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Veröffentlicht am 16.11.2023

Nothing else matters !

Metallica - Alle Songs
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Im Verlag Delius Klasing erscheinen regelmäßig echte Schwergewichte, wenn es um Bandgeschichten und ihre Songs geht. Im Herbst 2023 rückt Metallica in den Fokus und begeistert nicht nur Heavy-Metal-Fans ...

Im Verlag Delius Klasing erscheinen regelmäßig echte Schwergewichte, wenn es um Bandgeschichten und ihre Songs geht. Im Herbst 2023 rückt Metallica in den Fokus und begeistert nicht nur Heavy-Metal-Fans mit einem sehr breit gefächertem Wissen.

Entstehungsgeschichten der Alben inklusive ihrer Songs machen Bandgeschichte erlebbar und sorgen beim Lesen dafür, dass der schnelle und aggressive Sound direkt ins Blut geht. Von den Anfängen bis hin zum gemeinsamen Auftritt mit dem Sinfonieorchester werden die Stationen dieser Ausnahmeband genauer beleuchtet und Musikgeschichte geschrieben.

Metallica macht Heavy-Metal zunächst zwar nicht unbedingt salonfähig, begeistert aber die Massen, sodass auch die Musikwelt ausserhalb dieser Sparte ihre Aufmerksamkeit auf die Jungs legt. Ihre Titel erzählen eine Geschichte, sind nicht nur bloßer "Krach" und wer genau hinhört, sich mit den Texten befasst, erkennt auch die Hintergründe, warum.
"One", Nothing else matters", "Muster of Puppets" - hier stecken kraftvolle und überraschende Rhythmusmuster dahinter, die fast schon hypnotisieren, auch wenn sie für machen Ohren ungewohnt und provozierend klingen.

Über 500 Seiten umfasst das Buch und wird mit sehr vielen Details, Analysen, Anekdoten und Fotos zu einer Band-Enzyklopädie, die die bestehende Buchreihe hervorragend ergänzt und für Fans ein absolutes Muss ist!

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Veröffentlicht am 16.11.2023

Zeitgeschichte

Mord nach der Messe
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Helmut A.Seidl blättert im Geschichtsbuch der Stadt München und schlägt die Seiten eines der wohl spektakulärsten Kriminalfälle auf. Ein Raubmord, der so eiskalt und berechnend durchgeführt wird, dass ...

Helmut A.Seidl blättert im Geschichtsbuch der Stadt München und schlägt die Seiten eines der wohl spektakulärsten Kriminalfälle auf. Ein Raubmord, der so eiskalt und berechnend durchgeführt wird, dass auch heute noch Fassungslosigkeit herrscht.

Stopfer und Dantinger löschen dem Geistlichen Johann Baptist Schwarz auf niederträchtige Art und Weise des Lebenslicht und spazieren danach mir nichts, dir nichts aus der Tür, um so zu tun, als sei nichts gewesen.

Doch das Auge des Gesetzes ist wachsam und überführt schließlich die beiden Täter. Seidl führt viele zeitgenössische Quellen an, die zwar nicht immer einfach zu lesen sind - die Schreibweise mancher Worte unterscheidet sich doch sehr von unserem heutigen Sprachgebrauch - , aber dennoch spannender ist, als es jeder erdachte Krimi jemals sein könnte.

Angefangen von den verbalen Querelen konkurrierender Nachrichtenzeitungen (hier könnte mitunter schon der Anfang der Boulevardpresse vermutet werden) über Vernehmungsprotokolle bis hin zu den Aufzeichnungen der Gerichtsverhandlung, tauchen die Leser;innen in die Münchner Biedermeierzeit ein und werden so Zeitzeug;innen.

Sehr lebendig erzählt, spannungsvoll und mitreißend aufbereitet, lässt Seidl die Ereignisse Revue passieren. Die sepiafarbenen Bilder in Form von Zeichnungen fangen plötzlich an, sich zu bewegen und werden lebendig, sodass die im Buch geschilderte Szenerie wie ein Film vor dem inneren Auge abläuft. Eine gelungener Einblick in das Zeitgeschehen um 1850, das zugleich Sittengemälde ist.

Seidl schildert selbst das Ende von Stopfer sehr plakativ, sodass hier und da eine Gänsehaut über die Arme kriecht. Auch wenn Dantinger eine etwas mildere Strafe erhält, setzt er keinen Fuß mehr in die Freiheit.

Das kleine Büchlein ist der beste Beweis dafür, dass Geschichte und Geschichtliches nicht trocken und spröde ist, sondern mit den passenden Worten versehen, auch lehrreich und spannend sein kann.

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Veröffentlicht am 15.11.2023

Erinnerungen

Talsommer
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Mizzi lebt gemeinsam mit ihrer Mutter im Gasthaus ihres Onkels. Auch wenn sie hart arbeiten muss und die Schule ihr manchmal ein Graus ist, verbringt sie doch meist schöne Kindheitstage. Sie wächst zwischen ...

Mizzi lebt gemeinsam mit ihrer Mutter im Gasthaus ihres Onkels. Auch wenn sie hart arbeiten muss und die Schule ihr manchmal ein Graus ist, verbringt sie doch meist schöne Kindheitstage. Sie wächst zwischen Mythen und Legenden, gottesfürchtigen Dorfbewohner;innen und einer großen Portion Aberglauben auf und lernt, dass es manchmal besser ist, auf das zu hören, was Pfarrer und Erwachsene sagen. Mit den Sommergästen weht ordentlich Abwechslung in den Ort, die bei manchen nur Kopfschütteln hervorruft. Die unbeschwerte Kindheit ist jäh zu Ende, als Mizzis Freundin Lisei tot aus der Ache gezogen wird. War es ein tragischer Unfall oder hat jemand nachgeholfen ? Mizzi weiß, was passiert ist und will Licht ins Dunkel bringen, aber niemand hört auf die Worte, die das Mädchen spricht...


Manchmal gibt es Bücher, die zwar mit leisen Worten geschrieben sind, aber beim Lesen eine solche Wucht entfalten, dass sie unter die Haut gehen und nicht mehr loslassen. Und genau so ein Buch ist "Talsommer" von Sandra Altmann, denn die Autorin bezirzt regelrecht ihre Leser;innen und lässt sich eine sehr emotionale und aufwühlende Zeitreise erleben.

Es gelingt Altmann, die Gegebenheiten im kleinen Gebirgsdorf so bildhaft und lebendig darzustellen, dass das Kopfkino direkt anspringt und die Lesenden ein Teil der verschworenen Dorfgemeinschaft werden. Sie sitzen gemeinsam mit Mizzi auf der harten Schulbank und hören den Worten des Lehrer und des Pfarrers zu, die auf der einen Seite weltliches Wissen vermitteln und auf der anderen Seite geistliche Weltanschauung regelrecht eintrichtern.

Von Mythen, Legenden, Sagen und Vorurteilen begleitet, wächst Mizzi ohne Vater auf und muss lernen, sich in der Welt der Erwachsenen zurecht zu finden und trotzdem Kind zu bleiben. Hier gelingt es der Schreibenden, den Alltag und das mühsame Tagwerk Ende des 19. Jahrhunderts nachvollziehbar zu beschreiben. Eine Kindheit zwischen Pflichterfüllung, körperlicher Züchtigung, klerikaler Machtausübung und dem Einfluss der Dorfgemeinschaft, die mal wie ein Schraubstock, mal wie eine schützende Umarmung das Mädchen umgibt.

Die Kapitel sind kurz gehalten, die Ereignisse mitreißend und dramatisch geschrieben, sodass sich die Seiten fast wie von selbst umblättern. Die Leser:innen erhalten einen sehr intensiven Einblick in Mizzis Leben, werden im Zeitraffer mit ihr erwachsen, durchfliegen Zeitgeschichtliches, ohne dabei Wichtiges zu verpassen. Die letzten Seiten gehen mir unendlich nah und lassen sogar die Tränen fließen, denn hier werden die Stufen des schrittweisen Vergessens beschritten.

"Talsommer" ist keine leichte unbeschwerte Lektüre, sondern intensive, prägende Erinnerungen einer Generation, die den Wandel der Zeit viel zu schnell hinnehmen musste.

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt (Schiller)

Das bittere Gift der Zwietracht
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Johann Balthasar Michel zieht es nach München, denn hier will er zukünftig beruflich neue Wege gehen. Eine Weinwirtschaft soll es sein, die nicht nur Geld in seinen Beutel spült, sondern aus gleichzeitig ...

Johann Balthasar Michel zieht es nach München, denn hier will er zukünftig beruflich neue Wege gehen. Eine Weinwirtschaft soll es sein, die nicht nur Geld in seinen Beutel spült, sondern aus gleichzeitig die Erfüllung seines großen Traumes ist. Aber so einfach, wie sich Michel das vorstellt, machen es ihm die Münchener nicht, denn Michel eckt mit seinem protestantischen Glauben in der streng katholischen Stadt an. Auch seine Liebe zu Katharina steht auf dem Prüfstand, denn eine Heirat zwischen Katholiken und Protestanten ist verboten. Ob Michel diesem Gegenwind standhalten kann ?


Bhavya Heubisch greift erneut zum Federkiel und lässt nicht nur ihre wunderbaren Einfälle zu Papier fließen, sondern bringt auch mit ihrem bildhaften und sehr lebendigen Schreibstil die Bilder im Kopfkino zum Laufen. Die Gassen und Winkel des streng katholischen Münchens zu Beginn des 19. Jahrhunderts werden mit vielschichtigen Charakteren belebt, die es faustdick hinter den Ohren haben. Die Stadtoberen klügeln und halten zusammen wie Pech und Schwefel wenn es darum geht, unter ihresgleichen zu bleiben und werfen jedem echte Wackersteine in den Weg, der nicht katholischen Glaubens, sondern - ihrer Meinung nach - sich auf Abwegen befindet.

Heubisch zeichnet ein sehr treffende Sittengemälde der damaligen Zeit und ermöglicht ihre Leser;innen, gemeinsam mit Michel und Katharina durch das altertümliche München zu streifen. Der schwelende verbale Glaubenskrieg zwischen Protestant;innen und Katholik:innen, die herrschende Doppelmoral, gefestigt in Bigotterie und der feste Glaube daran, dass nur der katholische Glaube Seelenheil und Erlösung bringen kann, werden von der Autorin mit teilweise spitzer Feder, aber nicht diffamierenden Beschreibungen dargestellt, sodass sich die Leser:innen ein sehr genaues Bild über Sein oder Nichtsein machen können.

Auch wenn das Buch ohne große Aufreger auskommt, ist es spannend und mitreißend geschrieben, denn hier liegt die Dramaturgie eindeutig im Zwist zwischen den beiden unterschiedlichen Glaubensrichtungen. Eine Stadt im Wandel und Aufbruch, jede Menge Widersacher und eine zarte Romanze, die immer wieder hart auf die Probe gestellt wird, bilden das Grundgerüst für diesen historischen Roman, der kurzweilig und manchmal auch amüsant geschrieben ist.

Außergewöhnlich in der Gestaltung , ist dieser Roman nicht nur ein Hingucker im Bücherregal, sondern auch absolut lesenswert, da er Historisches und Fiktion gekonnt miteinander verbindet. Für Liebhaber;innen von historischen Romanen ein absoluter Lesegenuss !

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Veröffentlicht am 12.11.2023

Ein Hauch Leben macht sich golden auf den Weg - Monika Minder

Sterben. Des Lebens heller Schatten
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Es gibt noch viele Themen, die auch im 21. Jahrhundert mit einem Tabu belegt sind. Das Sterben, der Tod und auch Trauern gehören dazu. Die Frage ist aber, warum sich die Sterbekultur so ins Negative bewegt ...

Es gibt noch viele Themen, die auch im 21. Jahrhundert mit einem Tabu belegt sind. Das Sterben, der Tod und auch Trauern gehören dazu. Die Frage ist aber, warum sich die Sterbekultur so ins Negative bewegt hat, wo doch früher das Gehen lassen eines lieben Menschen mit vielen Ritualen zum Alltag dazu gehört hat.

Astrid Kofler hat mit vielen Menschen sehr einfühlsame und durchweg positive Gespräche zum Thema Sterben geführt und ermöglicht so ein sanftes Heranführen an diese sensible Themen. Hoffnungen und Ängste, aber auch Dankbarkeit für die gemeinsam verbrachte Zeit prägen die Erinnerungen der Gesprächsteilnehmenden und geben jeder Unterhaltung eine ganz persönliche Note.

Es sind unterschiedliche Blickwinkel, die den Umgang von Notfallseelsorger:innen, Theolog:innen, Therapeut:innen und Angehörigen mit dem Sterben und dem Trauerprozess sehr intensiv und einfühlsam zugänglich machen

Die Leser:innen erhalten die Möglichkeit, sie beim Prozess des Zulassens und Loslassens zu begleiten, um gemeinsam mit den Gesprächsteilnehmer:innen an den persönlichen Erfahrungen zu wachsen. Astrid Kofler gibt mit ihrem Buch der Thematik einen sehr ansprechenden Rahmen, um den Wandel vom Tabu hin zum Akzeptieren der Endlichkeit des Lebens sensibel und feinfühlig zu vollziehen. Denn der Tod gehört zum Leben dazu, auch wenn er für eine gewisse Zeit seinen Schatten in unseren Alltag wirft.

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