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Veröffentlicht am 18.01.2024

Toller Cold Case Fall auf Island!

Reykjavík
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Mit an Bord ist auch die isländische Premierministerin Katrin Jakobsdottir. Beide haben hier einen sehr interessanten und unterhaltsamen Krimi geschrieben, auch wenn auf dem Cover Thriller angegeben ist. ...

Mit an Bord ist auch die isländische Premierministerin Katrin Jakobsdottir. Beide haben hier einen sehr interessanten und unterhaltsamen Krimi geschrieben, auch wenn auf dem Cover Thriller angegeben ist. Im Mittelpunkt stehen der junge Journalist Valur, der in Reykjavik bei einer eher kleinen Zeitung arbeitet, sowie seine Schwester Sunna. Es ist das Jahr 1986 als Valur an einer großen mehrwöchigen Reportage über einen 30 Jahre alten nie aufgeklärten Fall arbeitet, den ganz Island im Gedächtnis bewahrt. Alle kennen diesen Fall, bei dem 1956 die damals erst 15 Jahre alte Lara während der Ferien als Haushaltshilfe bei einem Ehepaar auf der Insel Videy nahe Reykjavik spurlos verschwand. Ich wurde mit den ersten 3 Kapitel auf diesen Cold Case sehr gut eingestimmt. Denn 1956 ermittelt der Polizeibeamte Kristian Kristiansson erfolglos auf der Insel. 10 Jahre später liest er einen großen Zeitungsbericht über den immer noch ungelösten Fall und schließlich gibt er 1976 ein letzes Presseinterview.

Dann beginnen in ruher und sachlicher, aber sehr interessanter Weise die Ermittlungen Valurs. Es fehlen zwar für einen Thriller typische Spannungselemente. Aber das stört kein bisschen. Durch die angenehme Schreibweise erfahren wir sehr viel über die 1986 in Reykjavik herrschende Atmosphäre. Nicht vergleichbar mit unserer Zeit. Neben dem einzigen Staatsfernsehen gab es dann den ersten privaten Radio- und Fernsehsender. Zu diesem Zeitpunkt feierte Reykjavik die 200-Jahrfeier und wurde zum Mittelpunkt des Weltgeschehens als sich dort US-Präsident Ronald Reagen und der sowjetrussische Generalsekretär Michael Gorbatschow zu Abrüstungsgesprächen trafen.

Aber im Mittelpunkt stehen die Ermittlungen. Die Protagonisten wirkten sehr sympathisch und lebensnah. Sie sind normale Menschen, die in einem Geflecht aus Intrigen, Schweigen und Machtspielchen versuchen, einen möglichen Mordfall zu klären. Sie verfügen dabei nicht über polizeiliche Ermittlungsmethoden, sondern gehen die Sache journalistisch und mit viel Mut und Eigeninitiative an. Am Ende des ersten Teils wurde ich komplett überrascht. Gegen Ende des Buchs kommt dann doch noch einmal Fahrt auf, als sich das für mich überraschende Ende anbahnt. Die Auflösung ist schlüssig und gefiel mir gut. Beide AutorInnen vermitteln die typische Rauhheit Islands und die kühle, dunkle, fast beängstigende Atmosphäre eines nordic Krimis.

Ich kann jedem, der Freude an nordischen Krimis und Thriller hat, das Buch wirklich empfehlen.

Dem Krimi gebe ich 4,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 20.12.2023

Coole Kombi von Krimi - Komödie - Fantasy

Der Spurenfinder
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Mir war zu Beginn nicht klar, worum es in diesem Buch mit dem seltsamen Titel ging und an welche Zielgruppe es gerichtet ist. Denn die Empfehlung von Marc Uwe Kling richtet sich u.a. an Personen ab 10 ...

Mir war zu Beginn nicht klar, worum es in diesem Buch mit dem seltsamen Titel ging und an welche Zielgruppe es gerichtet ist. Denn die Empfehlung von Marc Uwe Kling richtet sich u.a. an Personen ab 10 Jahren. Und inhaltlich soll es sich um eine Fantasy-Krimi-Komödie handeln.

Um es vorweg zu nehmen - es hat mich überrascht und bestens unterhalten!

Worum geht es? Nun, es geht um die Aufklärung eines Mordes, getötet wurde Emmett Freling, der Dorfvorsteher von Friedhofen. Dieses ist wohl das langweiligste Dorf in den Verlorenen Povinzen. Auf die Suche nach dem Mörder geht Elos von Bergen, der größte Spurensucher seiner Zeit. Er wird dabei unterstützt durch seine beiden vorwitzigen 12jährigen Kinder Ada und Naru.

Es gibt gleich einge Mordmotive und somit auch einige Verdächtige. Die drei begeben sich auf eine lange Reise und erleben dabei viele gefährliche Abenteuer. Es gibt zahlreiche Fabelwesen und magisch begabte Personen unterwegs. Und so entwickelt sich eine recht fantastisch anmutende Geschichte.

Die Story ist sehr humorvoll. Ich habe an vielen Stellen ein Lächeln auf den Lippen gehabt und manchmal herzhaft gelacht. Daneben ist sie aber auch spannend und gut geschrieben. Es gibt viele kurze Kapitel und ich wollte immer noch ein Kapitel lesen. Und auch Fantasyelemente kommen nicht zu kurz. Daneben gibt es so herrliche Begriffe wie Feuerdrops (die echt sauscharf sind), Glotzoskop, Dschip oder Nachtmagier. Das Ende war in sich schlüssig und ganz zum Schluss gibt es auch noch eine Überraschung, die auf eine Fortsetzung schliessen lässt. Ich würde es begrüßen.

Das Buch hat mich wirklich gut unterhalten. Am Beginn und Ende des Buchs gibt es eine Übersichtskarte dieser magischen Welt sowie eine von Friedhofen. Besonders gelungen sind die zahlreich eingestreuten wunderschönen Zeichnungen von Bernd Kissel, die dem Buch einen besonderen Flair verleihen.

Klare Empfehlung, wer die gekonnte Mischung aus Krimi, Fantasy und Komödie selbst lesen möchte. Man darf aber wahrlich keinen Krimi für Erwachsene erwarten. Aber dafür ist es ja auch gar nicht geschrieben.

4/5 ⭐

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Veröffentlicht am 15.11.2023

Erstklassiger Krimi mit Hamburgflair!

Der Schattenmann
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Kommissar Knudsen und seine Kollegin Eichhorn ermitteln in Hamburg in mehreren bizarren Mordfällen. Unterstützt wird Knudsen durch seinen langjährigen Freund Andersen, genannt La Lotse, der mit seinen ...

Kommissar Knudsen und seine Kollegin Eichhorn ermitteln in Hamburg in mehreren bizarren Mordfällen. Unterstützt wird Knudsen durch seinen langjährigen Freund Andersen, genannt La Lotse, der mit seinen mitunter auch philophischen Anmerkungen Knudsen oftmsls bei den Ermittlungen weiterhilft. Die Spuren führen in die Vergangenheit zu einem ehemaligen Fürsorgeheim für Kinder in den 1960er Jahren.

Dieser Krimi hat einfach alles, was einen guten Krimi ausmacht.

Anknüpfungspunkt sind die tatsächlich unhaltbaren und menschenverachtenden Praxen im ehemaligen Kinderheim, in denen unliebsame Jugendliche aus den unterschiedlichsten Gründen mit Medikamenten oder heftigsten Bestrafungen und Vergewaltigungen fügsam gemacht werden sollten. Das wird zwar nur angedeutet, reicht aber völlig zum Verständnis aus, mit Gänsehaut weiter zu lesen. Die Autoren sparen dabei nicht mit der Kritik an den damaligen Zuständen wie auch der Aufarbeitung dieser Mißstände ab den 1970er Jahren.

Die Handlung hat durchweg eine solide Grundspannung. Die Erzählweise ist angenehm und man kann das Buch flüssig lesen. Neben den Ermittlungen zu den Mordfällen gibt es noch einen weiteren interessanten Handlungsstrang rund um Drogenhandel im Hamburger Hafen.

Und schließlich gibt es noch einige schöne Einblicke in das Seelenleben von Knudsen, der nun scheinbar die Trennung von seiner Frau verarbeitet hat, von Eichhorn und ihrem Single-Dasein und ihrem Mops sowie von Andersen, der sich Sorgen um den plötzlich wieder auftauchenfn und in Schwierigkeiten steckenden Ziehsohn Morf kümmert.

Und zu guter Letzt kommt auch eine Prise Hamburger Humor dazu. Das macht diese Story letztlich rund.

Mir hat dieser Krimi wirklich sehr gut gefallen.

Es handelt sich übrigens um den 2.Band nach 𝘿𝙚𝙧 𝘽𝙤𝙟𝙚𝙣𝙢𝙖𝙣𝙣. Man kann 𝘿𝙚𝙧 𝙎𝙘𝙝𝙖𝙩𝙩𝙚𝙣𝙢𝙖𝙣𝙣 zwar für sich alleine lesen. Es gibt ausreichend Hinweise auf die Geschehnisse im ersten Band. Aber ich empfehle, unbedingt zuvor Band eins zu lesen. Für sind die Autoren Kestet Schlenz und Jan Jepsen die Krimientdeckung des Jahres!

4,5/5 ⭐

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Schöner Bildband über Leben und Wirken von Jules Verne!

Die außergewöhnlichen Welten des Jules Verne
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Dieser schöne Bildband ist im Verlag 𝙬𝙗𝙜𝙏𝙝𝙚𝙞𝙨 erschienen und zeigt auf 217 schön gestalteten Seiten den Urvater des Science Fiction, Utopisten und Geografen 𝙅𝙪𝙡𝙚𝙨 𝙑𝙚𝙧𝙣𝙚.

Viele werden von Euch 20.000 ...

Dieser schöne Bildband ist im Verlag 𝙬𝙗𝙜𝙏𝙝𝙚𝙞𝙨 erschienen und zeigt auf 217 schön gestalteten Seiten den Urvater des Science Fiction, Utopisten und Geografen 𝙅𝙪𝙡𝙚𝙨 𝙑𝙚𝙧𝙣𝙚.

Viele werden von Euch 20.000 𝙈𝙚𝙞𝙡𝙚𝙣 𝙪𝙣𝙩𝙚𝙧 𝙙𝙚𝙢 𝙈𝙚𝙚𝙧 oder 𝙍𝙚𝙞𝙨𝙚 𝙪𝙢 𝙙𝙞𝙚 𝙀𝙧𝙙𝙚 𝙞𝙣 80 𝙏𝙖𝙜𝙚𝙣 kennen. Ich hatte die entsprechenden Filme gesehen.

Jules Verne war ein aussergewöhnlicher Geschichtenerzähler, der seine Abenteuer vom Schreibtisch aus gestaltete und alle ihm verfügbaren Mittel wie Atlanten, Bücher und Karten studierte, um seine Gedankenwelt zu Papier bringen zu können. Er hat über 100 Bücher veröffentlicht.

Dabei hat er nicht nur die seinerzeit bekannte Welt in seinen Werken verarbeitet, sondern auch mythische Orte seinen LeserInnen dargestellt.

Und Technik hatte ihn auch begeistert. Seien es Ballonflüge, U-Boote oder gar Raketen für einen Flug zum Mond.

In diesem tollen Bildband kann man zu allen wesentlichen Reisen und Abtenteuer die entsprechenden Reiserouten mitverfolgen.

Eingebettet im Bildband sind zahlreiche zeitgenössiche Fotografien wie auch Zeichnungen und Kartenmaterial, die auch einen optischen Leitfaden darstellen.

Insgesamt finde ich diesen Bildband gelungen und kann ihn jedem empfehlen, der sich für das Leben und Wirken von Jules Verne interessiert.

4/5 ⭐

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Veröffentlicht am 04.10.2023

Was man so alles aus dem Kanzleramt erfährt!

Nachts im Kanzleramt
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Heute möchte ich euch kurz das Buch "Nachts im Kanzleramt" von Marietta Slomka aus dem Droemer Verlag vorstellen.

Dabei geht es aber nicht um heimliche Geschichten und Geschehnisse, die der Bundeskanzlerin ...

Heute möchte ich euch kurz das Buch "Nachts im Kanzleramt" von Marietta Slomka aus dem Droemer Verlag vorstellen.

Dabei geht es aber nicht um heimliche Geschichten und Geschehnisse, die der Bundeskanzlerin oder dem Bundeskanzler schlaflose Nächte bereitet haben, obwohl diese wohl das ein oder andere Mal die Nacht zum Tag machen mussten.
Der Untertitel verrät es: "Alles, was man schon immer über Politik wissen wollte".

Wer einfach wissen möchte, was eigentlich Politik ist und wie diese funktioniert, der wird hier fündig. Marietta Slomka ist eine studierte Volkswirtin und Politikwissenschaftlerin und moderiere über 20 Jahre äußerst erfolgreich das "Heute Journal". Neben meiner Nachrichtenlektüre um 20 Uhr 00 schaue ich mir gerade auch diese Sendung recht häufig an.

Mit großer Sachkompentenz, aber auch mit viel Humor erklärt Marietta Slomka hier spielerisch leicht alle wesentlichen Begrifflichkeiten, die uns aus allen sozialen Medien entgegen kommen. Auf 336 Seiten mit insgesamt 6 Kapiteln geht es um Themen wie Demokratie, Politik in Deutschland, die Medien, die Wirtschaft, Europa und die dringendsten aktuellen globalen Probleme.

Jedes dieser Kapitel hat wiederum weitere Überschriften, in denen komplexe Sachverhalte vereinfacht dargestellt und erläutert werden. Dazu immer eine kleine humorvolle Anmerkung. Sehr gut hat mir dabei gefallen, dass vieles in kleinen Häppchen dargestellt wird, so daß man einerseits gut voran kam, andererseits aber auch beim Lesen mal inne halten konnte.

Zum Beispiel kommt die Frage, ob es sich lohnt, wählen zu gehen. Es wird dann erklärt, welches Wahlrecht es gibt, wer wählen darf, ob Demos was bringen und dass es ein Demonstrationsrecht gibt. Oder im Bereich der Medien das Phänomen der Fake News, Fehler, Lügen und Kampagnen, das Internet und wie man Wahres von Unwahrem unterscheidet und wieviel Wahrheit einem zumutbar ist.

Immer wieder eingestreut wird sog. "Insiderwissen", in denen weitere wichtige Themen erläutert werden wie z.B. V-Leute, Amtsbonus und Wechselstimmung (Bundestagswahl), Whistleblower, Steueroase oder auch hybride Bedrohung.

Ich konnte mich hier sehr gut zurecht finden und das eine oder andere Thema nun doch noch ein wenig besser einordnen oder gar erst verstehen. Für mich als Politikmuffel genau richtig. Und wenn ich wieder mal was nicht verstehe, frage ich Marietta.

Ich kann es daher allen, die sich für diesen Bereich interessieren, auf jeden Fall empfehlen!

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