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Veröffentlicht am 01.12.2023

Warmherziges, familiäres Portrait der fast hundertjährigen Tante der Autorin

Besser allein als in schlechter Gesellschaft
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„Besser allein als in schlechter Gesellschaft“ ist nicht nur der Titel des Buchs von Adriana Altaras, sondern auch das Motto nach der ihre Teta Jela in ihren letzten Jahren lebt. Ihre Tante heißt mit vollem ...

„Besser allein als in schlechter Gesellschaft“ ist nicht nur der Titel des Buchs von Adriana Altaras, sondern auch das Motto nach der ihre Teta Jela in ihren letzten Jahren lebt. Ihre Tante heißt mit vollem Namen Jelka Motta. Sie steht kurz vor ihrem hundertsten Geburtstag, als sie stürzt und aufgrund ihrer Verletzung Pflege benötigt. Sie wird in einem Seniorenheim im italienischen Mantua aufgenommen, in der Stadt, in der sie auch wohnt. Der Lockdown in der Corona-Krise verhindert es, dass ihre in Berlin lebende Nichte Adriana sie besucht. Es folgen lange Telefonate und irgendwann erklärt eine Pflegerin der Tante die Technik des Skypens.
Die Autorin erzählt die Geschichte ihrer Teta Jela, mit dem auch ein großer Teil ihres eigenen Lebens verbunden ist, aus zwei sich abwechselnden Sichtweisen. Einerseits offenbarte sie mir als Leserin ihre eigenen Gefühle bei den Kontakten zu ihrer Tante, andererseits wechselt Adriana Altaras die Perspektive, versetzt sich in Jelka Motta und lässt sie als Ich-Erzähler berichten. Durch die Erzählform erfuhr ich einiges über den Alltag der betagten Tante aus nächster Nähe. Deren Erinnerungen blicken zurück auf ein bewegtes Leben. Vor allem ist es berührend, dass sie als Jüdin ein Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg überlebt hat. Als ihr Schwager, der Vater der Autorin, in den 1960er Jahren aus Zagreb fliehen muss und ihre Schwester dort noch zurückgehalten wird, nimmt sie die vierjährige Adriana bei sich in Italien auf. Die beiden entwickeln ein inniges Verhältnis zueinander.
Aus der Ferne organisiert die Autorin, was immer sich ihre Tante wünscht. Gleichzeitig schenkt sie ihr uneingeschränkt Vertrauen und erzählt ihr die eigenen Probleme. Jelka Motta war eine Frau mit eigenen Ansichten, die sich bis ins hohe Alter hinein ein selbstbestimmtes Leben zu erhalten gesucht hat. Die Autorin teilt mit den Lesenden auch ihre Emotionen aufgrund der Trennung von ihrem Mann, aber sie lässt auch ihre Teta Jele darüber zu Wort kommen, wen diese geliebt und besonders gernhatte. Die Tante war der Ansicht, dass ihre selbstgemachte Pasta über viele Sorgen hinweghelfen konnte. Obwohl im Buch einige bewegende Ereignisse geschildert werden, versteht Adriana Altaras ihnen die Schwere zu nehmen, indem sie ihnen bewusst einige amüsante Situationen entgegensetzt.
Das Buch „Besser allein als schlechter Gesellschaft“ ist ein warmherziges, familiäres Portrait der in Italien lebenden, in Jugoslawien aufgewachsenen Jelka Motta, der Tante der Autorin Adriana Altaras. Die Geschichte zeigt den respektvollen, hilfsbereiten Umgang zwischen der fast Hundertjährigen und ihrer etwa vierzig Jahre jüngeren Nichte. Das Verständnis füreinander lässt sie gemeinsam lachen und wehmütig sein, aber niemals aufgeben. Gerne empfehle ich das Buch uneingeschränkt weiter.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Ungewöhnlicher, eindringlich erzählter Roman über das Muttersein

Nightbitch
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Die US-Amerikanerin Rachel Yoder schreibt in ihrem Debüt „Nightbitch“ über eine Künstlerin, die ihren Job in einer Galerie aufgegeben hat, um sich nur noch um den zweijährigen Sohn und den Haushalt zu ...

Die US-Amerikanerin Rachel Yoder schreibt in ihrem Debüt „Nightbitch“ über eine Künstlerin, die ihren Job in einer Galerie aufgegeben hat, um sich nur noch um den zweijährigen Sohn und den Haushalt zu kümmern. Ihr Spitzname ist titelgebend, aber es scheint, dass sie der doppelten Bedeutung der „Bitch“ immer gerechter wird. Einerseits nimmt sie die Bezeichnung als „Miststück“ selbstironisch, andererseits glaubt sie zunehmend, dass sie sich in eine Hündin verwandelt, denn sie spürt erste körperliche Veränderungen in dieser Richtung.

Die Autorin erzählt die Geschichte aus einer allwissenden Sicht mit Fokus auf die Protagonistin, der sie keinen Vor- oder Zunamen gibt, sondern sie gleich zu Beginn mit „Nightbitch“ oder „Mutter“ benennt. Das besondere Stilelement wird eventuell vielen Lesenden hilfreich dabei sein, sich in dieser Rolle wiederzuerkennen.

Nightbitch betont im Laufe der Geschichte mehrfach, dass sie einen guten Mann geheiratet hat, doch wochentags ist er auf mehrtägigen Dienstreisen unterwegs. Eigentlich wollte sie ihr Kind fremdbetreuen lassen, während sie weiter im Job bleibt, doch dann hatte sie Mitleid mit ihrem Sohn, der wenig Aufmerksamkeit durch die Erzieherinnen erhält. Weil das Gehalt ihres Ehemanns höher als ihr eigenes ist, hat sie ihre Tätigkeit aufgegeben. Seit Monaten lebt sie den Alltag einer Vollzeitmutter. Das Wohl ihres Kindes stellt sie über ihr eigenes und verzichtet zunehmend auf Körperpflege, regelmäßige Mahlzeiten und soziale Kontakte. In ihr erwachen Instinkte und Triebe, die sie neugierig ausleben möchte und dabei spielerisch ihren Sohn mit einbezieht. Doch allmählich entgleitet ihr die Kontrolle über das Spiel und sie agiert unbeherrscht, wild und bestialisch.

Rachel Yoder schreibt mit hohem Einfühlungsvermögen. Ihre überspitzte Darstellung lässt ein Augenzwinkern nicht vermissen. Als sensible Künstlerin hat ihre Protagonistin ein unruhiges Gefühlsleben und schwankt schnell zwischen Euphorie und Ermüdung. Die Arbeiten, die sie zu erfüllen hat, widmet sie sich mit Leidenschaft. Nachdem ihr die Chance auf eine berufliche Karriere scheinbar versagt ist, probiert sie ihre niedersten Begierden aus. Daraus erklärt sich auch das Titelbild, denn es gelüstet sie unter anderem nach rohem Fleisch.

Der Kontakt von Nightbitch zu anderen Müttern schildert die Autorin zwar ebenfalls überzogen, aber dadurch macht sie deutlich, welche Erwartungen die Gesellschaft an eine Mutterrolle knüpft. Erst als es der Hauptfigur gelingt, über den Tellerrand ihrer selbst gestalteten Zurückgezogenheit zu schauen und sie Mitgefühl für eine andere Mutter entwickelt, erwacht in Nightbitch die verloren geglaubte Kreativität. Es gelingt ihr, nach neuen Lösungen für die eingefahrene Situation in ihrem Leben zu suchen.

Der Debütroman „Nightbitch“ von Rachel Yoder ist eine ungewöhnliche Lektüre, die in die tiefsten Sphären unserer ureigenen Instinkte führt. Der Autorin gelingt es durch eine übertriebene Darstellung, die teils auch amüsant ist, auf die besonderen Herausforderungen des Mutterseins hinzuweisen, hinter der Frauen ihre eigenen Bedürfnisse viel zu häufig herabsetzen. Ein unvergleichbarer, eindringlich erzählter Roman mit speziellem Identifikationspotential, den ich gerne weiterempfehle

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Veröffentlicht am 15.11.2023

Was der Krieg mit den Menschen macht - ein ergreifender Coming-Of-Age-Roman

Der Geruch von Ruß und Rosen
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Madina ist in Österreich „angekommen“, dem Krieg Daheim, in einem unbenannten Land, ist sie mit ihrer Familie vor fast drei entflohen. Julya Rabinowich hat über die fiktiven Ereignisse, die Madina in den ...

Madina ist in Österreich „angekommen“, dem Krieg Daheim, in einem unbenannten Land, ist sie mit ihrer Familie vor fast drei entflohen. Julya Rabinowich hat über die fiktiven Ereignisse, die Madina in den vergangenen Jahre erlebt hat, zwei Bücher geschrieben hat. Im Roman „Der Geruch von Ruß und Rosen“ lässt die Autorin ihre Protagonistin zunächst von ihrem jetzigen Alltag erzählen, aber die furchtbaren Erinnerungen an die Kriegstage, kann sie nicht vergessen. Der Geruch von Ruß hängt in ihrer Nase ebenso fest wie der Blumenduft der Rosen im Garten der Großmutter. Vor allem vermisst Madina ihren Vater, der sich als Arzt um jede und jeden gekümmert hat, der sich an ihn wendete. Irgendwann hat er seine Familie zurückgelassen und ist wieder in die Heimat zurückgereist.
Doch dann erhält die Protagonistin endlich die Nachricht, dass der Krieg beendet ist. Bestimmt wird sich nun ihr Leben zum Besten hin ändern, wenn erst der Vater heimgekehrt. Zeit vergeht, aber es kommt keine Nachricht von ihm. Sie nimmt die Gelegenheit wahr, ihre Tante zurück ins Heimatland zu begleiten. Dort macht sie sich auf die Suche nach ihrem Vater, damit sie zu dritt die Rückfahrt antreten können. Ihre Reise endet in einer Tragödie.
Die Geschichte wird tagebuchartig von Madina in der Ich-Form erzählt. Dadurch kam ich den Gefühlen der Protagonistin sehr nah. Aus ihren Beschreibungen konnte ich ihre Stimmung erfassen, ihre Trauer und Wut, ebenso wie ihre Dankbarkeit und Zuneigung. Manchmal spürte ich ihre innere Erregung und hatte Verständnis dafür, dass es ihr vermutlich schwerfiel, sich in Worten auszudrücken, denn dann blieben die Einträge relativ kurz. Julya Rabinowich wählt eine einfache und coole Sprache, so dass auch Jugendliche sich gut in die Erzählung einfinden können. Immer wieder las ich starke Sätze, die augenöffnend sind.
Madina hat sich inzwischen gesellschaftlich angepasst. Eine neue Bekannte führt ihr vor Augen, dass sie zunehmend auf das herabschaut, was ihre Kultur früher ausmachte und sich nun dafür schämt. Die Protagonistin lernt, selbst zu entscheiden, was sie für ihre Zukunft als wichtig empfindet. Als Madina in ihre Heimat zurückkehrt, werden ihre schlimmsten Vorstellungen übertroffen. Ich war tief berührt von dem, was sie dort erlebt. Die Protagonistin war mir auch deswegen sympathisch, weil sie über andere Meinungen nachdenkt und ihnen Respekt zollt, auch wenn sie nicht immer Verständnis dafür hat.
Die Handlung ist rein fiktiv, steht aber für viele Schicksale, von denen die Autorin erfahren hat. Daher weist sie dem Krieg auch kein Land zu, denn er könnte überall spielen. Wer vor dem Krieg aus seiner Heimat flüchtet, hat in der Regel Schreckliches erlebt. Das Wo spielt keine Rolle.
Anhand der Geschichte der erdachten Figur Madina zeigt Julya Rabinowich in ihrem Roman „Der Geruch von Ruß und Rosen“ das, was Krieg ausmacht. Sie führt den Blick auf die Gefühle der Menschen, die als Flüchtlinge ein neues Daheim gefunden haben, allerdings oft, ohne mit dem Schrecken abschließen zu können. Gerne empfehle ich das Buch uneingeschränkt weiter.

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Eine liebevolle Hommage an die Großeltern

Sylter Welle
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In seinem Roman „Sylter Welle“ erinnert sich Max Richard Leßmann, der nicht nur Autor des Buchs, sondern auch Sänger und Podcaster ist, an die gemeinsamen Urlaube mit seinen Großeltern auf der größten ...

In seinem Roman „Sylter Welle“ erinnert sich Max Richard Leßmann, der nicht nur Autor des Buchs, sondern auch Sänger und Podcaster ist, an die gemeinsamen Urlaube mit seinen Großeltern auf der größten nordfriesischen Insel zurück. Es ist eine Geschichte, in die Max Leßmann eigene Erlebnisse hat einfließen lassen. Das Cover verspricht womöglich auf den ersten Blick schöne idyllische Tage am Meer, doch auf den zweiten erkennt man den in Flammen stehenden Strandkorb. Beim Betrachten stellte ich mir die Frage, ob der Brand eine Metapher zu den Ferientagen von Max darstellt und war daher gespannt auf seine Erzählung.
Viele Jahre lang hat der Protagonist Max die Eltern seines Vaters auf Sylt auf dem Campingplatz besucht. Inzwischen haben diese aber ihren Wohnwagen verkauft, beabsichtigen jedoch, noch ein letztes Mal auf die Insel zu fahren. Max besucht sie dort für drei Tage in ihrer Ferienwohnung, die zu dem Wohnkomplex „Sylter Welle“ gehört und neben dem gleichnamigen Freizeitbad in Westerland liegt. Bereits bei seiner Ankunft macht Max sich einige Gedanken zu dem gesundheitlichen Zustand seiner Großeltern, denn ihm wird bewusst, dass er irgendwann für immer von ihnen Abschied nehmen muss.
Mit seinem ihm eigenen Humor nimmt Max Leßmann manches Detail am Rande seines Urlaubs in den Blick, wie beispielsweise Ess- und Schwimmgewohnheiten. Seine Gedanken sind amüsierend, mit einer kurzen Bemerkung erhalten sie Würze und manchmal auch Tiefsinn. Gerne schwelgt er in seinen Erinnerungen an vergangene Ferien. Dabei stellt er die Eigenheiten seiner Großeltern heraus und verdeutlicht die Punkte, an denen es typischerweise zu Generationenkonflikten kommt.
Bald schon wurde mir bewusst, dass es dem Autor in seinem Roman um mehr geht als einer Schilderung von Urlaubserlebnissen. Aus den Erzählungen seiner Verwandtschaft weiß er um die niederschlesische Herkunft seines Großvaters, der nach der Flucht aus der Heimat mit seiner Familie im westfälischen Dorf der Großmutter ankam. Max erinnert sich an die Schilderungen von dessen Kindheit mit einem strengen Vater. Sein Opa hat ihm aber auch von den Freiheiten erzählt, die er seinen eigenen Kindern gewährt hat. Die Großmutter von Max erscheint reserviert und stellt für die Familie ihre eigenen, manches Mal befremdenden Regeln auf. Sie ist immer um das leibliche Wohl ihrer Liebsten besorgt.
Es wird nicht deutlich, inwieweit der Roman reale Begebenheiten widergibt. Max Leßmann sagt dazu, dass er die Geschichte verfremdet hat, aber einige Verwandte sich gegenseitig wieder erkennen. Nichtsdestotrotz beschreibt der Autor die Familienmitglieder eigenwillig liebevoll mit Ecken und Macken und schont sich nicht, einige sonderliche Eigenarten seines Alter-Ego darzulegen.
Max Richard Leßmann widmet seinen Roman „Sylter Welle“ seiner Großmutter. Doch nicht nur mit ihrem Leben und ihren Ansichten setzt er sich darin auseinander, sondern auch mit denen seines Großvaters. Er schaut aber genauso auf deren Verständnis für seine Meinungen, seinen Beruf und seine Lebensgestaltung. Die Geschichte hat den Aufforderungscharakter, sich mit seinen Familienangehörigen auseinanderzusetzen und andere Sichtweisen zu respektieren. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter.

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Veröffentlicht am 13.11.2023

Ein gruseliges Lesevergnügen

Biblioteca Obscura: Frankenstein
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Mary Shelleys Buch „Frankenstein“ ist ein Schauerroman mit Elementen aus dem Sciene Fiction. Die Geschichte ist verschachtelt geschrieben und zum ersten Mal l1818 veröffentlicht. Darin schreibt der Abenteurer ...

Mary Shelleys Buch „Frankenstein“ ist ein Schauerroman mit Elementen aus dem Sciene Fiction. Die Geschichte ist verschachtelt geschrieben und zum ersten Mal l1818 veröffentlicht. Darin schreibt der Abenteurer Robert Walton während einer Fahrt in den Norden, bei der er sich die Entdeckung neuer Länder erhofft und die Lüftung des Geheimnisses des Magnetismus, an seine Schwester in England von einer Begegnung besonderer Art. Während das Schiff, auf dem er als Kapitän unterwegs ist, von Eisschollen eingeschlossen ist, nehmen sie den aus Genf stammenden Naturwissenschaftler Frankenstein an Bord, dem es ein dringendes Bedürfnis zu sein scheint, sein Leben zu erzählen.
Robert Walton hört ihm zu und macht weitreichende Aufzeichnungen, die er an seine Schwester schickt. Dennoch wird die Haupthandlung des Romans in der Ich-Form von Frankenstein erzählt. Aufgrund seines regen Interesses hat er sich sämtliches bekanntes Wissen über Chemie und Physik angeeignet und damit aus unbelebten Teilen ein Monster geschaffen, vor dem er selbst Angst bekommt, als es erwacht. Mehrere Jahre später stellt Frankenstein fest, dass ein geliebtes Familienmitglied von dem Unwesen ermordet wurde. Das Monster sucht ihn auf und fordert, dass er für ihn eine Gefährtin konstruiert. Sollte er ihm nicht Folge leisten, werden seine Freunde nach und nach getötet werden.
Mary Shelley nennt keine Details über die Erschaffung des Monsters. Sie schrieb das Buch in einer Zeit, in der Galvinismus und Elektrizität neu entdeckt und eifrig diskutiert wurden. Die Überlegungen sind hochaktuell, denn so wie damals über die Belebung des menschlichen Körpers spekuliert wurde, so wird heute darüber nachgedenkt, inwieweit Künstliche Intelligenz den menschlichen Intellekt ersetzen kann. Die Autorin schafft in ihrem Werk Kontraste zwischen bezaubernden Naturlandschaften und der meist vorherrschenden düsteren Stimmung von Frankenstein. Sowohl Schöpfer wie Geschaffener sehnen sich nach Liebe, um der Einsamkeit zu entkommen. Die Geschichte zeigt, welche Ausmaße möglich sind, wenn körperliche Überlegenheit gegen Intellekt eingesetzt wird, wobei keiner der Kontrahenten dazu bereit ist, seine Macht aufzugeben.
Die Schmuckausgabe aus der Serie Biblioteca Obscura der arsEdition stattet den Roman „Frankenstein“ von Mary Shelley opulent aus, sowohl optisch wie auch haptisch. Der polnische Gegenwartskünstler Marcin Minor hat das Buch passend zum Inhalt mit finsteren Illustrationen in grauen und blutroten Farbtönen ausgestattet. Ein wahrlich gruseliges Leseereignis!

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