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Veröffentlicht am 14.11.2023

Eine Leiche mit Gefrierbrand

Tödlicher Isarfrost
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Mitten im eiskalten Münchener Winter brennt im Englischen Garten ein Auto. Ein Busfahrer kann eine Frau herausziehen - doch sie wurde ermordet, bevor sie in das Auto gesetzt wurde. Carla Liebig, Hauptkommissarin ...

Mitten im eiskalten Münchener Winter brennt im Englischen Garten ein Auto. Ein Busfahrer kann eine Frau herausziehen - doch sie wurde ermordet, bevor sie in das Auto gesetzt wurde. Carla Liebig, Hauptkommissarin der Münchener Kripo, wurde von der Frau wenige Tage zuvor um Hilfe gebeten - und weggeschickt. Clara und ihr Team beginnen intensiv zu ermitteln. Doch ihr Chef hat andere Pläne. Das Team soll sich um einen Fleischskandal kümmern, denn in München erkranken immer mehr Menschen an vergammeltem Leberkäs. Clara stolpert in beiden Fällen immer wieder über denselben Verdächtigen. Ob es einen Zusammenhang gibt?

"Tödlicher Isarfrost" ist der zweite Fall für das Team der Kripo München rund um Clara Liebig. Man kann dieses Buch perfekt ohne Vorkenntnisse lesen. Ich kannte den ersten Teil auch noch nicht und habe tatsächlich erst hinterher erfahren, daß es sich hier um einen zweiten Band handelt. Gemerkt habe ich während des Lesens nichts davon. Marie Bonstein läßt hier nichts Wissenswerte im Unklaren. Clara ist eine sehr zielstrebige Person, die ihrem Bauchgefühl vertraut und nicht locker lässt, bis sie ihr Ziel erreicht hat. Damit eckt sie natürlich oft an, macht sie aber sympathisch und authentisch. So, wie es ihr gesamtes Team ist. Einzig Iris hat mich mit ihren englischen Ausdrucksweisen, die sie ständig einstreut, etwas genervt. Favorit ist hier jedoch Dackel Gustl, der Hund einer Vermissten Frau, der bei Clara Unterschlupf findet. Er wird sogar zum unerwarteten Held! Marie Bonstein hat einen wunderbar leichten Schreibstil, der sich leicht und locker liest. Man verfolgt gern mit den Kommissaren die Fährten und lernt den Englischen Garten kennen. Hier wird alles so gut beschrieben, daß man den eisigen Winter auf der Haut spürt und fröstelt.

"Tödlicher Isarfrost" ist absolut empfehlenswert. Ich bin schon sehr auf einen weiteren Fall gespannt und auch Teil 1 muß hier noch einziehen!

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Wieder ein Volltreffer

Sylter Gier
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Die Krankenkassen haben den Verdacht, daß es auf Sylt vermehrt zu Abrechnungsbetrug kommt. Offenbar laufen die Fäden im Schwangerschaftszentrum Baby-Well zusammen. Kari, die aufgrund ihrer Schwangerschaft ...

Die Krankenkassen haben den Verdacht, daß es auf Sylt vermehrt zu Abrechnungsbetrug kommt. Offenbar laufen die Fäden im Schwangerschaftszentrum Baby-Well zusammen. Kari, die aufgrund ihrer Schwangerschaft eigentlich nur noch Innendienst leisten darf, ist begeistert, als ihr Chef sie damit beauftragt, dort undercover nachzuforschen. Kari scheint schnell einen Hauptverdächtigen gefunden zu haben - doch dann wird dieser tot aufgefunden. Es soll nicht bei einer Leiche bleiben...

Mit "Sylter Gier" läßt Ben Kryst Tomasson seine bewährten Ermittler Kari und die Häkelmafia wieder einmal ermitteln. Man kann diesen Band perfekt ohne Vorkenntnisse lesen, da der Autor es versteht, alle wichtigen Fakten in die Handlung einfließen zu lassen. Natürlich entwickelt sich das Privatleben von Kari und Jonas immer weiter, aber Verständnisprobleme kommen hier nicht auf. Wer jedoch schon einige Bände kennt, trifft hier auf alte Bekannte, mit denen man immer wieder gern ermittelt. Auch dieser Fall ist wieder sehr spannend. Kari und die Häkeldamen müssen wieder alles geben, um den Fall zu lösen. Diesmal muß Kari sich auch gegen Jonas durchsetzen, denn der ist der Meinung, sie gefährdet sich und das gemeinsame Baby - womit er recht behalten soll. Auch hier kommt der Humor nicht zu kurz und lockert die Handlung etwas auf, ohne übertrieben zu wirken. Klar, daß das Setting Sylt seinen eigenen Reiz hat. Diese Insel hat Charme und dieser wird richtig gut eingefangen und vermittelt.

Ich bin schon gespannt, wie es mit Kari und Jonas weitergeht. Ob Kari auch als Mutter ihren Ermittlungen nachgeht? Ich hoffe sehr darauf!

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Veröffentlicht am 10.11.2023

Ein Jahreshighlight

Das Gemälde
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Washington, 2019: Der Student Theo schreibt gerade an seiner Doktorarbeit, als er sieht, wie die alte Dame von gegenüber Sperrmüll auf die Straße trägt. Er entdeckt darin das Gemälde eines Pferdes und ...

Washington, 2019: Der Student Theo schreibt gerade an seiner Doktorarbeit, als er sieht, wie die alte Dame von gegenüber Sperrmüll auf die Straße trägt. Er entdeckt darin das Gemälde eines Pferdes und rettet das Bild. Er will mehr über das Bild erfahren und begegnet bei seinen Recherchen Jess, die am Smithsonian Museum gerade an einem alten Pferdeskelett arbeitet. Schnell merken sie, daß es sich sowohl beim Bild, als auch beim Skelett, um den berühmten Lexington handelt.

Kentucky, 1850: Sklavenjunge Jarret und sein Vater Harry betreuen das Fohlen Darley, gezüchtet von ihrem Marse Dr. Warfield. Jarret und Darley verbindet eine tiefe Verbundenheit, beide sind unzertrennlich. Darley feiert auf der Rennbahn Erfolge, wird später den Namen Lexington tragen und das erfolgreichste Rennpferd seiner Zeit sein. Als der Bürgerkrieg ausbricht, zieht auch der Maler Scott in den Krieg und trifft weitab vom Schlachtfeld auf Jarret und Lexington, den er schon mehrere Male porträtiert hat.

"Das Gemälde" von Geraldine Brooks ist für mich ein Jahreshighlight. Die Geschichte spielt in drei Zeitebenen, wobei der größte Augenmerk auf die Zeiten 1850 - 1875 und 2019 - 2020 gelegt wird. Am interessantesten war für mich die Vergangenheit. Die Geschichte von Lexington war unheimlich fesselnd und zum Teil auch emotional. Dieses Pferd ist tatsächlich bis heute eine Berühmtheit, so daß seine Geschichte fasziniert. Die Autorin verwebt hier geschickt belegte Begebenheiten mit Fiktion. Die Personen, die hier eine Rolle spielen, entstammen der verbrieften Realität und spielten alle in Lexingtons Leben eine Rolle. Auch sein Stammbaum entspricht der Tatsache - man trifft hier auf wahre Berühmtheiten der Pferdewelt wie z. B. Darley Arabian oder Boston, Vater von Lexington. Hier spürt man die intensive Recherchearbeit! Neben der Geschichte dieses beeindruckenden Pferdes geht es aber auch um Sklaverei. Das Leben der Sklaven wird hier intensiv beleuchtet. Während Jarret aufgrund seines Status als Pferdeknecht ein eigentlich recht gutes Leben führte, erlebt man anhand seines Schicksales auch, wie schnell die Menschen damals leidensvolle Arbeiten verrichten mußten. Auch der Bürgerkrieg wird hier mit all seinen Schrecken dargestellt. Manche Szenen sind einfach grausam zu lesen und der Gedanke, daß dies Realität war, läßt nicht mehr los. Doch auch in der Geschichte zwischen der weißen Jess und dem farbigen Theo im heutigen Amerika wird Rassismus thematisiert. Hier hat Geraldine Brooks wirklich alles einfließen lassen, was es an Vorurteilen und Geschehnissen geben kann.
Am Ende des Buches erläutert Geraldine Brooks die historischen Verbindungen der einzelnen Personen, womit man das Gelesene noch einmal Revue passieren lassen kann.

Dieses Buch hat mir wahnsinnig imponiert und ich kann es nur eindringlich empfehlen!

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Veröffentlicht am 08.11.2023

Eine Liebe überdauert die Zeit

Ein neues Leben
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Hannah Saalbach ist am Ende des zweiten Weltkrieges mit ihrem Sohn Paul und ihrer Trakehnerstute Belladonna aus Ostpreußen geflüchtet. Zunächst findet sie in einem Dorf in Mecklenburg-Vorpommern ein neues ...

Hannah Saalbach ist am Ende des zweiten Weltkrieges mit ihrem Sohn Paul und ihrer Trakehnerstute Belladonna aus Ostpreußen geflüchtet. Zunächst findet sie in einem Dorf in Mecklenburg-Vorpommern ein neues Zuhause und neue Freunde. Als sie die Mitteilung erhält, daß ihre Mutter in Lüneburg eine neue Bleibe gefunden hat, macht sie sich auf den Weg dorthin. Sie hofft, dort auch ihre Freundin Käthe mit ihrer Familie anzutreffen. Tatsächlich findet sie Käthe mit Familie und auch Hannahs Mutter in Lüneburg, aber diese bleibt unversöhnlich. Sie will von Hannah und Paul nichts wissen. Doch Hannah läßt sich nicht unterkriegen. Sie arbeitet hart und baut sich ein neues Leben auf. Immer wieder muß sie an Johann denken. Sie kann Pauls Vater einfach nicht vergessen. Dabei weiß sie nicht einmal, ob er den Krieg überlebt hat.

Der Roman "Ein neues Leben" von Paula Mattis ist der zweite Teil einer Geschichte über die Trakehnerstute Belladonna. Man kann die Leistungen dieser Pferde gar nicht genug würdigen, deshalb ist es nur gerecht, daß mit dieser Geschichte ein Denkmal für alle Trakehner gesetzt wird, die zum Ende des zweiten Weltkrieges so vielen Menschen das Leben gerettet haben. Viele Pferde sind dabei selbst zu Tode gekommen. Der zweite Teil der Geschichte ist deutlich realistischer als der erste Teil. Die sichtbaren, aber auch die unsichtbaren Wunden des Krieges führt Paula Mattis dem Leser drastisch vor Augen. Sie beschreibt die Wesensveränderung einiger Personen mit großem Feingefühl. Man bekommt dadurch ein Gespür für die Nöte der Menschen in dieser Zeit. Man muß kein Pferdeliebhaber sein, um von diesem Buch begeistert zu sein.

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Veröffentlicht am 07.11.2023

Ein harter Kampf für einen Traum

Töchter des Nordmeeres – Livs Weg
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Im Jahr 1876 werden in einer stürmischen Nacht auf der norwegischen Insel Smöla zwei neugeborene Babys ausgesetzt. Das eine Mädchen liegt vor dem Gasthaus, das andere Mädchen vor dem Pfarrhaus. Die Dorfgemeinschaft ...

Im Jahr 1876 werden in einer stürmischen Nacht auf der norwegischen Insel Smöla zwei neugeborene Babys ausgesetzt. Das eine Mädchen liegt vor dem Gasthaus, das andere Mädchen vor dem Pfarrhaus. Die Dorfgemeinschaft geht davon aus, daß die Kinder Zwillinge sind. Die Wirtin nennt ihre Ziehtochter Liv und läßt ihr viele Freiheiten. So wird aus Liv ein aufgewecktes Kind und schnell wird allen klar; daß sie außergewöhnlich Intelligent ist. Liv möchte Forscherin werden und verbringt ihre Zeit am liebsten bei ihren geliebten Raben. Das andere Mädchen wird Lucia genannt. Sie wächst im Pfarrhaus auf und möchte nichts anderes als Hausfrau und Mutter werden. Doch so unterschiedlich die Mädchen auch sind, ihre tiefe Freundschaft bleibt bestehen. Da ein Schulabschluss und ein Studium auf der Insel nicht möglich ist, muß Liv ihre Heimat verlassen. Sie muß hart kämpfen, damit ihr Traum von einem Leben als Wissenschaftlerin in Erfüllung gehen kann.

Mit ihrem Roman "Töchter des Nordmeeres" schickt Ines Thorn ihre Leser in die rauhe Welt einer norwegischen Insel. Im ersten Teil "Livs Weg" beschreibt die Autorin die Menschen auf der Insel sehr lebendig und man lernt so die Dorfgemeinschaft schnell kennen. Durch die langen, harten Winter ist der Zusammenhalt der Bewohner enorm, denn nur so können sie überleben. Beim Lesen dieser Geschichte wird man sofort darin gefangen und fühlt sich bald als Teil davon. Die krassen Unterschiede zwischen dem Leben auf der Insel und der ganz anderen Welt in der Hauptstadt werden überdeutlich dargestellt. Man kann sich gut vorstellen, wie es für ein Mädchen von der Insel sein muß, plötzlich in so eine Stadt katapultiert zu werden. Das Buch hat mich begeistert, weil es eine Tür in eine fremde Welt geöffnet hat. "Livs Weg" ist hoffentlich noch nicht zu Ende.

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