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Veröffentlicht am 15.01.2024

Loriot geht immer

Der ganz offene Brief
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Am 12. November 2023 wäre Loriot, oder mit vollem Namen Bernhard-Viktor „Vicco“ Christoph-Carl von Bülow, 100 Jahre alt geworden. Er starb am 22. August 2011. Unvergessen sind seine Sketche im Fernsehen ...

Am 12. November 2023 wäre Loriot, oder mit vollem Namen Bernhard-Viktor „Vicco“ Christoph-Carl von Bülow, 100 Jahre alt geworden. Er starb am 22. August 2011. Unvergessen sind seine Sketche im Fernsehen mit Evelyn Hamann oder auch die Filme Ödipussi und Papa ante portas. Wer hat ihn nicht gleich vor Augen, wenn sein Name fällt? Auch seine Karikaturen, vor allem seine Knollennasenmännchen, sind charakteristisch für ihn.

Was ich bislang nicht kannte, war seine Kolumne in der Zeitschrift Quick, die zwischen 1957 und 1961 als "offener Brief erschien. 115 Beiträge sind es am Ende geworden. Sein Stil, unverwechselbar und großartig, auf die Spitze getrieben und auf den Punkt gebracht. Und nun zum ersten Mal in einem Buch zusammengefasst, das im Diogenes Verlag erschienen ist. Es fehlen natürlich auch nicht die charakteristischen Zeichnungen Loriots. Ein Vorwort erläutert wie es dazu kam und was für Hindernisse es gab, im Nachgang gibt es auch zeitgenössische kritische Leserbriefe.

Inhalt der satirischen Briefe ist ein buntes Potpourri an Themen, die so einzigartig humoristisch aus der Feder Loriots geflossen sind, es war herrlich zu lesen. Hier geht es um die in der damaligen Zeit aktuellen Themen, die die Quick aufgegriffen hatte und Loriot "ins Auge gefallen waren". Es geht um ebenso um Kleinigkeiten wie Briefmarken, aber auch um große Dinge, wie z.B. den Karneval, neue Verkehrsregeln oder die große Politik.....Zeitgeschichte eben, Loriot hat vieles aufgegriffen, ob Kleinigkeiten oder große Themen. Manchmal gibt es von den Herausgebern des Buches kleine Kommentare am Ende des jeweiligen Briefes, in denen der Bezug zum damaligen aktuellen Zeitgeschehen erläutert wird. Ein herrliches Buch, das ich sicherlich noch oft in die Hand nehmen werde. Für jeden Loriot Liebhaber eigentlich ein Buch, dass man gelesen haben sollte.

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Veröffentlicht am 13.11.2023

Der Luther der Medizin

Die Magd des Medicus
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Ein echter Wälzer mit über 500 Seiten, aber eine so interessante Geschichte, ich habe in den letzten Tagen viel mehr gelesen als sonst. Durch die Autorin habe ich nicht nur die historische Person 𝗣𝗮𝗿𝗮𝗰𝗲𝗹𝘀𝘂𝘀 ...

Ein echter Wälzer mit über 500 Seiten, aber eine so interessante Geschichte, ich habe in den letzten Tagen viel mehr gelesen als sonst. Durch die Autorin habe ich nicht nur die historische Person 𝗣𝗮𝗿𝗮𝗰𝗲𝗹𝘀𝘂𝘀 und sein Leben kennengelernt, sondern konnte auch in die Lebensumstände in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts regelrecht"eintauchen". Alles wurde beim Lesen vor meinen Augen sehr lebendig. Astrid Fritz hat zudem einen sehr fesselnden Erzählstil und hat sich weitgehend an historisch überlieferte Fakten gehalten, die natürlich mit fiktionalen Elementen ergänzt wurden, z.b der Magd Barbara, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Nicht nur in die Lebensweise/Art erhält man durch diesen historischen Roman Einblick in die damalige Zeit, sondern auch wie medizinisch behandelt wurde, wie man reiste, wie Nachrichten versandt wurden und vieles mehr. Dabei wurde von der Autorin alles mit Leben gefüllt, ob alltägliches, oder zwischenmenschliches, besonders aber über das Leben und Wirken von Theophrastus Bombast von Hohenheim, der sich später Paracelsus nannte.

Zum Inhalt:
Ausgerechnet in den Dienst des buckligen Stadtarztes von Basel soll Barbara gehen. Als Tochter eines als unehrenhaft geltenden Abdeckers hat sie allerdings auch keine großen Wahlmöglichkeiten und kann froh sein, überhaupt jemanden zu finden, der sie einstellt. Wegen seiner unkonventionellen Methoden und der aufbrausenden Art wird Paracelsus jedoch immer wieder angefeindet, nicht von den einfachen Menschen, denen er hilft und sie heilt, sondern von anderen Gelehrten und Stadträdten, denen er gerne auch ungeschönt seine Meinung sagt und seine Auffassung von "moderner" medizinischer Behandlung und vor allem Lehre, denn auch hier geht er neue Wege und sieht sich als "Luther der Medizin". So eckt er immer wieder an. Schnell lernt die Magd den Arzt zu schätzen, obwohl er es auch ihr nicht immer leicht macht.. Doch dann muss Barbara sich entscheiden, ob sie weiter zu ihm halten kann – und welches ihr eigenes Ziel im Leben ist.

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Veröffentlicht am 13.11.2023

Eine gefühlvolle Geschichte, die ins Herz trifft

Das Holz, aus dem wir geschnitzt sind
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Nachdem ich viele begeisterte Stimmen über den neuen Roman von Annette Sprattegelesen habe und ich ihre vorherigen historischen Romane schon richtig überzeugend und fesselnd fand, habe ich mir diesen schon ...

Nachdem ich viele begeisterte Stimmen über den neuen Roman von Annette Sprattegelesen habe und ich ihre vorherigen historischen Romane schon richtig überzeugend und fesselnd fand, habe ich mir diesen schon bald nach Erscheinen gekauft und auch schnell angefangen zu lesen. Einmal angefangen konnte ich das Buch kaum aus den Händen legen, bis ich es durchgelesen hatte. Es ist eine so gefühlvolle Geschichte, voller Angst, Leid und tragischen Ereignissen bei den Protagonisten, aber es steckt auch voller Hoffnung, Mut, Kraft, Glaube und Liebe. Als Leser taucht man ein und meint mitten drin zu stecken, die Figuren, die Wälder, die verschiedenen Orte, in denen es spielt, vor Augen zu haben. Man schließt gerade den jungen Karl und seinen Großvater Jakob ins Herz. Was gerade hinter Jakobs Vergangenheit steckt wird, da der Roman auf zwei Zeitebenen erzählt wird, dem Leser erst nach und nach klar, was alles damals passiert ist, warum Jakob so handelt, aber auch warum Karl erst lange nach Jakobs Tod alles erfährt.
Annette Spratte hat mich mitgenommen in diese Zeit in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, hat mich mitfühlen und mitleiden lassen, ich habe mitgebangt und mitgehofft, mich aber auch mitgefreut. Habe mir Gedanken gemacht, wie hätte ich reagiert, wie hätte mich dieses oder jenes Ereignis verändert. Eine fesselnde Geschichte, die einen noch nach dem Zuklappen der Buchdeckel lange gedanklich beschäftigt.

Und um was geht es eigentlich? 1728 in einem kleinen Dorf im Westerwald: Der junge Karl wird von seinen älteren Brüder oft gehänselt und gedemütigt, nur sein Großvater Jakob hält die Hand über ihn und spendet ihm Trost. Als dieser stirbt, flüchtet sich Karl in seine Schnitzerei, die ihn von jeher fasziniert und beruhigt hat. Doch nach einer Tragödie wird alles noch viel schlimmer und Karl bleibt nur ein einziger Ausweg. Parallel wird in Einschüben Jakobs Geschichte erzählt, über seine glückliche Ehe und zurückspringt auf seine düstere Kindheit und Jugendzeit. Der Kreis schließt sich.

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Veröffentlicht am 02.11.2023

Hebamme und Bestatterin mit Herz und Seele

Vom ersten bis zum letzten Atemzug
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𝘋𝘦𝘶𝘵𝘴𝘤𝘩𝘭𝘢𝘯𝘥𝘴 𝘦𝘳𝘴𝘵𝘦 𝘏𝘦𝘣𝘢𝘮𝘮𝘦 & 𝘉𝘦𝘴𝘵𝘢𝘵𝘵𝘦𝘳𝘪𝘯 𝘦𝘳𝘻ä𝘩𝘭𝘵 𝘢𝘶𝘴 𝘪𝘩𝘳𝘦𝘮 𝘓𝘦𝘣𝘦𝘯 𝘶𝘯𝘥 𝘪𝘩𝘳𝘦𝘳 𝘈𝘳𝘣𝘦𝘪𝘵
🅉🅂 🅅🄴🅁🄻🄰🄶

Wie kam es dazu, dass Ellen Matzdorf zuerst freiberufliche Hebamme wurde (übrigens auch erst nachdem sie zuerst ...

𝘋𝘦𝘶𝘵𝘴𝘤𝘩𝘭𝘢𝘯𝘥𝘴 𝘦𝘳𝘴𝘵𝘦 𝘏𝘦𝘣𝘢𝘮𝘮𝘦 & 𝘉𝘦𝘴𝘵𝘢𝘵𝘵𝘦𝘳𝘪𝘯 𝘦𝘳𝘻ä𝘩𝘭𝘵 𝘢𝘶𝘴 𝘪𝘩𝘳𝘦𝘮 𝘓𝘦𝘣𝘦𝘯 𝘶𝘯𝘥 𝘪𝘩𝘳𝘦𝘳 𝘈𝘳𝘣𝘦𝘪𝘵
🅉🅂 🅅🄴🅁🄻🄰🄶

Wie kam es dazu, dass Ellen Matzdorf zuerst freiberufliche Hebamme wurde (übrigens auch erst nachdem sie zuerst einen anderen Berufsweg eingeschlagen hatte) und später dann auch mit @stern.bestattungen eine zweite Berufung annahm und Bestatterin wurde? Hierüber berichtet sie in ihrem Buch #vomerstenbiszumletztenatemzug Sie übt übrigens beide Berufe immer noch in Oldenburg aus.
Als Leser erfährt man über ihre Erfahrungen und Intuitionen bei und mit Geburten, über Geburtshaus und Hausgeburten, leichten und schwierigen "Fällen". Und auch einem tragischen Ereignis, dass sie dazu brachte sich auch um Sternenkinder und verstorbenen Erwachsene zu kümmern. Das Buch ist sehr persönlich, Ellen Matzdorf öffnet ihre Türen, ihre Erlebnisse und Gedanken. Sie berichtet viel über ihren Lebensweg, ihre Kindheit, die alles andere als einfach war, über den Leidensweg und Tod ihres Bruders, sie macht sich Gedanken über geänderte Lebens- und Sterbens -Verhältnisse , auf gesellschaftlichen, politischen oder strukturellen Ebenen. Sie beleuchtet dabei verschiedene Sichtweisen, zu denen sich auch der Leser durchaus eine eigene Meinung bilden kann. Input gibt es einiges!
Ein interessanter Blick hinter die Kulissen von zwei eigentlich völlig unterschiedlichen Berufen, die aber eines verbindet: den Menschen, und die nur durch das Leben getrennt werden.

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Veröffentlicht am 02.11.2023

Hat mich wieder mitgerissen

Kalmann und der schlafende Berg
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Schön war es, wieder auf Kalmanm zu treffen, mit ihm neue abenteuerliche Ereignisse zu erleben und wieder mehr über den Ort mit dem unaussprechlichen Namen in Island zu erfahren, insbesondere natürlich ...

Schön war es, wieder auf Kalmanm zu treffen, mit ihm neue abenteuerliche Ereignisse zu erleben und wieder mehr über den Ort mit dem unaussprechlichen Namen in Island zu erfahren, insbesondere natürlich dessen Einwohner. Den ersten Band (den man nicht unbedingt vorab gelesen haben muss, aber es erleichtert schon ein bisschen Kalmann "einordnen" zu können, obwohl, er passt er sowieso in keine Schublade und man muss sich als Leser einfach auf ihn einlassen).
Weil meine Lektüre des ersten Bandes allerdings schon eine ganze Weile her war und ich nicht mehr alle Details parat hatte, war ich doch erleichtert, so schnell wieder drin zu sein im Geschehen rund um Kalmanns Erlebnisse. Diesmal bleibt es aber nicht nur bei der isländischen Kulisse, Kalmanm macht auch einen spektakulären Ausflug nach Amerika zu seinem Vater, den er endlich kennenlernt. Ausgerechnet mitten in der Pandemie. Als dann Kalmanm auch noch mitten in den Sturm auf das Kapitol am 06. Januar 2021 gerät und was das alles für ein Schlamassel hinter sich herzieht und warum Kalmanm nach seiner Rückkehr auch noch einen Mord in Island aufklären will, dass muss man natürlich selbst nachlesen, ich möchte ja nicht zu viel verraten.

Kalmanm erinnet mich ja auch immerl wieder ein wenig an Forrest Gump, obwohl, wie der Autor auch selbst betont, Kalmanm stehen bleibt, wenn's brenzlig wird und nicht wegrennt. Ich habe Kalmanm auch im zweiten Band wieder richtig ins Herz geschlossen, er ist mutig und liebt die Gerechtigkeit, er weiß, was er will und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann ruht er nicht eher, bis er zu den Fragen, die er sich gestellt hat, Antworten gefunden hat. Eine Geschichte, die mal humorvoll, mal spannend und immer wieder auch nachdenklich stimmend macht und zeigt, dass man Menschen mit Behinderungen niemals unterschätzen sollte.

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