Cover-Bild Die Tochter
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 24.01.2022
  • ISBN: 9783446272323
Kim Hye-jin

Die Tochter

Roman
Ki-Hyang Lee (Übersetzer)

Kim Hye-jin, die neue literarische Entdeckung aus Südkorea, erzählt die Geschichte einer Frau, deren Weltbild angesichts des queeren Lebensentwurfs ihrer Tochter aus den Fugen gerät.

Seit Jahren teilen Mutter und Tochter wenig mehr als ein wortkarges Mittagessen pro Woche. Zwischen ihren Nudelschalen türmt sich ein Berg aus Ungesagtem. Die Mutter, Pflegerin im Seniorenheim, führt ein unauffälliges, bescheidenes Leben. Ihre Tochter Green hat einen anderen Weg gewählt: Sie hat keinen Mann, kaum Einkommen und liebt eine Frau. Als das Paar bei der Mutter einziehen muss, prallen die radikal verschiedenen Lebensentwürfe aufeinander.
Mit großer Sensibilität und sanfter Wucht ergründet Kim Hye-jin die Ängste einer Generation, die sich dem selbstbestimmten Leben ihrer Kinder stur in den Weg stellt. Ein notwendiger Roman über die Enge und Starrheit von Tradition und die Möglichkeit zum Wandel.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.02.2022

Die Mutter

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Die namenlose Protagonistin ist ca. 60 Jahre alt, nach einer pragmatischen Ehe verwitwet, hat eine Mitte dreißig jährige Tochter und arbeitet in einem privaten Pflegehaus als Altesspflegerin. Sie lebt ...

Die namenlose Protagonistin ist ca. 60 Jahre alt, nach einer pragmatischen Ehe verwitwet, hat eine Mitte dreißig jährige Tochter und arbeitet in einem privaten Pflegehaus als Altesspflegerin. Sie lebt ein ruhiges, unscheinbares Leben, hat ein Haus mit Mietwohnungen, welche die seit dem Tod von ihrem Mann heruntergekommen sind und sie mehr oder minder mit den Mieteinahnen und mit ihrem Gehalt bei den hohen Reparaturkosten durch die runden kommen versucht. Doch letzte Zeit hadert sie nicht nur mit ihren durch ihr Alter erzeugte körperliche Schmerzen und unmenschliche Situationen bei der Arbeit, sondern auch mit ihrer Tochter. Denn in den Gedanken der Mutter, ist ihre Tochter gerade noch heiratsfähig und muss dringend Kinder erzeugen, bevor es zu spät ist. Doch die Tochter ist Homosexuell, liebt und lebt seit 7-Jahren mit ihrer Freundin. Eine Tatsache über die Mutter in allen Kräften verweigert zu verstehen. Als die Tochter finanziell in die Sackgasse landet und sie mit ihrer Lebensgefährtin ins Elternhaus einzieht, sind die Konflikte vorprogrammiert...

Sehr nüchtern, unglaublich authentisch und genauso ehrlich erzählt die südkoreanische Autorin Kim Hye-Jin in ihrem Roman „Die Tochter“ über Generationskonflikte und übt dabei harte Gesellschaftskritik. Man taucht eiskalt in den Gedanken von einer queerfeindlichen Mutter ein, im Begleitung von Entsetzung, Wut und Sprachlosigkeit. Dabei sehr geschickt, ungeschönt und nahtlos verbindet die Autorin die Arbeitssituation der Mutter mit ihrem Privatleben. 170 Seitenlang ein Auf und Ab der Gefühle. Großartiges Werk, dass es mich traurig, nachdenklich, dennoch hoffnungsvoll zurückgelassen hat.

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Veröffentlicht am 06.02.2022

Intensiv und aufrüttelnd – Über den Kampf um Gleichberechtigung und Akzeptanz von homosexuellen Beziehungen in Südkorea

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"Die Tochter" war das erste südkoreanische Buch welches ich bisher gelesen habe und ich muss sagen, Autorin Kim Hye-jin konnte mich mit ihrem Werk auf ganzer Linie überzeugen. Obwohl die Geschichte voller ...

"Die Tochter" war das erste südkoreanische Buch welches ich bisher gelesen habe und ich muss sagen, Autorin Kim Hye-jin konnte mich mit ihrem Werk auf ganzer Linie überzeugen. Obwohl die Geschichte voller Einblicke in das Leben einer uns fremden Kultur ist, fand ich mich dennoch gut zurecht und war von der intensiven zwischenmenschlichen Geschichte von Beginn an gefesselt. Erzählt wird aus der Perspektive der Mutter, welche große Schwierigkeiten hat die homosexuelle Beziehung ihrer Tochter zu akzeptieren. Aber auch das Thema der würdevollen Pflege und Versorgung im Alter, spielt im Buch eine große Rolle. Obwohl die Sprache eher distanziert wirkt, schafft sie es doch eine eindrucksvolle und eindringliche Atmosphäre zu erzeugen.

Aufgrund der Schwere der Themen ist die Geschichte dabei nicht leicht auszuhalten, gerade die teilweise extrem homophoben Äußerungen der Mutter machten mich immer wieder wütend und fassungslos. Aber genau hierin besteht der große Zauber der Geschichte, sie zieht ihre Leser:innen absolut in ihren Bann. Auf nur wenigen Seiten beschreibt die Autorin so detailliert und authentisch Geschehnisse, dass diese sich unglaublich realistisch und nahbar anfühlen. Der Schreibstil ist dabei treffend knapp und doch poetisch und gefiel mir wirklich gut. Obwohl der Text immer wieder einen Interpretationsspielraum lässt und nicht jede Szene klar und eindeutig wirkt, liest er sich dennoch flüssig und angenehm. Trotz des herausfordernden Inhalts war "Die Tochter" für mich eine wirklich bereichernde Lektüre, welche ich allen Leser:innen von Herzen weiter empfehlen kann!

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Lässt einen nachdenklich zurück

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In diesem Buch berichtet eine Mutter vom Leben mit ihrer Tochter. Eigentlich treffen sie sich immer wieder zum Essen und reden dann wenig. Aber eines Tages kommt die Tochter auf die Mutter zu und fragt ...

In diesem Buch berichtet eine Mutter vom Leben mit ihrer Tochter. Eigentlich treffen sie sich immer wieder zum Essen und reden dann wenig. Aber eines Tages kommt die Tochter auf die Mutter zu und fragt nach Geld und Hilfe. Die Mutter sagt Green, dass sie bei ihr wohnen kann, was dazu führt, dass Green auch ihre Freundin mitbringt, mit der sie zusammen lebt. Damit kommt die Mutter nur sehr schwer zurecht. Sie führt ein bescheidenes, aber anständiges Leben und kann mit dem Leben, vor allem aber mit der Homosexualität ihrer Tochter nichts anfangen. So ignoriert sie diesen Fakt, soweit es eben geht. Doch auch beruflich läuft es für die Mutter nicht so toll und als in dem Pflegeheim, in dem sie arbeitet, einige Dinge falsch laufen, fängt sie an, das System zu hinterfragen, in dem sie lebt.
Das Buch ist wunderschön geschrieben und es hat mir viel Freude bereitet, es zu lesen. Die Mutter fand ich anfangs schwierig in ihren Ansichten, aber mehr und mehr habe ich sie verstanden und hinterher fand ich sie schon echt sympathisch. Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen, es lässt einen nachdenklich zurück.

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Veröffentlicht am 03.02.2023

Es ist eine ganz besondere Geschichte...

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… die die Anfang 60jährige namenlose verwitwete Mutter hier erzählt. Sie, eine ehemalige Lehrerin, arbeitet gegen geringe Bezahlung in einem Altenheim und kümmert sich hier hingebungsvoll um die alte Frau ...

… die die Anfang 60jährige namenlose verwitwete Mutter hier erzählt. Sie, eine ehemalige Lehrerin, arbeitet gegen geringe Bezahlung in einem Altenheim und kümmert sich hier hingebungsvoll um die alte Frau Tsen, eine ehemals erfolgreiche Journalistin ohne Partner und Kinder, die auch nie Besuch bekommt. Ihr versucht sie mit den wenigen Mitteln, die ihr das Heim zur Verfügung stellt, einen Lebensabend in Würde zu ermöglichen.
Ihr Geld ist zu knapp um die kleinen abgewohnten Wohnungen im Obergeschoss ihres Hauses zu renovieren. Sie fühlt sich alt, verbraucht und sie ist frustriert. Gramvolle Gedanken bereitet ihr ihre um die 30jährige, lesbische Tochter Green, die mit einer Frau zusammen lebt und nichts von Heirat und Kindern hält. Sie kann dieses Leben und die Liebe ihrer Tochter weder verstehen noch absolut nicht akzeptieren. Als Green mit ihrer Lebensgefährtin Rain in die beengte Wohnung ihrer Mutter mit einzieht, droht die Situation zu eskalieren. Es muss erst fast zu einem Unglück kommen, dass sich Mutter und Tochter wieder ein bisserl annähern.

Es ist das erste Buch einer koreanischen Schriftstellerin, das ich gelesen habe. Und obwohl mich die Geschichte nicht vollständig überzeugt hat, hat sie mich ganz schön zum Nachdenken gebracht.

Schockiert haben mich die massiven Vorbehalte der Mutter gegenüber ihrer Tochter, die sie abschätzig „Mädchen“ nennt, die wiederum das Benehmen ihrer Mutter mit einer beharrlichen Gemütsruhe erträgt. Auch dass sie die Lebensgefährtin für den für sie anstößigen Lebensstil verantwortlich macht, hat mich gestört. Insgesamt empfinde ich die Mutter als eine eher unangenehme Frau, die es nicht schafft, aus ihrer angestammten Rolle in der Gesellschaft heraus zu kommen. Andererseits will sie nur, dass es ihrer Tochter besser geht, als sie es getroffen hat.
Toleranz gegenüber Homosexualität und Gleichberechtigung sind in diesem Land noch lange nicht selbstverständlich. Beides wird hier eingehend beleuchtet. Auch das Leben der Frau ist in der koreanischen Gesellschaft noch sehr traditionell, obwohl sich immer mehr junge Menschen an der westlichen Welt orientieren.
Ich habe beim lesen gemerkt, wie wenig ich eigentlich über dieses ostasiatischer Land und seine Menschen weiß.
Obwohl ich mich beim lesen etwas schwer getan habe, empfinde ich dieses Buch doch als lesenswert und empfehle es als Spiegel einer ganz anderen Gesellschaft gerne weiter.

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Veröffentlicht am 05.04.2022

Kulturschock

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Dieses Buch hat auf jeden Fall tiefe Spuren bei mir hinterlassen. Der asiatische Raum allgemein, aber auch (Süd-)Korea im Besonderen war in meinem Lexikon der Allgemeinbildung bisher ein blinder Fleck. ...

Dieses Buch hat auf jeden Fall tiefe Spuren bei mir hinterlassen. Der asiatische Raum allgemein, aber auch (Süd-)Korea im Besonderen war in meinem Lexikon der Allgemeinbildung bisher ein blinder Fleck. Man kennt so einige schwammige Allgemeinplätze und -phrasen, das Bild das sie zeichnen, ist aber sehr trübe und nur schwer zu erkennen. Dank "Die Tochter" habe ich nun aber zumindest einen tiefen Einblick in die gesellschaftlichen Strukturen und Wertevorstellungen Südkoreas erhalten und es hat sich wie ein ziemlicher Kulturschock angefühlt.

Das Buch erzählt von einem namenlosen Mutter-Tochter-Gespann. Die Ältere besitzt ein Haus, muss aber auch in relativ hohem Alter noch für ihren Lebensunterhalt als Pflegerin in einem Seniorenheim arbeiten. Ihre Tochter arbeitet an der Universität, steckt aber aufgrund gewisser Umstände in finanziellen Schwierigkeiten und zieht nun mit ihrer Freundin wieder bei ihrer Mutter ein.

Die Erzählung, aus Sicht der Mutter mit ihren alten Wertevorstellungen geschildert, betrachtet zum einen die Arbeitssituation und den Umgang mit älteren, pflegebedürftigen Menschen, zum anderen die eigene Einstellung und mangelnde Akzeptanz zur/ der Homosexualität ihrer eigenen Tochter. Die Umstände im Pflegeheim sind erheblich auf Profit bzw Sparsamkeit ausgelegt, zu Lasten der Angestellten und vor allem der Bewohner. Die Alten werden ohne Anstand und Respekt behandelt, das Altern wird als etwas wenig erstrebenswertes dargestellt (zumindest solange man keine Familie hat, die sich um einen kümmern kann oder will).

Im krassen Kontrast dazu steht die Homosexualität der Tochter, die in Korea offenbar immer noch nicht akzeptiert wird und sogar als Kündigungsgrund angewendet werden kann.

Die Autorin hat ein einfühlsames Seelen- und Gedankenbild über Generationenkonflikte und Ansprüche im Wandel der Zeit und Gesellschaft gezeichnet. Es ist mit Sicherheit nicht leicht zu lesen, trifft einen mitunter sehr hart, liefert aber genauso auch interessante und wichtige Einblicke in eine so fremde und im Grunde verschiedene Kultur.

Ich habe es sehr gerne gelesen, werde es auch immer wieder in die Hand nehmen und habe viel Denkstoff daraus mitgenommen.

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