Unerwartet gut!
Ich hatte zuvor rein gar nichts zu diesem Buch gehört und bin völlig unvoreingenommen herangegangen. Dabei habe ich festgestellt, dass „Jade und Obsidian“ eines der Bücher ist, die viel zu wenig Aufmerksamkeit ...
Ich hatte zuvor rein gar nichts zu diesem Buch gehört und bin völlig unvoreingenommen herangegangen. Dabei habe ich festgestellt, dass „Jade und Obsidian“ eines der Bücher ist, die viel zu wenig Aufmerksamkeit erzielen.
Es handelt sich um eine ausgefeilte High Fantasy Welt, die viele Facetten besitzt. Am Anfang wirkt es zunächst etwas erschlagend, da sich eine neue Welt aufbaut, die man erst einmal verstehen muss. Es gibt Intrigen, die viele Jahre zurückreichen und dennoch auch in der Gegenwart noch Einfluss nehmen. Das Magiesystem mit den Tiensai und den Priestern ist vielleicht auch etwas überfordernd. Aber wenn man weiterliest und weiter in das Geschehen hereinkommt, dann fügt sich all dies zusammen und macht Sinn. Denn eins muss ich der Autorin lassen: nichts in diesem Buch scheint irgendwie zusammenhanglos zu geschehen. Alles hängt an einem Faden, der ein Netz bildet, mit dem alles, jede einzelne Handlung, am Ende verbunden wird.
Denn da ist einerseits Altan, ein Junge, der vor vielen Jahren seine Familie, sein Erbe und seine Hoffnung verloren hat. Als rechtmäßiger Anwärter auf den Thron des Kaisers setzt er alles daran, Rache an den Mördern seiner Eltern zu nehmen und sein Reich zu retten.
Er ist oft mürrisch und teilweise etwas in sich gekehrt, aber in ihm ist auch große Loyalität gegenüber denen, die er liebt, zu finden. Er würde alles tun, um diese Menschen zu retten. Und er ist auch zu einigem fähig, wie er oftmals offenbarte. Die Jahre, die er im Exil verbracht hat, haben ihn gezeichnet, aber auch stark gemacht.
Auf der anderen Seite ist da Ahn. Sie hat keine Erinnerungen an ihre Vergangenheit oder ihre Eltern, aber sie muss die Magie, die sich in ihr versteckt, unterdrücken, wenn sie am Leben bleiben will. Auch sie setzt alle Hebel dafür in Bewegung, ihre Liebsten zu beschützen. Gerade auch ihre guten Absichten und ihr moralischer Kompass sind immer wieder zu finden, weil sie diese einfach nicht ablegen kann. Denn in ihr schlummert mehr, als man zu Beginn annahm.
Gerade auch die Verknüpfungen der zwei Protagonisten haben mich immer wieder aufs Neue überrascht. Zwischen ihnen verbergen sich zahlreiche Geheimnisse, die sich immer verbinden und auf eine Art und Weise zu einer Kluft zwischen ihnen führt. Und dennoch wird ihre Beziehung im Laufe des Buches nur stärker. Ihre gemeinsame Zuneigung bekommt zwar nur wenig Spielraum, ist dafür aber nur umso intensiver. Gerade die zahlreichen Steine, die ihnen in den Weg gelegt werden, verleihen dem eine bittersüße Note.
Aber auch sonst blieb es immer spannend. Wir reisen viel durch das Land, lernen verschiedenste Orte, Menschen und Geisterwesen kennen. Geheimnisse werden gelüftet und behütet, Intrigen gespannt. Es wird gekämpft und es gibt Verluste zu betrauern. Es war einfach ein Fantasybuch, wie man es sich nur wünscht.
Natürlich gab es Elemente, die recht typisch sind und gerne wiederverwendet werden, beispielsweise einige Palastaufenthalte oder die eben schon genannte Reise durch das Land. Aber durch die einzigartigen Einbringungen war es etwas ganz selbstständiges, das sich gerade durch die Anlehnung an die chinesische Mythologie auszeichnete.
In diesem Bereich habe ich selbst noch nicht viel gelesen, aber es war unglaublich atmosphärisch geschrieben und das Lesen hat mir gerade durch die ungewohnte Kultur sehr viel Spaß gemacht. Dennoch hat mir teilweise der Funke gefehlt, der das Buch zum Highlight gemacht hätte. Zum Schluss fieberte ich wirklich mit, aber gerade in der ersten Hälfte fehlte er etwas.
Fazit: „Jade und Obsidian - Die Legende der Zwillingsschwerter“ ist einfach ein grandioses Fantasybuch, welches das Herz eines jeden Fantasylesers höherschlagen lässt. Es ist durchdacht, voller Spannung, geheimnisvoll und intrigant, atmosphärisch und durchzogen von einer bittersüßen Liebesgeschichte.
4,5 Sterne