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Veröffentlicht am 11.03.2024

Faszinierende Welt des Zirkus

Sparks
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In "Sparks" entführt uns J.R. Dawson in die bunte Welt des Zirkus der Goldenen Zwanziger. Wir treten ein in Ringmasters Manege und erleben eine Mischung, die sich kurzgefasst als guter Cocktail zwischen ...

In "Sparks" entführt uns J.R. Dawson in die bunte Welt des Zirkus der Goldenen Zwanziger. Wir treten ein in Ringmasters Manege und erleben eine Mischung, die sich kurzgefasst als guter Cocktail zwischen Greatest Showman und X-Men beschreiben lässt.
Mitten im Ersten Weltkrieg entsteht auf einmal der Spark (wie er zumindest in Amerika genannt wird), ganz normale Menschen bekommen auf einmal übernatürliche Fähigkeiten, können heilen, Illusionen erschaffen, durch Raum und Zeit springen und noch sie viele andere Dinge. Doch diese Sparks sind in der Gesellschaft nicht gerne gesehen, weshalb Ringmaster sie in ihre Zirkusfamilie aufnimmt.
J.R. Dawson schafft es meisterhaft, eine magische Welt zu erschaffen, die die Leser:innen in den Bann zieht und nicht mehr loslässt. Die handelnden Charaktere sind allesamt gut gezeichnet und deren Gedanken, Gefühle und Handlungen sind nachvollziehbar. Dawson setzt uns keine fehlerlosen, moralisch immer korrekt handelnden Protagonist:innen vor, die wir einfach in Schwarz und Weiß einteilen können. All ihre Charaktere haben ihre eigene Geschichte, ihre Fehler und ihre Gründe für ihr Tun, die ist zwar nicht immer ethisch korrekt, doch niemals unglaubwürdig.
Manchmal scheint sich der Roman in den verschiedenen Handlungsstricken zu verlieren und an anderen Stellen bekommen die Leser:innen Angst, dass die Handlung nicht mehr angemessen zu einem zufriedenstellenden Ende gebracht werden kann, aber all diese Befürchtungen bzgl. falschem Timing sind grundlos.
Der einzige "Minuspunkt": Der Roman ist in sich geschlossen und es wird (vermutlich) keinen zweiten Teil geben.

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Veröffentlicht am 09.11.2023

Eine wichtige Stimme

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
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Sina Scherzants Roman "Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" ist eine berührende Coming-Of-Age-Geschichte für eine neue Generation, die in der Literatur gerne mal übersehen wird. Die ...

Sina Scherzants Roman "Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" ist eine berührende Coming-Of-Age-Geschichte für eine neue Generation, die in der Literatur gerne mal übersehen wird. Die Generationen davon haben ihre Romane und auch die nachkommende Generation hat bereits Literatur, aber über die Personen, die in den späten 90ern und frühen 2000ern groß geworden sind, liest man nur selten. Die Generation, die schon Fernsehen, Radio, etc. hatte, aber die Dinge wie Internet und Smartphones erst nach und nach kennen lernen durfte, war bis jetzt wohl nicht interessant genug. Dieser Roman gibt einem Mädchen dieser Zeit eine Stimme, eine, die man nicht so schnell vergessen wird.
Katha ist das, was man Neudeutsch Peoplepleaser nennt: Sie möchte es immer allen recht machen, möchte, dass alle um sie herum glücklich sind. Ihre eigenen Bedürfnisse werden hinten angestellt. Die Leute um sie herum sehen das nicht immer und manchmal wird es auch komplett falsch gedeutet, sodass die Person, die eigentlich allen alles einfacher machen möchte, es besonders schwierig hat.
Scherzant schafft es, die Gedanken und Gefühle Kathas eindrucksvoll und nachvollziehbar zu schildern. Mehr als einmal trifft sie die Leser:innen mitten ins Herz und ein Roman, der anfangs noch leicht und unbeschwerlich wirkt, verwandelt sich schnell in einen Stein, der nicht nur Katha, sondern auch die Leser:innen runter drückt. "Am Tag des Weltuntergangs..." ist genau deshalb ein mehr als gelungener Roman, denn er gibt dieser Generation, diesen Menschen eine Stimme, die viel zu oft missverstanden werden, obwohl sie sich selbst das Leben schon schwer genug machen. Katha ist eine wichtige Protagonistin, eine Stimme für die Menschen, die nie selbst für sich ihre Stimme erheben würden.

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Veröffentlicht am 05.11.2023

Berührende Geschichte

Kein guter Mann
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Andreas Izquierdo, den ich schon von "Der Club der Traumtänzer" kannte, erzählt uns in "Kein guter Mann" die Geschichte von Walter: Ein Postbote kurz vor der Pension, der nicht gerade eine positive Einstellung ...

Andreas Izquierdo, den ich schon von "Der Club der Traumtänzer" kannte, erzählt uns in "Kein guter Mann" die Geschichte von Walter: Ein Postbote kurz vor der Pension, der nicht gerade eine positive Einstellung zum Leben hat und der nun in die Christkindlfiliale versetzt wird. Dort erreicht ihn ein Brief, der an Gott adressiert ist.
Doch die Leser:innen erfahren nicht nur wie die Briefe Bens an "Gott Walter" diesen verändern, sondern auch, wie Walter überhaupt erst zu diesem Menschen geworden ist. Und trotzt seiner negativen Einstellung habe ich nicht nur Ben, sondern auch Walter schnell ins Herz geschlossen. Umso mehr man über die Charaktere erfährt, umso mehr Zeit möchte man auch mit ihnen verbringen, jedoch muss jedes Buch auch irgendwann zu Ende sein. Izquierdo schafft es, nahbare Charaktere zu schreiben und ihnen realistische und tragische Geschichten zu geben, die ans Herz gehen und die eine oder andere Träne produzieren. "Kein guter Mann" ist eine Geschichte darüber, was Gerüchte aus einem Menschen machen können und wie ein kleiner Brief ganze Leben verändern kann.

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Veröffentlicht am 26.10.2023

Wunderbar und emotional

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
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In "Das Buch der gestohlenen Träume" erzählt David Farr eine wunderschöne, herzzerreißende Geschichte über den Mut, alles für eine bessere Zukunft zu riskieren.
Die beiden Geschwister Robert und Rachel ...

In "Das Buch der gestohlenen Träume" erzählt David Farr eine wunderschöne, herzzerreißende Geschichte über den Mut, alles für eine bessere Zukunft zu riskieren.
Die beiden Geschwister Robert und Rachel Klein leben in Krasnia, wo es Kindern verboten ist Spaß zu haben und Bücher eine Gefahr darstellen. Doch ihr Vater hat einen wichtigen Auftrag für sie: Sie müssen das Buch der gestohlenen Träume vor dem Präsidenten in Sicherheit bringen. Auf sich allein gestellt, beginnt das wichtigste Abenteuer der Kinder, das alles verändern kann.
Die Geschichte ist wunderbar erzählt und lässt die Leser:innen in die Welt von Robert und Rachel eintauchen. Es kommen die ganz großen Gefühle auf und am Ende kommt auch die ein oder andere Träne. Für ein Kinderbuch ist es meines Erachtens etwas lang und es kommen ziemlich viele wichtige Charaktere vor, die man ständig auseinander halten muss. Trotzdem ist der Roman gelungen und kann ein Lesevergnügen für Jung und Alt sein. Trotzdem bin ich nicht unbedingt froh darüber, dass es als erster Band beworben wird. Die Geschichte ist abgeschlossen und stimmig. Hat einen Anfang und ein Ende, da sollte nichts mehr kommen.

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Veröffentlicht am 30.09.2023

Schockierende Traurig und wohlige Wärme

Vatermal
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Necati Öziri schreibt in seinem Roman "Vatermal" eine ganz besondere Lebensgeschichte, der ganz ruhig daherkommt, bis man merkt, wie viele Gefühle er eigentlich in einem weckt.
Arda liegt auf der Intensivstation, ...

Necati Öziri schreibt in seinem Roman "Vatermal" eine ganz besondere Lebensgeschichte, der ganz ruhig daherkommt, bis man merkt, wie viele Gefühle er eigentlich in einem weckt.
Arda liegt auf der Intensivstation, die Ärzt:innen geben ihm nicht mehr viel Zeit, also beschließt er, seinem Vater, den er nie kennengelernt hat, einen Brief zu schreiben und im seine Geschichte zu erzählen.
In einer sprachlich sehr besonderen Art, kommt Arda den Leser:innen näher als viele andere Romanfiguren. Er spricht immer wieder seinen Vater, den er Metin nennt, und somit auch die Leser:innen direkt an. Sagt ihnen: "Schaut her, schaut euch mein Leben an!", und mit seinen Erlebnissen zeit er, wie Familien mit Fluchterfahrung leben und behandelt werden. Trotzdem ist es kein Roman, der einem mit diesen Erfahrungen auf die Tränendrüse drücken möchte, denn erstrangig geht es um einen Jungen, der seinen Vater nicht hatte. Es geht um das Leben seiner Mutter, wie sie nach Deutschland gekommen ist und seine Schwester, die es bei der Mutter nicht ausgehalten hat und weggelaufen ist. Als dies erfahren die Leser:innen gleich zu
Beginn, auch das Arda im Krankenhaus liegt. Er erzählt in den folgenden Kapitel die Feinheiten, lässt jeden Charakter lebendig werden und in die Herzen der Leser:innen einziehen.
"Vatermal" ist eine Betrachtung des Lebens mit Migrationshintergrund in Deutschland, der berührt, manchmal schockiert, am Ende aber trotz den traurigen Hintergrunds eine wohlige Wärme hinterlässt.

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