Profilbild von biancaneve66

biancaneve66

Lesejury Profi
offline

biancaneve66 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit biancaneve66 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.02.2024

Baumkronenschüchternheit

Krummes Holz
0

In einem drückend schwülen Sommer kehrt Jirka nach einigen Jahren Abwesenheit auf den heruntergewirtschafteten Gutshof seines Vaters zurück. Der Vater scheint unauffindbar, die demente Großmutter und Jirkas ...

In einem drückend schwülen Sommer kehrt Jirka nach einigen Jahren Abwesenheit auf den heruntergewirtschafteten Gutshof seines Vaters zurück. Der Vater scheint unauffindbar, die demente Großmutter und Jirkas unversöhnliche Schwester schweigen. Nur Leander, der Sohn des letzten Verwalters, spricht mit ihm. Das Geschwisterband ist nach der glücklosen Kindheit aber noch vorhanden und täglich kommen Jirka neue Erinnerungen ins Bewusstsein.
Schon am Cover ist die flirrende Sommerhitze über einem Feld spürbar. Die Kapitel sind kurz, die Sprache bildhaft. Ich-Erzähler Jirka berichtet im Präsens vom Heimkommen auf den heruntergekommenen Hof. Diese Gegenwartserzählung bildet aber nur den Rahmen für die Geschichte dahinter. Der Hauptteil des Buchs besteht aus der Gedankenwelt des Protagonisten, vieles wird nur angedeutet und bleibt über weite Strecken geheimnisvoll; immer wieder denkt er an Szenen seiner Kindheit, die er zusammen mit seinem einstigen Zuhause aus seinem Leben ausgesperrt zu haben scheint. Dadurch entstehen laufend Zeitsprünge, denen man aber erstaunlich gut folgen kann.
Sprachlich ist das Buch dadurch herausragend. Die Autorin vermittelt in ihrem Debütroman auf beklemmende Weise nicht nur die drückende Atmosphäre des trockenen Sommers, sondern vor allem die Erlebnisse der trostlosen Kindheit des Protagonisten, mit einem brutalen Vater und einer gefühlskalten Großmutter. Durch die einseitige Sicht des Ich-Erzählers fehlen aber Einblicke in die anderen Charaktere und die Personen sind schwer greifbar; vieles bleibt in der Schwebe und etliche Etappen wiederholen sich unnötigerweise, was vor allem ab der Mitte des Buchs recht spürbar wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.01.2024

Es geht bloß um Eier, Zucker, Butter und Mehl

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
0

Mrs. Quinn, die seit fast sechzig Jahren glücklich mit Bernard verheiratet ist, lebt in einem kleinen englischen Dorf und liebt das Backen. Sie greift dabei vor allem auf Familienrezepte zurück, die gleichzeitig ...

Mrs. Quinn, die seit fast sechzig Jahren glücklich mit Bernard verheiratet ist, lebt in einem kleinen englischen Dorf und liebt das Backen. Sie greift dabei vor allem auf Familienrezepte zurück, die gleichzeitig ihre wertvollsten Erinnerungen sind. Aus einem Gefühl heraus, etwas in ihrem Leben verpasst zu haben, bewirbt sie sich als Kandidatin für eine TV-Backshow. Vor Bernard verbirgt sie nicht nur diese Bewerbung, sondern auch ein viel größeres, dunkles Geheimnis, dem sie sich nun nach Jahrzehnten stellen muss.
Das Cover mit der appetitlichen Torte hat mich sofort angesprochen, der am Klappentext versprochene Inhalt des Romans hat mich jedoch nicht überzeugt. Die Kapitelüberschriften sind jeweils mit den Namen von Backwaren betitelt; diese verbinden die Herausforderungen der Backshow mit dem Erzählstrang aus Jennys Vergangenheit, wo dieselben Kuchen ebenfalls eine tragende Rolle spielten. Anekdoten aus Jennys Kindheit und Jugend sind kursiv hervorgehoben. Der Schreibstil ist nicht herausragend und die Geschichte läuft insgesamt ohne Konflikte ab. Da sie zu konstruiert und vorhersehbar ist, kommt auch keine rechte Spannung auf; weder die Herausforderungen der Backshow betreffend, noch das lange gehütete Geheimnis der Protagonistin.
Jenny konnte ich nicht viel Sympathie entgegenbringen. Es ist eine Sache, seinem Mann vorerst die Teilnahme an einer Backshow zu verheimlichen, aber eine völlig andere, ihm eine Entscheidung aus der Vergangenheit vorzuenthalten, die das weitere gemeinsame Leben betroffen hat. Dem Verweis vom Klappentext auf eine lebenslange Liebe kann ich daher nicht zustimmen. Liebe sollte nicht einseitig sein, sie besteht nicht aus Nehmen von einer Seite und Vergeben von der anderen.
Das Buch macht Appetit – auf Kuchen, leider jedoch nicht so sehr auf die Handlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2023

Der Schlüsselclub

Der Schlüssel zum Mord
0

Anne-Maj Mortensen findet ihren Ex-Mann nackt im Whirlpool und die Polizei geht von Suizid aus – was die Hobby-Spürnase natürlich nicht glauben will. Gemeinsam mit ihrem Dackel Mortensen beginnt sie zu ...

Anne-Maj Mortensen findet ihren Ex-Mann nackt im Whirlpool und die Polizei geht von Suizid aus – was die Hobby-Spürnase natürlich nicht glauben will. Gemeinsam mit ihrem Dackel Mortensen beginnt sie zu ermitteln und entdeckt ein Paar beim Liebesspiel, sowie einen dubiosen Immobilienmakler. Und dann geschieht ein weiterer Mord und Anne-Maj sucht Zusammenhänge zum geheimnisvollen Leben ihres Ex-Manns.
Das Cover zeigt eine Häuserreihe am Meer und eine übergroße Hand mit Schlüsselbund und verspricht einen Hygge-Krimi. Das Hörbuch ist der dritte Fall der neunmalklugen Pensionistin Anne-Maj, das allerdings recht wenig Hygge-Stimmung verbreitet. Sprecherin Sabine Fischer tut ihr Bestes, ihre Stimme und Intonation machen das Zuhören zum Vergnügen. Die Geschichte selbst kann allerdings nicht ganz überzeugen. Die Kenntnis der ersten beiden Bücher ist fürs Verständnis nicht notwendig, knappe Rückblicke geben eine kurze Übersicht über das bisherige Leben der Protagonistin. Die Vorgeschichte bis zur Aufklärung des eigentlichen Falls zieht sich sehr in die Länge. Der Krimi greift viele Themen auf, die von der eigentlichen Handlung ablenken und ist an etlichen Stellen eher unrealistisch, die Geschehnisse unlogisch. Die Protagonistin Anne-Maj macht sich mit ihrer Besserwisserei keine Freunde bei der Polizei, aber auch als Leser tut man sich schwer, sie sympathisch zu finden.
Insgesamt bietet das Hörbuch zwar nette Unterhaltung, die Stimmung eines Wohlfühlkrimis kann es allerdings nicht vermitteln. Es gibt etliche Nebenschauplätze, viel Privates um die Charaktere, aber die leichte Atmosphäre fehlt hier leider.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.11.2023

Der Schrank als Waffe

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam
0

Im neuen Fall befasst sich Mrs Potts’ Mordclub mit dem mysteriösen Tod des reichsten Manns in Marlow: Sir Peter Bailey wird am Tag vor seiner Hochzeit von einem schweren Schrank erschlagen. Judith, Suzie ...

Im neuen Fall befasst sich Mrs Potts’ Mordclub mit dem mysteriösen Tod des reichsten Manns in Marlow: Sir Peter Bailey wird am Tag vor seiner Hochzeit von einem schweren Schrank erschlagen. Judith, Suzie und Becks nehmen an der Party in seinem Herrenhaus an der Themse teil und können daher sofort mit ihren Nachforschungen starten. Sir Peter wird zwar in seinem vom innen verschlossenen Arbeitszimmer tot aufgefunden, aber Judith will nicht an die Theorie der Polizei glauben, die von einem tragischen Unfall spricht. Und so macht sich das ungleiche Trio zum zweiten Mal auf die Suche nach einem Mörder …
Das Cover ist schlicht in Weiß, Schwarz und Blau gehalten, wobei eine Abbildung des Herrenhauses vorherrscht, das sich in der Themse spiegelt. Die Kapitel sind kurz und der Schreibstil sehr ansprechend. Man fühlt sich wohl im Ambiente des Cosy Crimes, genießt britischen Humor und Wortwitz.
Ich kannte den ersten Teil des Mordclubs bereits, welcher mich wesentlich mehr begeistert hat als der Nachfolger. Judith Potts hat im aktuellen Fall leider viel an Schrulligkeit eingebüßt, die sie im ersten Teil so interessant gemacht hatte. Außerdem kam es bei diesem Mord und der Beweisführung des Trios zu etlichen Ungereimtheiten, die ich mir bei aller Sympathie zu den drei Damen nicht schönlesen konnte. Judiths Auflösung des Verbrechens nimmt mit ihren schulmeisterlichen Ausführungen etliche Seiten des Romans ein, überzeugen konnte mich der Autor diesmal mit seiner recht konstruierten und eher realitätsfernen Geschichte aber nicht.
Es bleibt eine überaus unterhaltsame Geschichte mit Wohlfühlcharakter; im Vergleich zum ersten Teil aber doch nur ein blasser Abklatsch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.08.2023

Algen – gesund und gefährlich

Herbst in der Bretagne
0

Sophies entdeckt in ihrer Bistroküche die Liebe zu essbaren Algen. Auch der Meeresbiologe, der dieses Thema erforscht, gefällt ihr. Als Sophie eine junge Fischerin, die sich für Umweltbelange einsetzt, ...

Sophies entdeckt in ihrer Bistroküche die Liebe zu essbaren Algen. Auch der Meeresbiologe, der dieses Thema erforscht, gefällt ihr. Als Sophie eine junge Fischerin, die sich für Umweltbelange einsetzt, tot auf einem Boot findet, endet die Idylle im bretonischen Erquy. Sophie ist sich nicht mehr sicher, wem sie überhaupt noch trauen kann.
Das Cover zeigt einen schroffen Küstenabschnitt der Bretagne, der dunkle Himmel verweist auf das Krimigenre. Sprecherin Jutta Seifert leistet hier einen erheblichen Anteil daran, dass sich der Hörer in diesem Wohlfühlkrimi auch wirklich wohlfühlen darf. Die Geschichte selbst lebt durch das Zusammenspiel der sympathischen Hobbydetektive um Bistroköchin Sophie, sowie dem Auftauchen der weniger zugänglichen Personen, die zur Erhöhung der Spannung in größerer Zahl auftauchen.
Die Autorin behandelt in diesem Roman neben dem Thema Umwelt – hier vorwiegend die Nitratbelastung durch intensive Landwirtschaft - auch häusliche Gewalt, Abhängigkeit und etliche weitere Fragen. Insgesamt war mir diese Vielfalt an mancher Stelle zu übertrieben, waren einige Klischees überflüssig und manche Handlungen und Reaktionen unglaubwürdig und nicht passend. Auch fehlte mir ein wirkliches „Ermitteln“ der selbsternannten Hobbydetektive. Da ich den ersten Teil der Sophie-Vidal-Reihe nicht kenne, mögen die Freunde damals etwas herausgefunden haben, in diesem Band ist es der Zufall, der die Köchin – sehr spät – auf die richtige Fährte bringt.
Die angenehme Stimme und Betonung der Sprecherin Jutta Seifert machen die Geschichte trotz einiger Mängel aber zu einem Hörbuch, das einem etliche Stunden kurzweiliger Unterhaltung bietet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere