Cover-Bild Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung
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14,90
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 280
  • Ersterscheinung: 01.02.2014
  • ISBN: 9783423249997

Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung

Roman

Eine Liebe unter falschen Vorzeichen

Nächstes Jahr fahren wir ans Meer, sagt Beatrices Vater an zu heißen Sommerabenden jedes Jahr lächelnd. Ein Versprechen, das sich nie erfüllt, aber die Familie trotzdem glücklich macht. Im Stockwerk darüber jedoch wird Alfredo, Beatrices bester Freund, von seinem besoffenen Vater mal wieder halb totgeprügelt. So wie viele in der »Festung«, jenem Viertel in den Hügeln der Stadt, in das kein Taxi fährt, kein Polizist freiwillig einen Fuß setzt, hat Alfredo schon verloren, bevor sein Leben richtig beginnen kann. Als Kinder hat man Beatrice und Alfredo »die Zwillinge« genannt, später wurde aus der Freundschaft Liebe. Eine harte Liebe, ohne Romantik und Liebesgeflüster, und mit einem jähen Ende ...

Mit sprödem Charme erzählt Valentina D’Urbano von einer bitteren Liebe und von einem Lebensmut, der sich wie wilde Blumen durch eine betonharte Kruste aus Gewalt, Elend und Dreck schiebt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.02.2019

Gibt es noch eine Zukunft? …

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Alfredo ist tot, wirklich tot - heute ist die Beerdigung. Beatrice weiß mit ihren Gefühlen nichts anzufangen. Soll sie um ihren Freund trauern wenn sie nicht mal sicher ist, ob sie ihn wirklich geliebt ...

Alfredo ist tot, wirklich tot - heute ist die Beerdigung. Beatrice weiß mit ihren Gefühlen nichts anzufangen. Soll sie um ihren Freund trauern wenn sie nicht mal sicher ist, ob sie ihn wirklich geliebt hat? Aber eines weiß sie ganz sicher, sie will weg, weg aus diesem Haus, weg aus diesem Armenviertel, in dem sie zusammen aufgewachsen sind und wo man sie die Zwillinge nannte. Bea erinnert sich zurück an schöne und weniger schöne Stunden, an Tage und Nächte, die sie zusammen verbrachten und die nun der Vergangenheit angehören. Ob sie es schaffen wird, sich mit 20 Jahren irgendwo anders ein neues Leben aufzubauen? …

Valentina D’Urbano war gerade 26 Jahre alt, als sie sich bei einem italienischen Schreibwettbewerb bewarb, dessen erster Preis die Buchveröffentlichung war - sie gewann und der Verlag Longanesi veröffentlichte 2012 ihren Roman „Il rumore dei tuoi passi“. Valentina D‘Urbano wurde 1985 geboren, stammt aus Rom und wuchs in einem Viertel auf, das dem im Buch beschriebenen sehr ähnlich ist.

Die Autorin lässt Beatrice die Geschichte erzählen – vom heruntergekommenen Viertel La Fortezza am Rande der Stadt, vom besetzten Haus, in dem sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder lebt und von Alfredo und seinen Brüdern, die von ihrem betrunkenen Vater ständig verprügelt werden. Sie berichtet wie es ist, an einem Ort aufzuwachsen, wo man fürs Leben gezeichnet ist und wo sich nicht mal die Polizei hin traut, wo man sich aber trotz allem zu Hause fühlt. Sie schildert ihre Gefühle zu dem Jungen, der für sie erst wie ein Bruder war, den sie liebte, später begehrte und gleichzeitig auch hasste.

Sehr beeindruckend ist die Sprache und Ausdruckskraft dieses Erstlingswerkes der jungen Autorin. In Rückblenden, manchmal auch vorausschauend, erfährt der Leser Beas Geschichte, leidet mit ihr, ist bestürzt und entsetzt darüber, wie man so leben kann. Schonungslos und brutal schildert D’Urbano das Leben in diesem Elendsviertel. Man spürt hautnah die Tiefe der Gefühle der beiden Protagonisten Beatrice und Alfredo - Hass, Missgunst und Verzweiflung wechseln in rascher Folge mit Vertrauen, Freundschaft und Liebe. Wie das Verhältnis der beiden zueinander, die von Kindheit an nur die „Zwillinge“ genannt wurden, wirklich war, klärt sich erst ganz zum Schluss, was die Geschichte meiner Meinung nach perfekt abrundet. Auf weitere Romane dieser begabten Autorin darf man gespannt sein.

Fazit: Ein beeindruckendes Buch das mitreißt und begeistert, auch wenn man die Jugendzeit schon lange hinter sich gelassen hat.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Alfredo und Beatrice - eine Liebe ohne Hoffnung

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Es ist der 24.06.1987, der Tag, an dem ihre große Liebe Alfredo beerdigt wird. Nachdem sie eine Sonnenblume auf den Sarg gelegt hat, verlässt Beatrice die Kirche, setzt sich auf den Kirchplatz und lässt ...

Es ist der 24.06.1987, der Tag, an dem ihre große Liebe Alfredo beerdigt wird. Nachdem sie eine Sonnenblume auf den Sarg gelegt hat, verlässt Beatrice die Kirche, setzt sich auf den Kirchplatz und lässt die Zeit mit Alfredo, den sie vor 12 Jahren kennengelernt hatte, Revue passieren:

Sie hatte bisher immer nur seine Schreie gehört, wenn sein besoffener Vater ihn mal wieder verprügelte. Bis er eines Abends, sie war gerade 8 Jahre alt, vor ihrer Tür stand, ihre Mutter ihn herein ließ und er ab da zur Familie gehörte. In ihrem Viertel La Fortezza wurden sie nur die Zwillinge genannt.

Im Laufe der Jahre wird ihre Bindung immer enger, aber beide wollen es nicht wahrhaben. Irgendwie rutscht Alfredo in die Heroinabhängigkeit. Immer an seiner Seite und sich gewiss, dass sie ihn retten kann, Beatrice. Aber beim letzten Mal schafft auch sie es nicht. Dabei gab es noch tausend Sachen, die sie ihn hatte fragen wollen.

Valentina D'Urbano entführt mich in das Ghetto am Rande einer italienischen Stadt. Hier, wo die Armut zuhause ist, beschreibt sie die Liebe ohne körperliche Zärtlichkeit zweier junger Menschen, am Rande der Gesellschaft, die nicht wissen, dass es Liebe ist, was sie verbindet. Schonungslos beschreibt sie die Qualen einer jungen Frau, die dabei ist, den Mann, den sie liebt durch Drogen zu verlieren. Aber auch die Verzweiflung von Alfredo, der zu schwach ist, sich aus diesem Sumpf zu befreien, ist deutlich zu spüren.

Liebe, Verzweiflung, Aggressivität, Ohnmacht, Ausweglosigkeit, Resignation, aber auch der Wille, es anders oder besser zu machen zu wollen - alles wird in dieser Geschichte so eindrucksvoll verarbeitet, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Man sollte sich Zeit nehmen für dieses auch etwas nachdenkliche Buch.

Ein eindrucksvoller Roman, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt

Veröffentlicht am 14.10.2024

Mit zwanzig hat man kein Kleid für eine Beerdigung

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Italien der 80er Jahre. Das Buch beginnt mit dem Tod. Gestorben ist Alfredo und Beatrice erzählt die Geschichte dazu. Alles spielt in einem Elendsviertel (Der Festung). Die Leute dort kommen aus dem Elend ...

Italien der 80er Jahre. Das Buch beginnt mit dem Tod. Gestorben ist Alfredo und Beatrice erzählt die Geschichte dazu. Alles spielt in einem Elendsviertel (Der Festung). Die Leute dort kommen aus dem Elend nicht heraus und niemand von außen kommt hinein. Beatrice lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder in einem heruntergekommenen Haus. Trotz der Tristesse hat sie eine doch irgendwie schöne Kindheit, weil in ihrer Familie viel Liebe ist und die Eltern versuchen, ein einigermaßen normales Leben zu führen. Auch wenn das Versprechen des Vaters, nächstes Jahr einen Urlaub am Meer zu machen, nie eingelöst wird. Aber Beatrice wird das Meer sehen.
Über ihr wohnt Alfredo mit seinen zwei Brüdern und seinem Alkoholiker- und Schläger-Vater. Der ist so brutal, das Alfredo als Kind in Beas Familie flüchtet und dort bald wie ein weiterer Sohn behandelt wird. Bea und Alfredo wachsen zusammen auf und sind einerseits unzertrennlich, sie werden die Zwillinge genannt, andererseits streiten sie sich ständig… eine schwierige Beziehung als Kinder und auch als Jugendliche.

Die Geschichte wird auf sehr direkte Weise erzählt. Relativ unsentimental, teilweise sehr drastisch. Man bewundert Bea für ihren Mut und ihr Durchhaltevermögen. Die Beschreibungen der Umgebung und der Verhältnisse sind nachvollziehbar, man hat dieses Elendsviertel und die Bewohner buchstäblich vor Augen. Und obwohl anfangs gar nicht so viel passiert, gewinnt die Geschichte immer mehr an Spannung. Eine Spannung zwischen den Hauptpersonen, aber auch bei den Erlebnissen. Beide Hauptpersonen sind eigentlich völlig gegensätzlich. Bea hat nicht aufgegeben, sie versucht, ihr Leben zu verbessern. Alfredo dagegen – man hat das Gefühl, er hat als Kind verständlicherweise in der schwierigen Situation „zugemacht“ und nie mehr versucht, etwas wirklich sinnvolles mit seinem Leben anzufangen. Es ist auf eine Art sehr beklemmend und trotzdem gibt es immer wieder kleine Lichtblicke und viel Optimismus. Das Buch beginnt mit dem Satz: Auch die Ärmsten der Armen brauchen eine Geschichte. Sie zu erzählen, ist Valentina D’Urbano wirklich sehr gut gelungen.

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Veröffentlicht am 19.09.2017

Liegt in der Zukunft Hoffnung?

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„La Fortezza“ die Festung hier leben Leute, die kaum Geld haben aber nicht so arm sind um in den Wellblechhütten zu hausen. Und doch leben sie am Rande der Gesellschaft.
Die Geschichte wird aus der Sicht ...

„La Fortezza“ die Festung hier leben Leute, die kaum Geld haben aber nicht so arm sind um in den Wellblechhütten zu hausen. Und doch leben sie am Rande der Gesellschaft.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Beatrice geschrieben. Sie lebt mit ihren Eltern und jüngerem Bruder in La Fortezza. Ihre Eltern haben in jungen Jahren die Gelegenheit wie andere genutzt und die Wohnung in einer der Häuser besetzt. Die Polizei traut sich nicht ins Armenviertel und wenn bleiben sie dort erfolglos. Eines Tages zieht in der Wohnung über ihnen ein Vater mit drei Söhnen ein. Beatrice freundet sich mit Alfredo an. Ihre Aussichten auf eine Zukunft sind wage, da die Zukunftschancen in La Fortezza schlecht sind.
Der Charakter Beatrice ist mir sehr unsympathisch. Sie ist sehr egoistisch und bandelt Alfredo nicht gerade nett. Und das ist noch höflich ausgedrückt. Manches geht doch sehr über eine normale Kabbelei hinaus, aber durch deren Umfeld lernen sie auf der anderen Seite es auch nichts anderes.
An sich finde ich das Bild welches dargestellt wird sehr realistisch.
man fühlt quasi die Leere und Trostlosigkeit. Man ist dieser Geschichte hilflos ausgeliefert und doch war es eine Leseerfahrung, die ich nicht bereue.