Ein großartiges Buch, aufgewertet durch aufwendigen Illustrationen
Geschrieben wurde „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ 1817 und ist seitdem in unterschiedlichen Ausführungen erschienen. Die illustrierte Schmuckausgabe von Coppenrath ist äußerlich schon mal ein ...
Geschrieben wurde „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ 1817 und ist seitdem in unterschiedlichen Ausführungen erschienen. Die illustrierte Schmuckausgabe von Coppenrath ist äußerlich schon mal ein echter Hingucker. Farblich sehr fein auf alle Details abgestimmt, gibt es sowohl auf dem Einband als auch im Inneren des Buches eine Menge zu entdecken. Der auffällige metallisch glänzende Buchschnitt rundet den äußeren optischen Eindruck ab.
Das gebundene Buch ist sehr hochwertig und auch recht schwer. Damit eignet sich das Lesen des Buches nur bedingt in Bus und Bahn. Allerdings würde ich das ohnehin nicht empfehlen, da sich in dem Buch noch Zugaben befinden, die dann vielleicht verloren gehen.
Schon beim Aufschlagen von „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ fällt mir das unglaublich schön gestaltete Innenlayout auf. Hier haben sich die Gestalter wahnsinnig viele Gedanken gemacht. So sind die Seiten beispielsweise nach Art des Inhaltes gestaltet. Lese ich zum Beispiel einen Brief, so wirken die Seiten optisch tatsächlich wie Briefpapier.
Aber auch innerhalb einzelner Kapitel gibt es liebevoll und zum aktuellen Inhalt passend gestaltete Seiten.
Ein besonderes Highlight sind die Extras. Sie befinden sich immer an der richtigen Stelle des Buches und sind als kleine Erweiterung des Werkes zu verstehen. Oftmals erweitern sie das Hintergrundwissen zu diesem Werk, indem sie zum Beispiel Mary Shellys Leben bündig zusammenfassen oder etwas zu den Frankensteinverfilmungen erzählen.
Doch es gibt auch Extras, die die Geschichte plastischer wirken lassen.
Eine weitere schöne Idee ist, dass kleine Fußnoten kennzeichnen, dass es eine entsprechende Anmerkung am Ende des Werkes gibt.
„Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ ist interessant aufgebaut. Als erstes lerne ich Walton durch Briefe kennen, die er seiner Schwester Margaret schreibt. Seine Sicht ist sowohl der Auftakt zu dieser Geschichte und gleichzeitig das Ende. Mit Walton schließt sich der Kreis.
Als Walton auf den entkräfteten Frankenstein trifft, entspinnt sich eine zarte Freundschaft, die dazu führt, dass Viktor Frankenstein nun selbst erzählt, wie sein Leben aus den Fugen geraten ist.
Viktor Frankenstein ist die zentrale Figur in „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ und leider kein Sympathieträger für mich. Seine Ambitionen sind hoch und er möchte Leben erschaffen. Was ihm mit der Schöpfung eines Wesens zwar gelingt, aber dessen abstoßendes Äußeres Viktor in die Flucht schlägt.
Der Auftakt zu einem Drama, das wirklich fesselnd und spannend geschrieben ist.
Im Verlauf lerne ich auch das Geschöpf und dessen Geschichte kennen. So erhalte ich einen umfassenden Blick über die Gefühle und Gedanken von Viktor und dessen Schöpfung.
Die Geschichte von „Frankenstein: oder Der neue Prometheus“ bewegt. Es geht um Liebe, Freundschaft, die Suche nach Anerkennung und das Bestreben, dazugehören zu wollen, aber auch um Rache, Neid, Eifersucht und Zerstörungswut. Obwohl diese Geschichte vor über 200 Jahren geschrieben wurde, hat sie bis heute nichts an Brisanz verloren. Der Geltungsdrang des Menschen ist noch immer ungebrochen. Heute bestimmt unser Denken zum Beispiel die KI. So unähnlich ist es aber der Erschaffung von Frankensteins Monster nicht und auch hier fühlt sich der Mensch zu etwas Höherem berufen, ohne an mögliche Konsequenzen seines Handels groß zudenken.
Es ist schwer, Partei für eine der Figuren zu ergreifen. Licht und Schatten liegen nah beieinander und oft verschwimmen sie zu einem Grau.
Der Schreibstil ist flüssig, dennoch ist es spürbar, zu welcher Zeit der Schauerroman geschrieben wurde. Es ist manchmal nicht ganz leicht, dem Geschehen zu folgen, besonders wenn sich Mary Shelly in Beschreibungen pittoresker Landschaften ergießt. Besonders die Reiseberichte ermüden mich da oft. Mit den anderen Beschreibungen und Erzählungen habe ich keinerlei Probleme. Es erstaunt mich, wie gut sich die Geschichte lesen lässt. Es herrscht auch stets eine unterschwellige Spannung.
An manchen Stellen des Buches überfällt mich der Drang, hinterfragen zu wollen, da mir nicht alles schlüssig erscheint. Zum Glück bringen hier oftmals die Zugaben Licht ins Dunkle, sodass ich es insgesamt dann besser einzuordnen vermag.
Fazit:
Ein großartiges Buch, welches durch die kleinen Zusätze und aufwendigen Illustrationen sehr schön aufgewertet wird.