gekommen bin und was auch meinen Hauptkritikpunkt an der Geschichte ist, war die Richtung, in die sie irgendwann abgedriftet ist. Die "Bindung" zwischen Mike und Jess war nicht meins, die Einbeziehung von Übernatürlichem und besonders religiösem Mystizismus hat mich nicht abholen können und ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich das Buch vermutlich gar nicht erst gelesen hätte, wäre mir der Einschlag ins Paranormale vorher bekannt gewesen. Und obwohl die Auflösung für die Geschichte durchaus schlüssig ist, hat auch diese mich nicht wirklich überzeugen können .
Es ist schade, denn an sich finde ich die Idee des rätsellösenden Protagonisten genial und bis zu einem gewissen Punkt konnte mich das Buch auch unterhalten. Ich denke am Ende kommt es sehr auf die persönlichen Präferenz beim Lesen an, ob man mit der Geschichte glücklich wird oder nicht. Von mir gibt es für "Ingenium - Das erste Rätsel" 2,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.05.2023

Eine wortgewaltige Erzählung

Babel
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Selten hat mich ein Buch so im Zwiespalt hinterlassen wie Rebecca F. Kuangs Babel. Einerseits ist hier ein enorm interessantes, einmaliges Werk entstanden, das sprachlich nur als gewaltig bezeichnet werden ...

Selten hat mich ein Buch so im Zwiespalt hinterlassen wie Rebecca F. Kuangs Babel. Einerseits ist hier ein enorm interessantes, einmaliges Werk entstanden, das sprachlich nur als gewaltig bezeichnet werden kann, andererseits wirkt es in nahezu all seinen Komponenten unausgeglichen, nicht ausbalanciert, was mich wiederrum mit einem Gefühl der Unzufriedenheit hinterließ, welches ich nur schwer erklären kann. Versuchen werde ich es trotzdem.
Erstmal zum Schreibstil. Dieser hat mich anfangs noch sehr begeistern können, die sprachliche Eleganz, dieses Empfinden, jedes Wort sei mit Bedacht gewählt worden. Alles wird mit einer gewissen Gemächlichkeit geschildert, durchaus ausführlich aber keineswegs langweilig. Und auch wenn es vielleicht nicht direkt danach klingt, so hat mich das doch sehr schnell in die Geschichte hineingezogen. Ich bin gerne drangeblieben und war motiviert weiterzulesen, weil all diese ausführlichen Schilderungen die Erwartung genährt haben, dass bald etwas in Gang gesetzt würde, dass der Handlung ein neues Tempo verleihen sollte. Tatsächlich wartete ich darauf jedoch vergebens. Während ich am Lesen war, war es leicht dranzubleiben. Sobald ich dann aber eine Pause einlegt habe, forderte es immer auch ein bisschen Überwindung das Buch wieder in die Hand zu nehmen, da die Aussicht auf ausschweifende Berichterstattung und geringfügige Handlungsentwicklung nur wenig Begeisterung in mir wecken konnte. Die meiste Zeit ist man eher passiver Zuhörer, statt aktiv zu erleben, was den Protagonisten widerfährt und bei mehr als 700 Seiten war mir das einfach zu wenig.
Das bringt mich zum nächsten Punkt. Dreh und Angelpunkt der Geschichte sind Sprache und Übersetzung und die Autorin verwendet viele Seiten darauf, sich in Etymologischen Erörterungen zu ergehen. Faszinierenderweise ist ihr das auf eine Art gelungen, dass ich diese eher belehrenden Absätze mit großem Interesse gelesen habe und lange als spannend und nicht langweilig empfunden habe. Doch auch hier ist kein gesundes Mittelmaß gelungen. Irgendwann wird es einfach zu viel und ich denke es hätte der Geschichte gutgetan, wenn man zu Gunsten der Handlung auf die ein oder andere etymologische Belehrung verzichtet hätte.
Selbes lässt sich über den Einsatz der Fußnoten in diesem Buch sagen. Einige davon waren sehr interessant als Ergänzung zum Fließtext, aber auch hier wurde das Mittel in meinen Augen überstrapaziert. Wenn die Fußnoten beinahe eine halbe Seite einnehmen, nur dazu dienen mehr Information abzuladen, oder scheinbar wichtige Hintergründe zu den Figuren an den unteren Seitenrand verbannt werden, finde ich das einfach nicht gut.
Handlungstechnisch hatte Babel mit Ausnahme des Endes nur wenig zu bieten. Der Plot ist eher dünn und erstreckt sich über mehrere Jahre. Die passive Erzählweise trägt auch nicht gerade zur Spannung bei. Insgesamt hat das Buch viel von einer Chronik, die das Leben des Protagonisten zusammenfasst. Tja und den Fantasy Charakter habe ich vergebens gesucht. Lässt man das Silberwerken außen vor, hat man hier einen Roman, der im Viktorianischen Zeitalter spielt und ein Britisches Empire darstellt, dass exakt so rüberkommt und funktioniert, wie das reale Britische Empire. In der Konsequenz liest sich Babel weitaus mehr als (fiktiver) historischer Roman, denn als Fantasy und ich muss doch deutlich sagen, dass sich der Verlag keinen Gefallen damit getan hat, es mit Denis Schecks aufmerksamkeitsheischender Proklamation zu bewerben, Babel sei „das Aufregendste im Fantasygenre seit Harry Potter“. Diese Aussage ist so dermaßen unzutreffend, dass es mir fast physisches Unbehagen bereitet, genauer darüber nachzudenken.
Widmen wir uns nun den Charakteren. Robin ist von Anfang an ein Sympathiemagnet. Tragische Kindheit, gleich zu Beginn diese große Veränderung mit der Überfahrt nach England, wo der liebe, ruhige und aufmerksame Junge in einem lieblosen Haushalt aufwächst, die toten Sprachen und eine eindimensionale Haushälterin seine einzige Gesellschaft. Oh, wie schön es doch war zu lesen, wie er am College endlich Freunde findet und sich ein Leben aufbaut, dass ihn glücklich macht. Und auch diese Freunde, diese Gruppe, die entsteht hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Die Dynamik zwischen Robin, Ramy, Victoire und Letty ist eine, mit der man sich auf Anhieb wohlfühlen kann. Natürlich nur, bis die Realität auch in ihrer kleinen Babel-Blase ankommt. Da zeigt sich nämlich, dass die Autorin hier Charaktere zusammengeführt hat, die scheinbar nur den Zweck erfüllen sollen, als Sprachrohr für jene Perspektiven zu Imperialismus und Rassismus herzuhalten, die sie in ihrem Roman adressieren will. Die oberflächliche Individualität aller Figuren, sei es Robin selbst, seine Freude oder sogar Professor Lovell halten einer näheren Betrachtung nicht stand. Sieht man genauer hin, sind es keine originellen und vielschichtigen Charaktere, sondern nur an die Handlung angepasste Stellvertreter für bestimmte Meinungsbilder. Professor Lovell ist der skrupellose, überhebliche Imperialist; Robin, der halb Chinese und halb Brite ist, sitzt zwischen den Stühlen; Letty, die ignorante, privilegierte weiße Frau; Ramy, Victoire und Griffin, die überzeugten Gegner der Kolonialherren und des Empires und so weiter.
Ergänzend dazu ist es auch alles andere als hilfreich, dass die Autorin scheinbar kein Vertrauen in ihre Leserschaft hat, sich eine eigene Meinung über Themen wie Kolonialismus, Sexismus usw. zu bilden. Anstatt uns durch Subtext oder Denkanstöße an die elementaren Schlussfolgerungen der Geschichte heranzuführen, gibt sie im Grunde eine vorgekautes Ergebnis zum Besten. Selbes passiert übrigens Robin in dem Buch. Ihm wird auch alles durch Griffin oder Lovell vorgekaut und er entscheidet sich der Seite zu glauben, die für den Moment den besseren Vortrag abgeliefert hat.
Es ist wirklich bedauerlich, denn im Grunde steckt hier eine aufregende und bedeutsame Geschichte drin, die gerade auch junge Leser an diese enorm wichtigen Themen unserer Weltgeschichte heranzuführen vermag. Ich kann durchaus verstehen, dass Babel so viel Begeisterung auslöst, aber weil es für mich so eine ambivalente Leseerfahrung war, wie ich sie nur selten erlebt habe, kann ich mich dem nicht so richtig anschließen. Letzten Endes fehlte mir einfach eine gewisse Balance in allem, sodass ich mit meinem Fazit nur bei 2.5 Sternen lande.

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