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Veröffentlicht am 01.04.2024

Kriegsschäden und Bücherliebe

Die Buchbinderin von Oxford
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Peggy und ihre Zwillingsschwester Maude arbeiten in der Buchbinderei der Oxford University Press. Täglich läuft Peggy an den Universitätsgebäuden vorbei und würde dort zu gerne selbst Worte studieren. ...

Peggy und ihre Zwillingsschwester Maude arbeiten in der Buchbinderei der Oxford University Press. Täglich läuft Peggy an den Universitätsgebäuden vorbei und würde dort zu gerne selbst Worte studieren. Während des Falzens liest sie immer die vor ihr liegenden Seiten und wird dafür oft gerügt. Falsch gefalzte Bögen bringt Peggy auf das Hausboot, wo schon deren Mutter ausgemusterte Bögen und Bücher gesammelt hat. Als der Krieg ausbricht und immer mehr Männer an der Front gebraucht werden, ergeben sich auch Veränderungen in der Buchbinderei. Dort arbeiten nun auch belgische Flüchtlinge, deren Stadt zerbombt wurde, wie Lotte, die sofort eine Verbindung zu Maude spürt. Und Peggy beginnt mehrmals in der Woche in einem Lazarett zu helfen, wo sie auch der wohlhabenden Studentin Gwen begegnet.

In dem Roman wird eine wunderschöne Atmosphäre geschaffen. Die Geschichte ist ruhig und der Erzählstil unaufgeregt, aber die Ereignisse und sind nicht minder intensiv und lebendig. Zunächst folgen wir den Zwillingen bei ihrer Arbeit. Die Autorin beschreibt schrittweise und leicht verständlich die Herstellung eines Buches, indem wir Peggy beim Falten, Falzen und dem tänzelnden Zusammenstellen der Lagen beobachten können. Doch Peggy gibt sich damit nicht zufrieden und liest die vor ihr liegenden Seiten und die gesammelten Bücher und Lagen auf deren Hausboot. Die Herstellung von Büchern und Peggys Wissensdurst bilden ein inniges Flair rund um die Liebe zu Büchern.

Im Gegensatz dazu steht die schmerzhafte Seite des Krieges. Durch Männer, die sich an die Front begeben, verletzte Soldaten und Kriegsflüchtlinge wird der 1. Weltkrieg auch für die Zwillinge greifbar. Pip Williams hat durch ihren eindringlichen und gefühlvollen Schreibstil eine angenehme, etwas düstere Geschichte geschaffen, in dem vor allem die Beziehungen und Gefühle der Figuren eine große Rolle einnehmen.


>> Wenn wir die Bücher banden, waren sie alle gleich. [...] Sobald jemand den Buchrücken knickt, bekommt ein Band seinen ganz eigenen Charakter. Was den einen Leser beeindruckt oder interessiert, muss nicht auch alle anderen beschäftigen. Von daher wird jedes einmal gelesene Buch an einer ganz anderen Stelle auffallen [...] würde insofern eine leicht andere Geschichte erzählen. <<, S. 370



Fazit:
"Die Buchbinderin von Oxford" ist ein wunderschöner und intensiver Roman über Buchliebe und Kriegsschäden. Vor allem die Herstellung von Büchern zur damaligen Zeit finde ich sehr interessant und auch Peggys Drang nach mehr. Die charakterorientierte Erzählung formt sich vor allem durch den gefühlvollen und eindringlichen Schreibstil der Autorin. Somit herrscht trotz negativer Folgen des 1. Weltkrieges (Flüchtlinge, verwundete Soldaten) auch eine angenehme Atmosphäre.

Veröffentlicht am 13.02.2024

Mitreißender Roman

Lindy Girls
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1928 träumen einige Frauen in Berlin davon ihren eigenen Wünschen folgen zu können: Wally führt eine Tanzschule und wünscht sich zusätzlich eine erfolgreiche Tanzgruppe zu leiten. Dafür sucht sie mehrere ...

1928 träumen einige Frauen in Berlin davon ihren eigenen Wünschen folgen zu können: Wally führt eine Tanzschule und wünscht sich zusätzlich eine erfolgreiche Tanzgruppe zu leiten. Dafür sucht sie mehrere talentierte junge Frauen, denen sie den Charleston beibringt. Darunter sind unter anderem Thea und Alice. Doch als Wally nach Aufritten fragt, wird sie als Frau zurückgewiesen, woraufhin ihr alter Freund Toni die Rolle als Manager übernimmt. Genauso wie die Tanzgruppe „Lindy Girls“ träumt auch Gila vom großen Erfolg – in Form eines eigenen Romans.

Außerhalb der Tanzgruppe haben die Frauen mit Erinnerungen zu kämpfen oder einige der jüngeren suchen noch nach ihrem Weg im Leben. Wally hängt ihren Erinnerungen und Gefühlen vergangener Zeiten nach. Wird sie noch ihr privates Glück finden? Thea ist vor den Zwängen ihrer wohlhabenden Familie geflüchtet, doch was fängt sie mit der gewonnenen Freiheit an? Ihre Mitbewohnerin Gila tippt in der Redaktion noch die Texte anderer ab und träumt von ihrem eigenen Roman, während sie sich in der männerdominierenden Welt nimmt, was sie will, doch wird sie das nicht irgendwann zu Fall bringen? Alice arbeitet in einer Fabrikhalle, was ihr so gar keinen Spaß macht und sorgt sich um ihren jüngeren Bruder. Wird die Zukunft Gutes für sie bereithalten? Die Geschichte wechselt immer zwischen den vier Protagonistinnen, wodurch man sie gut kennenlernt. Zwischendurch kommen auch Nebencharaktere zu Wort, die eine Verbindung miteinander schaffen und die Protagonistinnen aus einem anderen Blickwinkel zeigen, was ich sehr raffiniert finde.

Neben dem schwungvollen Tanz und dem mitreißenden Schreibstil gibt es aber auch einige dunkle Seiten in der Geschichte. Frauen erkämpfen sich Freiheiten, sind aber noch lange nicht unabhängig, Drogen und deprimierende Kriegserinnerungen sowie die ersten Schatten der nächsten Regierungsmacht treten auf. Dies gibt der Geschichte mehr Tiefe und bringt mir die Emotionen der Charaktere näher, wodurch mich eine bestimmte Situation sehr bewegt hat.

Ich hab die vier Frauen sehr gerne verfolgt und würde zu gerne noch mehr von ihnen lesen. Vor allem weil mich einige Dinge brennend interessieren und am Ende noch ein neuer Handlungsstrang in den Vordergrund gerückt wurde. Ob es wohl eine Fortsetzung geben wird? (Habe leider keine Info dazu gefunden). Wenn nicht, dann ist mir das Ende zu unfertig, als würde die Geschichte mittendrin enden, weil ich noch zu viele offene Fragen habe.



Fazit:
„Lindy Girls“ ist eine fesselnde Geschichte über die Leiterin und einige Tänzerinnen dieser Gruppe. Alle vier Protagonistinnen sind auf der Suche nach ihrem Glück, während aber auch traurigere Themen einen Platz in deren Leben und der Geschichte finden. Ich habe die Frauen sehr gerne verfolgt und würde zu gerne noch mehr von ihnen lesen. Hoffentlich darf ich mich auf eine Fortsetzung freuen, ansonsten ist mir das Ende zu offen geblieben.

Veröffentlicht am 31.12.2023

Absoluter Pageturner!

A Good Girl’s Guide to Murder
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Pippa rollt für ein Schulprojekt einen alten Fall auf: Der Jugendliche Sal soll damals seine gleichaltrige Freundin Andie umgebracht haben. Einige Tage später hat er deswegen Selbstmord begangen. Doch ...

Pippa rollt für ein Schulprojekt einen alten Fall auf: Der Jugendliche Sal soll damals seine gleichaltrige Freundin Andie umgebracht haben. Einige Tage später hat er deswegen Selbstmord begangen. Doch Pippa glaubt nicht an Sals Schuld und forscht nun nach.

Ich finde an dem Buch unglaublich gut, wie spannend es aufgebaut und fesselnd geschrieben ist. Pippa stürzt sich anhand öffentlicher Artikel direkt in den Fall, indem sie einen Zeitplan über Andies Verschwinden aufstellt und bei Betroffenen nachforscht. Dass sie zu Beginn direkt zu Sals Bruder Ravi geht, hat mich sehr überrascht, aber die beiden haben ein tolles Ermittlerteam ergeben. Durch Polizei und Freundinnen fragt sich Pip überall durch und erfährt immer mehr von Andie und der Tatnacht. Ich finde es extrem gut gemacht, wie sich der Fall und Andies Leben (hat mich hier oft an Pretty Little Liars erinnert) immer weiter aufdröseln. Eine Befragung oder Nachforschung ergibt neue Erkenntnisse und Anhaltspunkte, wodurch Pip immer mehr in dem Fall versinkt. Es gibt so viele Details, dass man von Anfang an gut Vermutungen anstellen kann, was wirklich geschehen ist. Sogar ob Andie noch Leben könnte, kam mir in den Sinn. Und potentielle Täter/innen gibt es auch mehr als genug, aber trotzdem nicht das eine offensichtliche Mordmotiv. Ich wage zu behaupten, dass niemand genau den wirklichen Tathergang vor der Auflösung erraten kann. Und das macht dieses Buch so unglaublich spannend! Es gibt fesselnde Nachforschungen, erschreckende Erkenntnisse, schockierende Momente und ein wirklich krasses Ende!

Noch dazu ist die Geschichte toll aufgebaut, denn es gibt nicht nur die Erzählung aus Pippas Sichtweise, sondern auch Einträge ihrer schriftlichen Arbeit. Noch vor dem ersten Kapitel wird Pips Projekt in einem schriftlichen Dokument mit der zuständigen Lehrerin festgehalten. Anfangs nimmt Pip die Zeitungsartikel und öffentlichen Stellungnahmen her um den zeitlichen Ablauf und alle bekannten Erkenntnisse zu sammeln. Ihre Überlegungen und Fortschritte hält sie immer in Protokolleinträgen fest. Auch die Transkriptionen von Interviews oder die Straßenkarte der Stadt lockern das fesselnde Geschehen auf und geben nochmals einen anderen Blick auf die Geschehnisse vor so vielen Jahren.


Fazit:
„A good Girl’s Guide to Murder” ist ein richtig guter Jugendthriller und ich möchte nun unbedingt die anderen Bände lesen! Der Aufbau des Buches durch die Protokolleinträge und Pips fesselnder Recherche aus ihrer Perspektive ergänzen sich gut und machen das Buch zu einem absolut fesselnden Pageturner!

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Veröffentlicht am 16.11.2023

Mystisch und spannend

Insel der wandernden Flüche - Skys Gabe
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Die 14-jährige Sky ist schon viel auf der Welt herumgekommen, da ihre Mutter Hotelmanagerin ist und immer wieder neue Projekte startet. Doch Sky will endlich ein längerfristiges Zuhause und Freunde, die ...

Die 14-jährige Sky ist schon viel auf der Welt herumgekommen, da ihre Mutter Hotelmanagerin ist und immer wieder neue Projekte startet. Doch Sky will endlich ein längerfristiges Zuhause und Freunde, die sie nicht bald wieder verlassen muss. Deshalb zieht sie zu ihrem Großvater auf die schottische Insel Sidh. Doch hier gibt es viele seltsame Vorkommnisse und Verhalten der Bewohner. Durch einige findet Sky heraus, dass es mehrere Flüche auf der Insel gibt und ihre Vorfahren in eine Familienfehde verwickelt sind. Deshalb behandelt der gleichaltrige Rory MacLeod aus ebenjener Familie Sky zunächst herablassend. Als ein neuer Fluch auftritt, beschließen die beiden mehr darüber herauszufinden und freunden sich mit der Zeit an. Auch mit der abweisenden Jamie findet Sky ein gemeinsames Hobby und würde gerne auf der Insel bleiben – wenn nur nicht die Flüche Sky in Probleme verwickeln würden…

Die Geschichte ist sehr spannend. Zunächst werden die Flüche vor Sky geheim gehalten und später forscht sie selbst mit Rory nach, was es mit den neuen Flüchen auf sich hat. Das ergibt eine sehr faszinierende Erzählung. Somit erfährt man immer mehr über die Insel und deren Vergangenheit, denn die Flüche sind vor vielen, vielen Jahren entstanden. Außerdem reist man mit Sky an viele verschiedene Orte auf der Insel, die einerseits sehr idyllisch, andererseits aber auch mystisch beschrieben wird, was die geheimnisvolle Atmosphäre verstärkt. Die Charakterbeziehungen sind ebenfalls sehr spannend, denn Rory begegnet Sky zunächst herablassend und feindselig, obwohl sie sich eigentlich recht gut zu verstehen scheinen. Auch die abweisende Jugendliche Jamie und die alte Frau außerhalb des Dorfes bringen Schwung in die Geschichte. Durch all diese Komponenten spitzt sich die Erzählung immer weiter zu. Das Ende bringt eine für mich sehr überraschende Wendung und viel Spannung.


Fazit:
„Insel der wandernden Flüche – Skys Gabe“ ist ein verflucht guter Reihenauftakt. Ein spannender Schreibstil mit einer faszinierenden Idee, angespannte Charakterbeziehungen und überraschende Wendungen bilden diesen tollen Jugendroman, weshalb ich mich schon sehr auf den Folgeband freue!

Veröffentlicht am 31.10.2023

Romantisch!

A Place to Shine
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Bei der Heimfahrt nach einem schrecklichen Date entdeckt Poppy ein Auto im Straßengraben, worin sich niemand geringerer als Trace befindet – berühmter Country-Sänger und der Typ, auf den sie seit Jahren ...

Bei der Heimfahrt nach einem schrecklichen Date entdeckt Poppy ein Auto im Straßengraben, worin sich niemand geringerer als Trace befindet – berühmter Country-Sänger und der Typ, auf den sie seit Jahren sauer ist. Durch (mehr oder minder) Missverständnisse denken Journalisten, dass Poppy Trace‘ Freundin ist. Und somit beginnt die Fake-Dating-Story, denn für Trace‘ Ruf und Karriere müssen sie für ein paar Wochen so tun, als wäre es wahr.

Die beiden Protagonisten haben eine Vorgeschichte, weil sie sich vor Jahren kennengelernt haben. Sie haben damals miteinander rumgeknutscht, aber bevor mehr daraus werden konnte, hat Trace diese Begegnung in einen Song verpackt und veröffentlicht, woraufhin Poppy sich in ihrer Privatsphäre verletzt fühlte. Dieser Abend und der weitere Verlauf ihrer Nicht-Liebesgeschichte bis heute werden immer mal wieder in Kapiteln geschildert. Das find ich einerseits richtig schön, weil man bei der gemeinsamen Geschichte der beiden von Anfang an dabei ist und sie so viel näher kennen lernt. Und zum anderen liegen diese Aufeinandertreffen zwischen Poppy und Trace so weit in der Vergangenheit in den anderen Teile dieser Buchreihe, wodurch man quasi nochmal in die Vergangenheit der vier Schwestern reist und, auch durch einige Erwähnungen, an die anderen Pärchen erinnert wird, was ich sehr genossen habe.

Wie immer ist diese Liebesgeschichte von Lilly Lucas einfach nur wunderschön! Der Schreibstil ist beschreibend und angenehm. Lob auch an Kathinka Engel für die absolut passenden und wunderschönen Liedtexte von Trace! Ich habe nicht nur die Songtexte von Trace in einem gewissen Rhythmus gelesen, sondern das gesamte Buch. Dadurch hat es die Geschichte noch viel lebendiger für mich gemacht. Außerdem ist die Chemie zwischen Poppy und Trace einfach perfekt! Ich habe bei ihren Dialogen immer geschmunzelt. Ich liebe es einfach, wenn der Humor passt und die Protagonisten viel Gebrauch davon machen. Und die Romantik rundet das Buch überaus charmant ab – mein Herz ist geschmolzen. Diese Szene, als Trace für Poppy singt, ist mein Lieblingsmoment des Buches, weil ich sie so berührend fand und Tränen in den Augen hatte.


Fazit:
„A Place to shine“ ist leider der Abschlussband der Cherry Hill Serie, aber wieder unglaublich schön und vor allem romantisch. Ich mochte die Chemie zwischen Poppy und Trace, ihre ehrlichen Gespräche, ihren Humor und… einfach alles! Mein Herz ist geschmolzen und ich freu mich riesig auf Lilly Lucas‘ angekündigte neue Reihe!