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Veröffentlicht am 04.12.2023

Absolut packender Reihenauftakt

Stille Falle
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Den ersten Fall von Leonore Askers „besonderen Fällen“ habe ich gerade gehört und bin total beeindruckt, bin aber auch sehr verblüfft vom so gar nicht vorhersehbaren Ende. Tanja Geke hat das Hörbuch eingesprochen ...

Den ersten Fall von Leonore Askers „besonderen Fällen“ habe ich gerade gehört und bin total beeindruckt, bin aber auch sehr verblüfft vom so gar nicht vorhersehbaren Ende. Tanja Geke hat das Hörbuch eingesprochen und hier ganze Arbeit geleistet. Aber nicht nur sie, auch der Autor, Anders de la Motte, hat mich mit seinem „Dezernat für hoffnungslose Fälle“ total gefesselt. Ich bin schon jetzt, nach dem ersten Fall für die Kriminalinspektorin Leonore Asker, absoluter Fan dieser neuen Reihe.

Anstatt, dass Leo befördert wird, fühlt es sich für sie eher an, aufs Abstellgleis gestellt zu werden. Wer will schon hier, ganz weit unten im wahrsten Sinne des Wortes - sie fristen ihr berufliches Dasein im Keller - freiwillig Fälle, die als unlösbar gelten, nochmal aufrollen?

Ein junges Pärchen verschwindet. Beide sind sie fasziniert von Urban Exploration und nun erlebe ich hautnah, wie sie sich hineinwagen. Immer tiefer geht es hinab, bis sie sich aus den Augen verlieren. Ich nehme eine ganz und gar düstere Stimmung wahr, konzentriere mich komplett auf diesen geheimnisvollen Lost Place, die Hörbuchsprecherin transportiert dieses beklemmende, aussichtslose Gefühl direkt weiter.

Zurück zu Leo Asker, die von diesem Fall zwar abgezogen wurde, sie aber Hinweise erhält, die sie nicht ignorieren kann und es auch nicht will. Und so kommt ihr Kindheitsfreund Martin Hill ins für ihn immer gefährlicher werdende Spiel, von dem sie weiß, dass er sich auf dem Gebiet der Lost Places bestens auskennt.

Aus mehreren Perspektiven erfahre ich so einiges. Alle Sichtweisen werden abgedeckt – Ermittler, Täter, Opfer. Auch ein Troll meldet sich zwischendurch, wer auch immer dahinterstecken mag. Und - was haben Figuren, die in einer Modelleisenbahnanlage auftauchen und den Vermissten verblüffend ähnlich sehen, damit zu tun?

Schon die Ausgangssituation lässt mir das Blut in den Adern gefrieren. In Rückblenden erfahre ich mehr von Leo, von ihrem nicht immer ganz einfachen Leben. Sie ist mir sehr sympathisch in ihrer beherzten Art. Auch die anderen Figuren sind gut getroffen, ich nehme jedem Einzelnen – ob gut oder böse - seine charakterlichen Eigenschaften ab. Schon jetzt freue ich mich auf den nächsten Fall und bin außerordentlich gespannt, welche Location sich der Autor dann aussucht.

Der Start der düster-mitreißenden Krimireihe ist absolut gelungen. „Stille Falle“ hat mich restlos begeistert, das Team der Außenseiter und ihr Dezernat der hoffnungslosen Fälle hat es in sich. Die Spannung bleibt über den ganzen Fall hinweg hoch. Hier stimmt alles von den Charakteren über die nahezu unergründliche Story bis hin zu der oftmals sehr beklemmenden Stimmung mit einem Ende, das mich innehalten lässt und ich nun unbedingt den nächsten Band herbeisehne.

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Veröffentlicht am 28.11.2023

Psychospielchen vom Feinsten

Die gute Schwester
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Auch wenn die Zwillingsschwestern Megan und Leah sich rein äußerlich nicht unterscheiden, so sind sie doch grundverschieden. Schon seit Jahren herrscht Funkstille zwischen den beiden. Megan ist mit Chris ...

Auch wenn die Zwillingsschwestern Megan und Leah sich rein äußerlich nicht unterscheiden, so sind sie doch grundverschieden. Schon seit Jahren herrscht Funkstille zwischen den beiden. Megan ist mit Chris verheiratet, während Leah ihr luxuriöses Leben in vollen Zügen genießt. Und das in jeder Hinsicht. Eines Tages entdeckt Megan auf Chris Handy ein Foto, das sie in blauer Reizwäsche zeigt. Sie ist total verunsichert, denn sie kann sich nicht erinnern, je blaue Spitzendessous besessen zu haben. Bald ist klar, dass sich auf diesem Foto nicht sie, sondern Leah räkelt. Kurzentschlossen beschließt sie, Leah damit zu konfrontieren. Dieses Treffen endet für Leah tödlich – was tun? Keiner kann die beiden unterscheiden, also schlüpft Megan in Leahs Rolle, sie führt von nun an ein Doppelleben. Ein Vorhaben, das Megan alles abverlangt. Eine ganz und gar abstruse Situation, die sie, einmal angefangen, durchziehen muss.

Ich habe mich für die Hörbuchversion entschieden, was ich schon während des Hörens als Glücksgriff empfunden habe. Rebecca Veil hat mir in 10 Stunden und 5 Minuten eine so spannend wie aberwitzige Story präsentiert, die aus unterschiedlichen Perspektiven dargeboten wird. Dabei hat sie nicht nur die getriebene Megan hervorragend präsentiert, auch Chris, der treulose Gatte, ist ihr in seiner durchtriebenen Art hervorragend gelungen. Die Sprecherin hat hier einen hervorragenden Job gemacht…

…und natürlich auch Sarah Bonner, deren „gute Schwester“ mich keine Sekunde gelangweilt hat. Leahs Tod muss verschleiert werden, dabei kommt vieles an die Oberfläche, jeder intrigiert was das Zeug hält. Und gefühlt hat jeder mehr Geheimnisse, als es zunächst den Anschein hat. Wird Megan manipuliert, hatten ihre Zwillingsschwester und ihr gerissener Ehemann schon länger mit Raffinesse und sehr viel Bosheit ihre Freude an so mach perfidem Spielchen? Oder war es doch ganz anders? Auch wenn Megan nicht ganz unschuldig ist, so war ich doch stets an ihrer Seite, hab gehofft, dass sie sich irgendwie aus dieser anscheinend ausweglosen Situation befreien kann und dass andere ihre gerechte Strafe erhalten. Wobei – was ist, was wäre hier gerecht?

Sarah Bonner hat einen absolut hörens- bzw. lesenswerten Thriller vorgelegt, sie und mit ihr die Hörbuchsprecherin haben mich komplett vereinnahmt. „Die gute Schwester“ ist ein Psychothriller vom Feinsten. Ein Leckerbissen für jeden Thriller-Fan.

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Eiskalte Spannung garantiert

Im Herzen so kalt (Ein Fall für Maya Topelius 1)
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Die kleine Frida ist auf dem Heimweg, sie wohnt mit ihrer Mutter etwas abgelegen und muss ein Stück durch den Wald laufen. Sie kennt sich hier gut aus und so beschließt sie, eine Abkürzung durch den dichten ...

Die kleine Frida ist auf dem Heimweg, sie wohnt mit ihrer Mutter etwas abgelegen und muss ein Stück durch den Wald laufen. Sie kennt sich hier gut aus und so beschließt sie, eine Abkürzung durch den dichten Tannenwald zu nehmen. Aber da – keine zwei Meter von ihr entfernt liegt etwas. Kein Tier, wie sie zunächst meint. Da liegt ein Mensch, seine Winterjacke ist blutdurchtränkt.

Kaum habe ich die ersten Seiten gelesen, bin ich in den tief verschneiten Wäldern Nordschwedens angekommen und sorge mich um Frida. Wie sich schnell herausstellt, ist der Tote ein bekannter Umweltaktivist. Die Stockholmer Ermittler Maya und Pär werden angefordert, was bei den hiesigen Kollegen Hilding und Sanna gar nicht gut ankommt. Die beiden sind eher wortkarg, ein kurzes „jo“ reicht allemal als Standardantwort für die Hauptstädter. Und auch wenn man es nicht für möglich hält, so nähern sich die Brummbären und die umtriebigen Stockholmer doch an. Schnell verabschieden sie sich von der These eines Jagdunfalls.

Dieser Mord an den bekannten Umweltschützer Mats Anderberg bleibt nicht der einzige. Auch ist ein Brand aufzuklären, daneben geht es um die Wilderei und illegale Abholzung. Die „Gründenker mit ihren verschrobenen Ideen“ sind so manchem ein Dorn im Auge und wie sich herausstellt, hat sich der charismatische Mats nicht nur Freunde gemacht. Eine Mauer des Schweigens gilt es zu durchbrechen, denn keiner sagt die Wahrheit.

Daneben holt Mayas Freundin Sanna ihre Vergangenheit ein, sie flüchtet regelrecht vor einem Typen, den sie in schlimmer Erinnerung hat.

Die Story und die einzelnen Handlungsstränge sind durchgehend spannend. Maya und Pär sind ein erfrischendes Ermittlerduo, auch ihre beiden Kollegen haben durchaus Biss, obschon sie erst auftauen müssen. Ihre Bärbeißigkeit hat mir so manches Schmunzeln entlockt, auch mag ich den auflockernden Wortwitz. Ob Pär, der Schwede, „seine Schuhe essen“ oder Maya mit ihrem deutschen Vater „einen Besen fressen will“, kommt aufs Gleiche raus. Diese kleinen, feinen Zwischenbemerkungen sind wie das sprichwörtliche Salz in der Suppe. Mayas Alleingänge lassen die toughe Ermittlerin erkennen, wenngleich so manch gefährliche Situation etwas überspitzt rüberkommt. Die Figuren, nicht nur die Kommissare, haben Ecken und Kanten, sie sind allesamt in ihren Eigenheiten glaubwürdig angelegt. Zuweilen geht es rasant zur Sache. Schockmomente wechseln sich ab mit Verfolgungsjagden, jedoch steht die einfühlsame Ermittlungsarbeit im Vordergrund, das Umweltproblem und der Kahlschlag der Wälder sind gut in die Story integriert.

„Im Herzen so kalt“ aus der Feder von Sandra Åslund, der erste Fall um Maya Topelius und ihren Partner Pär Stenqvist, hat mich absolut abgeholt und auch wenn es noch dauern wird, so werde ich bei Mayas nächstem Fall unbedingt wieder dabei sein. Ein Schweden-Krimi vom Feinsten.

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Veröffentlicht am 21.11.2023

Schuldig!

Monster (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 11)
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Der elfte Taunuskrimi hat es wieder in sich. Mit Pia Sander und Oliver von Bodenstein und ihrem Team fiebere ich der Auflösung des vielschichtig angelegten Falls entgegen. Denn es ist nicht nur der Mord ...

Der elfte Taunuskrimi hat es wieder in sich. Mit Pia Sander und Oliver von Bodenstein und ihrem Team fiebere ich der Auflösung des vielschichtig angelegten Falls entgegen. Denn es ist nicht nur der Mord an der 16jährigen Lizzy aufzuklären, deren Auffindeort von einem Hundebesitzer telefonisch gemeldet wird, im Laufe der Ermittlungen tauchen noch einige andere ungeklärte Todes- und Vermisstenfälle auf.

Wie es den Anschein hat, wurde Lizzy mit ihrem eigenen Schal erdrosselt und hinter einem Marienstockbild sorgfältig abgelegt, zugedeckt mit ihrer Jacke. Ihr Umfeld wird durchleuchtet - ihre beste Freundin, ihre Schulfreunde, ihre Familie und ihre sonstigen Kontakte.

Bald darauf werden Pia und Oliver zu einem Autounfall gerufen. Der fürchterlich zugerichtete Mann hat am ganzen Körper Bisswunden, er war bei Minustemperaturen barfuß unterwegs und ist direkt ins Auto gelaufen.

Und nicht nur das, es gibt noch mehr Rätselhaftes und auch wenn sich jeder einzelne Fall von den anderen abgrenzt, so sind Parallelen zu erahnen. Ungeklärte Todes- und Vermisstenfälle durchziehen ihre Ermittlungen, es geht um Fremdenfeindlichkeit und Fremdenhass, um Schuldzuweisungen und Anschuldigungen, zusätzlich bereitet das weltweite Netz dem Hass eine willkommene Bühne.

Nele Neuhaus unterbreitet ihren Lesern ein vielschichtiges Szenario. Sie versteht es aufs Beste, die Spannung stets hoch zu halten. Ihre komplexe Story handelt von Schuld und Sühne, der Fanatismus zieht weite Kreise, gleichzeitig wird das Wertesystem hinterfragt.

Gut finde ich, dass dem Kriminalroman ein Personenregister vorangestellt ist, was gerade in diesem Genre nicht selbstverständlich ist. Und auch wenn die Aufklärung im Mittelpunkt steht, so hat doch jeder ein Privatleben, das zwischendurch schon auch hervorblitzt. Nicht viel, aber viel genug, um Pia, Oliver und die anderen gut einschätzen zu können. Das K11 in Hofheim ist diesmal ganz besonders gefordert, auch mag ich diese halb-privaten Momente zwischen Pia und Henning. Und nicht nur die beiden, auch allen hier Agierenden nehme ich ihre Handlungsweise ab.

Das titelgebende „Monster“ ist enttarnt, der mittlerweile elfte Taunuskrimi ist vielschichtig, die verzweigte Story teils grausam und äußerst facettenreich, die Täter schwer fassbar. Die einzelnen Handlungsstränge fügen sich letztendlich gut zusammen – es war ein kurzweiliges Lesevergnügen.

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Wundervoll erzählt

In Liebe, deine Lina (Mühlbach-Saga 1)
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Lina und Albert leben im pfälzischen Mühlbach, einem kleinen, ländlich geprägten Dorf. Das Leben geht seinen Gang, es geschieht nichts Aufregendes. Und wenn doch, dann ist das Getratsche groß. Die beiden ...

Lina und Albert leben im pfälzischen Mühlbach, einem kleinen, ländlich geprägten Dorf. Das Leben geht seinen Gang, es geschieht nichts Aufregendes. Und wenn doch, dann ist das Getratsche groß. Die beiden jungen Leute sind seit jeher unzertrennlich, sie verlieben sich ineinander, jedoch bleibt ihre Liebe nicht ohne Folgen - Lina ist schwanger. Natürlich will Albert sie heiraten, seine vermögenden Eltern hingegen sind strikt gegen eine Verbindung, denn Lina kommt aus ärmlichen Verhältnissen, sie ist für ihren Sohn und einzigen Erben nicht gut genug. Albert beugt sich den Wünschen seiner Eltern und es kommt, wie es kommen muss - Lina wird von den Dörflern als unverheiratete, schwangere Frau ausgegrenzt. Lediglich Karl, der um die Unerbittlichkeit der Nachbar weiß, steht als einziger an ihrer Seite.

Die Geschichte beginnt im Mai 1883, als sie noch Kinder waren und endet mit dem nahenden Beginn des Ersten Weltkrieges. Und – ganz anders, als die Autorin dies sonst mit ihren Büchern hält – ist „In Liebe, deine Lina“ kein Einzelband, es ist der erste von zwei Bänden. Ein Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht. Barbara Leciejewski erzählt die Geschichte ihrer Großeltern. Rund um die Fakten füllt sie die Seiten mit ihren begründeten Vermutungen und auch mal mit reiner Fantasie. Entstanden ist ein warmherziger Roman um eine Familie, der es nie leicht gemacht wurde, die aber dennoch auch in schwierigen Zeiten zusammengestanden ist.

Die Moralvorstellungen im ausgehenden 19. Jahrhundert waren andere. Eine ledige Frau wurde ausgegrenzt, wenn sie für ihren „Bankert“ keinen Ehemann als Vater vorweisen konnte. Selbst eine Vergewaltigung war für den männlichen Part unerheblich, die Frauen dagegen wurden als liederliche Personen gemieden und auch deren Kinder waren gebrandmarkt – keiner wollte etwas mit ihnen zu tun haben.

Es ist eine Geschichte, direkt aus dem Leben gegriffen. Nicht jeder konnte sich den Ehepartner aussuchen, es wurden gerade in den besseren Kreisen Ehen arrangiert. Geld und Vermögen musste zu seinesgleichen, Gefühle blieben außen vor, ein armer Schlucker blieb zeitlebens arm. Und auch die Arbeitsbedingungen waren neben dem Zwischenmenschlichen Thema. Sei es in den Fabriken, im Steinbruch oder im familieneigenen Bauernhof – es war beileibe kein Zuckerschlecken.

Der erste Band der Mühlbach-Saga hat mich tief berührt. Es ist ein Buch voller Wärme, eine Geschichte, die mich nicht mehr losgelassen hat - bittersüß und doch voller Liebe und Zuversicht. Das Schicksal meint es nicht immer gut, so manche Träne konnte ich nicht zurückhalten. Alle hier vorkommenden Figuren - seien es die längst verstorbenen Großeltern der Autorin oder die anderen, die erdachten – sind aufs Beste beschrieben. Schon heute freue ich mich auf die Fortsetzung, wenn Lotte, Linas Tochter, ihren Jugend- und Brieffreund August wiedersieht.

Ein wundervolles Buch, eine warmherzig erzählte, sehr lesenswerte Geschichte.

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