Eine herausragende Biografie
MEINE MEINUNG
Mit ihrem kurzweiligen und informativen Sachbuch „Eine wie sie fehlt in dieser Zeit – Erinnerungen an Astrid Lindgren“ ist der deutschen ZEIT-Journalistin Katrin Hörnlein ein sehr interessantes ...
MEINE MEINUNG
Mit ihrem kurzweiligen und informativen Sachbuch „Eine wie sie fehlt in dieser Zeit – Erinnerungen an Astrid Lindgren“ ist der deutschen ZEIT-Journalistin Katrin Hörnlein ein sehr interessantes Portrait der weltberühmten schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren gelungen, das sich sehr zu lesen lohnt und nicht nur Lindgren–Fans begeistern wird.
Obwohl ihr Tod schon mehr als 20 Jahre zurückliegt, ist ihre enorme Popularität ungebrochen und so lebt sie in ihren einzigartigen Werken und in den Herzen ihrer Fans weiter.
Mehrere Biografien habe ich bereits über Astrid Lindgren, ihr Leben und Schaffen gelesen, und doch reizt es mich immer wieder Neues über diesen ganz besonderen, allseits geschätzten Menschen und ihr persönliches Umfeld zu erfahren sowie einige bislang unbekannte Facetten ihrer Persönlichkeit zu entdecken.
Wie die Autorin in ihrem Vorwort betont, wollte sie nicht eine weitere Lindgren-Biografie schreiben, sondern den Versuch wagen, „ihr aus der Distanz nahezukommen“ und dies insbesondere „durch Schilderungen der Menschen, die ihr nahestanden.“
Dies ist ihr wie ich finde auch sehr gut gelungen, indem sie die vielfältigen Erinnerungen, humorvolle Anekdoten, Zitate und bewegende Erlebnisse von Familienmitgliedern, Freunden, Zeitzeugen und Weggefährten Astrid Lindgrens höchst unterhaltsam und abwechslungsreich zusammengestellt hat. Aus einem äußerst geschickt gewählten, eher Reportage-artigen und persönlich geprägten Blickwinkel vermittelt sie uns nach und nach ein lebendiges Bild dieser beeindruckenden und facettenreichen Frau.
Katrin Hörnlein nimmt uns in ihrem Buch mit auf eine faszinierende Spurensuche nach Schweden und in die Vergangenheit. Auf ihren aufschlussreichen Recherchereisen hat sich die Autorin mit Lindgrens Nachkommen getroffen und einigen Menschen, die sie früher persönlich kennenlernen durften - darunter beispielsweise ihre Tochter Karin, ihren Urenkel Johan oder Pippi Langstrumpf-Darstellerin Inger Nilsson. Durch die wiedergegebenen Erzählungen kommt man der faszinierenden Persönlichkeit allmählich immer näher, entdeckt zudem in vielen aufschlussreichen Episoden wenig bis unbekannte, private Seiten und kann bisweilen einen kurzen Blick auf den wahren Menschen mit seinen Zweifeln und Schwächen hinter der großen, allseits verehrten und geliebten Schriftstellerin erhaschen.
Darüber hinaus hat Hörnlein auch viele Orte bereist und aufgesucht, die in Lindgrens Leben eine wichtige Rolle gespielt haben, wie der Geburtsort Vimmerby, die von ihr so geliebte smaländische Landschaft oder ihre Wohnung in Stockholm. Untermalt werden die interessanten Impressionen durch zahlreiche, sehr stimmungsvolle Fotografien, die Lindgren in all ihren Facetten zeigen. Eine selbstbewusste und eigenwillige Frau, die an das Gute im Menschen glaubte und sich nicht nur zeitlebens für Kinderrechte und gewaltfreie Erziehung einsetzte sondern im Alter auch politisch engagierte! Wie schön, dass sie auch einige Geheimnisse vor der Öffentlichkeit und ihrer Familie bewahren konnte!
Mir hat es großen Spaß bereitet, mich gemeinsam mit der Journalistin Hörnlein auf diese kleine Entdeckungsreise zu begeben. Ob nun der Ausflug mit Astrids Tochter Karin in das Sommerhaus nach Furusund, ein winterlicher Besuch des „Astrid Lindgren Värld“-Freizeitparks, berührende Treffen mit Lindgrens ehemaliger Privatsekretärin und Freundin Kerstin Kvint und ihrem Mann Lennart, die aufregende Entschlüsselung der kryptischen Kringel aus den Original-Stenoblöcken mit Lindgrens Enkelin Annika in der Königlichen Bibliothek oder der hochinteressante Besuch bei den Kindern des „Michel“-Illustrators Björn Berg – all diese sehr unterhaltsam und lebendig geschilderten Begegnungen gewähren uns höchst einzigartige Einblicke in Lindgrens Leben und Persönlichkeit. Äußerst spannend ist zudem der Bericht über die von Lindgrens Tochter und Enkel*innen geführte „Astrid Lindgren Company“, durch die sich darum bemühen, dass das geistige Erbe ihrer Großmutter geschützt bleibt und zugleich ihre wundervollen Geschichten auch von kommenden Generationen gelesen werden.
Abgerundet wird das Sachbuch durch einen Anhang mit Quellenangaben, einer umfangreichen Bibliografie, Hinweisen zu den Recherchen der Autorin sowie einem Bildnachweis.
FAZIT
Eine sehr unterhaltsame und lesenswerte Biografie, die ein einfühlsames, vielschichtiges Portrait von Astrid Lindgren aufzeigt – mit bewegenden Erinnerungen, interessanten Eindrücken und vielen humorvollen Anekdoten.
Für alle, die Astrid Lindgren und ihre Bücher lieben und tiefer in ihre Welt eintauchen möchten, ein absolutes Must Read.