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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2023

Schöner Weihnachtsroman

Zimtlieben
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„...Sie können leider fürs Erste nicht in Ihre Wohnung…

Das hat Julia gerade noch gefehlt, als sie an einem Novembertag von der Arbeit in der Bank kam. Über ihrer Wohnung hat es gebrannt. Das Löschwasser ...

„...Sie können leider fürs Erste nicht in Ihre Wohnung…

Das hat Julia gerade noch gefehlt, als sie an einem Novembertag von der Arbeit in der Bank kam. Über ihrer Wohnung hat es gebrannt. Das Löschwasser macht ihre Wohnung nun unbewohnbar. Und als ob das nicht genügte, erhält sie per Mail von der Bank die Kündigung. Die gesamte Abteilung wird aufgelöst.
Die Autorin hat eine stimmungsvolle Weihnachtsgeschichte geschrieben. Der Schriftstil ist locker und leicht und passt zum Thema.
Als Julia einen Hilferuf ihrer Schwester Bella erhält, entschließt sie sich kurzerhand, Wien für ein paar Tage zu verlassen und in die Steiermark zu gehen.

„..Hier war man miteinander bekannt, konnte in keiner anonymen Masse verschwinden. Hier kümmerte man sich umeinander...“

Otto, Julias Schwager, ist der Bürgermeister. Natürlich hatte der ganze Ort registriert, dass Julia wieder da war. Sie backt für ihre Schwester die Zimtschnecken und übernimmt den Verkauf auf dem Adventsmarkt.
Schnell zeigt sich, dass Julia jemand ist, der sich kümmert. Die Probleme der anderen lassen sie nicht kalt. Nebenbei bewirbt sie sich für einen neuen Job. Die Chancen stehen gut. Aber will sie das wirklich? Wieder von früh bis abends eingespannt sein?
Die Verhältnisse in dem kleinen Ort werden gut beschrieben. Die winterliche Atmosphäre sorgt für romantische Stimmung.
Julia ist in einem Gästehaus untergebracht. Eines Tages steht der Mathelehrer Alex vor der Tür. Normalerweise kann er dort übernachten, wenn es in der Schule mal wieder länger ging. Zwischen den beiden beginnt es zu knistern.
Doch von Jetzt auf Gleich zieht sich Julia zurück. Plötzlich interessiert sie erneut ihre Karriere. Sie stößt deshalb nicht nur Alex vor den Kopf. Zufrieden ist sie dabei mit sich nicht.
Zu den Höhepunkten der Geschichte gehört für mich das Gespräch zwischen Julia und ihrer Mutter. Hier geschieht zweierlei. Zum einen kann Julia über ihre Verletzungen aus der Schulzeit sprechen, zum anderen fragt ihre Mutter sie, was sie wirklich will.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Am Ende weiß Julia, dass sie nicht in die Bank gehört. Dieser Lebensabschnitt hatte zwar seinen Sinn, aber jetzt geht sie neue Wege. Welche? Dazu muss man das Buch lesen.

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Veröffentlicht am 22.11.2023

Ein Offizier der Heilsarmee im Bundestag - Leseempfehlung

Ich hatte mir vorgenommen, Mensch zu bleiben
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„...Monate später ist mir klar: Diese ersten Stunden nach der Niederlage waren für mich eine Entgiftungskur...“

Mit diesen Zeilen endet der Prolog, der die Niederlage des Autors in der Wahl 2021 beschreibt. ...

„...Monate später ist mir klar: Diese ersten Stunden nach der Niederlage waren für mich eine Entgiftungskur...“

Mit diesen Zeilen endet der Prolog, der die Niederlage des Autors in der Wahl 2021 beschreibt. Dann wechselt das Geschehen mit dem ersten Kapitel in das 2009.
Der Autor hat eine abwechslungsreiche Biografie geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Mir gefällt insbesondere der schnelle Wechsel zwischen dem Beschreiben der Arbeit im Bundestag und den Rückblicken. Das macht die Geschichte lebendig. Durch die in Klammern gesetzten drei Pluszeichen wird außerdem klar, wann ein Zeitsprung oder eine Erklärung folgt.

„...Menschenrechte – dafür wollte ich kämpfen. Auch um der christlichen Geschwister in den fernen Ländern willen...“

Also bewirbt er sich für diesen Ausschuss. Die Arbeit wird ihn mehrmals nach Afrika führen. Was er dort erlebt hat, möge der zukünftige Leser selbst herausfinden. Nur einen Gedanken des Autors möchte ich hier zitieren:

„...Frage ich mich, warum Gott das Leid zulässt? Nein, ich frage mich, warum wir es zulassen. Warum wir Menschen das göttliche Potential in uns nicht genug nutzen, um die Welt zu einer gesünderen und besseren zu machen...“

Frank Heinrich war Pastor der Heilsarmee, bevor er in die Politik ging. Das Buch enthält vielfältige Informationen zur Heilsarmee, ihrer Struktur und ihren Aufgaben. Nach seiner Ausbildung wurde er nach Chemnitz geschickt. Ausführlich und lebhaft erzählt er von dieser Zeit, den anfänglichen Niederlagen und den zunehmenden Erfolgen. Die Arbeit hat ihn geprägt. Das spürt man in jeder Zeile.
Deutlich wird, wie ihn seine Erfahrung auch bei seinen Entscheidungen im Bundestag leitet. Er hat es gelernt, auf Menschen zuzugehen, ihnen zuzuhören und Argumente auszutauschen. Damit erregt er allerdings auch Anstoß.

„...Wie kann es christlich sein, Personen auszuschließen, weil man ihre Ansicht nicht teilt? Wie kann es christlich sein, sie nicht anzuhören? Ist es nicht gerade unsere Unterschiedlichkeit, die uns voneinander lernen lässt?...“

Im Buch kommen die Erfolge seiner Arbeit, aber auch die Schattenseiten zum Ausdruck. Er hat jeweils gut abgewogen, ehe er eine Entscheidung gefällt hat. Zwei Pute haben ihn besonders bewegt. Das waren Menschenhandel und Prostitution.
Mit seinem Eintritt in der Politik musste er bei der Heilsarmee kündigen. Nach seiner Abwahl ist er nicht zurück gegangen, sondern hat eine neue berufliche Perspektive begonnen.
Einige Fotos ergänzen die Ausführungen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt den Mensch Frank Heinrich in seiner Entwicklung und seiner Vielschichtigkeit.

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Veröffentlicht am 18.11.2023

Gekonntes Verwirrspiel

Eric Holler: Gelsenkiller!
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„...Ja, es ist zu früh, um von einem Verbrechen auszugehen, aber in Anbetracht der Umstände haben wir keine andere Wahl und müssen vom Schlimmsten ausgehen...“
Kommissar Werthofen erscheint bei Eric Holler ...

„...Ja, es ist zu früh, um von einem Verbrechen auszugehen, aber in Anbetracht der Umstände haben wir keine andere Wahl und müssen vom Schlimmsten ausgehen...“
Kommissar Werthofen erscheint bei Eric Holler und bittet ihn um Hilfe. Innerhalb weniger Wochen sind drei junge Frauen verschwunden. Allerdings gibt es keine offiziellen Vermisstenanzeigen. Auch Holler waren die Zeitungsartikel schon aufgefallen, die von den Frauen berichteten.
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Der Schriftstil sorgt für einen hohen Spannungsbogen.
Eric wendet sich an Andy, einen Freund aus der USA, der die Hintergründe der verschwundenen Mädchen durchleuchten soll. Eric selbst hat bei dem Fall ein ungutes Gefühl. Warum reagieren die Eltern so gelassen? Auch auf den Arbeitsstellen macht man sich keine Sorgen. Die sozialen Netzwerke geben kaum etwas her. Eric sieht die kritisch.

„...Die Hälfte der Menschheit war in irgendeinem sozialen Netzwerk unterwegs und ein bedenklicher Teil davon tat unverhohlen kund, wie tief oder beschränkt sein eigener IQ war...“

Dann erscheint auf Werthofens Dienststelle ein gewisser Schwarz vom BKA. Der verlangt, dass die Ermittlungen auf ein Minimum runterzufahren sind, aber Werthofen an ihn persönlich täglich einen Bericht abzuliefern hat.
Jetzt beginnt ein Verwirrspiel vom Feinsten. Wer ist wer? Wem kann man trauen? Was ist das Ziel des BKA? Wer manipuliert wen warum? Welche Befragungen wurden wirklich durchgeführt und welche stehe nur auf dem Papier?
Paschke, Werthofens Vorgesetzter, sieht sich das ein Weile an. Dann kontert er die Leute vom BKA.

„...Wir sind hier nicht beim Geheimdienst oder in Amerika. Bei uns hier wird noch ehrlich betrogen...“

Hollers Erfahrungen aus seiner Vergangenheit sind nun Gold wert. Nach und nach zieht er die richtigen Schlüsse und entlarvt das komplexe Geflecht auf Lügen und Intrigen. Er weiß genau, wann er im Untergrund agieren muss. Allerdings lässt sich nicht vermeiden, dass nun Teile von seiner Vergangenheit für Werthofen offengelegt werden. Doch die Feinheiten behält Eric für sich.

„...Ziemlich unbekannt waren die Kapazitäten der CIA dem deutschen Beamtenapparat, erst recht dem Bürge. Geriet eine Person in das Visier des Geheimdienste, fiel der Betroffene in das Raster des NSA...“

Sehr raffiniert ist auch das Ende des Falls.
Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Auch als Leser hatte ich so meine Probleme, hinter die gekonnt gesponnenen Fäden des Täters zu kommen.

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Veröffentlicht am 15.11.2023

Wie kommt der Tote auf die Pyramide?

Eiskaltes Erzgebirge
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„...Mitten auf dem Marktplatz, wurde mir gesagt. Ihr zänkisches Bergvolk hat einen Sinn für Dramatik...“

Kriminaldirektor Siebert aus Dresden hat Hauptkommissar Alexander Berhhaus mit seinem Anruf aus ...


„...Mitten auf dem Marktplatz, wurde mir gesagt. Ihr zänkisches Bergvolk hat einen Sinn für Dramatik...“

Kriminaldirektor Siebert aus Dresden hat Hauptkommissar Alexander Berhhaus mit seinem Anruf aus dem Schlaf gerissen. Nach einem heftigen Vorfall in Dresden war Berghaus vor knapp einen Jahr in das Erzgebirgsstädtchen Crottendorf gewechselt. Und genau da gab es nun einen Mord.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte ist lokal gut verortet. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Ab und an hätte ich mir ein bisschen Mundart gewünscht, aber das kann man natürlich auch anders sehen. Die Personen werden gut charakterisiert. Siebert hat Kommissarin Anne Keller zur Unterstützung geschickt.
Als Ruhepunkte in das Geschehen wird an verschiedenen Stellen ein Stück Geschichte und Tradition eingeflochten.

„...Der Bogen ist sowohl ein Symbol für den Eingang ins Bergwerk als auch eine Quell der Geborgenheit und des Lichts in der dunklen Zeit des Jahres und zeigt typische Szenen des Bergarbeiterlebens in Holz geschnitzt...“

In einem Haus mit 20 Fenstern, wie das von Berghaus, sind eine Menge Schwibbogen unterzubringen!
Der Tote wurde ausgerechnet auf der Weihnachtspyramide drapiert.Er wurde mit einem halben Degen erstochen. Er gilt im Ort als Einsiedler, der allen und jeden aus dem Weg gegangen ist. Er lebt erst seit zwei Jahren im Ort oder genauer in einer Waldhütte abseits des Orte. Anne Keller ist Expertin für Internetrecherche. Doch von dem Toten gibt es keinerlei Eintrag.
Als die Kriminalisten die wahre Identität des Toten erfahren, führt sie die Spur in die Vergangenheit. Liegt dort das Motiv für den Mord? Alte Bekannte schweigen sich aus. Angeblich wissen sie von nichts.
Die Geschichte lässt auch Raum für das Privatleben der Kommissare. Alexander hat gerade die 11jährige Anica bei sich aufgenommen. Er ist mit deren alleinerziehenden Vater befreundet, der beruflich in Australien zu tun hat. Anica weiß, was sie will.

„...“Jetzt iss bitte dein Gemüse auf. Es ist schon spät. Und hör auf, Rosenkohl unterm Tisch an den Hund zu verfüttern!“ „Keine Sorge, Arko isst den auch nicht. Er spielt nur damit.“...“

Während Alexander und Anne anfangs auf Distanz gehen, kommen sie sich während der Ermittlungen beruflich näher. Es ist ihre konsequente Zusammenarbeit, die die jeweiligen Stärken auslotet und damit zum erfolgreichen Abschluss des Falles führt.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie hat Potential für weitere Bände.

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Sehr brisant

Das laute Schweigen des Max Grund
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„...Warum werden die seltenen Erden für dieses Smartphone unter unmenschlichen Bedingungen von jungen Leuten im Kongo aus dem Boden gekratzt?...“

Diese Frage stellt Max Grund, ein Bürger wie du und ich, ...

„...Warum werden die seltenen Erden für dieses Smartphone unter unmenschlichen Bedingungen von jungen Leuten im Kongo aus dem Boden gekratzt?...“

Diese Frage stellt Max Grund, ein Bürger wie du und ich, in einem Elektronikmarkt der Verkäuferin. Die ist überfordert. Max geht ohne Smartphone aus dem Laden.
Der Autor hat einen etwas anderen Roman geschrieben. Einerseits darf ich als Leser an Max` Familienleben teilnehmen und ihn im Beruf begleiten, andererseits lädt das Buch zum Mitdenken ein. Max analysiert, wo er geht und steht, die momentanen Zustände in Deutschland.
Max vermisst die offenen Diskussionen. Von Presse und Fernsehen fühlt er sich belehrt, nicht informiert. Es werden Meinungen transportiert statt Fakten. Max bringt es auf den Punkt:

„...Bleiben Sie bei den Fakten und lassen Sie die Vielfalt der Argumente, die Vielfalt von Erfahrungen zu Wort kommen. Als Bürger möchte ich meine Meinung selbst bilden und mich nicht belehren lassen...“

Er erinnert sich noch an Journalisten, bei denen das anders war. Namen wie Peter Scholl-Latour oder die Streitgespräche von Hauser und Kienzle fallen ihm dabei ein.
Immer wieder kommen auch Zitate von ehemaligen Politikern, so von Carl Friedrich von Weizsäcker.

„...Das demokratische System, zu dem unser Staat sich bekennt, beruht auf der Überzeugung, dass man Menschen die Wahrheit sagen kann...“

Doch Max blickt auch über den Tellerrand. Warum wollen wir unser Wertesystem der ganzen Welt überstülpen? Was oder wer gibt uns das Recht dazu?

„...Es braucht Moral im eigenen Haus – und solange wir diese Moral in Deutschland so sehr vermissen lassen, sollten wir anderswo einfach den Mund halten...“

Recht hat er! Max arbeitet in der Industrie. Er sieht, wie die wertschöpfenden Berufe in Deutschland nach und nach abnehmen. Er hat gedanklich viele Vorschläge, was sich wie ändern müsste. Am meisten stört ihn das Schubladendenken. Einst war Deutschland für seinen Fleiß und sein Gewissenhaftigkeit in der Industrie weltweit geachtet. Momentan sieht es Max so:

„...Die Welt wird die aktuelle deutsche Politik nicht nachahmen. Warum denn auch? Wir machen Harakiri mit Anlauf...“

Inhaltlich gäbe es noch viel zu erwähnen. Der meist sachliche Sprachstil lässt Raum für eigene Gedanken. Nicht in jedem Punkt muss man mit Max einer Meinung sein. Erstaunlich realistisch fand ich übrigens seine Blick auf die Entwicklung in den östlichen Bundesländern nach der Wende. Auch hier legte er gekonnt die Finger in die Wunde.
Doch dann denkt Max laut, will heißen, er veröffentlicht einen Teil seiner Meinungen in den sozialen Medien. Das war der Anfang vom Ende. Die Reaktionen haben ihn in jeder Beziehung überrascht.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es erlaubt einen vielfältigen kritischen Blick auf das Heute und Jetzt.

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