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Veröffentlicht am 14.11.2023

✎ Margarita Engle - Trommel Traum Girl

Trommeltraumgirl
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"Nach den Sternen greifen und dafür kämpfen, um sie zu bekommen" - das ist etwas, was ich meiner 5-Jährigen immer wieder mit auf den Weg gebe.

Alle Kinder können alles tragen, machen, werden - etwas, ...

"Nach den Sternen greifen und dafür kämpfen, um sie zu bekommen" - das ist etwas, was ich meiner 5-Jährigen immer wieder mit auf den Weg gebe.

Alle Kinder können alles tragen, machen, werden - etwas, mit dem meine Tochter manchmal ein Problem hat, weil es ihr im Kindergarten von Gleichaltrigen anders erzählt wird, obwohl wir ihr es genau so vorleben.

Dieses Bilderbuch lädt wunderbar dazu ein, über jene Sachen zu sprechen.

Die Illustrationen sind großflächig und farbenfroh. Die Darstellungen der Personen (besonders Hände und Köpfe) sind hin und wieder etwas gewöhnungsbedürftig. Doch die Gestaltung an sich ist kindgerecht und lädt zum Verweilen ein.

Über die Textaufteilung bin ich einige Male gestolpert. Ich habe gesehen, dass man sich am englischen Original orientiert hat, doch ich finde, das funktioniert in diesem Fall im Deutschen nicht immer. Nach dem zweiten Mal Lesen klappte es jedoch besser.

Mit meinem Kind bin ich weiterhin im Gespräch, dass gesellschaftliche Normen nicht immer stimmen müssen. Dass wir Individuen und doch gleich sind - alle dürfen alles werden / sein / machen - auch wenn manche nicht die gleiche Chance dazu haben.
Ich möchte sie darin bestärken, ihren Träumen zu lauschen und nach ihnen zu streben. Die Wege, die wir gehen, sind nicht immer gerade und es werden sicher einige Hürden auf sie warten, doch ich hoffe, dass sie den Mut hat, für ihre Träume zu kämpfen (oder um Hilfe zu bitten).

Neben "Emmanuels Traum" ist "Trommel Traum Girl" ein weiteres Mutmachbuch für die Kleinsten unter uns.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 07.11.2023

✎ Bettina Marie Schneider - Geschichten aus Lunas Sternengarten 1 Die Mission

Geschichten aus Lunas Sternengarten
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Dieses kleine Büchlein kam bereits Anfang des Jahres zu mir. Damals las ich es, doch irgendwie schien es der falsche Zeitpunkt gewesen zu sein, denn ich konnte so gar nichts damit anfangen. Vielleicht ...

Dieses kleine Büchlein kam bereits Anfang des Jahres zu mir. Damals las ich es, doch irgendwie schien es der falsche Zeitpunkt gewesen zu sein, denn ich konnte so gar nichts damit anfangen. Vielleicht waren meine Erwartungen zudem zu hoch, denn der Verlag und die Autorin sagten mir, dass es ab 6 Jahren empfohlen wird und "auch und besonders Kinder diese Geschichte" lieben. Ich erwartete also etwas, was ich meinem Kind vorlesen könnte, wenn wir wieder mal ein totes Tier auf der Straße sehen würden ...

Lunas Geschichte jedoch erreichte mich nicht. Und schon gar nicht wollte ich sie meiner Tochter vorlesen.

Heute, mit einigen Monaten Abstand und erneutem Eintauchen in die Erzählung, bin ich froh, dass ich "Geschichten aus Lunas Sternengarten" damals nicht direkt verschenkt habe.

Das Märchen ist so liebevoll niedergeschrieben wurden. Die Worte nehmen einen an die Hand und gehen mitten ins Herz. Wer bereits ein Haustier gehen lassen musste, weiß, wie tief der Schmerz manchmal sitzt. Die Autorin zeigt Lesenden einen Weg auf, den Tod nicht als etwas Endgültiges, Kaltes zu sehen.

Mir persönlich gefällt die Vorstellung, dass Haustiere einen Sternengarten haben, in dem es ihnen gut geht und sie von den (meisten) Leiden, die sie auf Erden hatten/erfahren mussten, befreit werden. Auch meine 5-Jährige denkt lieber an im Himmel tollende Haustiere, als daran, dass sie unter kalter Erde liegen. (was nicht ausschließt, dass wir ihr den Kreislauf des Lebens erklärt haben)

An einer Stelle soll mit Vorurteilen aufgeräumt werden: "Wie ich diese Vorurteile hasse!" Doch direkt danach werden Stereotype produziert: "Es gibt sanfte, schwarze Prinzessinnen und wilde, weiße Kriegerinnen; [...]" Das ist eine der wenigen Stellen, die mir so gar nicht zusagten. Vielleicht war auch das damals mein eigentliches Problem mit der Kurzgeschichte ...

Ob es eine Fortsetzung gibt? Meine Recherchen ergaben diesbezüglich nichts. Der Titel und das Ende lassen es vermuten, ebenso der Hinweis "Fortsetzung folgt", doch vielleicht soll es auch nur zum Nach- und Umdenken anregen. Beides funktioniert für mich.

Bettina Marie Schneider, die den Blog "Gutes Karma to go" betreibt und sich im Tierschutz engagiert, hat ein tröstendes Werk verfasst, welches Jung und Alt bewegen wird.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 06.11.2023

✎ Kathrin Schrocke - Weiße Tränen

Weiße Tränen
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"Weiße Tränen" - ein Begriff, den ich vor dieser Lektüre nicht kannte, obwohl ich mich seit einiger Zeit intensiv mit dem Thema '(Alltags)Rassismus' auseinandersetze. Daran merke ich, dass es einfach noch ...

"Weiße Tränen" - ein Begriff, den ich vor dieser Lektüre nicht kannte, obwohl ich mich seit einiger Zeit intensiv mit dem Thema '(Alltags)Rassismus' auseinandersetze. Daran merke ich, dass es einfach noch sooo viel zu lernen gibt ...

Kathrin Schrocke nimmt Jugendliche mit ihrem Buch ein Stück weit an die Hand. Sie zeigt ganz klar Missstände auf ohne mit dem Finger darauf zu zeigen. Sie hält der privilegierten Gesellschaft einen Spiegel vor, den man nicht einfach abwischen kann. Sie gibt diskriminierten Gruppen eine Stimme.

Obwohl wir die Geschichte aus der Perspektive des weißen Lenni erleben, kommen Schwarze und Menschen mit Kopftuch zu Wort - zwei Gruppen, die ständig mit (Alltags)Rassismus zu leben/kämpfen haben. Und doch ist der Jugendroman nicht für sie geschrieben wurden. Sondern eben für jene, die denken, sie würden sowas nicht tun. Die in einer Blase leben, die so nicht existiert - an einer "Schule ohne Rassismus".

Mir gefällt, wie hier aufgezeigt wird, wo überall Alltagsrassismus lauern kann. Privilegierte haben da einfach kein Auge für, wenn sie sich noch nie damit beschäftigt haben.
Und trotzdem kaut die Autorin nicht einfach alles vor, sondern gibt Denkanstöße zum Beispiel mit Fragen, die oft unbedacht gestellt werden. Das fand ich wichtig und richtig, weil ich auch immer wieder merke, dass Personen nur scheininteressiert sind. Wenn man ihnen nicht alles auf dem Silbertablett serviert, vergessen sie es einfach wieder. Aber ich denke, wenn man selbst recherchiert, sieht man erstmal, wie groß das Thema wirklich ist ...

Am liebsten würde ich dieses Werk direkt den Deutschlehrenden an unserer Schule in die Hand drücken, weil es ein Buch ist, welches wirklich in den Klassen besprochen gehört. Ich weiß, dass Schulen nicht alles abfangen können und dass auch Erziehende in der Pflicht sind. Doch es gibt eben auch Menschen die damit nie in Berührung kommen, wenn man sie nicht mit der Nase darauf stößt. Im Klassenverband würde man auf einen Schlag sehr viele SuS erreichen. Und die Kinder hätten direkt Leute um sich, um über den Inhalt reden zu können.
Mein Exemplar wird auf alle Fälle in die Schulbibliothek wandern.

Obwohl der Roman großartig ist, gibt es kleinere Begebenheiten, die etwas runder hätten sein können. Meiner Meinung nach hätte man da noch ein My (µm) mehr herausholen können. Vor allem bei der angepeilten Zielgruppe. Es gibt zum Beispiel eine weiße Person, die für mich zu sehr im Hintergrund gelassen wurde. Ihr hätte ich einen größeren Wirkungskreis gewünscht. Sie geht in der Masse einfach unter. Und ein Ereignis, lässt die Geschichte nun einfach im Raum schweben.
Wobei auch hier wieder positive Aspekte hervorstechen: Wer das Geschriebene wirklich verstanden hat, wird sich nun näher damit beschäftigen. (wer es nicht sowieso bereits tut)

Daher finde ich es eben als Schullektüre sehr gut geeignet. Es MUSS nachbesprochen werden. Es MUSS sich etwas ändern.

Ein großen Pluspunkt erhält "Weiße Tränen", weil man sich die Mühe gemacht hat, ein Sensitivity Reading in Anspruch zu nehmen. (warum werden die eigentlich nicht wie Übersetzer*innen gennant, sondern nur im Nachwort erwähnt?) Im Nachwort erklärt die Verfasserin zudem, warum man die Personen so handeln lässt, wie sie handeln.

Es gibt auch eine Liste mit Lektüre- und Podcast-Empfehlungen.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 24.10.2023

✎ Maxe L'Hermenier (nach Charles Dickens) - Eine Weihnachtsgeschichte

Eine Weihnachtsgeschichte
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Mir ist die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens zumindest als Film bekannt - gelesen hatte ich sie bis dato noch nicht. Da einige Kinder, die in unsere Schulbibliothek kommen, besonders auf Comics ...

Mir ist die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens zumindest als Film bekannt - gelesen hatte ich sie bis dato noch nicht. Da einige Kinder, die in unsere Schulbibliothek kommen, besonders auf Comics stehen, war ich gespannt, ob dieser Klassiker in diesem Gewand funktionieren würde.

Der Illustrator Thomas Labourot hat meiner Meinung nach die Geschichte sehr gut umgesetzt.
Seine Bilder spiegeln die Emotionen auch ohne Worte wider: Je düsterer die Stimmung desto dunkler und weniger die Farben. Gerade in Scrooges Gesicht kann man dessen Wandlung wunderbar ablesen. Doch ebenso in den anderen Gesichtern sind die Gefühle sehr gut erkennbar - da sprechen die Bilder fast schon eine eigene Sprache.

Der Autor Maxe L'Hermenier hat sich nah am Original gehalten. Wer es nicht kennt, wird keine Unstimmigkeiten in der Erzählung feststellen. Wer es kennt, wird hin und wieder stolpern, sich jedoch nicht daran aufhängen.
Für Kinder ist es absolut verständlich und man hat wunderbare Gesprächsanlässe.

Einziger Kritikpunkt meinerseits bei dieser Ausgabe: Die Schrift wird mitunter an manchen Stellen sehr klein.

"Eine Weihnachtsgeschichte" ist ein Klassiker. Ob in Romanform oder als Comic - beides hat seine Berechtigung und ist bereichernd.

©2023 Mademoiselle Cake

Veröffentlicht am 17.10.2023

✎ Florian Stritzelberger - Hinterm Jordan liegt Italien

Hinterm Jordan liegt Italien
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Dieses Werk hat mich emotional sehr berührt, allerdings fehlt mir das i-Tüpfelchen ...

Geschichten über den Tod ziehen mich an. Ich mag es, wenn es emotional wird. Sie sind für mich wie ein Ventil. Auch ...

Dieses Werk hat mich emotional sehr berührt, allerdings fehlt mir das i-Tüpfelchen ...

Geschichten über den Tod ziehen mich an. Ich mag es, wenn es emotional wird. Sie sind für mich wie ein Ventil. Auch in meiner Umgebung ist der Tod nämlich etwas, worüber man nicht (gerne) redet. Vor 4 Monaten habe ich eine Freundin zu Grabe tragen müssen - völlig unerwartet.

Meinen Respekt hat sich der Schriftsteller allein dadurch verdient, dass er sich dem Tabuthema angenommen hat.

Florian Stritzelberger hat mit seiner Geschichte rund um 3 junge Erwachsene/Jugendliche mitten in mein Herz getroffen. Seine Worte sind sehr authentisch, beschreibend und trotzdem auf dem Punkt. Man merkt, dass er weiß, wovon er schreibt. Seine Worte klingen wie Musik in meinen Ohren und sind trotz des schweren Themas leicht und verständlich.

Der Anfang war sehr stark. Man lernt die Leute kennen und es passiert das erste große Ereignis, bei dem kaum ein Auge trocken bleibt.
In der Mitte verliert mich der Autor jedoch so manches Mal. Zwar ist die Reise gut beschrieben und Raffael und Nora sind Charaktere, denen man im echten Leben gerne begegnen möchte. Doch mir fehlt das gewisse Extra. Beim Schreiben der Rezension merke ich zum Beispiel, wie präsent Beginn und Schluss sind, der Mittelteil hingegen bereits an Farbe verliert ...
Das Ende war dann wieder großartig. Absolut überzeugend. Denn genau so habe ich es leider tatsächlich erlebt ...

Mich hat der Schreibstil über weite Strecken abholen können. Ich bin wirklich begeistert, wie Florian Stritzelberger mit Worten umgehen kann. Sie piksen, aber sie heilen gleichzeitig. Sie treffen einen, wo es am meisten weh tut und doch ist es das, was es manchmal braucht, um ein Ventil zu öffnen.

"Hinterm Jordan liegt Italien" ist nicht nur ein Buch über das Ja zum Leben und dem Tod. Es macht ebenso auf die Hospizarbeit aufmerksam.
Ein Werk für alle, die keine Angst haben, mit dem Thema in Berührung zu kommen.

Eine Verfilmung wäre sicherlich genial.

Sein anderer Jugendroman "Flugmodus" ist direkt auf meiner Beobachtungsliste gelandet.

©2023 Mademoiselle Cake