Cover-Bild Das verlorene Dorf
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Goldmann
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 20.04.2015
  • ISBN: 9783442479771
Stefanie Kasper

Das verlorene Dorf

Roman
Oberbayern 1843: Als sich die junge Waise Rosalie in den Bauern Romar verliebt, scheint sie ihr Glück gefunden zu haben. Doch die Waisenhausvorsteherin warnt Rosalie vor dieser Ehe und macht sonderbare Andeutungen. Rosalie heiratet Romar dennoch und folgt ihm in sein Heimatdorf, das tief im Wald verborgen liegt. Eines Nachts hört Rosalie ein Neugeborenes weinen, das am nächsten Tag als angebliche Totgeburt begraben wird. Dann kommt eine junge Frau, mit der Rosalie sich angefreundet hat, auf mysteriöse Weise zu Tode. Rosalie wird bald bewusst, dass in Romars Dorf nichts ist, wie es scheint – und dass auch sie selbst in tödlicher Gefahr schwebt ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2023

Ein Dorf, tief im Wald verborgen.

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Das Cover hatte schon beim ersten Sehen meine Aufmerksamkeit.
Düster, nebelig, irgendwie bedrückend und unheimlich und mit dem Klapptext hatte das Buch dann auch gleich einen Platz auf meiner WuLi.
Ein ...

Das Cover hatte schon beim ersten Sehen meine Aufmerksamkeit.
Düster, nebelig, irgendwie bedrückend und unheimlich und mit dem Klapptext hatte das Buch dann auch gleich einen Platz auf meiner WuLi.
Ein Buch das mich voll und ganz gepackt hat!
Der düstere Eindruck vom Cover spiegelt die Spannung der Geschichte wider und dieser Eindruck war von Anfang an da und hielt bis zum Schluss, somit war die Spannung von vorne bis hinten durchgehend gegeben.

Rosalie ist durch eine Krankheit überall eine Außenseiterin und als ihr Krankheitsbild beschrieben wurde, kam mir gleich "Albino" in den Sinn - und so war es auch.
Zu der Zeit war es aber wohl unbekannt und wurde als "Böses" angesehen. Wie alles Unbekannte und Unerklärliche in der Zeit als böse angesehen wurde.

Als erstes lernt man Rosalie als noch kleines Kind kennen, das von allen gemieden wird und ihr von den Anderen nur übel mitgespielt wird, so das sie sich ganz zurück zieht und sich nur mit Malen von düsteren Bildern in ihre eigene Welt flüchtet. Und doch zieht sie immer Ärger auf sich und wird der Heimleitung unbequem. Irgendwann wollen sie Rosalie dann loswerden und geben sie als jugendliche in ein anderes Waisenhaus.
Dort arbeitet sie als Küchenhilfe und findet in der ersten Köchin eine Bezugsperson, die sie so nimmt wie sie ist. Langsam fast sie Vertrauen, auch wenn die anderen sie wieder ausgrenzen und so wächst sie als junge Frau heran.
Eines Tages lernt sie dann Ronar kennen, der seine Jagdbeute in die Küche bringt und als Fleischspende dort abgibt. Ronar scheint schüchtern zu sein und auch anders, denn er gehört zu dem Waldvolk. Eine eingeschworene Gemeinschaft, über die keiner was Genaues weiß. Eine Dorfgemeinschaft tief im Wald, die niemanden Fremden duldet, wo nicht einmal die Polizei oder sonstige Obrigkeit eine Handhabe hat. Ein Dorf, das in einer anderen Welt lebt.

Deswegen warnen alle Rosalie vor Ronar, denn auch wenn seine Fleischspenden immer wieder gerne angenommen werden, so will aber keiner anderweitig mit ihm zu tun haben. Im Wald gehen unheimliche Dinge vor sich, heißt es.
Und doch trifft sich Rosalie bald heimlich mit Ronar, der sie so nimmt wie sie ist. Ronar stört sich nicht an ihre Andersartigkeit und zeigt ihr seinen Lieblingsplatz im Wald, erzählt ihr von seinem Dorf und wie er sich die Zukunft vorstellt, nur mit in sein Dorf will er sie nicht nehmen. Die Gemeinschaft duldet keine Fremden. ....

Allen Warnungen zum Trotz will Rosalie Ronar heiraten. Sie liebt ihn und fühlt sich zum ersten Mal normal und unbeschwert. Das ändert auch nichts dran, das sie sich immer beobachtet fühlt, sobald sie mit Ronar im Wald spazieren geht und auch nicht der komische Traum, als sie mit Ronar auf der kleinen Waldlichtung ist, genauso wenig, als er noch eine Nacht vor der Hochzeit bei ihr ins Fenster steigt und sie inständig bittet ihn nicht zu heiraten .....
Am Tag ihrer Hochzeit holt Ronar sie dann zusammen mit seinen Brüdern als geschmückte Braut in sein Dorf - ohne dass jemand sonst mitkommen darf.
Dort wird sie wie nie zuvor in ihrem Leben liebevoll und herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen und vom Dorfältesten getraut.
Alles scheint so wundervoll zu sein, eine kleine Gemeinschaft. So herzlich wie eine einzige Familie nicht sein kann. Wo keiner den anderen ausschließt und sie ist nicht die einzige mit einer Andersartigkeit. Im Dorf gibt es auch Mitglieder die anders sind, aber egal ob körperlich oder geistig anders, jeder ist ein wertvolles Mitglied der Gemeinschaft und endlich kann Rosalie sich frei fühlen und frei handeln, ohne das sie schief angesehen wird - solange sie das Dorf nicht verlässt und sich an die Regeln hält ......

Ich sag Euch, das Buch hat mich nicht wieder los gelassen! Das war ein Buch genau nach meinem Geschmack und hat mir mehr gegeben als ich erwartet hatte.
Historische Romane lese ich liebend gern, denn da geht es meistens ja schon düster zu - heißt ja nicht umsonst "Finsteres Mittelalter".
Und hier wird es dann auch noch gruselig, aber nicht im herkömmlichen Sinne wie in Geistergeschichten. sondern gruselig, weil es auch genau so hätte sein können.
Das Mythische sind hier keine Gespenster, sondern das unerklärliche, weil man nicht weiß WAS da im Wald vor sich geht.
Gruselig, weil erst alles so normal erscheint, man aber schon spürt, das da was nicht stimmt und sich erst alles nach und nach aufklärt, aber immer wieder Situationen auftreten, bei dem man (ich) den Atem angehalten habe und sich die Nackenhaare aufstellen.

Ich habe mit Rosalie gebangt und konnte sie so gut verstehen, in all ihrem Handeln und Denken und hatte teilweise genauso viel Angst um sie und Ronar, wie Rosalie selbst.
Ich könnt noch so einiges schreiben, aber ich will natürlich nicht spoilern, denn das würde jedem Leser die Geschichte verderben.
Jeder soll die Geschichte selbst erleben und sie wird noch um einiges interessanter, da es den Ort wirklich gibt. Das macht das Ganze noch unheimlicher, wie ich finde - auch wenn es so eine Geschichte nicht wirklich an dem Ort gegeben hat.
Aber eine Legende der "Weißen Frau im Sachsenrieder Forst" hat es an dem Ort schon gegeben.
Die Anmerkung der Autorin kann man auch zuerst lesen, ohne das sie was von der Geschichte verrät, aber so hat man dann immer im Hinterkopf, das es den Ort und seine Gegebenheiten wirklich gegeben hat und macht die Geschichte noch lebendiger und wirklicher.

Mein Fazit:
Wer eine Geschichte mit Mystery und Geister nicht im herkömmlichen Sinn von toten Geistern und dergleichen erleben möchte und dem sich trotzdem zwischendurch die Nackenhaare aufstellen sollen, dem kann ich diese Buch wärmsten empfehlen.
Hier wird einem gruselige Spannung durch eine fiktive Realität an einem damaligen realen Ort gegeben.
Ein Buch, von dem ich mehr als Begeistert bin!

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Veröffentlicht am 15.05.2019

Unheimlich, aber dennoch super

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★★★★★ (5 von 5 Sterne)


Inhalt:

1843: Die junge Rosalie wächst in einem Waisenhaus auf, doch sie ist durch ihre merkwürdige Erscheinung, eine Außenseiterin. Mit ihren weißen Haar und die rötlichen Augen, ...

★★★★★ (5 von 5 Sterne)


Inhalt:

1843: Die junge Rosalie wächst in einem Waisenhaus auf, doch sie ist durch ihre merkwürdige Erscheinung, eine Außenseiterin. Mit ihren weißen Haar und die rötlichen Augen, ist Rosalie den anderen Kinder suspekt. Gern zieht sie sich zurück und malt, doch ihre Bilder sind düster und von ihrer toten Familie, die sie nie kennenlernen konnte.
Als Rosalie das 18. Lebensjahr erreicht, wird sie von den Waisenhauserziehern, gegen Arbeiterinnen ausgetauscht. Fortan arbeitet Rosalie in der Küche eines anderen Waisenhauses. Dort lernte sie die Köchin Cäcilia kennen, die Rosalie ins Herz schließt. Als Rosalie allein in der Waisenhausküche ist, kommt ein junger, gutaussehender Mann herein – Romar. Beide verlieben sich ineinander, doch Cäcilia warnt, den jungen Mann zu heiraten und mit ihm in sein Dorf zu gehen. Rosalie will nicht hören, denn ihre Liebe zu Romar ist zu stark.

Als Rosalie kurze Zeit später in Romars Dorf zieht, wird sie herzlich aufgenommen. Sie denkt, dass sie endlich ihr Zuhause gefunden hat, doch weiß sie nicht, das die Dorfgemeinschaft andere Pläne mit ihr vorhat. Rosalie merkt nicht, dass sie bald in Lebensgefahr schwebt.





Meinung:

Auf der Suche nach einer Geschichte, wo es um ein Dorf geht, stieß ich auf dieses Buch. Das Cover und der Klappentext sprachen mich sofort an. Anfangs war es durch den speziellen Schreibstil ungewöhnlich, doch wenn man in der Geschichte vertieft ist, liest es sich auch leichter. Ich konnte schnell eintauchen, und es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Eine tolle Geschichte, mit tollen Charakteren und einen spannenden, unerwartetem Ende.
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Cover und Titel:

Das Cover und der Titel, zeigen wie düster die Geschichte ist, und passen dadurch sehr gut zum Inhalt.


Die Geschichte:

Die Geschichte beginnt mit Rosalie als sie noch ein kleines Kind war. Dadurch lernt man schon von Anfang an Rosalie sehr gut kennen. Ihre Eigenarten werden sehr gut beschrieben, wodurch einen schnell klar wird, dass Rosalie ein besonderes Mädchen ist. Als Rosalie dann ins Dorf zu Romar zieht, glaubt man, sie hätte endlich ihr Glück gefunden, doch nach und nach passieren Dinge, die zuerst unerklärlich scheinen. Rosalie versucht den Dingen auf den Grund zu gehen, wodurch sich die Geschichte immer mehr zuspitzt.


Die Charaktere:

Man lernt in dieser Geschichte sehr viele Protagonisten kennen, doch alle sind gut beschrieben, dass man keine Probleme hat, diese auseinander zu halten. Es gibt Charaktere die man ins Herz schließt und welche, die man nicht so gern hat – wodurch dadurch aber trotzdem die Geschichte spannend macht.

Der Schreibstil:

An den Schreibstil musste ich mich erst gewöhnen, denn er ist eher altertümlich gehalten. Wenn man aber in der Geschichte drin ist, hat man sich an den Schreibstil schnell gewöhnt und es fällt nicht schwer, diesen zu lesen.


Fazit:

Ein besonderer Schreibstil, der eine außergewöhnliche Geschichte erzählt. Spannung bis zur letzten Seite. Ein schönes passendes Cover, mit einer wirklich tollen Geschichte. Ich kann dieses Buch wirklich empfehlen.

Veröffentlicht am 21.08.2017

Ein grandioses Buch!

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Cover:
Das Cover ist in sehr dunklen Farben gehalten, wie zum Beispiel Blau/ Türkis und Grau/ Schwarz. Der einzige "Lichtblick" ist hinter der Schrift.
Ich finde, das Cover ist sehr gut gewählt, da man ...

Cover:


Das Cover ist in sehr dunklen Farben gehalten, wie zum Beispiel Blau/ Türkis und Grau/ Schwarz. Der einzige "Lichtblick" ist hinter der Schrift.
Ich finde, das Cover ist sehr gut gewählt, da man dort sehr viel sehen und hineininterpretieren kann. So kann man sich vorstellen, dass man auf dem Cover den Sachsenrieder Forst sieht und den Kirchturm von Haberatschofen.

Meine Meinung:


Ich finde das Buch einfach nur grandios gut! Es ist sehr spannend geschrieben und man kann das Buch kaum zur Seite legen, weil man immer wissen möchte, wie es weitergeht und wie sich alles "auflöst".
Stefanie Kasper schafft es, dass man immer wieder neue Theorien aufstellen und verwerfen muss. Man kann mit der Protagonisten Rosalie total mitfühlen und ich war sehr schockiert darüber, wie manche /die meisten Menschen sie behandelt haben nur weil sie ein wenig anders aussieht als Andere.
Die Stimmung wurde total gut getroffen und sie ist die meiste Zeit über sehr drückend und düster. Es gibt allerdings zwischendurch immer ein paar Lichtpunkte, wodurch einen diese düstere Stimmung nicht "erdrückt".

Mein Fazit:


Für mich war dieses Buch einfach nur perfekt. Von dem Schreibstil, den Charakteren bis zu der Story. Daher gebe ich dem Buch auch 5 Sterne!

Veröffentlicht am 19.08.2018

Roman über eine geheimnisvolle Dorfgemeinschaft mitten im Wald

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Höllenmensch, Schattenmensch, Nachtmensch – so muss sich Rosalie nennen lassen, die in einem Waisenhaus in Augsburg aufwächst. Ein Kind, welches an Leukopenie, einem Mangel an weißen Blutkörperchen, leidet ...

Höllenmensch, Schattenmensch, Nachtmensch – so muss sich Rosalie nennen lassen, die in einem Waisenhaus in Augsburg aufwächst. Ein Kind, welches an Leukopenie, einem Mangel an weißen Blutkörperchen, leidet und noch dazu Bilder von Siechtum und Tod zeichnet, um den Verlust ihrer Eltern zu verarbeiten.

Nachdem ihre Mentorin Agnes verstirbt, wird Rosalie Ende 1843 in ein Waisenhaus nach Schongau im Ostallgäu gebracht. Dort als Hilfsköchin beschäftigt lernt sie Romar kennen, einen Waldmann aus Haberatshofen. Schon beim ersten Rendezvous zeigt sich, dass die Warnungen der Schongauer vor den Waldmenschen berechtigt sein könnten…

Die Autorin nahm die regionale Legende der Weißen Frau und eine bis 1845 real existierende Siedlung als Vorlage und hat auf dieser Basis einen geheimnis- und stimmungsvollen Roman geschaffen. Die bildhaften Beschreibungen alltäglich wahrgenommener Gegenstände, Situationen und vor allem des Waldes waren ein wahrer Genuss für mich.

Auch der Spannungsaufbau ist meiner Meinung nach perfekt gelungen. Die Abgeschiedenheit des Dorfes, das unergründliche Verhalten der Bewohner und ihre Kunst, Fragen zu ignorieren, tragen dazu ebenso bei wie die ständigen Lügen und Ausflüchte. Rosalie selbst unterstützt diese Spannung durch ihre Naivität, die so weit geht, dass ich sie am liebsten geschüttelt hätte: Glaub doch nicht alles, was man dir auftischt! Hinterfrage weiter! Nimm das doch nicht so hin!

Also hatte mich der Roman schon bald gefesselt und ich war begierig darauf zu wissen, worin das alles endet. Meine dahingehende Vermutung hat sich schlussendlich bestätigt, was aber der Spannung keinen Abbruch tat.

Einzig die Liebesgeschichte zwischen Rosalie und Romar hat mich nicht überzeugt. Zwar waren die Beschreibungen ihrer Beziehung mitnichten ohne Gefühl oder ließen liebevolle Gesten vermissen; der Funke jedoch ist einfach nicht übergesprungen und ich konnte nicht mit den beiden mitfühlen.

4 Sterne für eine gruselige Geschichte, die den nächsten Wald ein bisschen unheimlicher macht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Unterschwelliger Horror vom Feinsten!

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Das verlorene Dorf

Autor: Stephanie Kasper
Genre: Historisch, Mystery
Freigabe: keine
Erschienen: 20.04.2015
Seiten: 384
Einband: Taschenbuch
Verlag: Goldmann
ISBN: 978-3-442-47977-1
Preis: 9,99€ (D) ...

Das verlorene Dorf

Autor: Stephanie Kasper
Genre: Historisch, Mystery
Freigabe: keine
Erschienen: 20.04.2015
Seiten: 384
Einband: Taschenbuch
Verlag: Goldmann
ISBN: 978-3-442-47977-1
Preis: 9,99€ (D) / 10,30€ (A)

Rating: ♥♥♥♥


Inhalt

"Oberbayern 1843: Als sich die junge Waise Rosalie in den Bauern Romar verliebt, scheint sie ihr Glück gefunden zu haben. Doch die Waisenhausvorsteherin warnt Rosalie vor dieser Ehe und macht sonderbare Andeutungen. Rosalie heiratet Romar dennoch und folgt ihm in sein Heimatdorf, das tief im Wald verborgen liegt. Eines Nachts hört Rosalie ein Neugeborenes weinen, das am nächsten Tag als angebliche Totgeburt begraben wird. Dann kommt eine junge Frau, mit der Rosalie sich angefreundet hat, auf mysteriöse Weise zu Tode. Rosalie wird bald bewusst, dass in Romars Dorf nichts ist, wie es scheint – und dass auch sie selbst in tödlicher Gefahr schwebt ..." - Quelle: Verlag


Cover ♥♥♥♥♥

Das Cover von Das verlorene Dorf hat mich von Anfang an angesprochen: die düstere Farbgebung zwischen blau, grau und dunkelgrün trifft genau meinen Nerv und fühlt sich kühl und unheimlich an. Schaut man sich das Bild länger an, meint man beinahe die Feuchtigkeit des Nebels und die Kälte des wolkenverhangenen Himmels zu spüren und auch das raue 'KRAH KRAH' der Krähen und der erdige Geruch des Waldes kommen einem beim Betrachten ganz unwillkürlich in den Sinn. Zumindest geht es mir so. Aber vielleicht habe ich auch nur eine blühende Fantasie! Vergleicht man jedenfalls Cover und Inhalt wird man sehr schnell feststellen: kaum ein anderes Bild hätte die mulmig-düstere und bedrohlich-kalte Stimmung des Buches besser einfangen können als dieses. Man fühlt sich geradezu mitten im Wald, irgendwo in Haberatshofen und damit dem Grauen seiner Bewohner ausgesetzt. Wunderbar ausgewählt!


Charaktere ♥♥♥♥♥

Rosalie: Durch einen Gendefekt wurde Rosalie mit elfenbeinfarbener Haut, weißblonden Haaren und roten Augen geboren - sie ist ein Albino und damit damals wie heute ein äußerst seltener Anblick. Man kann sich sehr wohl vorstellen, in welche Schwierigkeiten sie ihr ungewöhnliches Äußeres bringt, besonders vor dem Hintergrund des noch immer sehr konservativen 19. Jahrhunderts: als Säugling von ihren Eltern mitten im Wald ausgesetzt, wurde sie von einer Kirchenschwester gefunden und im Waisenhaus großgezogen, doch bis auf ihre Ziehmutter und Retterin findet sie dort weder Zuneigung, Freunde oder irgendeinen Anschluss. Im Gegenteil - von so gut wie jedem um sie herum, seien es die anderen Schwestern oder die anderen Kinder, wird sie als "Nachmensch" und "Hexenkind" verstoßen und gefürchtet. Das ändert sich auch nicht, als Rosalie schließlich erwachsen wird und als Köchin in einem Waisenhaus versucht einen Platz im Leben zu finden. Als eines Tages Romar, ein Mann aus Haberatshofen, das Waisenhaus besucht und ihr schon nach kurzer Zeit seine tiefste Zuneigung beteuert, ändert sich ihr Leben drastisch. Sie wird seine Frau und geht mit ihm nach Haberatshofen, ein kleines Dorf mitten im Wald, das Fremde grundsätzlich ablehnt und dessen Einwohner kaum jemand zu Gesicht bekommt. Ich mag Rosalie, denn sie macht im Verlauf der Geschichte eine so unfassbare Wandlung durch, dass man nicht anders kann, als die ganze Zeit nur stolz auf sie zu sein: von der zurückgezogenen, wortkargen, unsicheren Rosalie ohne einen Platz in der Welt wird sie zu einer selbstbewussten, starken - und für das 19. Jahrhundert sogar "relativ" emanzipierten" - Ehefrau, die bereit ist alles zu geben, um die zu schützen, die sie liebt. Dabei ist sie manchmal sehr naiv, um nicht zu sagen gutgläubig, doch in Anbetracht der Tatsache, dass ihr oftmals nichts anderes übrig bleibt, als immer nur das Beste von allen zu denken, weil es sie sonst den einzigen Ort kosten könnte, der ihr je ein Zuhause war, ist psychologisch mehr als nachvollziehbar. Sie ging mir dabei niemals auf die Nerven und ich habe mit Rosalie gebangt, gelitten, gelacht und sie geliebt!

Romar: Als Romar das erste Mal auftaucht kam er mir schon suspekt vor: zotteliges Haar mit einem geflochtenen Bart, heruntergekommene Kleidung und mit dem Geruch des Waldes an seiner Haut, habe ich mir immer einen schrumpeligen Waldschrat vorgestellt. Mit der Zeit wandelte sich mein Bild von Romar, denn er entwickelt sich im Laufe des Buches sowohl für den Leser, als auch für Rosalie zu einem äußerst ambivalenten Charakter. Während man im einen Moment glaubt, dass er seine frisch angetraute Ehefrau liebt und ehrt, verhält er sich ihr gegenüber auf der anderen Seite immer wieder abweisend, hart und rau, sodass man plötzlich vom Gegenteil überzeugt ist. Genau wie alle anderen Dorfbewohner ignoriert er all ihre Fragen, all ihre Sorgen und Unsicherheiten und schweigt darüber, quält und grämt sich jedoch sichtlich dabei. Manchmal hätte ich ihn am liebsten geschüttelt oder geschlagen, damit er ihr endlich die Wahrheit sagt. Genau wie der Rest des Dorfes lässt Romar einen oft Zweifeln. Ist er eine Bedrohung für Rosalie? Wird er sie schützen? Liebt er sie? Liebt er sie nicht? Welche Verbrechen versucht er zu verstecken? Auch Romar habe ich geliebt. Trotz seiner stets Zweifel säenden Art hatte er etwas unfassbar Faszinierendes, das mich lange bei der Stange gehalten hat. Es fühlte sich an, als sei Romar der einzige Anhaltspunkt dafür, dass mit dem Dorf Haberatshofen etwas nicht stimmt und man erwartet ständig, dass die Wahrheit irgendwann aus ihm heraus bricht, während man gleichzeitig fürchtet, dass er Rosalie jederzeit in den Rücken fallen könnte. Trotz allem behandelt er sie, gerade für das noch immer patriarchalisch geprägte, deutsche 19. Jahrhundert, die meiste Zeit überraschend gut und auf ebenbürtiger Ebene. Nur in besonders verzweifelten Momenten erinnert er sie daran, dass sie seine Ehefrau ist und ihren Mann nicht hinterfragen sollte. Historisch nicht ganz korrekt oder vielleicht bloß eine ganz frische Liebe? Either way: Romar hat mir sehr gut gefallen!

Sara: Romars Cousine Sara war für mich genau wie Romar stets sehr ambivalent: Auf der einen Seite wirkt sie - anders als die anderen Haberatshofener - offen, aufgeschlossen, fröhlich und immer ehrlich und erschleicht sich damit nicht nur einen Platz in Rosalies Herzen, sondern auch in dem des Lesers. Auf der anderen Seite wirkt sie einfach immer zu perfekt, zu liebenswürdig und zu aufgeschlossen, sodass man die ganze Zeit Angst hat, dass Rosalie hier einer grandiosen Lügnerin auf den Leim geht, die bloß ihr Vertrauen erschleichen möchte. Dabei findet man weder beweise für Saras Unschuld, noch für ihre Schuld und das treibt einen durchweg in den Wahnsinn, besonders, wenn man Zeuge wird, welche Geheimnisse Rosalie ihrer Freundin Sara so alles anvertraut. Man ist darauf angewiesen, ihr einfach zu vertrauen, genau wie Rosalie es tut. Und trotzdem ist da immer dieser bohrende Zweifel, der besonders dann aufkeimt, wenn Sara genau wie Romar Rosalies Fragen einfach übergeht. Sehr gelungen!


Schreibstil ♥♥♥♥

Stefanie Kaspers Schreibstil ist zwar nicht übermäßig anspruchsvoll oder detailliert, dafür aber unglaublich feinfühlig, atmosphärisch und dem historischen Thema durchaus angemessen. Dabei fühlt er sich oft eigentümlich und genau im richtigen Maße altmodisch an, um genau in die Zeit zu passen, in der die Handlung spielt, ohne dabei die Zielgruppe 'Gelegenheitsleser' zu verfehlen. Dieser schmale Grad zwischen gut verständlicher und historisch angemessener Sprache hat mich sehr fasziniert. Besonders gut fand ich dabei die Beschreibungen des örtlichen und dörflichen Lebens, der hierarchisch-patriarchalisch geprägten Gesellschaft und der ärmlichen Einfachheit des Alltags. Gleichzeitig fühlt sich Kaspers Roman durch die relativ modern gezeichnete Figuren zeitlos an, sodass es mir - bevor ich die Jahreszahl kannte - relativ schwer viel, die Handlung einer bestimmten Epoche zuzuordnen. Die Geschichte hätte sich ebenso gut im 20. Jahrhundert abspielen können. Wichtige zeitgeschichtliche Themen wie Krieg, Krankheit, Armut, Hungersnot, etc. werden nur sehr leicht angerissen und weniger thematisiert. Das ist aber verzeihlich, denn die Handlung spielt sich ohnehin hauptsächlich in einem von der Gesellschaft abgeschiedenen Dorf ab, das unter seinen ganz eigenen Bedingungen und Regeln existiert. Erwartet man bei Das verlorene Dorf jedoch korrekte historische Fakten und Darstellungen, könnte man enttäuscht werden. Ansonsten hat mir die Mischung zwischen historisch, zeitlos und modern den Zugang zum Text eher erleichtert. Ganz besonders schön fand ich die sprachlichen Facetten "Emotion" und "Atmosphäre", die in diesem Roman besonders fein nuanciert ausgearbeitet sind. Man wird stets herausgefordert Worte und Handlungen einer Person start voneinander zu unterscheiden und dabei auf die kleinsten Veränderungen in ihrem Verhalten wahrzunehmen. Ein besonders schönes Beispiel hierfür ist die - in der Literaturgeschichte sehr, sehr bekannte - körperliche Reaktion auf die eigene Unehrlichkeit: Wenn ein Charakter ganz offensichtlich lügt, fährt er sich zumeist unbewusst mit den Fingern oder der Hand über den Mund. Als Literaturwissenschaftlerin habe ich mich über dieses sprachliche Detail in einem belletristischen Roman ganz besonders gefreut.


Handlung ♥♥♥♥

Es hat bei mir eine ganze Weile gedauert, bis ich so richtig in die Handlung des Buches reingekommen bin. Gerade zu Beginn hat es einige Längen, die sie für mich ganz besonders durch die Ungerechtigkeiten ergeben haben, denen Rosalie in ihrer Zeit im Waisenhaus ausgesetzt ist. Die ganze Zeit dachte ich: Nun ist es aber gut, wir wissen nun, dass Rosalie ein armes Mäuschen ist - aber was ist denn nun mit dem Dorf? Auch wollte ich mit Rosalies schüchterner Selbst-Ausgrenzung nicht so recht warm werden. Erst, als sie schließlich ins Dorf kommt, beginnt die Geschichte an Spannung zuzunehmen. Dabei vollführt die Handlung aber keinen rasanten, unfassbaren Schlenker, die einen vor Spannung fast vom Sitz pusten, sondern die Intensität - das "Gänsehaut-Feeling", das sich einstellt - steigt ganz langsam an und schickt dem Leser bohrende Zweifel, während sich Rosalie sich in ihrem gewöhnlichen Bäuerinnen-Dasein einlebt und dabei die Charaktere kennen und lieben lernt. Einzig und allein die Ahnung, dass etwas nicht stimmt und die dafür fehlenden Beweise halten den Leser bei der Stange und die gut gestreuten Vorfälle, die sowohl als Bedrohung, als auch als Zufall deutbar sind, erinnern einen regelmäßig daran, dass Rosalie sich in großer Gefahr befinden könnte. Mein Problem dabei: Sowohl Rosalie als auch der Leser werden sehr schnell gewarnt, das etwas mit dem Dorf nicht stimmt und die Hinweise sind zwar sporadisch gestreut, aber dabei oftmals so offensichtlich gestaltet, dass den Leser irgendwann nur noch die Naivität der Protagonistin Rosalie von der Wahrheit trennt. Soll heißen: Ich hatte das Geheimnis des Dorfes schon nach den ersten hundert Seiten entschlüsselt und musste darauf warten, dass Rosalie auch endlich dahinter kommt, oder zumindest anfängt, sich die Wahrheit einzugestehen. Nichtsdestotrotz sind Spannung und Atmosphäre des Buches so gut gewählt - und Rosalies Schicksal bleibt bis zum Schluss unvorhersehbar - dass ich das Lesen durchweg genossen habe.


Gesamtwertung ♥♥♥♥

Das verlorene Dorf hat mich mehr als nur überrascht. Da ich ohne große Erwartungen an das Buch herangegangen bin - und eigentlich auch gar keine Erfahrungen mit historischen oder mysteriösen Romanen habe - konnte ich eigentlich auch gar nicht groß enttäuscht werden. Mit seiner liebreizenden Protagonistin, seiner ungreifbaren gruselig-düsteren Atmosphäre, seiner schockierenden Grundthematik und seinem zeitlos-sprachlichen Aufbau hat mich Stefanie Kapers Roman komplett überzeugt und ich würde ihn sofort jedem ans Herz legen, der kein Problem mit moralisch verwerflichen oder grenzwertigen Themen und ein bisschen Grusel-Schauer hat. Wunderbar kurzweiliges Buch zur Halloween-Zeit und mit einem Ende, bei dem mir das Lachen im Hals stecken geblieben ist!


Spannung
♥♥♥♥
Romantik

Humor

Gewalt
♥♥♥
Action
♥♥