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Veröffentlicht am 29.07.2024

Verschollen im Paradies

Vorstandssitzung im Paradies
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Dieses neuaufgelegte Buch ist trotz seines ursprünglichen Erscheinungsjahres von 1974 brandaktuell, denn es beschreibt Überlegungen zum menschlichen Zusammenleben, die immer noch Gültigkeit haben. Das ...

Dieses neuaufgelegte Buch ist trotz seines ursprünglichen Erscheinungsjahres von 1974 brandaktuell, denn es beschreibt Überlegungen zum menschlichen Zusammenleben, die immer noch Gültigkeit haben. Das sehen die Lesenden auch daran, dass das Buch schon 2004 eine erste Neuauflage hatte.
Der Autor beschreibt den Flugzeugabsturz einer Passagiermaschine über dem Stillen Ozean, die - gechartert von den Vereinten Nationen – als Fluggäste Krankenschwestern, Hebammen, Ärzte, Waldarbeiter und Mechaniker für verschiedene humanitäre Einsätze an Bord hat und dazu natürlich die Crew, aber auch einen außerplanmäßigen Journalisten.
Dieser ist es, der als Ich-Erzähler aus der rückwärtsgewandten Sicht diesen Bericht/dieses Buch schreibt und uns Lesenden damit die Geschichte erzählt. Dabei hat er einen sehr trockenen Stil und Humor. Manche Ereignisse, die, die ihn selber betreffen, erfährt man also sofort, andere werden nachgeliefert, je nachdem, wann der Journalist von ihnen erfahren hat. Da die Gruppe klein ist, erhält der Journalist und damit auch die Lesenden über alles, was geschehen ist, Kenntnis.
Nach dem Flugzeugabsturz wird den Überlebenden bald klar, dass sie so schnell nicht wieder von dieser Insel wegkommen werden. Also werden Pläne fürs Überleben geschmiedet und ein „Vorstandskomitee“ für Entscheidungen gewählt. Das Buch beinhaltet viele Ideen der ehemaligen Passagiere, wie sie überleben, aber auch, wie sie sich das Überleben angenehm machen können. Dabei kommt für die Lesenden Erstaunliches heraus, z. B. der Bau eines Kühlschranks in tropischer Hitze, eine Schnapsbrennerei, Hütten und anderes mehr.
Doch noch viel interessanter ist die politische Sicht auf das Zusammenleben, denn es entwickelt sich eine gelassene Form des Sozialismus/Kommunismus, die niemandem aufgezwungen wurde, die allein durch Abstimmungen, Fehler und Richtiges tun zustande kommt und mit der fast alle fast immer sehr zufrieden sind. Sogar die Integration eines Fremden gelingt dabei wunderbar.
Den Lesenden stellt sich also die Frage: Würde das Zusammenleben der Menschen weltweit besser gelingen, wenn alle nur genauso viel zum Leben hätten, wie sie bräuchten und sich auch nur darum kümmern müssten?
„Ganz nebenbei“ lässt der Autor auch die Lage der Welt in seinem Buch aufblitzen, denn auf der anderen Seite der Insel tobt ein Krieg, der wohl auch noch andere Bereiche der Welt umfasst. Die „Schutzmacht“, die die Überlebenden am Ende nach einer spektakulären SOS-Sendeaktion, „rettet“, geht ziemlich rigoros zu Werke und lässt niemanden auf der Insel bleiben, selbst die nicht, die sich das wünschen und vehement zur Wehr setzen.
Ein erstaunlich aktuelles, 50 Jahre altes Buch, das sich in seinem flüssigen Stil zu lesen lohnt, um über die Probleme der Welt mit trockenem Humor nachzulesen und nachzudenken – also ein altersloses Buch! Empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 17.02.2024

Ein Bilderbuchräuberleben!

Los, wir fangen einen Koch!
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Greti und Jocke sind zwei Räuber, wie sie im (Kinder-)Buche stehen. Etwa alle drei Wochen fahren sie mit ihrem Boot zum Raubzug in die Stadt und klauen, worauf sie Lust haben, z. B. Eier und Mehl für Eierkuchen ...

Greti und Jocke sind zwei Räuber, wie sie im (Kinder-)Buche stehen. Etwa alle drei Wochen fahren sie mit ihrem Boot zum Raubzug in die Stadt und klauen, worauf sie Lust haben, z. B. Eier und Mehl für Eierkuchen oder Äpfel oder eben Geschenke. Zu Hause erwartet sie immer die Katze, die für sie da ist und sie versorgt.

Die Autorin beschreibt das Räuberleben, wie es sich Kinder vorstellen würden. Deswegen sind die beiden Räuber auch noch klein (kleiner als die Katze) und haben Kosenamen: Greti und Jocke. Die beiden klauen nach Bedarf, zur kurzfristigen Bedürfnisbefriedigung: Wenn sie Lust auf Apfelkuchen haben, fahren, bzw. rudern sie in die Stadt und klauen Äpfel, noch dazu so viele, dass sie sie gar nicht alle benötigen und auch nicht schälen wollen. Wenn sie Lust auf Geburtstag haben, rauben sie in der Stadt Geschenke und feiern vier- bis fünfmal im Jahr. Wie genau das Klauen, Rauben und Überfallen geht, wird nicht genau beschrieben. Sie tun es einfach oder haben es bereits getan – eben ein Räuberleben, wie es sich Kinder wünschen, spannend, aufregend und gar nicht so schlimm. Am liebsten essen sie Eierkuchen und putzen sich nur die Zähne, wenn sie es nicht machen sollen.
Hier kommt die Katze ins Spiel. Die Katze kann Eierkuchen backen, heiße Milch und Kartoffeln kochen, staubsaugen und Wäsche waschen. Außerdem genießt sie es, wenn die beiden „Räuber“ im Bett sind, am Ofen zu lesen. Die Katze übernimmt eine Mutterrolle für die beiden kleinen Räuber – eine sehr geduldige Mutterrolle, aber durchaus mit klugen Tricks, um die beiden zu guten Entscheidungen zu führen, wie zum Beispiel das Verbot des Zähneputzens, denn so tun es die beiden kleinen Räuber gerade, weil es verboten ist.
Am meisten steigern sich die Geschichten ins Fantastische, als Greti auf dem Wipfel einer Fichte, die ganz klassisch ums windschiefe Räuberhaus herumstehen, eine Rakete aus Brettern und Nägeln baut, Die Fichte neigt sich nach dem Anzünden und Brennen der Rakete einfach wie eine geduldige Großmutter zur Erde und versenkt alles im Weiher zum Löschen.
Die Geschichten sind alle im Präteritum geschrieben, die Leser*in blickt auf die Geschehnisse zurück. Die Sätze sind etwas länger, aber im Aufbau einfach gehalten, der Textanteil ist für ein älteres Grundschulkind gut zu bewältigen, zumal man nach jedem Kapitel Pause machen kann, denn die Geschichten sind in sich abgeschlossen. Die Erzählhaltung der Autorin als allwissender Erzähler ist beschreibend, aber man muss trotzdem darüber schmunzeln.
Die Bilder zu den Räubergeschichten kommen von der Autorin selber und verbildlichen den Text auf sehr anschauliche, plastische Weise, z. B. fließen auf S. 45 den beiden Räubern im wahrsten Sinne des Wortes „grüne Räuberrotzbäche“ aus den Nasen, nachdem sie sich erkältet haben. Die beiden Räuber haben lange, spitze Räubernasen, gelbe, schiefe Zähne und Sommersprossen, aber normale Kleidung an. Die Katze, die größer als die beiden dargestellt wird, trägt eine rot-gelb gestreifte Schürze. Die Farbpalette ist bunt, kräftig und in natürlichen Farben gehalten. Teils begleiten die Illustrationen den Text, teils sind sie seitenfüllend. Die Bilder greifen die Geschichte auf sehr witzige, fast comichafte Weise, aber ohne Sprechblasen, auf. Die Mimik und Gestik der beiden kleinen Räuber karikiert ihre Handlungen. Die Katze wirkt (fast) immer ruhig und gefasst.
Kurzum ein Buch über ein Räuberleben, wie Kinder es lieben würden – ein Bilderbuchräuberleben!


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Veröffentlicht am 14.12.2023

Träume sind wichtig

Ich kann fliegen und noch viel mehr
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Kinder können noch alles werden: Alles, was es schon gibt, und auch alles, was es (noch) nicht gibt - denn Träumen geht immer!
Auf jeder Doppelseite eröffnet sich in diesem Bilderbuch eine neue Gedankenwelt, ...

Kinder können noch alles werden: Alles, was es schon gibt, und auch alles, was es (noch) nicht gibt - denn Träumen geht immer!
Auf jeder Doppelseite eröffnet sich in diesem Bilderbuch eine neue Gedankenwelt, eine neue Idee eines Kindes, was es später alles werden oder machen möchte. Das beginnt bei einer Kunstwerkstatt geht über Ritterschule, Astronautin, Kellnerin, u. v. m. bis hin zu Baum und Herzensdiebin – alles ist möglich. Das hat ja auch schon die Lehrerin auf der zweiten Doppelseite gesagt: „Die Lehrerin hat immer recht. Du kannst alles werden, echt!“
Bemerkenswert ist, dass der Autor hierbei über die „normalen“ Berufe hinausgeht (z. B. mit „Baum“ oder „Herzensdiebin“) und dem Kind somit auch neue Gedankenwelten eröffnet, die vielleicht noch niemand vor ihm gedacht hat. So ist es ja auch in der heutigen Arbeitswelt, in der Innovation das neue Schlagwort ist.
Der Autor und Illustrator beschreibt jede Idee in einem Gedicht mit Kreuzreimen und begleitet dieses in großformatigen, farbenfrohen, detailreichen Bildern, die über die ganze Doppelseite gehen und den Text um- und untermalen. Durch ihre zu entdeckenden Einzelheiten gehen die Bilder in ihrer Fantasie noch einmal über die Darstellung des Textes hinaus und erweitern diesen, z. B. ist das Hotel, in dem das Kind Kellnerin, Köchin und Mädchen für alles ist, als eine Art Hotel-Maschine dargestellt, die Spiegeleier herstellt.
Die Verse, aber auch die Bilder des Künstlers animieren zum Weiterträumen, Staunen, Neu-Träumen und sich eigene Gedanken machen. „Seine Botschaft: Ich kann alles sein, solange ich nur das Träumen nicht verlerne.“ (Werbetext des Verlages)
Das Buch endet auf der letzten Doppelseite mit einem Kreuzreimgedicht in zwei Strophen, dessen abschließende Verse lauten: „Wenn ich also größer bin, werd ich wieder klein.“ Denn die Träume und die Vorstellungswelt der Kindheit sind doch die schönsten!

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Veröffentlicht am 04.12.2023

Sherlock Holmes auf tierisch

Meisterdetektiv Sherlock Bones. Ein spannender Rätselkrimi zum Mitraten, Band. 1: Die Jagd nach den Kronjuwelen
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Die beiden besten Detektive in ganz London im Tierreich sind Sherlock Bones und Dr. Catson. Dieser spannende Rätselkrimi nimmt die Leserinnen mit auf die witzige Jagd nach den verschwundenen Kronjuwelen ...

Die beiden besten Detektive in ganz London im Tierreich sind Sherlock Bones und Dr. Catson. Dieser spannende Rätselkrimi nimmt die Leserinnen mit auf die witzige Jagd nach den verschwundenen Kronjuwelen der Königin und ihrem Dieb.

Angelehnt an Sherlock Holmes und Dr. Watson jagen in diesem Kinderkrimibuch Sherlock Bones, ein Hund, und Dr. Jane Catson, eine Katze, in Tweed mit Hut, Notizbuch und Lupe nach dem Räuber der Kronjuwelen ihrer Majestät, der Königin, einer Mopsdame.
Es bieten sich gleich vier Verdächtige an, die erst einmal dingfest gemacht werden, bevor Sherlock den wahren Täter identifiziert. Die Verbrecherjagd wird sehr abwechslungsreich beschrieben, so dass beim Lesen keine Langeweile aufkommt. Nach jedem Kapitel gibt es ein Rätsel zu knacken, das zur Geschichte passt, dessen Lösung aber nicht, wie in anderen Büchern dieser Art, zum Weiterlesen benötigt wird. Die Leserinnen können also auch ohne Rätselraten weiterschmökern, je nach Gusto. Die Rätselarten sind sehr abwechslungsreich und ihre Lösungen werden am Ende des Buches in einem Lösungsteil präsentiert.
Das Buch ist in Ich-Perspektive aus Sicht von Dr. Catson geschrieben worden, in deren Gefühle und Ansichten die Leser*innen so deutlich eingeweiht werden. Um so überraschender sind dann oft die Handlungen von Sherlock Bones. Ansprechend sind auch die Ideen und Wortschöpfungen, um die Erzählungen der bekannten Verbrecherjäger hier in die Tierwelt zu übertragen, z. B. der „Tages-Terrier“ für die Tageszeitung oder „Pfotington-Palace“ für den Wohnsitz der Königin, außerdem z. B. die Speisen, die für die verschiedenen Tiere serviert werden, wie “Ohrwurm-Röllchen“, „Hunde-Omelett“, „Nacktschneckenmarmelade“ oder „Karotten-Paste“ - je nach Geschmack.
Besonders lustig sind die Polizeihund-Welpen, die immer wieder nur Quatsch machen und (fast) alle Spuren dabei verwischen, da sie ja noch in Ausbildung sind.
Die Geschichte begleiten die Schwarz-Weiß-Zeichnungen des Illustrators zum Teil auch ganzseitig. Vor allem die Rätselseiten stechen hier hervor. Alle dargestellten Tiere sind comichaft, karikiert überzeichnet mit z. B. zu großen Ohren, Köpfen oder Bäuchen oder zu dünnen Armen oder Beinen, vermenschlicht und tragen Kleidung, die im Text auch erwähnt wird. Jedes Kapitel wird von einer Lupen-Vignette begleitet und die Kapitelseiten von anderen passenden Vignetten (beim Hasen z. B. mit Möhren). So gibt es auf jeder Seite etwas zu entdecken und zu schmunzeln.
Eine charmante, spannende Verbrecherjagd mit Knobelaufgaben und tierischem Witz!

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Veröffentlicht am 10.11.2023

Wer isst schon seine Freunde?

Ich esse meine Katze nicht
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Ein lustiges Bilderbuch, das klar Stellung bezieht für eine fleischlose Ernährung.

Träume können uns beeinflussen. So ist es auch in diesem Buch.
Noah träumt davon, dass seine geliebte Katze beim Essen ...

Ein lustiges Bilderbuch, das klar Stellung bezieht für eine fleischlose Ernährung.

Träume können uns beeinflussen. So ist es auch in diesem Buch.
Noah träumt davon, dass seine geliebte Katze beim Essen auf seinem Teller sitzt und seine Mutter ihn auffordert, sie mit "ein bisschen Ketchup" zu essen.
Dies lehnt er so lautstark ab, dass er davon aufwacht und am nächsten Tag kein Fleisch mehr essen will.
Seine Mutter kann das nicht so recht einsehen, bis sie in der nächsten Nacht selber von einem sehr lieben, hübschen und freundlichen Schwein träumt, so dass sie am nächsten Tag vegetarisch kocht.
Dies gefällt Noahs Vater nicht besonders, bis er sich am darauffolgenden Tag als Hasen im Spiegel sieht (ein Tagtraum), dadurch Angst vor Hunden bekommt und auch keine Lust mehr auf Fleisch hat.
Nur Noahs schwarz-weiße Katze lässt das Mausen nicht, denn "eine Katze ist eine Katze ist eine Katze".
Die ganze Erzählung ist mit einem großen Augenzwinkern erzählt. Dies unterstreichen auch die lustigen und fröhlichen Illustrationen, die teilweise ganzseitig den Text begleiten. In kräftigen Farben erzählen sie die Geschichte nach und verdeutlichen sie durch die Gesichtsausdrücke der handelnden Personen, aber auch die der gemalten Tiere, die sich "natürlich" über die Entscheidung der drei Menschen, ohne Fleisch zu essen zu leben, sehr freuen. (S. vor allem die Seite nach Noahs Entscheidung, auf dieser Seite tauchen auch Tiere auf, die wir hier in Europa normalerweise nicht essen, aber Noah zählt sie trotzdem auf.)
Die Schriftgröße ist altersgerecht und nicht zu klein, wenn auch mit teilweise abweichender Schreibweise der Buchstaben von der den Kindern bekannten Druckschrift (z. B. beim kleinen „g“ oder großem „F“). Noahs Name und alle Wörter, die mit Essen zu tun haben, sind etwas größer und dicker gedruckt als der Rest des Textes.

Dies ist ein Buch, das seine Botschaft (s. Motto vorne im Impressum „Tiere sind meine Freunde, und ich esse meine Freunde nicht.“ Bernard Shaw) klar formuliert und zeigt, ohne belehrend zu wirken.

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