Im Kopf eines Mörders
Notizen zu einer HinrichtungWer hat sich noch nicht gefragt, was Menschen dazu treibt, zu misshandeln oder gar umzubringen?!
Ansel Packer steht in 12 Stunden die Vollstreckung der Todesstrafe bevor, nachdem er an den Mord von vier ...
Wer hat sich noch nicht gefragt, was Menschen dazu treibt, zu misshandeln oder gar umzubringen?!
Ansel Packer steht in 12 Stunden die Vollstreckung der Todesstrafe bevor, nachdem er an den Mord von vier jungen Frauen schuldig gesprochen wurde.
Die Mutter des Mörders, die Zwillingsschwester eines seiner Opfer und auch die ermittelnde Polizistin Saffy, berichten von Momentaufnahmen und Begebenheiten, die sie mit dem Täter und den späteren Opfern verbinden. Dabei kommen aus den unterschiedlichen Perspektiven einige Facetten zusammen, die das Profil eines waschechten Psychopathen zeichnen.
Nach den Schilderungen seiner Mutter Lavender wird klar, dass Ansel schon in frühster Kindheit von traumatischen Ereignissen geprägt wird und im Rückblick betrachtet, hat er bereits in den ersten Lebensjahren auffällige Verhaltensweisen gezeigt.
Sein gewalttätiger Vater terrorisiert seine Mutter und macht auch nicht vor Ansel Halt. Als Vierjähriger wird er schließlich mitsamt seines kleinen Bruders von seiner Mutter zurückgelassen und wächst in staatlicher Obhut auf. Sein Bruder wird adoptiert, er landet in Pflege auf einer Farm, wo er heimlich seinen sadistischen Neigungen an Tieren nachgeht. Erwischt wird er hierbei eines Tages von Saffy, die einen ersten Eindruck davon bekommt, welche ernste Bedrohung von Ansel ausgeht.
Sie wird später als Ermittlerin bei der Polizei erneut auf seine Spur gelenkt und kann ihn durch eine Verkettung von Ereignissen letztendlich überführen.
Wer Darya Kukafka’s Buch liest, fühlt sich sofort sehr stark an eine reale True-Crime-Story erinnert. Der Fall weckt Interesse, ist faszinierend und verstörend zugleich. Er regt dazu an, sich näher mit der Schuldfrage im Allgemeinen, der Rolle der Opfer und vor allem mit der Ambivalenz der Todesstrafe auseinanderzusetzen.
Sorgt sie für eine ausgleichende Gerechtigkeit für die Betroffenen und Hinterbliebenen oder bietet sie am Ende stattdessen noch Tätern wie Ansel, die gewünschte Bühne und Aufmerksamkeit, wohingegen das Andenken ihrer Opfer in Vergessenheit gerät?!
Die Geschichte lässt mich nicht kalt, kein Wort zu viel, keins zu wenig und so bleibe ich nachdenklich und tief bewegt zurück.
Abschließend möchte ich auch noch unbedingt die großartige Übersetzungsleistung von Andrea O‘Brien erwähnen und eine uneingeschränkte Leseempfehlung für (halbwegs) gefestigte Gemüter aussprechen!