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Veröffentlicht am 18.12.2023

Passender Abschluss der großartigen Jugendbuchserie

Zimt − Für immer von Magie berührt
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In „Zimt – Für immer von Magie berührt“ von Dagmar Bach gerät die Protagonistin, die fünfzehnjährige Vicky King, in äußerste Gefahr und auch ihre Familie. Das Buch ist der dritte und abschließende Band ...

In „Zimt – Für immer von Magie berührt“ von Dagmar Bach gerät die Protagonistin, die fünfzehnjährige Vicky King, in äußerste Gefahr und auch ihre Familie. Das Buch ist der dritte und abschließende Band der zweiten Staffel der „Zimt-Reihe“.

Schuld für die desaströse Situation, in der Vicky sich befindet, ist der niederträchtige Vater eines Schuldfreunds, der es aus dem Multiversum in die hiesige Welt geschafft hat. Bereits im vorigen Teil der Serie glaubten Vicky und ihre Freunde, die Bedrohung durch ihn beseitigt zu haben. Um das Problem zu lösen, ist es nicht hilfreich, dass Vicky und ihr Freund Konstantin in Begleitung von Zimtgeruch unregelmäßig in Parallelwelten versetzt werden. Sie müssen handeln und eine Lösung dafür finden, die Universen gezielt zu wechseln. Als ob das noch nicht genug wäre, muss Vicky sich damit auseinandersetzen, dass ein Parallel-Ich in der Beziehung mit Konstantin in Liebesdingen schon deutlich weiter fortgeschritten ist als sie selbst. Sie fragt sich in diesem Zusammenhang, ob sie wohl für den Austausch von Liebesbekundungen bereit ist.

Vicky ist und bleibt eine sympathische Protagonistin, der Familie und Freunde wichtig sind. Sie versucht immer einen Ausgleich herzustellen, wenn es in ihrem Umfeld zu einem Konflikt kommt. Dabei ähnelt ihr normaler Alltag dem vieler Gleichaltriger, so dass man sich gut in die Figur einfinden kann und sich beim Lesen manchmal wünscht, an ihrer Seite zu sein.

Ihre Großeltern sorgen auch diesmal durch ihre Social Media Aktivitäten für zwischenzeitliche Auflockerung der manchmal heiklen Situationen, in die Vicky gerät. Die Autorin schafft es, die Spannung anzuziehen, dann leicht zu lockern, um sie erneut bis zum Ende hin zu steigern.

Der Band ist ein passender Abschluss der großartigen Jugendbuchserie, der wieder mystisch, romantisch und dramatisch zugleich ist. Ich empfehle die Serie sehr gerne weiter, auch an interessierte Erwachsene, denn sie hat mir viele vergnügliche Lesestunden bereitet.

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Große Vielzahl sehr unterschiedlicher Themen wie Rennpferde, Kunst, Rassismus und Klimawandel

Das Gemälde
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Es geht um ein erfolgreiches Rennpferd, es geht um ein Bildnis dieses Pferdes, aber vor allem geht es im Roman „Das Gemälde“ der US-Amerikaner Geraldine Brooks um Diskriminierung unter verschiedenen Aspekten. ...

Es geht um ein erfolgreiches Rennpferd, es geht um ein Bildnis dieses Pferdes, aber vor allem geht es im Roman „Das Gemälde“ der US-Amerikaner Geraldine Brooks um Diskriminierung unter verschiedenen Aspekten. Die Handlung spielt auf drei Zeitebenen und basiert auf der wahren Geschichte des Pferds „Lexington“, das im Jahr 1850 in Kentucky geboren wurde. Von diesem Zeitpunkt an, über die nächsten Jahre hinweg, erzählt die Autorin von den Erfolgen des Tiers. Die Kapitel werden unterbrochen von Ereignissen im Jahr 2019, als ein Gemälde des Rennpferds auf dem Sperrmüll gefunden wird. Dieser Teil des Romans ist ebenso fiktional wie die Begebenheiten im Jahr 1954, als eine Galeristin ebenfalls ein in Öl gemaltes Bild eines Pferds entdeckt.

Wie es damals in Kentucky üblich war, wurde dem Rennpferd Lexington, der zunächst Darley hieß, ein versklavter Junge zur Seite gestellt, der sich um dessen Wohl zu kümmern hatte. Geraldine Brooks gibt ihm den Vornamen Jarret. Weil die Kapitel mit den Namen der Protagonist(inn)en überschrieben sind, lässt sich beim Durchblättern bereits erkennen, dass sich der Nachnamen von Jarret, in Abhängigkeit von seinem Besitzer, mehrfach ändern wird. In jugendlichem Alter avanciert er zum Trainer des erfolgreichen Pferds, doch er bleibt stets von seinem Eigentümer abhängig und davon, ob dieser es ihm erlaubt, an der Seite von Lexington zu verweilen.

Als Ich-Erzähler berichtet in einigen Kapiteln ein Künstler von der Schwierigkeit, ein Pferd realistisch abzubilden. Der Maler kämpft später im Sezessionskrieg der Nord- gegen die Südstaaten um die Abschaffung der Sklaverei, wodurch Geraldine Brooks auch diesen Teil der US-amerikanischen Geschichte dem Lesenden näherbringt. Mit gut recherchierten Fakten unterbaut, arbeitet sie die Ungerechtigkeit der Sklaverei deutlich heraus und thematisiert dabei auch den Verkauf von Menschenleben. Gleichzeitig beschreibt sie gekonnt, die faszinierende Welt des Pferderennens und lässt manchen Wettkampf auf der Rennbahn lebendig werden.

Die Begebenheiten in den Jahren von 1954 bis 1956 schließen die Verbindung zum Jahr 2019, in welchem Theo, ein nigerianisch-amerikanische Doktorand der Kunstgeschichte, das von seiner Nachbarin entsorgte Gemälde eines braunen Hengstfohlens findet. Währenddessen wird die australische Wissenschaftlerin Jess, die am Smithsonian Museum in Washington D.C. beschäftigt ist, gebeten, einer Forscherin das Skelett eines Pferds zugänglich zu machen. Jess begegnet Theo an ihrer Arbeitsstätte, nachdem dieser das Bild zu einem Konservator gebracht hat. Die beiden entwickeln im Laufe der Zeit Gefühle füreinander.

Die Autorin gewährte mir Einblicke in die Tätigkeiten des Smithsonian genauso wie in die Welt der Kunst. Anhand der Geschichte von Jess, Theo und deren Umfeld zeigt sie, dass der Rassismus bis heute nicht überwunden ist. Gleichzeitig verdeutlicht sie beispielhaft die Diskriminierung von Frauen, der nationalen Herkunft und der sozialen Klasse.

Es ist eine erstaunlich große Vielzahl sehr unterschiedlicher Themen wie Rennpferde, Kunst, Rassismus und Klimawandel, die Geraldine Brooks in ihrem Roman „Das Gemälde“ auf einzigartige Weise miteinander verknüpft. Dank bester Konstruktion fesselt er von Beginn an und wirkt aufgrund der guten Recherche überaus realistisch. Ich war fasziniert von den Fakten, die die Autorin nahtlos mit der Fiktion verwebt und empfehle sehr gerne den Roman uneingeschränkt weiter.

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Durchgehend amüsantes Lesevergnügen

Love Will Tear Us Apart
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Die Stimmung in der Redaktion der Stranger Times in Manchester ist an einem Tiefpunkt angekommen, denn die bisherige stellvertretende Chefredakteurin Hannah hat gekündigt. Außerdem hat ihr Vorgesetzter ...

Die Stimmung in der Redaktion der Stranger Times in Manchester ist an einem Tiefpunkt angekommen, denn die bisherige stellvertretende Chefredakteurin Hannah hat gekündigt. Außerdem hat ihr Vorgesetzter Vincent Banecroft, eine undefinierbare Laune. „Love Will Tear Us Apart“, der Titel des dritten Bands der Serie rund um die Zeitung Stranger Times, der fiktiven Zeitung für Unerklärtes und Unerklärliches, klärt den Grund für seinen Gemütszustand. Der irische Autor CK McDonnell treibt auch hierin wieder die Ereignisse unaufhaltsam auf einen Höhepunkt der besonderen Art zu.

Die Frau des Chefredakteurs ist vor längerer Zeit verstorben. Banecroft verleugnet bisher diese Tatsache, vor allem, seit sie ihm durch einen Geist Botschaften zukommen lässt mit der Bitte, ihr zu helfen. Als Leserin erfuhr ich, anders als die Redakteure, dass Hannah im Auftrag der Besitzerin der Stranger Times in einem New-Age-Zentrum eincheckt, in dem sich kurze Zeit vorher ihr baldiger Ex-Mann hat behandeln lassen. Überdies wendet sich die Schwester eines früheren Mitarbeiters an die Stranger Times, weil ihr Bruder plötzlich verschwunden ist, was gar nicht zu ihm passt. Schnell stellt sich heraus, dass nicht er, sondern jemand anders die ihm zugeordneten Artikel geschrieben hat.

CK McDonnell hat sich erneut eine Storyline ausgedacht, die zunächst mit kaum zugehörig erscheinenden Ereignissen. Der dritte Teil der Serie kann zwar unabhängig von dem vorliegenden gelesen werden, aber mir hat es gefallen, wieder von den bereits vertrauten Figuren zu lesen und ihre Weiterentwicklung zu verfolgen. Der Autor konfrontiert die Mitarbeitenden der Zeitung solange mit neuen Begebenheiten, bis jeder und jede von ihnen in irgendeine Ermittlung einbezogen ist, sowohl die Sekretärin Grace wie auch die Zeitungsschreiber(innen) Stella, Ox und Reggie. Zu ihnen gesellt sich Betty, die neu eingestellte Vertreterin des Chefredakteurs, und auch Detective Inspector Surgess darf nicht fehlen.

Immer wieder springt die Handlung auch zu Hannah, die im Luxusressort leider keine Auszeit genießen kann, sondern im wahrsten Sinne des Wortes immer tiefer ins Dunkle gezogen wird. Auch der Wahrheitssprecher und sein Mitbewohner, ein sprechender Hund spielen erneut in der Geschichte mit. Zwischen den Kapiteln konnte ich wieder einige Kostproben der Artikel lesen, die gewöhnlich in der Stranger Times erscheinen.

Im dritten Band zündet CK McDonnell erneut ein Feuerwerk der schrägen Ideen ab. Sein trockner Humor sorgt durchgehend für ein amüsantes Lesevergnügen, an dem auch André Mumot, dank seiner sehr guten Übersetzung Anteil hat. Gerne empfehle ich das Buch an Lesende mit Sinn für übertriebene übernatürliche Begebnissen weiter.

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Veröffentlicht am 13.11.2023

Ein Klassiker, immer noch aktuell

Mario und der Zauberer
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Die Novelle „Mario und der Zauberer“ von Thomas Mann ist Ende Oktober 2023 zum ersten Mal in einer attraktiven Leinenausgabe aufgelegt worden, wurde aber 1930 erstmals publiziert. Der Schriftsteller lässt ...

Die Novelle „Mario und der Zauberer“ von Thomas Mann ist Ende Oktober 2023 zum ersten Mal in einer attraktiven Leinenausgabe aufgelegt worden, wurde aber 1930 erstmals publiziert. Der Schriftsteller lässt darin einen Protagonisten „ein tragisches Reiseerlebnis“, wie es auch im Untertitel heißt, schildern.
Der unbenannte Ich-Erzähler ist gemeinsam mit seiner Frau, der acht Jahre alten Tochter und dem etwas jüngeren Sohn an die italienische Mittelmeerküste gereist. Bereits im ersten Satz fasst er mit der Bezeichnung „atmosphärisch unangenehm“ zusammen, wie er im Rückblick gesehen, den Urlaub empfunden hat.
Bei den Touristen und dem Personal des Grand Hotels, in dem die Familie zunächst gastiert, nimmt er einen Hang dazu wahr, jede Handlung der Mitmenschen zu bewerten und sich schnell über vermeintlich von den Normen abweichenden Verhaltens zu empören. Familie Mann macht damit selbst eine unangenehme Erfahrung. Dennoch beschließen sie, nicht abzureisen. Für die Kinder steht bald eine besondere Attraktion in dem Besuch einer Zauberdarbietung bevor. Jedoch erweist sich die Veranstaltung unerwartet als Vorführung einiger willenlosen Publikumskandidaten, zu denen Mario gehört, ein Kellner, den auch die Manns kennengelernt haben. Die Novelle endet unerwartet dramatisch.
Gerade heutzutage ist die Geschichte wieder auf der Höhe der Zeit. Die Schilderungen lassen auf eine Reise der Familie Mann im Jahr 1926 schließen und auch der Schriftsteller bestätigt, dass die Begebenheiten auf wahren Ereignissen basieren. Zur damaligen Zeit wurde Italien von einem faschistischen Regime regiert. Das Niedergeschriebene ist voller Gefühl, die Abneigung der neuen Stimmungslage durch den Autor ist deutlich zu spüren und wird von ihm durch Beispiele untermauert.
Die Darbietung des Zauberers macht deutlich, wie leicht es ist, andere zu manipulieren und zum Mitmachen zu veranlassen. Sie zeigt aber auch einen Vorführer beziehungsweise Verführer, der sich an der Aufmerksamkeit seiner Zuschauer labt und dadurch zur Höchstform aufläuft. Die Ereignisse stimmten mich beim Lesen nachdenklich.
Thomas Mann beschreibt in seiner Novelle „Mario und der Zauberer“ ein persönliches Urlaubserlebnis in einer am Mittelmeer gelegenen Kleinstadt in Italien am Ende der 1920er Jahre, reichert es mit seiner Fantasie an und schafft dadurch ein Abbild der Gesellschaft im beginnenden Faschismus des südlichen Lands. Ich hoffe, dass das Werk noch viele Lesende finden wird, vor allem weil es bestechend aktuell ist.

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Eine berührende und auf ihre Art mitreißende Geschichte

Kontur eines Lebens
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Jaap Robben erzählt in seinem Roman „Kontur eines Lebens“ die Geschichte von Frieda Tendeloo, die inzwischen über achtzig Jahre alt und gerade in ein Pflegeheim im niederländischen Nimwegen gezogen ist, ...

Jaap Robben erzählt in seinem Roman „Kontur eines Lebens“ die Geschichte von Frieda Tendeloo, die inzwischen über achtzig Jahre alt und gerade in ein Pflegeheim im niederländischen Nimwegen gezogen ist, in dessen Nähe sie ihr ganzes Leben verbracht hat. Eigentlich hätte es nicht dazu kommen dürfen, denn sie war diejenige mit den zunehmend schlimmer werdenden Altersbeschwerden, aber dann starb unerwartet ihr Ehemann Louis, der sich immer um ihr tägliches Wohl gekümmert hat.

Im Heim hat sie viel Zeit, ihren Gedanken nachzuhängen. Vielleicht denkt sie an eine Liebschaft in den frühen 1960er Jahren und der daraus resultierenden Schwangerschaft, weil ihr Sohn bald zum ersten Mal Vater wird. Davon wusste weder Louis noch ihr Sohn. Mit und mit erfuhr ich als Leserin zunächst von ihrem Freund Otto, von dem sie bald wusste, dass er verheiratet war. Beide treffen Vorkehrungen, doch dann passiert, was nie hätte eintreten dürfen, denn sie wird schwanger. Was dann geschieht ist ein wahres Spießrutenlaufen. Im katholischen Elternhaus erfährt sie keine Unterstützung. Stattdessen werden ihr Ratschläge erteilt, wie mit dem zu erwartenden Kind zu verfahren ist. Niemals gesteht man ihr dabei zu, es selbst aufzuziehen. Doch sie hält wider aller Umstände daran fest, sich selbst um ihr Kind kümmern zu wollen. Sie sinkt immer tiefer in ihrer Würde und ihre Verzweiflung nimmt zu.

Endlich findet Frieda den Mut, über diese Phase in ihrem Leben zu sprechen. Es beginnt mit der Suche nach ihrem früheren Liebsten, wodurch sich lange zurückgehaltene Gefühle einen Weg bei ihr bahnen. Als Leserin machte Frieda auf mich einen resoluten Eindruck. Manchmal fällt ihre Reaktion meiner Meinung nach recht schroff aus, was sie nicht unbedingt zur Sympathieträgerin macht. Selbst ihr Sohn fühlt sich von ihr undankbar behandelt. Erst nachdem sie ihr jahrelanges Schweigen bricht, nähern sie sich wieder einander an. Bis beinahe zum Ende des Buchs versucht Frieda herauszufinden, was mit dem Kind nach der Geburt geschehen ist, was ich als Lesende auch unbedingt wissen wollte.

Die Erzählung ist mitreißend und feinsinnig erzählt. Sie beschreibt ein historisches Kapitel des Umgangs mit ledigen Müttern, das aus heutiger Sicht kaum zu glauben ist, leider aber zur Realität gehört. Sehr gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für diesen noch lange nachhallenden Roman.

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