Sei du selbst! Alle anderen sind bereits vergeben. (Oscar Wilde)
Lotti und Otto (Band 1)"Ab sofort darf jedes Kind Räuberhöhlen bauen und sie mit Blumengirlanden dekorieren, Blubberfische angeln und Puppenkleider nähen, auf Bäume klettern, sich gegenseitig Geschichten erzählen und Monstertorten ...
"Ab sofort darf jedes Kind Räuberhöhlen bauen und sie mit Blumengirlanden dekorieren, Blubberfische angeln und Puppenkleider nähen, auf Bäume klettern, sich gegenseitig Geschichten erzählen und Monstertorten mit Zuckerkringeln backen. Ganz egal, ob Junge oder Mädchen."
Die Otter Lotti und Otto treffen sich im Ferienlager und stellen fest, dass sie gleich aussehen. Da sie beide keine Lust auf die von den Erwachsenen vorgegebenen Beschäftigungen haben (Jungs angeln, Mädchen dekorieren), tauschen sie heimlich die Mützchen und schon dürfen sie das jeweils andere machen.
Für Kinder im Bilderbuchalter ist das Thema der Geschlechterrollen noch weitestgehend irrelevant. Zumindest interessieren sie sich selbst noch nicht explizit dafür. Doch die Erwachsenen kommen oftmals mit sehr festgefahrenen Ideen und Stereotypen daher und behandeln auch die Kleinsten schon entsprechend. Die wiederum übernehmen es für ihre Selbstidentität und ihr Verständnis von der Welt.
Das Typisch-Junge-typisch-Mädchen-Denken führt dazu, dass Rollenbilder weiterbestehen, die längst überholt sind und den Menschen in seiner Selbstentfaltung und Freiheit einschränken. Schon die Kleinsten sollten wissen: Sei du selbst und lass dich nicht durch Schubladendenken und Rollenklischees einengen. Die Erwachsenen, die so etwas wichtig finden, lassen sich übrigens schon von einem Mützchen in die Irre leiten, das nicht dem Rosa=Mädchen/Blau=Junge Schema entspricht. Wer möchte bitte so blind durchs Leben gehen?
Die Aussage des Buches finde ich also sehr wichtig und schon deshalb gefällt es mir. Die Geschichte um Lotti und Otto ist spannend für Kinder. Die Sprache ist kindgerecht und witzig. Story und Sprache sind aber nicht so ausnehmend gut, dass sie mir fünf Sterne wert wären.
Was wiederum die fünf Sterne rechtfertigt, sind die hübschen Illustrationen von Carola Sieverding. Niedlich, detailliert, zart. Wirklich ganz toll bebildert.
Die Autorin bekommt die volle Punktzahl dafür, dass sie sich einem wichtigen Thema annimmt und die Idee zum Buch geliefert hat.