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Veröffentlicht am 19.11.2023

Ein modernes Märchen

Die Gouvernanten
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Laura, Éléonore und Inès sind Gouvernanten im Dienst von Monsieur und Madame Austeur. An der Erziehung der Jungen haben sie allerdings kein Interesse, denn das echte Leben liegt ihnen mehr. Verirrt sich ...

Laura, Éléonore und Inès sind Gouvernanten im Dienst von Monsieur und Madame Austeur. An der Erziehung der Jungen haben sie allerdings kein Interesse, denn das echte Leben liegt ihnen mehr. Verirrt sich ein Fremder in den Park, wird er gejagt, erlegt, mit Haut und Haaren gefressen. Unersättlich sind sie, stellen Regeln auf und folgen ihrem Begehren.

„Nicht alle Fremden werden an einem Nachmittag verschlungen. Die Gouvernanten haben auch wahre Liebesbeziehungen, von längerer Dauer, mit Anfang, Höhepunkt und unabwendbarem Ende. Zuerst sprühen die Gouvernanten vor Freude. Zur Mitte hin spüren sie bereits die langen, feinen Nadeln des Leids. Wenn sie sich trennen, ist die Liebe längst vorbei.“ (Seite 37)

Mit einem Augenzwinkern zu genießen, sinnlich, düster, lebensbejahend und wild. Dieser Mix aus Märchen, Fantasy und poetischer Prosa hat mich angenehm überrascht, eine solche Erzählung war für mich neu. Fantastisch und mystisch, dabei aber nicht abgedreht, wird die weibliche Lust gefeiert, nehmen sich die Frauen, was ihnen gefällt. Einem Experiment gleich ließ ich mich drauf ein und wurde belohnt mit einer Geschichte, die mich verzaubert hat. Da ist es toll, dass sie verfilmt wird mit der Tochter eines berühmten Filmstars. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir.

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Veröffentlicht am 17.11.2023

Zwei Seiten einer Medaille

Dunkelzeit
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Es ist das Jahr 1985, Hal lebt in der Kleinstadt Gunthrum, Nebraska, und arbeitet als Landarbeiter auf der Farm von Alma und Clyle, die ihn fast wie einen Adoptivsohn behandeln. Der junge Mann ist geistig ...

Es ist das Jahr 1985, Hal lebt in der Kleinstadt Gunthrum, Nebraska, und arbeitet als Landarbeiter auf der Farm von Alma und Clyle, die ihn fast wie einen Adoptivsohn behandeln. Der junge Mann ist geistig beeinträchtigt, was dazu führt, dass er der erste Verdächtige ist, als die siebzehnjährige Peggy verschwindet und man einen Schuldigen sucht. An dem fraglichen Wochenende war Hal auf einem Jagdausflug, allerdings kehrt er mit einer Delle im Pick-up und Blut auf der Ladefläche früher nach Hause zurück, ohne seinen Arbeitgebern eine zufriedenstellende Auskunft über die letzten Tage geben zu können.

Ich kann kaum glauben, dass Dunkelzeit das Debüt von Erin Flanagan sein soll, denn dieser Kriminalroman war eines der besten Bücher, die ich in letzter Zeit lesen durfte. Aus verschiedenen Blickwinkeln näherte sich die Autorin dem Geschehen an, schilderte das Leben in einer Kleinstadt so authentisch und realistisch, dass ich das Gefühl hatte, mittendrin zu sein. Ob Klatsch und Tratsch, die kleinen und großen Geheimnisse, Freundschaften, Verbrüderungen, Sticheleien oder die übliche Eifersucht; es gab von allem etwas, die Figuren waren mit Leben gefüllt, die Handlung dramatisch und die Geschichte wendungsreich. Ich hätte nicht gedacht, dass die Story es schafft, mich dermaßen gut zu unterhalten, der Ausgang war überraschend und die folgende Enthüllung absolut genial. So wünsche ich mir einen Kriminalroman! Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und natürlich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 10.11.2023

Eltern, Kinder und die Liebe

Endstation Malma
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In einem Zug fährt ein Vater mit seinem Kind, fährt ein Ehepaar, das nach vielen Streitigkeiten verschiedene Auffassungen von der Zukunft hat, und eine junge Frau, die endlich wissen will, was in der Vergangenheit ...

In einem Zug fährt ein Vater mit seinem Kind, fährt ein Ehepaar, das nach vielen Streitigkeiten verschiedene Auffassungen von der Zukunft hat, und eine junge Frau, die endlich wissen will, was in der Vergangenheit geschehen ist. Alle diese Menschen sind miteinander verbunden, ihre Schicksale miteinander verwebt. Sie fahren nach Malma, einen kleinen Ort, der wenige Stunden von Stockholm entfernt ist.

Ich muss mich hier zurückhalten, denn obwohl ich meine Begeisterung laut herausrufen will, möchte ich noch lieber jeder Leserin und jedem Leser das Erstaunen, das Begreifen und das Entzücken belassen, das mich immer wieder beim lesen ergriffen hat, als erneut ein Puzzleteil zum anderen fand und noch weitere dann das große Ganze vervollständigten. Dabei war eine übermäßige Spannung anfangs fast gar nicht vorhanden, diese baute sich kontinuierlich von Kapitel zu Kapitel auf, bis dies so unerträglich wurde, dass ich fast verrückt vor Neugierde geworden bin. Immer mehr Einzelheiten kamen hinzu, Zusammenhänge wurden klar, ich begriff, wer die Personen sind, denen ich seitenlang gefolgt bin. Ab da bin ich dem Buch verfallen.

Was für eine komplexe Handlung, wie passend dies alles ineinandergriff! Trotz der Sprünge zwischen Personen, Jahren und verschiedenen Handlungen, es war ein permanentes hin und her, gab es keinen Moment, in dem ich verwirrt gewesen bin. Ich war im Gegenteil total begeistert und hätte am liebsten sofort allen mitgeteilt, wie toll dieses Buch, wie großartig diese Geschichte ist. Unbedingt wollte ich wissen, wie es ausgeht, aber nicht, dass es endet; im Zwiespalt gefangen genoß ich die Erzählung, inhalierte förmlich jedes Wort, erfreute mich an Sätzen, Absätzen, Kapiteln und bekam doch nicht genug. Die Auflösung erstaunte mich, ein solches Ende habe ich nicht erwartet, war aber entzückt darüber, wie gut es gepasst hat.

Es ist ein trauriges, zeitweise sehr melancholisches Buch. Die Traurigkeit zieht sich durch die Erzählung, nur manchmal flacht sie ab und lässt die Hoffnung durch, die unermüdlich an die Oberfläche kommen will. Für mich ein lesenswertes Buch, ein Highlight gar, das mir unvergessliche Lesestunden beschert hat. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir.

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Veröffentlicht am 09.11.2023

Spannend und wendungsreich

So dunkel die Nacht
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Melissa Eldredge und ihr Bruder Mike haben in ihrer Kindheit ein traumatisches Erlebnis gehabt; entführt und missbraucht sind beide nur knapp mit dem Leben davongekommen. Als kurz nach Melissas Hochzeit ...

Melissa Eldredge und ihr Bruder Mike haben in ihrer Kindheit ein traumatisches Erlebnis gehabt; entführt und missbraucht sind beide nur knapp mit dem Leben davongekommen. Als kurz nach Melissas Hochzeit mit Charlie Miller dessen kleine Tochter Riley spurlos verschwindet, ist das Entsetzen groß, denn es häufen sich die Parallelen. Als die Polizei sich dann augenscheinlich auf die falsche Person als Täter eingeschossen hat, müssen Melissa und ihre Familie sich ihrer Vergangenheit stellen.

Das Schicksal der Familie Eldredge hat Mary Higgins Clark (1927-2020) bereits vor Jahrzehnten (ET der Originalausgabe ist das Jahr 1975!) in ihrem Buch mit dem Titel Wintersturm beschrieben; da im vorliegenden Buch der Fall zur Sprache kommt inklusive der dazugehörigen Lösung, sollte klar sein, dass dies nicht ohne Spoiler ablaufen kann. Die Ereignisse von damals werden hier so ausführlich behandelt, dass es nicht nötig ist, das erwähnte Buch zu lesen, um die vorliegende Geschichte zu verstehen. Wer es trotzdem möchte, sollte dies aber unbedingt vorher tun.

Vorab möchte ich anmerken, dass die Autorin Mary Higgins Clark bereits vor dem vorliegenden Buch verstorben ist und selbst nicht mehr daran beteiligt war. Die Zusammenarbeit war allerdings in den Jahren davor so erfolgreich, dass Alafair Burke weiterhin unter beider Namen schreibt und dies tut sie, wie ich anführen möchte, großartig.

Wie immer gibt es im Buch verschiedene Sichtweisen, auch von Personen, die auf den ersten Blick nichts mit dem Geschehen zu tun haben. Dies hört sich verwirrend an, ist es aber nicht, denn es steigert im Gegenteil die Spannung. Nach einer kurzen Einführung, springt die Geschichte immer ein wenig vor, bis wir zu dem im Klappentext erwähnten Ereignis kommen, als Melissas Stieftochter verschwindet. Warum im Klappentext und auch im Innenteil steht, dass dies vor der Hochzeit geschieht, kann ich nicht nachvollziehen, denn geheiratet wurde definitiv davor.

Die Spannung baute sich immer mehr auf, Dinge kamen ans Licht, die der Story eine andere, eine verstörende Wendung gaben. Als weitere Erkenntnisse gewonnen wurden, konnte ich es kaum glauben, denn plötzlich ergab sich ein Szenario, das meine Vermutungen (und ich hatte einige) nicht nur nicht bestätigte, sondern weiteren Verdächtigungen Nahrung gab. Als ich sicher war, zu wissen, wie es ausgehen wird, überraschte mich die Auflösung erneut. Ich mochte es sehr, wie ich in die Irre geführt wurde, denn langweilig wurde es so natürlich nicht. Volle Punktzahl gibt es dafür von mir und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 02.11.2023

Für die Ewigkeit

Wie Sterben geht
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Im Winter 1983 soll auf der Glienicker Brücke der spektakulärste Austausch von Agenten stattfinden; der kriminelle und in den USA zum Tode verurteilte Sohn eines Politbüromitgliedes soll gegen einen ranghohen ...

Im Winter 1983 soll auf der Glienicker Brücke der spektakulärste Austausch von Agenten stattfinden; der kriminelle und in den USA zum Tode verurteilte Sohn eines Politbüromitgliedes soll gegen einen ranghohen KGB-Offizier mit dem Decknamen Pilger ausgetauscht werden, dessen Identität nur die Agentin Nina Winter kennt. Vor drei Jahren war Nina beim BND tätig und mit der Auswertung von Spionage-Informationen betraut. Pilger wollte sie und nur sie als seine Führungsoffizierin in Russland haben. Die Ereignisse von damals enden 1983 in einem Inferno und Nina muss sich die Frage stellen, inwiefern sie durch ihre Handlungen Schuld daran trägt.

„Atemzüge meißelten Angst in ihre Brust.“ (Seite 349)

Wenn Andreas Pflüger ein Buch schreibt, ist dies ein großes Ereignis für mich. Seit Jahren verschlinge ich alles, was aus seiner Feder stammt und bekomme nicht genug davon. Nun also ein politischer Thriller mit dem Schwerpunkt Spionage und Gegenspionage zu Zeiten des Kalten Krieges, in dem der politische Anteil einen unerwartet großen Raum einnimmt, was mich überrascht hat. Natürlich sind mir die damaligen Ereignisse noch im Gedächtnis, allerdings eher nebulös, denn ich war noch jung und politisch eher uninteressiert. Einer Auffrischung war ich insofern nicht abgeneigt, allerdings kann ich nicht behaupten, dass ich alles richtig verstanden hätte. Wie nicht anders zu erwarten, hat Andreas Pflüger akribisch recherchiert und auch, wenn die historischen Fakten durchaus interessant waren, haben mich diese stellenweise fast erschlagen. Immer wieder musste ich selbst nachforschen, denn auch wenn mir die Abkürzungen BKA, BND, AA, KGB, CIA oder UdSSR geläufig waren, wie wahrscheinlich den meisten Leserinnen und Lesern, konnte ich mit VF, UpDK, OPPA, ZK, KPdSU, HVA, WDNCh herzlich wenig anfangen. Auch die vielen russischen Namen, Orte und sonstigen Bezeichnungen waren ungewohnt für mich; alles in allem war höchste Konzentration gefragt, um den Geschehnissen folgen zu können. Belohnt wurde ich durch den Werdegang von Nina sowie die Beziehung von Nina zu Pilger und weiteren Personen, die ebenfalls eine große Rolle spielten.

„Sie wollte immer ewig leben, aber nie unsterblich sein. Bis zu jener Nacht, in der sie geglaubt hatte, sie sei die Frau, um die sich die Erde drehte. Die über kochende Meere tanzte und sie zu Eis erstarren ließ. Weil ihr danach war.“ (Seite 9)

Sprachlich konnte der Autor mich wie immer begeistern, Sätze einer Poesie gleich, die mich markieren ließen, was das Zeug hält. Zusammen mit dem grandiosen Humor, ergab dies eine Mischung, die mich begeistert und zufrieden durch die Seiten fliegen ließ, in Erwartung eines Endes, dessen Ausgang lange ungewiss war. Meine Vorstellung und Hoffnung trieb mich an, atemlos verfolgte ich die Ereignisse, war auf Spannung, hielt die Luft an und hatte Angst vor dem, was kommt. Das Ende dann, das war meisterlich! Fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung gibt es dafür von mir.

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