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Veröffentlicht am 10.11.2023

Es ist nicht vorbei

Helle Tage, dunkle Schuld
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Während der Nazizeit durfte der Kriminalbeamte Carl Bruns wegen seiner jüdischen Vorfahren seinen Beruf nicht ausüben. Doch inzwischen ist das tausendjährige Reich nach zwölf Jahren, die sich wie tausend ...

Während der Nazizeit durfte der Kriminalbeamte Carl Bruns wegen seiner jüdischen Vorfahren seinen Beruf nicht ausüben. Doch inzwischen ist das tausendjährige Reich nach zwölf Jahren, die sich wie tausend anfühlten, untergegangen. Carl arbeitet inzwischen bei der Abteilung für Kapitalverbrechen der Essener Polizei. Im Rahmen einer Mordermittlung stößt er auf ein besonders grausames Verbrechen, das gegen Ende des Krieges begangen wurde. Und er trifft auch Anne, seine Jugendliebe wieder, mit der damals ganz plötzlich Schluss war. Insgeheim hofft er, dass es für sie noch eine Chance gibt.

Dieser historische Kriminalroman bildet den Beginn einer Reihe um Kommissar Carl Bruns und sein Umfeld. Auch drei Jahre nach dem Krieg haben es die Menschen nicht leicht. Viel ist zerstört und die meisten Menschen sind arm. Carl ist froh, dass seine Ex-Frau einen neuen Partner gefunden hat, mit dem sie glücklich ist. Momentan ist Bruns einer heiklen Sache auf der Spur. Angefangen hat es damit, dass Annes Schwiegermutter tot aufgefunden wurde. Und es stellt sich heraus, dass diese nicht so ganz die war, die sie behauptet hat. Für ihren vermutlich verstorbenen Sohn tat sie alles. Jedoch führt die Spur auch zu einer unbeschreiblichen Bluttat, von der man nicht denkt, dass Menschen dazu fähig sind.

Auf historischen Tatsachen beruht dieser spannende Kriminalroman, in dem sich Carl Bruns zum ersten Mal auf die Suche nach der Wahrheit begibt. Man kann wirklich kaum glauben, wozu Menschen fähig waren. Auch Carl kann es kaum fassen, was sich ihm nach und nach offenbart. Unheimlich wo überall Täter zu vermuten sein können. Wem kann man überhaupt noch trauen? Und doch wärmt man sich auch an den hoffnungsvollen Momenten. Man gönnt es den Menschen, denen ein kleines Glück beschieden ist. Und so verfolgt man eine packende Geschichte immer im Gedanken daran, dass sie teilweise auf wahren Begebenheiten beruht. Es ist schlimm, dass das „nie wider“ in der heutigen miesen Welt seinen Endpunkt zu erreichen scheint. Umso wichtiger ist es, die Erinnerung wach zu halten.

Auf sehr angenehme Weise vorgetragen wird dieses Hörbuch von Steffen Groth.

Veröffentlicht am 06.11.2023

Wintermord

Kanadischer Winter
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Es ist Winter in Ontario und in Algonquin Bay, einem kleinen Ort, wird der Polizist wieder der Mordkommission zugeteilt. So richtig zufrieden ist John Cardinal damit nicht, aber wenns es so gewollt ist. ...

Es ist Winter in Ontario und in Algonquin Bay, einem kleinen Ort, wird der Polizist wieder der Mordkommission zugeteilt. So richtig zufrieden ist John Cardinal damit nicht, aber wenns es so gewollt ist. Noch weniger begeistert ihn seine neue Partnerin Lise Delorme. Sie wechselt von der Internen in seine Abteilung. So sie etwas im Geheimen weiter gegen John ermitteln. Doch dann wird an einem abgelegenen Ort die Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Ein Fall, den John nicht aufklären konnte, wird neu aufgerollt. Zumindest in dieser Ermittlung klappt die Zusammenarbeit zwischen ihm und Lise überraschend gut.

Dieser erste Band der Reihe um John Cardinal und Lise Delorme wird hier neu aufgelegt. Zum ersten Mal erschienen ist das Buch um das Jahr 2000. Jack und Lise müssen sich als Team etwas zusammenraufen. John ist sich unsicher, wie er sich ihr gegenüber verhalten soll. Versucht sie doch, etwas über ihn herauszufinden? Seine Tochter Kelly ist inzwischen erwachsen und sie studiert in Yale. Ihr möchte John das Beste bieten. Seine Frau Catherine musste sich erneut in medizinische Behandlung begeben und so hat John in seinem kleinen Häuschen, das nur mäßig winterfest ist, viel Zeit zum Nachdenken.

Schön ist es, wenn ältere Bücher noch mal neu erscheinen und vom Verlag mit liebevoller Ausstattung und einem tollen Cover versehen werden. Die einzige kleine Gefahr besteht darin, dass einem auf einmal alles so bekannt vorkommt. Die Leserin hat zum Glück feststellen dürfen, dass sie einen weiteren späteren Band der Reihe kennt, aber eben nicht diesen. Auch hier wird einiges recht früh offenbart, wodurch sich die Lektüre vom reinen Ermittler-Krimi mehr in einen Thriller verändert. Damit lässt es sich gut leben, da es der Autor hier verstanden hat, die Spannung aufrecht zu halten. John Cardinal und Lise Delorme sind jeweils auf ihre eigenen Art clever und wie sie als Team zusammenfinden ist sehr gut geschildert. Die Lektüre über die wirklich grausamen Morde muss man ertragen können. Dennoch bietet dieser spannende Roman eine packende Lektüre und ein Sehnsuchtsstetting für den nächsten Urlaub.

Veröffentlicht am 05.11.2023

Huch!

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Wandel
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Wer hätte das gedacht. Wenn die Lage nicht so ernst wäre, könnte man drüber schmunzeln. Nach Jahren kommt Susan Rodriguez nach Chicago und erzählt dem Magier Harry Dresden, dass er Vater einer siebenjährigen ...

Wer hätte das gedacht. Wenn die Lage nicht so ernst wäre, könnte man drüber schmunzeln. Nach Jahren kommt Susan Rodriguez nach Chicago und erzählt dem Magier Harry Dresden, dass er Vater einer siebenjährigen Tochter ist. Der leichte Hoffnungsschimmer verfliegt jedoch schnell, denn die kleine Maggie ist vom Roten Hof entführt worden und schwebt in höchster Gefahr. Harry wird alles tun, um sein Kind zu retten. Zunächst jedoch muss er sein eigenes Leben retten, denn das Haus, in dem er sein Büro hat wird in die Luft gejagt. Erst jetzt stellt sich heraus, dass es zum Roten Hof gehörte. Und dieser hat nun noch einen Grund mehr, Harry ans Leder zu wollen.

Doch auch Harry will dem Herrscher des Roten Hofs ans Leder, schließlich ist es unter aller Kanone, ein kleines Mädchen zu entführen. Und so geht es im zwölften Band der Reihe hauptsächlich darum, das Kind zu retten. Was ist Harry Dresden bereit, dafür zu tun oder aufzugeben? Würden nicht alle Eltern ziemlich viel für ihre Kleinen tun? Auch wenn sie gefühlt erst vor Minuten von der Elternschaft erfahren haben. Harry ist erstmal stinkwütend. Was fällt denen ein? Aber kann es vielleicht für ihn und Susan noch eine Chance auf einen gemeinsame Zukunft geben?

Nach dem wirklich überraschenden Beginn kommt es zunächst doch zu einer gewissen Durststrecke. Es geschieht nicht viel und das Palavern nimmt etwas überhand. Wobei man bei den Büchern dieser Reihe nie weiß, ob es nicht später doch noch wichtig wird. Denn auch in diesem Band werden Informationen von früher wichtig, schließlich war nicht unbedingt abzusehen, dass Susan noch einmal einen großen Auftritt hat. Wieder einmal vermisst Harry eine Familie und überlegt, was ihm in seiner Jugend entgangen ist. Familie ist ein großes Thema. Auch der Opferwille Harrys und sein Wille, seine Lieben zu beschützen. Geschickt schafft es der Autor wieder, seine Leser doch noch zu packen, wenn er unverhofft mit Informationen rausrückt, die wirklich nicht zu erwarten waren. Und zum ersten Mal entsteht nach dem Ende der Lektüre das zwingende Bedürfnis, dass mit abgedruckte erste Kapitel des nächsten Bandes zu lesen.

Wegen des behäbigen Beginns vielleicht nicht der beste Band der Reihe. Der Verlauf mit den Neuigkeiten zum Großen Ganzen packt dann doch wieder.

Veröffentlicht am 01.11.2023

Seniorin 2.0

Florence Butterfield und die Nachtschwalbe
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Unter anderen Umständen wäre Florence Butterfield noch längst nicht ins Seniorenheim gezogen. Doch bei einem unglücklichen Unfall hat sie ein Bein verloren und muss sich damit abfinden, dass sie Hilfe ...

Unter anderen Umständen wäre Florence Butterfield noch längst nicht ins Seniorenheim gezogen. Doch bei einem unglücklichen Unfall hat sie ein Bein verloren und muss sich damit abfinden, dass sie Hilfe braucht. Zum Glück findet sie ein barrierefreies Apartment in Babbington Hall, wo sie jederzeit Hilfe bekommen kann, aber auch noch selbstständig lebt. Traurig ist sie als der Mitbewohner Arthur nach einem Sturz stirbt. Dieses tragische Ereignis hat Florrie noch nicht ganz überwunden als ein Gespräch mit Renata Green, der Leiterin der Senioreneinrichtung, ihr wieder Hoffnung gibt. Doch schon kurz darauf stürzt Renata aus dem Fenster und kommt schwerstverletzt ins Krankenhaus. Florrie ist verzweifelt.

Auch mit weit über achtzig Jahren kann der Verstand noch sehr gut funktionieren. Zwar hat Florrie bessere und schlechtere Tage, aber grundsätzlich hat sie ihre Sinne beieinander. Und dass Renata einfach so gestürzt oder gar gesprungen ist, glaubt Florrie nicht. Sie beginnt Nachforschungen anzustellen, schließlich war ihr Vater Polizist, da muss sie sich doch etwas abgeschaut haben. Ihre Nachforschungen bringen Florrie auch dazu, sich an ihre eigene Vergangenheit zu erinnern. Dort gab es zwar Leid, aber auch viele gute Jahre und gute Freunde. Unterstützt wird Florrie von Stanhope, einem ehemaligen Lehrer, mit dem sie sich so gut austauschen kann.

Welch schöne Hommage an eine alte Dame, die recht betagt an Jahren, aber im Geiste jung geblieben ist. Sie kann ihr Leben verändern, sie kann mehr als ein Rätsel lösen, auch das ihres eigenen Lebens, sie hat eine Geschichte zu erzählen. Und gerade das ist es, wo man sich bei alten Menschen oft vertut. Wenn man denkt, Omi oder Opi wollen nicht mehr viel im Leben und mit ihrem vielleicht klapprigen Körper und manchmal zerstreutem Geist, können sie nicht viel zu erzählen haben. Doch jeder ältere Mensch war einmal jung und er hat etwas zu erzählen, man sollte viel häufiger einfach fragen. Man wird erstaunt sein, welch abenteuerliche Geschichten zutage kommen. Und so ist es auch bei Florrie, die einem schnell sympathisch wird, die Renata nicht im Stich lässt und die es eben mit 87 Jahren noch schafft, sich zu ändern.

Beim Anblick des sehr schönen Covers fragt man sich, wer die Dame wohl ist. Die 87jährige Florrie kann es nicht sein. Ist sie vielleicht die Diplomatengattin? Oder die Heimleiterin? So regt die geheimnisvolle Dame die Gedanken an - gelungen.

Veröffentlicht am 29.10.2023

Made in Australia

Die mörderischen Cunninghams. Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen (Die mörderischen Cunninghams 1)
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Familientreffen der Cunninghams und Ernie nimmt teil. Seit er vor drei Jahren vor Gericht gegen seinen Bruder Michael ausgesagt hat, ist er das schwärzeste Schaf der Familie. Doch diesem Treffen konnte ...

Familientreffen der Cunninghams und Ernie nimmt teil. Seit er vor drei Jahren vor Gericht gegen seinen Bruder Michael ausgesagt hat, ist er das schwärzeste Schaf der Familie. Doch diesem Treffen konnte er sich nicht entziehen. Und nun ist er mal wieder zu spät, was ihn die anderen gleich spüren lassen. Bald wird jedoch eine Leiche auf dem Gelände des Hotels gefunden und Ernie, der Schriftsteller von Ratgebern à la „Wie schreibt man einen Kriminalroman“ ist, will die Umstände des Todesfalls aufklären. Schließlich haben alle Cunninghams schon mal jemanden umgebracht. Es gilt die Familie zu schützen.

Dies ist der erste Teil einer Reihe um die mörderischen Cunninghams. Ernest Cunningham berichtet von den Ereignissen, die ein Teil der Familiengeschichte sind. Vor vielen Jahren ist der Vater Robert Cunningham bei einem Überfall umgekommen und schon davor wurde eine Kette von Ereignissen ausgelöst, welche die Familie letztlich in dem Resort zusammengeführt haben. Michaels Haftstrafe ist vorbei und so wird auch er eintreffen, allerdings erst am nächsten Tag.

Das Buch beginnt mit einem Zitat der zehn Gebote des Detektivromans. Aus Ernies Sicht wird berichtet und er macht kein Hehl daraus, dass er den Ablauf des Treffens dokumentiert. Seine Erfahrung als Autor von Ratgebern kommt ihm dabei sehr zugute. Das ist mal ein anderer und sehr witziger Ansatz. So als müsse man immer ein wenig um die Ecke denken, um alles zu erfassen. Obwohl zu Beginn der Eindruck entsteht, es würde ein wenig weit ausgeholt, so bekommt im Fortgang der Handlung doch alles seinen Platz. Die Anleihen beim klassischen Detektivroman sind offen und offensichtlich und auch das macht einen Reiz aus. Dieser Kriminalroman ist eben etwas anders. Die Cunninghams sind tatsächlich recht mörderisch, doch wenn man schließlich erfahren hat, welche Zusammenhänge bestehen, sind die meisten doch irgendwie sympathisch. Lest mehr Krimis aus Australien, schreibt der Autor in seiner Danksagung und das kann man sich gerne zu Herzen nehmen.

Das Cover ist passend zum Roman sehr auffällig und etliche Elemente, des Buches werden auf stimmige Art und Weise aufgegriffen.