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Veröffentlicht am 30.11.2023

Die Geschichte über Manju und Radha ist so vielschichtig wie das Land

Golden Boy
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Bei diesem Buch geht es um Manju und Radha, zwei Brüder die im Slum von Bombay (Mumbai) leben.
Ihre einzige Chance dort raus zukommen ist der Cricketsport.
Um das zu erreichen werden sie von ihrem Vater ...

Bei diesem Buch geht es um Manju und Radha, zwei Brüder die im Slum von Bombay (Mumbai) leben.
Ihre einzige Chance dort raus zukommen ist der Cricketsport.
Um das zu erreichen werden sie von ihrem Vater quasi gedrillt und müssen mehr oder weniger verständliche Regeln einhalten, damit sie die Besten werden und somit von Talentsuchern entdeckt zu werden, was dann auch klappt.
Doch wer von Beiden wird am Ende der „Golden Boy“ sein?
Wird es überhaupt einer von beiden?

Die Geschichte über Manju und Radha ist so vielschichtig wie das Land selber und zeigt, das man es tatsächlich aus dem Slum schaffen kann – nur unter welchen Umständen?
Zur Geschichte möchte ich nicht spoilern, aber jeder der beiden Jungs versucht hier seinen Weg zufinden und der Leser sieht die unterschiedlichen Entwicklungen. Wie die Jungs, jeder für sich, einen Weg außerhalb des Slums versuchen zu gehen. Denn einmal dort raus, will man nie wieder zurück.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen!
Die Geschichte erzählt nicht nur von den zwei Brüdern, sondern auch das Überleben in einer so großen Stadt wie Mumbai, in einem Land, das nur nach außen hin in bunten Farben glänzt und glitzert. Hier wird gezeigt, dass auch bei aller Leidenschaft der Sport nur ein Geschäft ist und nur wer sich kaufen lässt und verkaufen kann, kommt weiter. Der Sportsgeist bleibt dabei meistens auf der Strecke. Aber man sieht auch, wie schwer es ist erwachsen zu werden und seinen eigenen Weg zufinden. Nur mit genügend Ehrgeiz können die Brüder eine Zukunft außerhalb des Slums aufbauen, doch müssen sie aufpassen um nicht selbst auf der Strecke zu bleiben.
All diese Probleme werden aber nicht mit erhobenen Zeigefinger aufgezeigt, sondern fließen mit der Geschichte mit. Sei es der käufliche Sport, die Stellung der Slumbewohner, der Familiensinn – der auch zum Problem werden kann, bis zur Homosexualität.
Diese steht (bis auf eine kurzzeitige Ausnahme) bis heute seit über 150 unter Strafe!

Manju war für mich die Hauptperson und ich fand ihn auch stärker als seinen Bruder. Wer mich am meisten genervt hat, war der Vater der Beiden. Zwar kann ich verstehen das er alles drangesetzt hat, damit seine Jungs Cricket-Stars werden, aber das Wie hat mich einfach nur genervt. Außerdem waren seine Methoden mehr als suspekt.
Tommy Sir fand ich dagegen mehr als Vaterfigur für die Zwei, was den Sport angeht – auch wenn Manju und Radha das wohl nicht so empfanden.
Alles in allem hat mir die Geschichte mit all ihren Fassetten sehr gut gefallen auch wenn ich ein bisschen die Augen verdrehen musste, als Shah Rukh Khan in die Geschichte – wenn auch nur als kleiner „Gastauftritt“ eingebaut wurde.
Das war dann doch etwas zu klischeehaft für mich. Diese zwei Kurzauftritte hätte sich der Autor auch sparen können, auch wenn der Schauspieler selber eine IPL-Cricket-Mannschaft hat, so hat diese aber nichts mit dem Cricket zutun, welches die Jungs spielten.

Was ich noch erwähnen möchte:
Am Anfang muss man sich ein wenig an die manchmal doch etwas langen und verschachtelten mit in Klammern gesetzten Bezeichnungen und Erklärungen gewöhnen. Ansonsten war für mich der Schreibstil flüssig und bildhaft, so dass mein Kopfkino einwandfrei lief. Auch fand ich die ab und an eingestreuten Sätze in der wörtlichen Rede der Protagonisten in Hindi sehr authentisch. Den öfter mal auftretenden Szenenwechsel, der von einigen Lesern als schwierig empfunden wurde, kann ich so nicht nachvollziehen. Für mich war das nichts anders, als wenn ich mir einen Film ansehe und dort die Szenen zu Nebenfiguren und gerade andere Ereignisse wechseln. Wie gesagt, mein Kopfkino lief „ruckelfrei“. :)
Vom Cricket sollte man sich in der Geschichte auch nicht ablenken lassen, man muss nicht versuchen den Sport zu verstehen, denn dieser steht hier eigentlich auch gar nicht im Vordergrund und ist nur Mittel zum Zweck – es hätte auch z. B. Feldhockey sein können, der in Indien ebenfalls stark betrieben wird.

Mein Fazit:
Wer sich nicht an den indischen Wörtern stößt und Cricket nicht verstehen will, hat hier eine Geschichte die zeigt das Indien nicht nur buntes Bollywood ist.
Ein Buch das mich neugierig auf mehr von dem Autor gemacht hat und auf jeden Fall weiterempfehlen kann, dem meine Ausführung weiterhilft.

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Veröffentlicht am 30.11.2023

Vier Familien, sechs Jahre KRIEG, eine einzige KRONE

Die Herren der Grünen Insel
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Ich hatte vor her schon einige Rezensionen über diese Buch gelesen und die haben mich zusammen mit dem Klapptext einfach neugierig gemacht.
Unter diesen Rezensionen waren auch einige bei, bei denen das ...

Ich hatte vor her schon einige Rezensionen über diese Buch gelesen und die haben mich zusammen mit dem Klapptext einfach neugierig gemacht.
Unter diesen Rezensionen waren auch einige bei, bei denen das Buch wegen der vielen Personen und der alten Schreibweise der Namen nicht ganz so gut weg kamen.
Ich hatte weder mit dem einen noch mit dem anderen Probleme.
Die Personen waren alle im Anhang mit der Lautsprache erklärt und beschrieben. Auch ist im Anhang die Hierarchie der Herrscher an Hand eines Baumes sehr gut dargestellt. Eine historische Zeittafel ist ebenfalls im Anhang zu finden und vorne im Deckel ist eine Karte mit den Schauplätzen.
Außerdem mache ich mir persönlich gar nicht soviel Gedanken über fremde Namen in einer Geschichte und lese sie in Gedanken so wie sie mir am leichtesten "über die Zunge" kommen. Ich lese das Buch ja nur für mich und niemanden vor.
Auch mache ich mir keine großen Gedanken über einen realen historischen Hintergrund und nehme die Gegebenheiten in der Geschichte so hin wie sie kommen. Da stört es mich auch nicht, wenn die Autorin einige Ereignisse ihrer Geschichte angepasst hat, wie sie selber noch am Ende des Buches erklärt.

Und vielleicht war ich deswegen auch gleich von Anfang an in der Geschichte drin - mitten im Geschehen so zu sagen.
Ich gebe zu, ich mag eigentlich keine Prologe, aber bei diesem hier hatte man gleich einen Eindruck wie (einer) der Hauptprotagonisten aufgewachsen ist und man konnte verstehen wieso er so ist, wie er ist.
Dann werden die einzelnen Abschnitte immer mit einer Jahreszahl versehen, so das der Leser auch über den zeitlichen Rahmen den Überblick behält und die einzelnen Kapitel sind immer aus der Sicht einer der Hauptcharaktere, wobei der Schreibstil immer aus der Erzählperspektive bleibt.
Es gibt sieben Hauptfiguren, die immer jeweils ein Kapitel abwechselnd einnehmen und das sind:
Acsall - der grausame Großkönig von Toora
Aofie (Iifa) - eine Tochter vom irischen König Diarmait MacMurchada (Dirmat MacMurcha)
Riacán (Rickan) O´Bjólan - ein reicher Grundbesitzer aus dem Umland von Dublin und mit Ascall verfeindet.
Caitlín (Kätlin) - Ricáns Schwester, eine starke Frau
Faolán (Fäilan) - Ricáns Bruder, ein Barde
Pól - ein Händler, der immer seinen Vorteil im Blick hat
Róisín (Roschihn) - seine Tochter, die viel Ähnlichkeit mit ihrer toten Mutter hat, die einzige große Liebe von Pól, und deren Ähnlichkeit sie immer wieder in Gefahr bringt.
Dazu gibt es noch die ganzen Familienangehörigen, die Könige und andere Figuren die dem einen oder anderen nahe und weniger nahe stehen.

Das Ganze ergibt eine wirklich spannende und interessante Geschichte im dunklen Mittelalter, voller Macht, Intrigen, Mut, Angst, Liebe und Kriege um die Herrschaft über Irland, mit allem was dazugehört.
Einige Personen mag man vielleicht mehr als andere, aber ich konnte mich in jeder hinein versetzen, mit all ihren Beweggründen zu kämpfen - was nicht immer heißt, das man zum Schwert greifen muss.
Die Charaktere entwickeln sich mit der Geschichte zusammen. Bei Personen die im ersten Augenblick hart und unnachgiebig erscheinen, erkennt man später einen ganz anderen Hintergrund, genauso bei Personen die zu Anfang als weich und sensibel erscheinen und bei denen dann doch ganz andere Eigenschaften zum Vorschein treten. Wer vorher ängstlich und unscheinbar war, lernt wie man durch Intrigen jemand werden kann und ein anderer macht sich durch geschicktes unterwandern sich den Krieg zum eigenen Nutzen.
So vielfältig wie die Geschichte Irlands einst war, so vielfältig und vielschichtig sind die einzelnen Personen und totgeglaubte und heimatlose müssen nicht unwiderruflich machtlos sein .....

Ich möchte jetzt auch gar nichts weiter von der Geschichte selbst verraten, da die Klapptexte das Geschehen schon sehr gut wiedergeben, weil ich nichts vorweg nehmen möchte, aber ich war von einigen Wendungen doch überrascht. So das ich finde, das jeder die Geschichte selber erleben sollte.
Meiner Meinung nach ist es auf jeden Fall eine spannende Geschichte, die auch in die Tiefe geht und bei der einiges zu Tage kommt, was nicht nur mit Kriegsführung zutun hat. Trotz alle dem zeigt sie aber auch die Grausamkeit des Krieges um Irland, und zwar aus der Sicht des "kleinen Mannes" und nicht der Adeligen. Denn wie die Autorin im Anhang auch schreibt, wollte sie die Geschichte mit den Augen der kleinen Bevölkerung erzählen, da diese in den meisten aller historischen Romanen immer zuwenig bis gar keine Beachtung bekommen.
Denn auch wenn die meisten Hauptprotagonisten Adelige sind, so bekommt man mit dieser Geschichte gezeigt, was die Kriege für das Land und deren Bevölkerung bedeutet und was das alles mit sich brachte. Das ganze Elend wie Hunger, heimatlos zu sein, versklavt zu werden, wem man noch trauen kann und wem nicht - von dem letztendlich auch die Adeligen der Insel nicht verschont blieben.

So begeistert wie ich von dem Buch auch bin, so hab ich doch zum Schluss ein kleines Manko.
Vor dem Ende des Buches ließ die Spannung ein kleines bisschen nach, es plätscherte ein wenig dahin, als wenn alles schon so gut wie vorbei wäre. War und ist es aber noch nicht.
Irland ist noch nicht befreit!
Der Krieg um Irland ist noch nicht entschieden, es finden sich Menschen wieder und es gibt Abschiede und Versprechungen, neue Pläne werden geschmiedet und die Hoffnung ist noch lange nicht aufgegeben.
Außerdem hört das Buch dann doch noch mit einem Ereignis auf, das mich mit einem "boah, diese Hexe!" zurück gelassen hat.
Alles in allem macht das den kleinen Durchhänger wieder wett und meine Begeisterung bleibt ungebrochen, so das ich nun mit Spannung und Ungeduld auf den nächsten Teil warte - denn:

Zitat der Autorin:
[...] Dies war der Anlass für lange, blutige Kämpfe, doch das ist eine andere Geschichte, die ich Ihnen ein anderes Mal erzähle ...

Mein Fazit:
Düsteres Mittelalter, interessante Charaktere mit Tiefgang, Intrigen, Liebe, Hass, Grausamkeiten, Elend, Macht und Ohnmacht in einem Krieg um die Herrschaft Irlands.
Wer all das mag, sollte auf jeden Fall dieses Buch lesen!

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Veröffentlicht am 29.11.2023

Ein Buch ganz nach meinem Geschmack!

Die Braut des Magiers
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Gisela wird durch einen Stein von Magister Gaudentius ausfindig gemacht, der Zauberkräfte erkennen kann. Es wird mit viel Geld, das ihrem bankrotten Vater bekommt eine Ehe mit dem Magier Alban arrangiert, ...

Gisela wird durch einen Stein von Magister Gaudentius ausfindig gemacht, der Zauberkräfte erkennen kann. Es wird mit viel Geld, das ihrem bankrotten Vater bekommt eine Ehe mit dem Magier Alban arrangiert, ob es ihr nun passt oder nicht.
Von nun an lebt sie mit ihrem verunstaltetem Angetrauten und deren Freund Gaudentius auf dessen Burg.
Gaudentius will ihre Kräfte wecken, um so seinem Erzfeind Cajetan zu besiegen und so mit auch dessen Fluch, der auf ihn und seinem Freund Alban liegt, rückgängig zu machen.
Eheliche Pflichten brauch Gisela zwar nicht von ihrem Ehemann befürchten, da die Magie eine Jungfrau verlangt, aber trotzdem ist er ihr unheimlich, da er mehr einem Tier als einem Menschen ähnelt.
Immerhin hat sie genug Selbstvertrauen, das sie sich nach und nach gegen die Beiden durchsetzen kann und auch mit der Tante von Gaudentius freundet sie sich nach erster Skepsis an. Außerdem steht ihr noch die Riesendogge Dagga zur Seite, gegen die sonst keiner ankommt.
Auch kann Gisela als einzige den geheimnisvollen Geist von Lavinia sehen und dann ist da noch Herr George Streller, der ab und an mal zu Besuch kommt. Das wird allerdings immer kritischer, da sich Gisela immer mehr zu ihm hingezogen fühlt und sie trotz der Umstände ihrer Hochzeit ein schlechtes Gewissen ihrem Mann gegenüber bekommt.

Auch wenn die Geschichte etwas Ähnlichkeit mit "Die Schöne und das Biest" hat, so ist hier wirklich der Schwerpunkt der Fluch, der gebrochen werden muss - und das geht nur mit Magie und Zauberei, um den Zauberer Cajetan zu besiegen. Und somit hat diese Geschichte einen ganz anderen Verlauf.
Der Verlauf der Geschichte baut sich von Anfang an gut auf und hält auch die ganze Geschichte durch. Mir sind auf jeden Fall keine Logiglöcher aufgefallen und auch die Spannung hält sich bis zum Schluss - auch wenn man ab einen gewissen Zeitpunkt schon in einer Richtung was ahnt, das nimmt der Geschichte aber nichts.
Trotz düsteres Mittelalter und böser Fluch und noch böserem Zauberer kann man an der einen oder anderen Stelle doch schmunzeln - allein schon wegen Dagga, das wäre ein Hund nach meinem Geschmack :)

Fazit: Ich habe mich bestens unterhalten und habe das Buch nur sehr unwillig beiseite gelegt, wenn das RL mal wieder laut gerufen hat.

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Ein Dorf, tief im Wald verborgen.

Das verlorene Dorf
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Das Cover hatte schon beim ersten Sehen meine Aufmerksamkeit.
Düster, nebelig, irgendwie bedrückend und unheimlich und mit dem Klapptext hatte das Buch dann auch gleich einen Platz auf meiner WuLi.
Ein ...

Das Cover hatte schon beim ersten Sehen meine Aufmerksamkeit.
Düster, nebelig, irgendwie bedrückend und unheimlich und mit dem Klapptext hatte das Buch dann auch gleich einen Platz auf meiner WuLi.
Ein Buch das mich voll und ganz gepackt hat!
Der düstere Eindruck vom Cover spiegelt die Spannung der Geschichte wider und dieser Eindruck war von Anfang an da und hielt bis zum Schluss, somit war die Spannung von vorne bis hinten durchgehend gegeben.

Rosalie ist durch eine Krankheit überall eine Außenseiterin und als ihr Krankheitsbild beschrieben wurde, kam mir gleich "Albino" in den Sinn - und so war es auch.
Zu der Zeit war es aber wohl unbekannt und wurde als "Böses" angesehen. Wie alles Unbekannte und Unerklärliche in der Zeit als böse angesehen wurde.

Als erstes lernt man Rosalie als noch kleines Kind kennen, das von allen gemieden wird und ihr von den Anderen nur übel mitgespielt wird, so das sie sich ganz zurück zieht und sich nur mit Malen von düsteren Bildern in ihre eigene Welt flüchtet. Und doch zieht sie immer Ärger auf sich und wird der Heimleitung unbequem. Irgendwann wollen sie Rosalie dann loswerden und geben sie als jugendliche in ein anderes Waisenhaus.
Dort arbeitet sie als Küchenhilfe und findet in der ersten Köchin eine Bezugsperson, die sie so nimmt wie sie ist. Langsam fast sie Vertrauen, auch wenn die anderen sie wieder ausgrenzen und so wächst sie als junge Frau heran.
Eines Tages lernt sie dann Ronar kennen, der seine Jagdbeute in die Küche bringt und als Fleischspende dort abgibt. Ronar scheint schüchtern zu sein und auch anders, denn er gehört zu dem Waldvolk. Eine eingeschworene Gemeinschaft, über die keiner was Genaues weiß. Eine Dorfgemeinschaft tief im Wald, die niemanden Fremden duldet, wo nicht einmal die Polizei oder sonstige Obrigkeit eine Handhabe hat. Ein Dorf, das in einer anderen Welt lebt.

Deswegen warnen alle Rosalie vor Ronar, denn auch wenn seine Fleischspenden immer wieder gerne angenommen werden, so will aber keiner anderweitig mit ihm zu tun haben. Im Wald gehen unheimliche Dinge vor sich, heißt es.
Und doch trifft sich Rosalie bald heimlich mit Ronar, der sie so nimmt wie sie ist. Ronar stört sich nicht an ihre Andersartigkeit und zeigt ihr seinen Lieblingsplatz im Wald, erzählt ihr von seinem Dorf und wie er sich die Zukunft vorstellt, nur mit in sein Dorf will er sie nicht nehmen. Die Gemeinschaft duldet keine Fremden. ....

Allen Warnungen zum Trotz will Rosalie Ronar heiraten. Sie liebt ihn und fühlt sich zum ersten Mal normal und unbeschwert. Das ändert auch nichts dran, das sie sich immer beobachtet fühlt, sobald sie mit Ronar im Wald spazieren geht und auch nicht der komische Traum, als sie mit Ronar auf der kleinen Waldlichtung ist, genauso wenig, als er noch eine Nacht vor der Hochzeit bei ihr ins Fenster steigt und sie inständig bittet ihn nicht zu heiraten .....
Am Tag ihrer Hochzeit holt Ronar sie dann zusammen mit seinen Brüdern als geschmückte Braut in sein Dorf - ohne dass jemand sonst mitkommen darf.
Dort wird sie wie nie zuvor in ihrem Leben liebevoll und herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen und vom Dorfältesten getraut.
Alles scheint so wundervoll zu sein, eine kleine Gemeinschaft. So herzlich wie eine einzige Familie nicht sein kann. Wo keiner den anderen ausschließt und sie ist nicht die einzige mit einer Andersartigkeit. Im Dorf gibt es auch Mitglieder die anders sind, aber egal ob körperlich oder geistig anders, jeder ist ein wertvolles Mitglied der Gemeinschaft und endlich kann Rosalie sich frei fühlen und frei handeln, ohne das sie schief angesehen wird - solange sie das Dorf nicht verlässt und sich an die Regeln hält ......

Ich sag Euch, das Buch hat mich nicht wieder los gelassen! Das war ein Buch genau nach meinem Geschmack und hat mir mehr gegeben als ich erwartet hatte.
Historische Romane lese ich liebend gern, denn da geht es meistens ja schon düster zu - heißt ja nicht umsonst "Finsteres Mittelalter".
Und hier wird es dann auch noch gruselig, aber nicht im herkömmlichen Sinne wie in Geistergeschichten. sondern gruselig, weil es auch genau so hätte sein können.
Das Mythische sind hier keine Gespenster, sondern das unerklärliche, weil man nicht weiß WAS da im Wald vor sich geht.
Gruselig, weil erst alles so normal erscheint, man aber schon spürt, das da was nicht stimmt und sich erst alles nach und nach aufklärt, aber immer wieder Situationen auftreten, bei dem man (ich) den Atem angehalten habe und sich die Nackenhaare aufstellen.

Ich habe mit Rosalie gebangt und konnte sie so gut verstehen, in all ihrem Handeln und Denken und hatte teilweise genauso viel Angst um sie und Ronar, wie Rosalie selbst.
Ich könnt noch so einiges schreiben, aber ich will natürlich nicht spoilern, denn das würde jedem Leser die Geschichte verderben.
Jeder soll die Geschichte selbst erleben und sie wird noch um einiges interessanter, da es den Ort wirklich gibt. Das macht das Ganze noch unheimlicher, wie ich finde - auch wenn es so eine Geschichte nicht wirklich an dem Ort gegeben hat.
Aber eine Legende der "Weißen Frau im Sachsenrieder Forst" hat es an dem Ort schon gegeben.
Die Anmerkung der Autorin kann man auch zuerst lesen, ohne das sie was von der Geschichte verrät, aber so hat man dann immer im Hinterkopf, das es den Ort und seine Gegebenheiten wirklich gegeben hat und macht die Geschichte noch lebendiger und wirklicher.

Mein Fazit:
Wer eine Geschichte mit Mystery und Geister nicht im herkömmlichen Sinn von toten Geistern und dergleichen erleben möchte und dem sich trotzdem zwischendurch die Nackenhaare aufstellen sollen, dem kann ich diese Buch wärmsten empfehlen.
Hier wird einem gruselige Spannung durch eine fiktive Realität an einem damaligen realen Ort gegeben.
Ein Buch, von dem ich mehr als Begeistert bin!

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Dieses Buch hat mich richtig mitgenommen und hat noch lange nachgehangen.

Am Ende dieses Jahres
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Gleich zu Anfang ist dem Leser klar, wie Anton über den Krieg denkt.

Zitat:
"Anton [...] auf unseren Führer [...] ist ein Attentat verübt worden..."
Also doch! [...] der einzige Gedanke, zu dem ich fähig ...

Gleich zu Anfang ist dem Leser klar, wie Anton über den Krieg denkt.

Zitat:
"Anton [...] auf unseren Führer [...] ist ein Attentat verübt worden..."
Also doch! [...] der einzige Gedanke, zu dem ich fähig bin, ist: Hat es diesmal geklappt?
[...] es grenzt wirklich an ein Wunder - dieser Schweinehund hat so viele Leben wie eine Katze [...]


Da das Buch aus Antons Sicht in der Ich-Perspektive geschrieben ist, ist man auch wirklich gleich in der Geschichte drin und bei dem Schreibstil kann man so wie so gar nicht anders. Die Geschichte ist so lebendig geschrieben, das man das Gefühl hat, als wenn man neben Anton her läuft und alles selbst mit erlebt.
Ich konnte das Buch gar nicht wieder aus der Hand legen.
Ich habe mit Anton gelitten und gefühlt. Seine Ängste, seine Sorge und die Familie, Freunde und Kameraden und seinen Hass auf den Krieg und Hitler mit all seinen Grausamkeiten.
Teilweise hab ich echt die Luft angehalten.
Die Autorin schaffte es wirklich mich so in die Geschichte zu ziehen, dass ich die Sirenen und Bomben schon fast selbst hören konnte.

Die Geschichte ist wirklich bedrückend, beklemmend und zeigt die Grausamkeiten des Krieges ohne sie zu beschönigen.
Hitler will den Krieg mit aller Macht gewinnen, auch wenn er eigentlich schon längst verloren ist, und dazu sind ihm alle Mittel recht - ohne Rücksicht auf Verluste.
Darum werden die jugendlichen zum Ende des Krieges auch schon vor ihrem 16. Geburtstag eingezogen. Mit ihnen Anton und sein bester Freund Gerhard.
Um diese Aktion zu rechtfertigen werden sie "nur" als Wehrdiensthelfer eingesetzt.
Bedeutet: Sie müssen dafür sorgen, das die Schützen immer genügend Munition haben, Schützengräben ausheben und auch sonst zur Handgehen wo es nötig ist. Nebenbei werden sie noch an der Waffe ausgebildet, um später die Linien zu verteidigen - mit 16 Jahren! Sprich, Linien verteidigen, die schon längst verloren sind.
Es sind genug Jugendliche dabei die stolz darauf sind und Hitlers Einstellung voll und ganz übernommen haben, die es als Ehre sehen, für den Führer und das Vaterland zu sterben. Dem entsprechend benehmen sie sich auch den anderen gegenüber, die so denken wie Anton.
Aber zum Glück sind nicht alle so.

Zitat:
Anton - "Ich weiß nicht, wie ich auf einen von ihnen die Waffe richten und abdrücken soll, und bete im Stillen, dass es nie dazu kommen wird."

Aber trotz allem hat diese Geschichte auch andere, wichtige Faktoren. Nämlich Freundschaft und Menschlichkeit.
Anton versucht sich so lange wie möglich von der Front fernzuhalten und träumt wie jeder Junge in dem Alter von der Zukunft und möchte nichts lieber als Geige spielen. Er stellt sich eine Zukunft mit der Nachbarstochter Luise vor und hält zu seinem besten Freund Gerhard. Als er dann doch mit ihm an der Front ist, ist ihm diese Freundschaft noch wichtiger und er stellt sich auf die Seite der Schwächeren Kameraden, gegen Wilhelm, dessen Vater selbst bei der SS ist.

In dieser Geschichte steht nicht nur ein Kernthema im Vordergrund wie Krieg, Grausamkeit, Zerstörung, Mut, Hoffnung, Verlust, Freundschaft oder Liebe.
Anja May hat es wirklich geschafft alle diese Faktoren gleichberechtigt in einer mitreißenden und emotionalen Geschichte zu vereinen.
Ohne dabei etwas zu beschönigen oder zu verschweigen.
Wie ich schon schrieb, man hört förmlich die Sirenen und Bombeneinschläge, während man mit Anton mitten in den Trümmern steht und zieht beim Lesen fast schon selbst den Kopf ein.
Aber dann gibt es da auch die leisen, schönen Momente, die zarte und noch unbeholfene Liebe zu Luise, die Freundschaft zu Gerhard, der Zusammenhalt und die Menschlichkeit, die trotz der Grausamkeit nicht verloren geht.
Das alles so spannend erzählt, dass man einfach weiter lesen MUSS und am Ende tief Luft holt.
Ein Buch, das ich sicher nicht vergessen werde.

Zitate:
An der Front:
Der Panzer hat den Soldaten erreicht und fährt einfach weiter, über die Beine des Mannes hinweg.
Es knackt und rattert. Der markerschütternde Schrei, den der Soldat ausstößt, frisst sich wie Fäulnis in meine Seele. Ich will schreien, bringe aber keinen Ton hervor.
******
Anton und Gerhard in einem ruhigen Moment.
„Was willst du machen, wenn der Krieg vorbei ist?“, frage ich, um das Thema zu wechseln. […]
„Mir den Bauch mit Essen voll schlagen“, erwidert er verträumt. „So viel ich kriegen kann. Das wär dufte.“

Mein Fazit:

Ein Debütroman ohne Wenn und Aber, der mich mehr als gespannt auf das nächste Buch von der Autorin warten lässt.
Eine Geschichte, die nichts verschönt oder verherrlicht, emotional mitfühlen lässt und der heutigen Generationen zeigt, wie es nie wieder werden darf!
Ein Buch, nachdem ich einmal mehr froh darüber bin, das ich diese Zeit nicht mitmachen musste, aber mir gut vorstellen kann, wie es meinen Eltern ergangen ist, die selber Jahrgang ’29 und ’35 sind.
Für mich ein Buch, das man gelesen haben sollte und nicht nur für Jugendliche geeignet ist.

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