Spezieller Humor
Da bin ick nicht zuständig, MausiIch bin der Kunstfigur Conny, die wohl auf diversen Social-Media-Kanälen und in der Stand-up-Comedy-Szene bereits eine größere Nummer zu sein scheint, erstmals in diesem Werk begegnet. Witziger Buchtitel, ...
Ich bin der Kunstfigur Conny, die wohl auf diversen Social-Media-Kanälen und in der Stand-up-Comedy-Szene bereits eine größere Nummer zu sein scheint, erstmals in diesem Werk begegnet. Witziger Buchtitel, passendes Cover, durchwegs amüsanter Einstieg in die Handlung - noch dazu in herrlich sympathischem Berliner Dialekt … 'Kiekste dir ma näher an!', dacht ick mir.
Man spürt direkt ab der ersten Zeilen, dass die Autorin bzw. Connys Schöpferin selbst mal Beamtin war, obendrein (wie die weibliche Hauptfigur) in der schönen Landeshauptstadt Berlin - theoretisch könnte das Ganze also glatt als persönlicher Erfahrungsbericht durchgehen. Mein Gefühl beim Lesen war jedenfalls: Dit is allet echter als echt - der janz normale alltägliche Wahnsinn uff'm Amt.
Ich behaupte jetzt einfach mal: Jeder Mensch, der jemals Kontakt mit irgendeiner Art von deutscher Behörde gehabt hat, wird den einen oder anderen stereotypischen Charakter aus "Da bin ick nicht zuständig, Mausi" garantiert wiedererkennen. Geht gar nicht anders. Ausnahmslos jede der Figuren ist ein wandelndes Klischee - enorm überspitzt dargestellt, hin und wieder auch bewusst provokant, jedoch trotzdem irgendwie liebenswert. … solange man sie nicht auf dem falschen Fuß erwischt, aus Versehen gegen eine ihrer goldenen Regeln verstößt (niemals in der Mittagspause anklopfen, sonst droht Tacker-Wurf) oder aus sonstigen Gründen bei ihnen in Ungnade fällt, insbesondere nicht am "Schlado" (aka dem sch…-langen Donnerstag). Da kennen Conny, Gisela und Petra nämlich kein Erbarmen und ihr könnt nur hoffen, dass ihr stattdessen eine Dilara oder eine Ronja vor euch sitzen habt. Wat ick damit nu schon wieder meine?! Lest selbst!
… und damit bin ich bei meinem einzigen Kritikpunkt angelangt. Der Humor ist speziell, keine Frage, und jeder hat einen anderen Geschmack, fair enough. ABER: Ich hätte es klasse gefunden, wenn die Autorin die Gelegenheit genutzt hätte, mit ein paar negativen Beamten-Vorurteilen aufzuräumen, anstatt diese zu bestätigen bzw. noch hervorzuheben. Eine meiner liebsten Freundinnen arbeitet seit über 25 Jahren bei einer städtischen Behörde - sie ist eine der fleißigsten, warmherzigsten, emphatischsten und hilfsbereitesten Personen, die ich kenne, und reißt sich regelmäßig ein Bein aus, um jedes noch so komplizierte Bürger-Anliegen zu erfüllen. Jemanden wie sie in diese nicht gerade schmeichelhafte Beamten-Schublade zu stecken, fühlt sich sehr ungerecht an.
Was mir hingegen gut gefallen hat:
Ganz entzückend fand ich Connys türkische Nachbarin Gül (= Dilaras Mutter), die für ihre Gastfreundschaft, ihre Liebe zu dramatischen Telenovelas und natürlich für ihre legendären Kochkünste bekannt ist. Und das Beste ist: Ihr dürft euch sogar auf Rezepte freuen!
Ein weiteres tolles Feature: das Glossar im Anhang, in welchem uns diverse kurios klingende Begriffe aus dem oftmals für den Laien verwirrenden Behördendeutsch auf humorvolle Weise verständlich gemacht werden. (Besonders schmunzeln musste ich über "Lautraum" und "raumübergreifendes Großgrün".)
Mich hat das Werk in puncto außergewöhnlicher Erzählton gaaaanz entfernt an eine andere (in meinen Augen wesentlich liebenswertere) Berliner Kunstfigur erinnert: die Online-Omi Renate Bergmann, die man einfach nur knuddeln möchte.
𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁:
Kurzweilige Unterhaltung - Amtsalltag, mit einem Augenzwinkern erzählt. Ideal für Fans vom Berliner Dialekt.