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Veröffentlicht am 21.11.2023

Spiritualismus zur Zeit Königin Viktorias

Die geheime Gesellschaft
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Das Cover zeigt wohl einen oval förmigen Goldrahmen eines Spiegels ins Zentrum, der den Buchtitel perfekt hervorhebt. Eine brennende Kerze und rundum scheinbar schwebende Blüten auf neblig blauem Untergrund ...

Das Cover zeigt wohl einen oval förmigen Goldrahmen eines Spiegels ins Zentrum, der den Buchtitel perfekt hervorhebt. Eine brennende Kerze und rundum scheinbar schwebende Blüten auf neblig blauem Untergrund leiten zum geheimnisvollen Inhalt sinnvoll und kreativ hin. Das späte Viktorianische Zeitalter um 1873 mit seinen teils sehr teuren, renommierten Herrenclubs in London, Séancen und Trauerbräuchen stehen im Mittelpunkt. Weiterer Schauplatz zweier geheimnisvoller Frauen namens Vaudeline D’Allaire und Lenna Wickes, agierend als Spiritualistinnen und Wahrsagerinnen, ist Paris mit viel freieren Sitten zwischenmenschlicher Art. Die spirituelle Bewegung, zentriert um Kommunikation mit den Toten mit theatralischen, betrügerischen Darbietungen, führt hier spannend zur Lösung eines außergewöhnlichen Morddesasters. Dass Frauen als Medium in Sachen Spiritismus speziell bei Mordopfern um Kontaktaufnahme gebeten werden, wird hier praktiziert, sogar von der ausschließlich aus Männern bestehenden Geheimgesellschaft »Séance Society«. Während die Entlarvung dieser kriminellen Gentleman Society und die Aufklärung mehrerer Morde gelingen, ändern sich speziell bei Lenna auch die logischen Ansichten über Wissenschaft und nicht greifbarer Geisterwelt. Auch werden Konventionen hinsichtlich der geschätzten Brautwerbung der Londoner Gesellschaft von ihr aufgegeben, mutig für die damalige Zeit. Begriffe wie Meton-Zyklus, Lampadomantie, Geisterhörner oder Ektoplasma etc. lassen materielle Techniken der Séancen als greifbares Zeichen für das Jenseits bildlich vorstellbar werden. Die fiktiven Beschwörungsformeln aus sieben Phasen einer hier praktizierten Séance sind kreativ zusammengestellt und spannend eingeflochten bei der Mordaufklärung besonders im Londoner Wermutkeller. Alle Charaktere überzeugen, der Schreibstil unterstreicht passend den dramatischen Handlungsverlauf.

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Abiogenese und Frauenemanzipation – eine Frau kämpft.

Eine Frage der Chemie
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Das Cover passt auch mit der Bekleidung der jungen Frau im Vordergrund ideal in die Zeit ab 1951 in den USA. Diese Liebesgeschichte zwischen Elizabeth Zott und Calvin Evans, beide vom Beruf Chemiker*in, ...

Das Cover passt auch mit der Bekleidung der jungen Frau im Vordergrund ideal in die Zeit ab 1951 in den USA. Diese Liebesgeschichte zwischen Elizabeth Zott und Calvin Evans, beide vom Beruf Chemiker*in, die in ihrem Institut dasselbe Forschungsvorhaben verfolgen mit gegenseitigem Respekt vor den Fähigkeiten des anderen, spielt grössenteils in Commons, wohl ein Ort mit idealen Wetterbedingungen zum Rudern. Thematisiert wird die Geschlechterordnung ohne Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Frau. Sehr kritisch bekämpft Elisabeth, Wissenschaftlerin im Bereich Chemie, unverheiratet und alleinerziehend als Hauptfigur das gesamte Gesellschaftssystem mit all ihren Vorurteilen der damaligen Zeit und fordert überzeugend in ihrer letzten Kochsendung zu mehr Veränderung auf: nie wieder zulassen, dass andere Sie in Schubladen stecken, in sinnlose Kategorien wie Geschlecht, Rasse, wirtschaftlicher Status und Religion. Lassen Sie Ihre Talente nicht schlummern, Ladys. Gestalten Sie Ihre eigene Zukunft. Ihr Charakter als verwundbarer, ernster Aussenseiter mit selbstgebauter Laborküche ist überzeugend unterhaltsam dargestellt, während ihre hoch begabte Tochter Mad eher wie eine Erwachsene handelnd erscheint – zu übertrieben, unglaubwürdig. Die Nebencharaktere sind teils menschlich sympathisch (incl. Hund Halbsieben), teils abschreckend sexistisch aufgeführt. Aus wissenschaftlichen wie aus persönlichen Gründen wird der Glaube an Gott in Frage gestellt – auch ein Thema zum Nachdenken: Religion basiert auf Glauben. Glaube basiert aber nicht auf Religion. Die Themen Abiogenese und Frauenemanzipation gehen hier eine kreative Verbindung ein. Auch der Schreibstil gefällt. Insgesamt ein angenehmes Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 13.11.2023

Die Schweiz im 1. Weltkrieg – interessanter Agentenplot

Bevor die Welt sich weiterdreht
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Das Cover zeigt eine winterlich verschneite Berglandschaft mit einem riesigen Gebäudekomplex oberhalb eines bewaldeten Bergrückens. Nebelig ummantelt steht mit Blick auf das ferne Sanatorium die Hauptfigur ...

Das Cover zeigt eine winterlich verschneite Berglandschaft mit einem riesigen Gebäudekomplex oberhalb eines bewaldeten Bergrückens. Nebelig ummantelt steht mit Blick auf das ferne Sanatorium die Hauptfigur des Romans, die Krankenschwester Johanna Gabathuler. Ein frontal angebrachter Tag verrät, dass dieser Roman zur Serie DAVOS 1917 gehört. Durch diese bildlich passende Einstimmung des Covers findet man sich wieder in der neutralen Schweiz, in Davos, einem noblen Bergkurort für Tuberkulosekranke. Das luxuriöse Ambiente an diesem Ort mit schillernden, internationalen Persönlichkeiten lässt zunächst nicht auf ein Nest voller Spione im 1. Weltkrieg schließen. Jedoch neben der Ochrana, der Geheimpolizei im zaristischen Russland, ist auch die Entente, die Tripleentente von Frankreich und England sowie dem bolschewistischen Russland aktiv hier neben dem deutschen Geheimdienst Kaiser Wilhems. Auch über König Leopold II. von Belgien und seinen Kongogräueln erfährt man einiges. Einige Kapitel dreier Soldaten, tatsächlich an der deutschen Front in Frankreich im Einsatz, runden das Gräuelbild eines Weltkriegs ab: Erich gefallen, Max Horowitz – als Chirurg Teil des deutschen Heeres mit kurzer Karriere als Spion der Entente und Georg Kohlmann, Bolschewist. Die Einbeziehung derer Aktivitäten zunächst mittels Rückblende wirkt etwas konstruiert, macht aber im Gesamtbild den abwechslungsreichen Plot interessanter, spannender. Inmitten und zwischen allen Fronten steckt die junge Schweizer Krankenschwester Johanna Gabathuler mit unehelichem Kind, das zum Spielball wird. Freundschaft und etwas Liebesgeplänkel finden ebenso statt. Insgesamt eine schlüssige Kulisse im internationalen Agentenkrieg, auch wenn etwas zu viel geraucht wird inmitten all der Tuberkulosekranken.

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Veröffentlicht am 09.11.2023

Ein historischer Roman mit einer Heldin der griechischen Mythologie im Mittelpunkt.

Atalanta
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Der Mythos von Atalante oder Atalanta erzählt von einer weiblichen Figur, die von den Griechen aufgrund ihres Mutes und ihrer militärischen Fähigkeiten bewundert wurde. Sie, eine starke und eigenständige, ...

Der Mythos von Atalante oder Atalanta erzählt von einer weiblichen Figur, die von den Griechen aufgrund ihres Mutes und ihrer militärischen Fähigkeiten bewundert wurde. Sie, eine starke und eigenständige, wunderschöne Jägerin, die aufgrund ihrer großen Leidenschaft für die Natur und die Jagd ihr Leben der Göttin Artemis, der Schutzgöttin der Jagd, widmet und sie in allem imitiert. Sie ist im Roman auch die Frau, die den Kampf und das Abenteuer liebt. Hier ist sie die einzige Frau, die an der gefährlichen Expedition von Jason und den Argonauten teilnimmt. Allerdings wird sie erst wirklich berühmt durch ihre Teilnahme an der dramatischen kalydonischen Eberjagd. Die Mythologie besagt, dass die anderen Jäger sich weigern, sie mitzunehmen. Aber der Held Meleagros erlaubte der Frau, sich der Gruppe anzuschließen. Sie schießt als erste den verletzenden Pfeil auf den Eber ab, doch seine Onkel halten sie trotz ihres Mutes ihrer immer noch nicht für würdig. Sie ist auch das Sinnbild einer fähigen, selbstbestimmten Frau, die schließlich in Ungnade fällt, weil sie sich verliebt. In der griechischen Mythologie gibt es die Sage um ihre Jungfräulichkeit. Sie will nur heiraten, wenn sie in einem Wettlauf besiegt wird. Doch sie bückt sich im Lauf, um einen von Hippomenes fallen gelassenen Apfel aufzuheben. Das Orakel jedoch prophezeite bei ihrer Geburt, dass sie sich in ein Tier verwandeln würde, sollte sie jemals heiraten.
Die Naturbeschreibungen des Waldes, die faszinierende Reisebeschreibung nach Kolchis inmitten den Argonauten zwischen bekannten Helden wie z.B. Herkules oder Medea – über allem thront die Botschaft: Lass dich nicht durch Männer unterkriegen. Durch den bildhaften Schreibstil hier wird die ansonsten "trockene" griechische Mythologie äußerst lebendig und voller Magie. Für Fans der griechischen Mythologie und Fantasy auf jeden Fall zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 07.11.2023

Charleston – auch 100 Jahre später noch faszinierend – lesenswert.

Lindy Girls
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Dieser Historische Roman über das Schicksal sehr unterschiedlicher, junger Frauen spielt im glitzernden Berlin von 1928/1929. Über fünf Monate hinweg entfaltet sich das traurige bis schillernde Leben dieser ...

Dieser Historische Roman über das Schicksal sehr unterschiedlicher, junger Frauen spielt im glitzernden Berlin von 1928/1929. Über fünf Monate hinweg entfaltet sich das traurige bis schillernde Leben dieser Tanzgruppe, eingebettet in den damaligen Zeitgeist speziell Frauen gegenüber, aber auch im kulturellen und politischen Kontext. Im Mittelpunkt stehen Tanz und Musik, Charleston und swingende Chicago-Jazz-Klänge. Mit dem neuen Swing aus Amerika gelingt vor allem jungen Frauen rundum der Schritt zu mehr Freiheit, Karriere und Lebenslust über bisherige gesellschaftliche Zwänge hinweg nach dem 1. Weltkrieg. Auch Themen wie Gleichberechtigung, sexueller Freiraum und finanzielle Unabhängigkeit der Frau werden angesprochen inmitten wilder Rhythmen und schillernden Tanzformationen. Der Schreibstil macht die damalige Aufbruchsstimmung sehr lebendig und einfühlsam. Die Beschreibung der Charaktere dieser verschiedenen Hauptfiguren gefällt durch ihren Ehrgeiz, ihren Kampf um eigenen Erfolg. Insgesamt ein umfassendes, überzeugendes Gesellschaftsbild der pulsierenden Stadt Berlin von 1928.

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