Zwei Frauen auf neuen Wegen
Aufs Meer hinausHanna Brummenaes und Bertha Torgersen waren Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten Reederinnen in Europa. Um genau diese beiden starken Frauen dreht sich die Geschichte im Roman „Aufs Meer hinaus“ von ...
Hanna Brummenaes und Bertha Torgersen waren Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten Reederinnen in Europa. Um genau diese beiden starken Frauen dreht sich die Geschichte im Roman „Aufs Meer hinaus“ von Cecilie Enger.
Bertha wächst in einer streng puritanischen Familie auf, doch sie merkt schon als kleines Mädchen, dass das Leben als wohlsorgende Mutter und Ehefrau vielleicht nicht die wahre Erfüllung für sie bringt. Als sie Hanna begegnet, die sich ganz anders kleidet und verhält als die Frauen der damaligen Zeit, wächst ihr Wunsch nach Freiheit und Selbständigkeit.
Gemeinsam gelingt es den Frauen sich auf eigene Füße zu stellen und sogar in die Welt der Schifffahrt einzusteigen, sodass sie in einem bis dahin von Männern dominierten Metier bestehen.
Doch ihre wahre Beziehung zueinander halten sie vor der Außenwelt Zeit ihres Lebens geheim.
Das Cover des Buches spiegelt in meinen Augen nicht den Inhalt wider. Der Klappentext hingegen verrät so gut wie alles und lässt daher kaum mehr Überraschungen zu.
Der Schreibstil hat mich leider nicht packen können. Er ist zwar leicht verständlich, jedoch fehlte mir der Spannungsbogen, sodass sich der Roman an einigen Stellen gezogen hat.
Bertha ist eine Frau, deren persönliche und emotionale Entwicklung mich sehr interessiert hat, welche jedoch nie ganz greifbar war.
Hanna wurde mir zu männlich und stur dargestellt.
Die Beziehung der beiden hatte für mich nie wirklich etwas liebevolles, sondern ich hatte eher das Gefühl, dass Bertha in Hanna ein Vorbild für Freiheit und Selbständigkeit gefunden hat, dem sie folgen konnte und sich am Ende untergeordnet hat. An einigen Stellen habe ich mich gefragt, ob sie wirklich glücklich war. Eine wahre Liebesbeziehung wurde für mich nicht rüber gebracht.
Die Zeitspanne der Geschichte durchläuft die Jahre 1873 – 1945, in denen so viel passiert ist. Der Fortschritt ist zwar spürbar, aber man kann es als Leser kaum emotional erfassen. Auch die traurigen Ereignisse im 1. und 2. Weltkrieg werden zu knapp und emotionslos geschildert.
Die damals wichtigen Themen der Frauenbewegung rund um Gleichberechtigung, aber auch der Stand der Homosexualität in der Gesellschaft werden angesprochen, jedoch kaum vertieft.
Mir blieben sowohl die Protagonistinnen als auch die Handlung daher leider während des gesamten Romans fremd.
Da es sich um eine wahre Begebenheit handelt, ist es umso interessanter diesen Teil der norwegischen Geschichte zu lesen. Dieses Buch hätte so viel mehr Potential gehabt, hat mich jedoch leider nicht abholen können.