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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.05.2024

Sehnsuchtsort Bretagne

Der Sommer, in dem alles begann
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In Claire Léosts Roman stehen drei Generationen von Frauen im Mittelpunkt, die in einem kleinen Dorf im Innern des Landes leben. Der Leser erfährt, was ihnen von 1944 bis in die Gegenwart widerfährt. ...


In Claire Léosts Roman stehen drei Generationen von Frauen im Mittelpunkt, die in einem kleinen Dorf im Innern des Landes leben. Der Leser erfährt, was ihnen von 1944 bis in die Gegenwart widerfährt. Da ist die 16jährige Schülerin Hélène, gerade zum ersten Mal verliebt in Yannick, der sich schon in jungen Jahren als Aktivist für die Erhaltung der bretonischen Sprache und Kultur einsetzt. Ihre Mutter kümmert sich um ihren schwerkranken Mann. Die Großmutter hat noch die Zeit des Zweiten Weltkriegs miterlebt, als die Bretagne von deutschen Truppen besetzt war und viele Männer starben oder verschwanden. In der Gegenwart tritt eines Tages Marguerite, eine Lehrerin aus Paris, ihre Vertretungsstelle im Ort an. Sie ist mit einem bekannten Schriftsteller verheiratet, der gerade unter einer Schreibblockade leidet. Sie sucht heimlich nach ihrer unbekannten Mutter, von der sie annimmt, dass sie in der Gegend lebt. Auch eine Frau aus dem Ort, die Witwe Tanguy, hat ein Geheimnis, über das sie nicht spricht. Sie war in Paris als Dienstmädchen beschäftigt, als sie von ihrem Arbeitgeber vergewaltigt wurde. Sie bekam ein Kind, das man ihr sofort nach der Geburt wegnahm, weil es angeblich gestorben war. Die Autorin führt diese Handlungselemente zu einer Geschichte zusammen, die zeigt, dass die traumatischen Erfahrungen der Vergangenheit für immer nachwirken.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, vor allem, weil es eine Bretagne zeigt, die man als Tourist oder als Leser der Krimis von Jean-Luc Bannalec nicht kennenlernt, denn hier geht es nicht um die malerischen Küsten, sondern um die touristisch weniger erschlossenen Teile der Provinz. Auch mit der sorgfältigen Charakterzeichnung, der sprachlichen Qualität und der Einbeziehung der kulturellen Aspekte hat mich der Roman überzeugt. Sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 24.04.2024

Mit dem Fuchs fing alles an

Notizen zu einer Hinrichtung
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Der Serienmörder Ansel Packer wurde wegen seiner Taten zum Tode verurteilt und wartet auf seine Hinrichtung. Der Leser erlebt die letzten zwölf Stunden seines Lebens mit und erfährt seine Geschichte, ...


Der Serienmörder Ansel Packer wurde wegen seiner Taten zum Tode verurteilt und wartet auf seine Hinrichtung. Der Leser erlebt die letzten zwölf Stunden seines Lebens mit und erfährt seine Geschichte, auch aus seiner Perspektive. Daneben kommen auch Frauen zu Wort, die in seinem Leben eine Rolle spielten, zum Beispiel seine Mutter, die ihren gewalttätigen Mann verließ und ihre beiden kleinen Söhne zurückließ. Die Brüder wurden getrennt und sahen sich nie wieder. Ansel lebte in einer Pflegefamilie auf dem Land, der kleine Bruder wurde adoptiert. Außerdem lernt der Leser seine Ehefrau Jenny und ihre Zwillingsschwester Hazel kennen sowie die Polizistin Saffy, die als Kind ebenfalls auf der Farm lebte und von seinen Tierquälereien in Angst und Schrecken versetzt wurde. Sie hat frühzeitig erkannt, dass er als 17jähriger drei junge Mädchen getötet hat, deren Leichen lange nicht gefunden wurden. 20 Jahre später begeht er einen weiteren Mord und wird schließlich aufgrund ihrer Informationen überführt.
Die Geschichte wird auf verschiedenen Zeitebenen und aus wechselnden Perspektiven erzählt. So erfahren wir auch, dass der Täter ein Manuskript hinterlässt, in dem er sich Gedanken über das Gute und das Böse und die Vielzahl von Entscheidungen macht, die bestimmen, wie unser Leben verläuft und die zugleich alternative Lebenswege unmöglich machen. Diesen Ausführungen folgt der Leser mit großem Interesse genauso wie der Kritik der Autorin an der Tatsache, dass wir diese Bücher über Serienmörder lesen und davon fasziniert sind. Kukafka kritisiert auch die Todesstrafe und die Art und Weise, wie sie vollzogen wird. Mir gefällt, dass die Autorin auf detaillierte Gewaltdarstellungen verzichtet und ihr Roman sich dennoch spannend liest. Ich möchte nicht versäumen darauf hinzuweisen, wie gelungen in diesem Fall das Cover mit dem Fuchs ist, denn mit der Tötung des Fuchses und anderer Tiere auf der Farm fing alles an. Ich empfehle “Notizen zu einer Hinrichtung“ ohne Einschränkung.

Veröffentlicht am 04.02.2024

Überall dysfunktionale Familien

Endstation Malma
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In Alex Schulmans neuem Roman werden verschiedene Menschen im Zug nach Malma gezeigt, einem kleinen Ort ein paar Stunden von Stockholm entfernt. Da ist ein Vater mit seiner kleinen Tochter Harriet, Harriet ...


In Alex Schulmans neuem Roman werden verschiedene Menschen im Zug nach Malma gezeigt, einem kleinen Ort ein paar Stunden von Stockholm entfernt. Da ist ein Vater mit seiner kleinen Tochter Harriet, Harriet mit ihrem Mann Oskar, von dem sie sich trennen wird und ihre Tochter Yana, die nach Malma unterwegs ist, weil sie Antworten auf Fragen erhofft, die bisher unbeantwortet geblieben sind. Diese Menschen sitzen natürlich nicht im selben Zug, sondern ihre Reisen finden in einem Zeitraum von etwa fünfzig Jahren statt, die erste mit Harriet als Kind in den 70er Jahren. Die Kapitelüberschriften Harriet, Oskar und Yana sind ein Hinweis auf die drei Zeitebenen und den damit verbundenen Perspektivwechsel. Am Ende kann der aufmerksame Leser die Puzzleteile zusammensetzen und kennt die wesentlichen Elemente der geschilderten Schicksale.
Der Autor zeigt mehrere dysfunktionale Familien: Ehen scheitern, und Kinder durchleben eine schwere Kindheit, die sie für immer prägen wird. Harriet wird unter besonders belastenden Umständen von ihrer Schwester getrennt, weil die Eltern die Geschwister unter sich aufteilen und ein weiterer Kontakt nicht geplant ist. Sie erlebt mit, dass beide Elternteile die Schwester vorziehen und sie zurückweisen. Harriet wächst beim Vater auf. Später wird Harriet nach dem Scheitern ihrer Ehe mit Oskar spurlos verschwinden und Tochter Yana zurücklassen. Wie wird ein Kind mit Verlust und Zurückweisung fertig? Inwieweit prägen diese frühen schmerzlichen Erfahrungen ihr eigenes Leben? Schulman setzt sich in diesem auch in der deutschen Übersetzung hervorragenden Roman mit diesen ernsten Themen auseinander und macht sie für den Leser nachvollziehbar. Mir hat auch Schulmans neues Buch sehr gut gefallen, und ich werde sicher noch weitere Romane von ihm lesen.

Veröffentlicht am 17.11.2023

Glück kann so einfach sein

Backen macht glücklich
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„Backen macht glücklich“ von Kathrin Runge ist im DK-Verlag erschienen und macht den Hobbybäcker mit vielen wertvollen Tipps und einer sehr guten Rezeptauswahl wirklich glücklich. Neben dem Vorwort und ...


„Backen macht glücklich“ von Kathrin Runge ist im DK-Verlag erschienen und macht den Hobbybäcker mit vielen wertvollen Tipps und einer sehr guten Rezeptauswahl wirklich glücklich. Neben dem Vorwort und anderen interessanten Informationen wie Backtipps und Pannenhilfe bei Backfehlern werden die Grundteige wie z.B. Biskuitteig und Sauerteig handwerklich perfekt erklärt und, was ich lange nicht in einem Backbuch gelesen habe, die Autorin beschäftigt sich mit der Umrechnung von Backformen. Das ist besonders hilfreich, weil nicht alle Größen von Backformen in einem normalen Haushalt Einzug finden können. Die Zutaten, die benötigt werden, sind größtenteils in einem gut sortierten Haushalt vorrätig. Das zeichnet ein gutes Backbuch aus, denn ich finde es nicht hilfreich, wenn für einen Kuchen Dinge besorgt werden müssen, die nie wieder verwendet werden. Optisch überzeugt das Buch durch sehr gutes Foodstyling. Auch wird nicht viel Ausrüstung zur Herstellung der Backwerke benötigt.
Der sehr umfangreiche Rezeptteil mit 80 unkomplizierten Rezepten ist in fünf Abschnitte aufgeteilt:
-Kuchen für jeden Anlass
-Besonderes für Feste
-Köstliche Kleinigkeiten
-Süßspeisen und
-Herzhaftes für alle Fälle.
Mir ist es erst einmal sehr schwergefallen, mich aus der Masse an Rezepten für irgendeins zu entscheiden. Begonnen habe ich mit der Aprikosentarte auf S. 56. Ich habe sie mit Dosenfrüchten zubereitet. Durch die präzise und einfache Erklärung ist sie mir sehr gut gelungen. Geschmacklich ist sie ein Erlebnis.
Wem kann ich dieses Buch empfehlen? Für mich gehört dieses umfangreiche Standardwerk in jede gut gepflegte Kochbuchbibliothek. Backen macht hier die ganze Familie vom Amateur bis zum Profi glücklich. Dies bedeutet, dass nicht nur Kuchen und Gebäck Kindern gut schmecken, sondern dass sie zum Beispiel auch an der Herstellung beteiligt werden können. Auch wenn die Gebäcke niemals optisch so werden, wie im Buch abgebildet, sind sie geschmacklich unübertroffen gut. Von mir gibt es eine absolute Kaufempfehlung. Ich bin begeistert und werde noch viele Rezepte nachbacken.

Veröffentlicht am 13.11.2023

Brot sucht Aufstrich und findet ihn

Brot sucht Aufstrich
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„Brot sucht Aufstrich“ von Bestsellerautorin und Brotbackprofi Valesa Schell ist im Ulmer Verlag erschienen. 60 Rezepte für herzhafte und süße Brotaufstriche, ob veggie oder vegan, morgens oder abends ...


„Brot sucht Aufstrich“ von Bestsellerautorin und Brotbackprofi Valesa Schell ist im Ulmer Verlag erschienen. 60 Rezepte für herzhafte und süße Brotaufstriche, ob veggie oder vegan, morgens oder abends – hier ist für jeden Geschmack etwas zu finden. Nach dem Vorwort beschäftigt sich die Autorin mit der Herstellung der Grundzutaten für Brotaufstriche, sei es Frischkäse, Schmand, griechischer Joghurt, italienisches Kräutersalz oder Knoblauchpaste. Die Knoblauchpaste wird bei mir sehr häufig verwendet, das Rezept kannte ich so nicht. Die benötigten Küchenutensilien habe ich in meinem Haushalt, außer einen Thermomix, den benötige ich nicht. Die Rezepte sind sehr strukturiert erklärt und aufgeteilt nach den benötigten Zutaten sowie dem dafür notwendigen Handwerkszeug. Wie lange der Aufstrich haltbar ist, steht bei jedem Rezept, auch, wie die Aufstriche einzuwecken sind. Das ist für die Vorratshaltung sehr wichtig. Außerdem gibt die Autorin Empfehlungen, für welches Brot sich die zuvor hergestellten Aufstriche besonders eignen und wofür die Reste verwertet werden können, sollte man welche haben. Ich habe das Buch von hinten angefangen und mich mit den süßen Brotaufstrichen beschäftigt. Das Zitronen-Gelee und die Orangenmarmelade waren einfach herzustellen und geschmacklich unübertroffen gut. Mit den Brotaufstrichen von Valesa Schell, die man so nirgends kaufen kann, wird aus jeder normalen Scheibe Brot eine Gourmetschnitte. Wichtig ist für mich, dass ich selbst entscheiden kann, was in meinen Brotaufstrichen enthalten ist, dass es schnell geht, unkompliziert ist und die verwendeten Zutaten nicht einmal um die ganze Welt gereist sind. Von mir gibt es eine Kaufempfehlung für „Brot sucht Aufstrich“. Ich backe seit vielen Jahren verschiedene Sorten Brot selbst und bin dankbar für die Vielzahl von Ideen für den Belag. Ich werde das Buch noch oft zur Hand nehmen und viele der Rezepte ausprobieren.