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Veröffentlicht am 08.11.2023

Wer entscheidet: Freier Wille, Schicksal oder gar der Zufall?

Die Butterbrotbriefe
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Wer schreibt heute noch richtige Briefe - handgeschrieben und auf Papier? Kati will mit ihren fast 40 Jahren ein neues Leben beginnen, denn so richtig zufrieden ist sie nicht damit, wie es bisher gelaufen ...

Wer schreibt heute noch richtige Briefe - handgeschrieben und auf Papier? Kati will mit ihren fast 40 Jahren ein neues Leben beginnen, denn so richtig zufrieden ist sie nicht damit, wie es bisher gelaufen ist. Doch vorher will sie Lebewohl sagen und so verfasst sie Abschiedsbriefe an alle, die sie geprägt haben – egal ob auf welche Art und Weise. Die Besonderheit: sie stellt diese Botschaften eigenhändig zu und trägt sie den Empfängern vor.

Dies führt natürlich zu einigen emotionalen Momenten. Einen solchen Brief zu erhalten kann sowohl Fluch als auch Segen sein. Und so wird sie nicht selten gebeten, den Brief nicht zu verlesen. Doch Kati hält an ihrem Vorhaben fest. Einerseits eine schöne Idee und für sie selber bestimmt eine gute Methode Geschehenes zu verarbeiten. Anderseits aber auch ziemlich egoistisch, schließlich ist der Inhalt nicht immer positiv.

Im Verlauf werden Dinge über Katis Familie und Vergangenheit aufgedeckt, die erschüttern, die einem unheimlich leid tun und die so definitiv nicht passieren sollten. Da kann man wirklich verstehen, dass sie erschüttert ist und erstmal über alles hinwegkommen muss.

Es gibt auch eine zarte Liebesgeschichte und somit eine zweite Perspektive: Kati lernt Severin kennen, einen Klavierstimmer, der aufgrund eines Unglücks sein altes Leben hinter sich gelassen hat. Er hält ihre Begegnung für Schicksal, doch davon will sie nichts wissen.

In die Butterbrotbriefe kommt somit die Frage auf, ob wir selbst über unser Leben entscheiden, andere es tun oder gar das Schicksal oder sogar der Zufall das Zepter führen. Letztendlich zeigt sich, dass das Schicksal vielleicht bestimmt, wer in unser Leben tritt, aber das Herz, wer darin bleibt. Es geht um Heimat, Familie, Liebe und Freiheit, um Unabhängigkeit und dem Wunsch nach Zugehörigkeit. Dabei ist es humorvoll, ebenso herzerwärmend wie herzzerreißend und regt damit zum Nachdenken an.

Mir haben die Protagonisten und vor allem auch die Nebencharaktere richtig gut gefallen: Katis Onkel steckt all sein Herzblut in sein Arktis-Museum, sein einziger Angestellter ist ein hochbegabter und neunmalkluger Junge (dieser erinnert ein wenig an Sheldon von „Young Sheldon“ oder später „The Big Bang Theory“). Katis großes Vorbild ist die Besitzerin des hiesigen Friseursalons. Toll fand ich auch, dass sogar Charaktere aus den anderen Büchern des Autoren einen kleinen Gastauftritt hatten. Insgesamt also sehr gelungen!

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Monstermäßig gut

Im Zweifel für das Monster
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Daniel Becker ist ein erfolgreicher Anwalt und hat sogar das Potential Partner in seiner Kanzlei zu werden. Doch dann bringt ihn ein Monster dazu, es vor einem übernatürlichen Gericht zu verteidigen. Von ...

Daniel Becker ist ein erfolgreicher Anwalt und hat sogar das Potential Partner in seiner Kanzlei zu werden. Doch dann bringt ihn ein Monster dazu, es vor einem übernatürlichen Gericht zu verteidigen. Von da an tauchen allerlei seltsame Gestalten in seinem Büro auf und bitten ihn um Hilfe. Damit nicht genug: der monströse Richter seines ersten Klienten verlangt, dass er einen Mord aufklärt. Und Widerstand oder gar Versagen wird definitiv nicht gut aufgenommen werden.

Wie erleben die Ereignisse aus Daniels Sicht. Er ist zwar ziemlich von sich selbst überzeugt, arrogant und ein bisschen großkotzig, dennoch hat er das Herz am rechten Fleck. Er führt das Leben eines Workaholics, steht kurz vor der Scheidung und sieht seine Tochter nur selten. Dafür, dass er zu Beginn eigentlich ziemlich rational wirkt, akzeptiert er die Monstersache unerwartet schnell und lässt sich nahezu sofort von allem anderen ablenken. Aber was bleibt ihm auch anderes übrig? Insgesamt war es ziemlich unterhaltsam den Irrungen und Wirrungen seiner neu entdeckten Karriere-Nische zu folgen.

Ich mochte auch fast alle Nebencharaktere: besonders Tochter Lucy, Praktikant Phil und sämtliche übernatürlichen Wesen, denen er begegnet. Sie sind alle so herrlich skurril und sorgen für einige Schmunzler. Doch auch wenn das Ganze ziemlich amüsant ist, wird es doch grade zum Ende hin noch etwas blutig, creepy und gruselig.

In der „Monsteranwalt“-Reihe trifft schwarzer Humor auf Urban Fantasy, Mystery sowie Krimi- und Thriller-Elemente. Wirklich monstermäßig gut!

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Schaurig und blutig, gelungene Horror-Anthologie

Red River Lane
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In den letzten Jahren haben die Feierlichkeiten rund um Halloween auf der Red River Lane sage und schreibe 78 Tote gefordert. 2023 soll alles anders werden. Doch dann versinkt die Straße plötzlich in Dunkelheit. ...

In den letzten Jahren haben die Feierlichkeiten rund um Halloween auf der Red River Lane sage und schreibe 78 Tote gefordert. 2023 soll alles anders werden. Doch dann versinkt die Straße plötzlich in Dunkelheit. Niemand kennt den Grund für den plötzlichen Stromausfall. Fest steht nur, dass auf dem Gedenkstein für die Opfer ein Name verewigt wurde, der dort niemals hätte auftauchen sollen…

Dieser zweite Teil der Horror-Anthologie stammt aus den Federn von elf Autoren und Autorinnen. Aus unterschiedlichen Perspektiven erhalten wir einen Einblick auf die Ereignisse dieser schrecklichen Halloween-Nacht. Wir begleiten bereits bekannte Charaktere, lernen aber auch neue Protagonisten kennen. Es geschehen wieder einige schaurige und unerklärliche Dinge. Es wird blutig, brutal und böse. Dementsprechend ist die Atmosphäre natürlich düster und bedrohlich. Genau das Richtige also, um sich ein wenig zu fürchten.

Die verschiedenen Geschichten bauen aufeinander auf und ergeben nur in der entsprechenden Reihenfolge Sinn. Noch mehr Spaß macht die Lektüre sicherlich, wenn man auch den ersten Teil kennt. Letztendlich fragt man sich, ob die finale Erklärung aus eben diesem besagten Vorgänger tatsächlich der einzige Grund für die aktuellen Tragödien sein kann oder was dort wirklich los ist.

Besonders toll ist auch, dass sämtliche Einnahmen dieses Projekts an die DKMS gespendet werden und damit bei der Bekämpfung gegen Blutkrebs helfen 👍🏻

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Veröffentlicht am 29.10.2023

Perfekte Ergänzung. Empfehlung: erst nach der Hauptstory lesen!

Gleanings – Storys aus dem Scythe-Universum
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Im Oktober habe ich fast die komplette Scythe-Trilogie gelesen. Da durfte natürlich auch „Gleanings“ nicht fehlen: 15 Kurzgeschichten, die uns in das »Scythe«-Universum entführen. Es ist eine Reise zu ...

Im Oktober habe ich fast die komplette Scythe-Trilogie gelesen. Da durfte natürlich auch „Gleanings“ nicht fehlen: 15 Kurzgeschichten, die uns in das »Scythe«-Universum entführen. Es ist eine Reise zu den verborgenen Geheimnissen der mächtigsten Scythe und beinhaltet die bisher unerzählten Geschichten der Hüter des Todes. Darin geht es nicht nur um bereits bekannte Charaktere, sondern auch neue Scythe betreten die Bühne. Mir persönlich haben allerdings jene am besten gefallen, in denen Charaktere aus der Hauptreihe auftauchen. Dort lernen wir den ein oder anderen nochmal von einer anderen Seite kennen, wir erfahren deren Vorgeschichte oder andere interessante Details.

Normalerweise bin ich keine übermäßig begeisterte Leserin von Kurzgeschichten. Diese haben für mich aber genau die richtige Länge gehabt. Jede hat irgendeinen Mehrwert für das große Ganze gehabt: sie haben vermeintlichen Wahrheiten Risse zugefügt, Einblick in die Vergangenheit, die Gedankenwelt oder das Leben der Scythe gewährt. Auch wenn diese mysteriös, erhaben und furchteinflößend wirken (und es teilweise auch sind), letztendlich sind sie eben auch nur Menschen. Außerdem hat mich fasziniert, dass Neal Shusterman es jedes Mal auf relativ wenigen Seiten schafft Spannung aufzubauen und auch noch einen Twist einzubauen! So endet jede Kurzgeschichte tatsächlich irgendwie anders als zu Beginn gedacht.

Meiner Meinung nach ist dieses Buch ein Muss für alle Fans. Es rundet die Geschichte ab und ist die perfekte Ergänzung. Ich würde aber auf jeden Fall empfehlen es erst nach Beendigung der Trilogie lesen! So versteht man am meisten und wird auch nicht in Nebensätzen massiv gespoilert.

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Veröffentlicht am 29.10.2023

Anders als erwartet, aber für Fans dennoch ein Muss

Tintenwelt 4. Die Farbe der Rache
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Fünf Jahre sind seit den Geschehnissen der „Tintenwelt-Trilogie“ vergangen. Fünf glückliche Jahre. Aber dann ist plötzlich Orpheus zurück, der erbitterte Feind von Meggie, Mo und Staubfinger. Er plant ...

Fünf Jahre sind seit den Geschehnissen der „Tintenwelt-Trilogie“ vergangen. Fünf glückliche Jahre. Aber dann ist plötzlich Orpheus zurück, der erbitterte Feind von Meggie, Mo und Staubfinger. Er plant Rache an allen, die ihn zu Fall gebracht haben, doch vor allem an Staubfinger, der ihn so schändlich verraten hat. Dafür nutzt er einen furchtbaren Zauber. Und es stellt sich die Frage : sind Bilder mächtiger als Worte?

Leider spielt Staubfinger eine relativ geringe Rolle, dafür dass es seine Geschichte sein soll. Wahre Protagonisten und Helden sind doch eher der Schwarze Prinz und jemand neues. Die bereits bekannten und geliebten Charaktere aus der Trilogie treten in den Hintergrund, was einerseits sehr schade ist, aber andererseits eben auch nichts kaputt macht. Und dennoch hat mir der Anfang mit am besten gefallen, weil wir dort nämlich erfahren, wie es unseren Lieblingen in den letzten Jahren ergangen ist.

Wir erleben die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven: Staubfinger, der Schwarze Prinz, Antagonist Orpheus und seine Schergen - alle kommen sie zu Wort. Ich mag diese Erzählweise immer sehr. Insgesamt liebe ich den Schreibstil und die bildliche Sprache der Autorin. Die Atmosphäre ist dieses Mal eher düster, es wird brutaler und blutiger. Verrat und Freundschaft, Rache und Liebe, Machtgier und Zusammenhalt werden groß geschrieben. Es kommt zu einigen erwarteten Wendungen und trotzdem werden Widrigkeiten und Feinde doch etwas zu einfach überwunden.

Am Ende des Buches gibt es eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse aus den Vorgängern. Diese wurde allerdings von Orpheus höchstselbst verfasst, ist dementsprechend also mit Vorsicht zu genießen. Dennoch hat sie mir gereicht, um mir alles wieder grob ins Gedächtnis zu rufen.

Es war schön wieder in die Tintenwelt einzutauchen und dennoch ganz anders als erwartet. Es ist eine lesenswerte Ergänzung zu den ersten drei Teilen, die für Fans definitiv ein Muss ist.

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