Leider sehr enttäuschend
EndlingIch hatte mich so auf den neuen Roman von Jasmin Schreiber gefreut und ihn über Bonuspunkte bei Lesejury bestellt.
Ihre Vorgänger-Romane Marianengraben und Mauersegler waren unfassbar toll, ich hatte ...
Ich hatte mich so auf den neuen Roman von Jasmin Schreiber gefreut und ihn über Bonuspunkte bei Lesejury bestellt.
Ihre Vorgänger-Romane Marianengraben und Mauersegler waren unfassbar toll, ich hatte auch ihr süßes Sachbuch Abschied von Hermine gelesen und finde die Autorin sehr, sehr sympathisch.
Das kann ich leider von keinem der Protagonisten in Endling sagen.
Zunächst Zoe - die Ich-Erzählerin - sie ist zwar wie bei Jasmin Schreiber gewohnt ziemlich reflektierend und sie wird auch mit aller Macht als ein Art besonderer "Gutmensch" dargestellt, engagiert sich im Untergrund für Frauen, die eine (verbotene) Abtreibung vornehmen lassen wollen u.ä., aber familär betrachtet ist sie klar ein Totalausfall. Ihre Schwester, Mutter und Tante besucht sie kaum und als sie dann notgedrungen zu Schwester und Tante fährt, weil ihre Mutter einen Alkoholentzug macht, ist sie auch hier weder besonders einfühlsam, noch hilfreich. Von Beziehungen wird nichts erzählt, ab und zu betrinkt sie sich (!!!) mit dem schwulen Nachbarn, aber auch das kommt irgendwie nicht richtig sympathisch rüber.
Der Roman spielt in Deutschland, Italien und Schweden und zwar im Jahr 2041 und ganz ehrlich, das war schon mal ein großer Fehler. Es soll eine Art Dystopie sein, was tatsächlich gar nicht gelingt, da die Autorin immer mal wieder kurze Infoschnipsel über die von ihr konstruierte Welt im Jahr 2041 mittels der handelnden Personen platziert (was teilweise sehr konstruiert wirkt, warum sollten Menschen, die wissen, dass die Regierung rechtsradikal ist, das nochmal gesondert erwähnen, oder sích über die Grenzen der EU unterhalten?).
Die weiteren Personen bleiben ebenfalls unsympathisch oder blass, die alkoholkranke Mutter kommt nach dem Anfang nur noch kurz am Telefon vor. Die Tante, die eine Art Angststörung durch diverse Pandemien entwickelt hat, ist absolut nervig. Es wird eine Art traurige Lovestory angedeutet, die dann nicht weiter verfolgt wird. Die Schwester ist drogen- und/oder alkoholabhängig - vielleicht - und hat die Trauer um den Tod des Vaters nicht verwunden. Sie ist aggressiv, verschlossen und ebenfalls ein eher nerviger Charakter, besonders furchtbar ist es, als sie noch einen ausgesetzten Hund von einer Raststätte rettet und der dann permanent eine Rolle spielt. (Ja, offensichtlich liebt Jasmin Schreiber Hunde, habe ich verstanden...)
Generell, das merke ich jetzt beim Schreiben der Rezension sehr stark, ist für den Leser sehr anstrengend, was Jasmin Schreiber alles anzettelt und dann eben nicht zu Ende bringt. Eine Art Roadtrip, okay, aber 3 mal? Erster missglückter Anlauf nach Italien, dann nochmal nach Italien, wieder heim, dann nach Schweden?! Und das am Ende der Sommerferien zu einer Zeit, in der Reisen angeblich maximal schwierig ist?!
Die Exkurse zu Tieren und vor allem Insekten sind nur was für wirklich begeisterte Menschen (was ich nicht bin) und wirken absolut fehl am Platz. Wenn ich was über Käfer lesen will, dann würde ich auch lieber Marc Benecke wählen als Autoren und nicht Jasmin Schreiber.
Ihre eigentliche Stärke aus den früheren Büchern fehlt mir hier leider, es kommt wenig Empathie auf beim Leser und die Probleme sind zu vielfältig, als dass man sie richtig fühlen kann.
Am schlimmsten ist dann das Ende - sie führt Figuren aus ihren früheren Büchern nochmal ein, was ja erstmal nett ist, bei Ildiko von Kürthy liebe ich das. Aber hier ist es so - meine Kinder würden sagen CRINGE - weil es jetzt auf einmal eine Art Frauenkult gibt, der die Natur beherrschen und Männer töten kann - wtf?! Was in Mauersegler süß, schrullig und charmant war, ist in Endling echt absolut seltsam und macht das sowieso schon nicht besonders lesbare Buch komplett kaputt.
Ich habe ab der Mitte des Buches mehrfach ungläubig auf das Cover geschaut und mich gefragt, was war los?!
Im Nachwort findet sich dann eine Art Erklärung - vielleicht - scheinbar hat Jasmin Schreiber während des Schreibens eine Depression gehabt, was zumindest teilweise erklärt, warum ich bei dem Lesen des Buches im Gegensatz zu den vorherigen kein gutes und schönes Gefühl bekommen habe.
Ich wünsche ihr alles Gute und hoffe, dass sie beim nächsten Buch wieder anders schreiben wird.
Dieses Buch jedenfalls empfehle ich - leider - absolut nicht.