Leben in Deutschland
Michaela Becks historischer Roman ist ein instruktives und mitreißendes Leseerlebnis. Das Cover jedoch ist sehr neutral und nichtssagend, also kein Hingucker im Bücherladen.
Die über 800 Seiten hatten ...
Michaela Becks historischer Roman ist ein instruktives und mitreißendes Leseerlebnis. Das Cover jedoch ist sehr neutral und nichtssagend, also kein Hingucker im Bücherladen.
Die über 800 Seiten hatten mich zunächst abgeschreckt, aber der sehr eindrucksvolle und anschauliche Schreibstil hat mich dann gefesselt. Natürlich besonders die Thematik!
Wir begleiten das Leben von Konrad, Brigitte und André über acht Jahrzehnte. In einzelnen Kapiteln wird nicht chronologisch, sondern im Wechsel von deren Schicksal berichtet. Zuerst geht es um Konrads Schicksal; geboren im Jahre 1919 ist er stark von der Nazizeit beeinflusst. Brigittes Geschichte beginnt 1950. Sie flüchtet mit ihren Eltern aus der DDR in die BRD.
André verbrachte seine Kindheit in der DDR, wurde adoptiert, sucht jedoch nach seinen Wurzeln. Über ihn wird ab 1976 erzählt. Er ist ein sehr talentierter Kunstspringer.
Michaela Beck hat zu derem Leben intensiv und umfangreich die historischen Hintergründe recherchiert. Die Fakten sind emotional und erschreckend, wobei die Autorin ihre Protagonisten sehr differenziert, manchmal auch recht klischeehaft, beschreibt. Es geht, unter anderem, um Euthanasie, Krieg, Nazitum, Vertuschung und Verfolgung sowie um RAF-Anhängertum.
Besonders haben mich die geschichtlichen Fakten interessiert, und die Autorin schafft es, das Leben der drei Hauptakteure immer näher zusammenzubringen. Obwohl sehr ausführlich berichtet, schafft das Werk, den Leser zu flashen.
Mit dieser deutschen Familiengeschichte hat die Autorin ein eindrucksvolles Buch geschrieben, das ich für historisch interessierte Personen empfehle.