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Veröffentlicht am 18.11.2023

Grandioses Meisterwerk

Floral
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Selten fehlen mir die Worte, um all das treffend beschreiben zu können, was ein Buch an Emotionen in mir auslöst.

"Floral" von Richard Fischer ist ein grandioses, atemberaubendes Meisterwerk, das florale ...

Selten fehlen mir die Worte, um all das treffend beschreiben zu können, was ein Buch an Emotionen in mir auslöst.

"Floral" von Richard Fischer ist ein grandioses, atemberaubendes Meisterwerk, das florale Fotografie in absoluter Präzision und Perfektion zeigt. Jedes einzelne Foto steckt voller Emotionen, außergewöhnlichen Blickwinkeln, kleinen Geheimnissen und unglaublichen vielen Details, sodass jedes Blatt, jede Blüte zu einer faszinierenden Komposition aus explodierenden Farben wird. Es ist, als würden die Betrachtenden eine magische, mystische Welt betreten und der Einladung folgen, die stillen Wunder zu betrachten, die die Natur für uns bereit hält.

Die intensiven Rot-, Blau, Lila- oder Orangetöne kommen vor dem schwarzen Hintergrund perfekt zur Geltung und eine grandiose Beleuchtung lenkt den Fokus auf die Details. Die ausgefransten Blütenblätter einer Tulpe wirken spektakulär, das schwindende Blau einer verblühenden Hortensie wird von den welkenden Blättern eingefangen und die flauschig weichen Schirmchen der Asclepia erwecken den Anschein, als würden sie unsere Träume, Fantasien und Hoffnungen sanft durch die Luft tragen.

Fischer präsentiert mit seinen opulenten Aufnahmen die Schönheit der Natur und zeigt, das Werden, Sein und Vergehen. Gleichzeitig ist sein Buch ein Appell an die Betrachtenden, eben jenes florale Kaleidoskop zu schützen und zu bewahren, damit noch lange der florale Regenbogen leuchten kann. Die Fotografien sind auf hochwertigem Bilderdruckpapier gedruckt, sodass die mattierte Oberfläche dem Inhalt zusätzlich einen hochwertigen und exklusiven Charakter verleiht..

Es gibt wenige Coffee-Table-Books, die das Prädikat wertvoll verdienen, aber "Floral" ist ein kleiner funkelnder Diamant mit Finesse und einem exquisiten Schliff. Zum Durchblättern und Anschauen empfiehlt es sich, Handschuhe zu tragen, um die erstklassigen Aufnahmen vor unschönen Fingerabdrücken zu schützen.

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Veröffentlicht am 18.11.2023

Faszinierend, magisch, informativ

Das große Buch der Zeit
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Wenn wir als Erwachsene ehrlich sind, haben wie einfach viel zu wenig davon - Zeit. Immer ist irgendetwas wichtiger, muss noch schnell erledigt werden und dabei verlieren wir die Zeit mit unseren Kinder ...

Wenn wir als Erwachsene ehrlich sind, haben wie einfach viel zu wenig davon - Zeit. Immer ist irgendetwas wichtiger, muss noch schnell erledigt werden und dabei verlieren wir die Zeit mit unseren Kinder vollkommen aus den Augen. "Das große Buch der Zeit" ist ein unglaublich energetisches und lebendiges Buch über das Thema Zeit und beinhaltet nicht nur Uhren, Kalendarien und Zeitreisen in die Entstehungsgeschichte unseres Planeten, sondern es ist geradezu magisch und immer wieder faszinierend, wie vielfältig der Begriff Zeit definiert wird und welch große Bedeutung Zeit tatsächlich für uns hat.

Ein Alltag ohne Uhren ist für uns heute unvorstellbar, aber ohne die die Erfindung der Sonnenuhr in Ägypten könnten wir diese Messung nicht vornehmen. Zeit ist relativ und so erfahren nicht nur Kinder unglaublich viel dieses kostbare Gut, sondern auch Erwachsene blättern staunend und fasziniert die Seiten um.

Was passiert innerhalb der kurzen Zeit, wenn wir mit den Wimpern klimpern ? Warum dauert heute ein Tag 24 Stunden, während vor gaaaanz langer Zeit nur knapp 19 Stunden hatte und ein Jahr 470 Tage umfasste ? Gibt es tatsächliche eine strickende Uhr, die im Verlauf eines Jahres einen Schal strickt ? Rekordzeiten, Zeitfresser, Zeitspannen und die Welt im Wandel sind nur einige kleine Einblicke, die informativ und leicht verständlich für Jungen und Mädchen aufbereitet werden. Coole Anregungen für eigene Zeit-Versuche, farbenfrohe und ansprechende Illustrationen, die das Gelesene bildlich unterstützen und jede Menge Themen, die die Neugier immer wieder entfachen, sprechen Kinder ab 8 Jahren an und wecken ihr Interesse.

Ein sehr lesenswertes Kinderbuch, das ich als Kind selbst gern gelesen hätte :)

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Veröffentlicht am 16.11.2023

Nothing else matters !

Metallica - Alle Songs
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Im Verlag Delius Klasing erscheinen regelmäßig echte Schwergewichte, wenn es um Bandgeschichten und ihre Songs geht. Im Herbst 2023 rückt Metallica in den Fokus und begeistert nicht nur Heavy-Metal-Fans ...

Im Verlag Delius Klasing erscheinen regelmäßig echte Schwergewichte, wenn es um Bandgeschichten und ihre Songs geht. Im Herbst 2023 rückt Metallica in den Fokus und begeistert nicht nur Heavy-Metal-Fans mit einem sehr breit gefächertem Wissen.

Entstehungsgeschichten der Alben inklusive ihrer Songs machen Bandgeschichte erlebbar und sorgen beim Lesen dafür, dass der schnelle und aggressive Sound direkt ins Blut geht. Von den Anfängen bis hin zum gemeinsamen Auftritt mit dem Sinfonieorchester werden die Stationen dieser Ausnahmeband genauer beleuchtet und Musikgeschichte geschrieben.

Metallica macht Heavy-Metal zunächst zwar nicht unbedingt salonfähig, begeistert aber die Massen, sodass auch die Musikwelt ausserhalb dieser Sparte ihre Aufmerksamkeit auf die Jungs legt. Ihre Titel erzählen eine Geschichte, sind nicht nur bloßer "Krach" und wer genau hinhört, sich mit den Texten befasst, erkennt auch die Hintergründe, warum.
"One", Nothing else matters", "Muster of Puppets" - hier stecken kraftvolle und überraschende Rhythmusmuster dahinter, die fast schon hypnotisieren, auch wenn sie für machen Ohren ungewohnt und provozierend klingen.

Über 500 Seiten umfasst das Buch und wird mit sehr vielen Details, Analysen, Anekdoten und Fotos zu einer Band-Enzyklopädie, die die bestehende Buchreihe hervorragend ergänzt und für Fans ein absolutes Muss ist!

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Veröffentlicht am 16.11.2023

Zeitgeschichte

Mord nach der Messe
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Helmut A.Seidl blättert im Geschichtsbuch der Stadt München und schlägt die Seiten eines der wohl spektakulärsten Kriminalfälle auf. Ein Raubmord, der so eiskalt und berechnend durchgeführt wird, dass ...

Helmut A.Seidl blättert im Geschichtsbuch der Stadt München und schlägt die Seiten eines der wohl spektakulärsten Kriminalfälle auf. Ein Raubmord, der so eiskalt und berechnend durchgeführt wird, dass auch heute noch Fassungslosigkeit herrscht.

Stopfer und Dantinger löschen dem Geistlichen Johann Baptist Schwarz auf niederträchtige Art und Weise des Lebenslicht und spazieren danach mir nichts, dir nichts aus der Tür, um so zu tun, als sei nichts gewesen.

Doch das Auge des Gesetzes ist wachsam und überführt schließlich die beiden Täter. Seidl führt viele zeitgenössische Quellen an, die zwar nicht immer einfach zu lesen sind - die Schreibweise mancher Worte unterscheidet sich doch sehr von unserem heutigen Sprachgebrauch - , aber dennoch spannender ist, als es jeder erdachte Krimi jemals sein könnte.

Angefangen von den verbalen Querelen konkurrierender Nachrichtenzeitungen (hier könnte mitunter schon der Anfang der Boulevardpresse vermutet werden) über Vernehmungsprotokolle bis hin zu den Aufzeichnungen der Gerichtsverhandlung, tauchen die Leser;innen in die Münchner Biedermeierzeit ein und werden so Zeitzeug;innen.

Sehr lebendig erzählt, spannungsvoll und mitreißend aufbereitet, lässt Seidl die Ereignisse Revue passieren. Die sepiafarbenen Bilder in Form von Zeichnungen fangen plötzlich an, sich zu bewegen und werden lebendig, sodass die im Buch geschilderte Szenerie wie ein Film vor dem inneren Auge abläuft. Eine gelungener Einblick in das Zeitgeschehen um 1850, das zugleich Sittengemälde ist.

Seidl schildert selbst das Ende von Stopfer sehr plakativ, sodass hier und da eine Gänsehaut über die Arme kriecht. Auch wenn Dantinger eine etwas mildere Strafe erhält, setzt er keinen Fuß mehr in die Freiheit.

Das kleine Büchlein ist der beste Beweis dafür, dass Geschichte und Geschichtliches nicht trocken und spröde ist, sondern mit den passenden Worten versehen, auch lehrreich und spannend sein kann.

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Veröffentlicht am 15.11.2023

Erinnerungen

Talsommer
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Mizzi lebt gemeinsam mit ihrer Mutter im Gasthaus ihres Onkels. Auch wenn sie hart arbeiten muss und die Schule ihr manchmal ein Graus ist, verbringt sie doch meist schöne Kindheitstage. Sie wächst zwischen ...

Mizzi lebt gemeinsam mit ihrer Mutter im Gasthaus ihres Onkels. Auch wenn sie hart arbeiten muss und die Schule ihr manchmal ein Graus ist, verbringt sie doch meist schöne Kindheitstage. Sie wächst zwischen Mythen und Legenden, gottesfürchtigen Dorfbewohner;innen und einer großen Portion Aberglauben auf und lernt, dass es manchmal besser ist, auf das zu hören, was Pfarrer und Erwachsene sagen. Mit den Sommergästen weht ordentlich Abwechslung in den Ort, die bei manchen nur Kopfschütteln hervorruft. Die unbeschwerte Kindheit ist jäh zu Ende, als Mizzis Freundin Lisei tot aus der Ache gezogen wird. War es ein tragischer Unfall oder hat jemand nachgeholfen ? Mizzi weiß, was passiert ist und will Licht ins Dunkel bringen, aber niemand hört auf die Worte, die das Mädchen spricht...


Manchmal gibt es Bücher, die zwar mit leisen Worten geschrieben sind, aber beim Lesen eine solche Wucht entfalten, dass sie unter die Haut gehen und nicht mehr loslassen. Und genau so ein Buch ist "Talsommer" von Sandra Altmann, denn die Autorin bezirzt regelrecht ihre Leser;innen und lässt sich eine sehr emotionale und aufwühlende Zeitreise erleben.

Es gelingt Altmann, die Gegebenheiten im kleinen Gebirgsdorf so bildhaft und lebendig darzustellen, dass das Kopfkino direkt anspringt und die Lesenden ein Teil der verschworenen Dorfgemeinschaft werden. Sie sitzen gemeinsam mit Mizzi auf der harten Schulbank und hören den Worten des Lehrer und des Pfarrers zu, die auf der einen Seite weltliches Wissen vermitteln und auf der anderen Seite geistliche Weltanschauung regelrecht eintrichtern.

Von Mythen, Legenden, Sagen und Vorurteilen begleitet, wächst Mizzi ohne Vater auf und muss lernen, sich in der Welt der Erwachsenen zurecht zu finden und trotzdem Kind zu bleiben. Hier gelingt es der Schreibenden, den Alltag und das mühsame Tagwerk Ende des 19. Jahrhunderts nachvollziehbar zu beschreiben. Eine Kindheit zwischen Pflichterfüllung, körperlicher Züchtigung, klerikaler Machtausübung und dem Einfluss der Dorfgemeinschaft, die mal wie ein Schraubstock, mal wie eine schützende Umarmung das Mädchen umgibt.

Die Kapitel sind kurz gehalten, die Ereignisse mitreißend und dramatisch geschrieben, sodass sich die Seiten fast wie von selbst umblättern. Die Leser:innen erhalten einen sehr intensiven Einblick in Mizzis Leben, werden im Zeitraffer mit ihr erwachsen, durchfliegen Zeitgeschichtliches, ohne dabei Wichtiges zu verpassen. Die letzten Seiten gehen mir unendlich nah und lassen sogar die Tränen fließen, denn hier werden die Stufen des schrittweisen Vergessens beschritten.

"Talsommer" ist keine leichte unbeschwerte Lektüre, sondern intensive, prägende Erinnerungen einer Generation, die den Wandel der Zeit viel zu schnell hinnehmen musste.

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