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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.12.2023

Persönliche Ansichten in Zeiten der Pandemie.

Die Verletzlichen
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Das Cover zeigt den Papagei Eureka und eine Hortensien-Blüte, beides ist inhaltlich im Roman berücksichtigt. Der Buchtitel spielt an auf Zeiten rund um die Corona-Pandemie. Die Szenerie spielt in New York ...

Das Cover zeigt den Papagei Eureka und eine Hortensien-Blüte, beides ist inhaltlich im Roman berücksichtigt. Der Buchtitel spielt an auf Zeiten rund um die Corona-Pandemie. Die Szenerie spielt in New York im Frühling 2020. Hauptakteure sind die über 65-jährige Ich-Erzählerin, ein junger, frustrierter Mann nebst einem zu betreuenden Papagei. Reflektionen über gesellschaftliche, politische und zwischenmenschliche Themen unterstreichen die autobiographischen Angaben der Ich-Erzählerin, zu ihrer Kindheit, zu Autoren und deren Werken. Der Alltag und das ungeplante, ungewollte Zusammenleben in Zeiten der Pandemie werden beschrieben, bereichert durch Nachdenkliches vor allem zu Schreibblockaden, Zukunftsängsten, die einstige Freiheit des Trampens Richtung amerikanische Westküste. Auch hat diese Pandemie die Ich-Erzählerin gelehrt, kein Vertrauen mehr in unsere Fähigkeit zu haben, die existenziellen Probleme zu lösen. Der Schreibstil hat Tiefenwirkung, wenn insgesamt auch wenig Handlung aufkommt.

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Veröffentlicht am 02.12.2023

Wo einmal deine Wiege stand, nur dort ist auch dein Heimatland.

Auf dem Nullmeridian
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Der Erzähler ist ein in Kairo ausgegrenzter koptisch-christlicher Ägypter, der vor ca. 10 Jahren als Immigrant in London anerkannt wurde und als frustrierter Sozialarbeiter und Dolmetscher im sozialen ...

Der Erzähler ist ein in Kairo ausgegrenzter koptisch-christlicher Ägypter, der vor ca. 10 Jahren als Immigrant in London anerkannt wurde und als frustrierter Sozialarbeiter und Dolmetscher im sozialen Dienst der Stadtverwaltung seines Bezirks die Zuteilung von viel zu wenigen Sozialwohnungen bearbeitet, hier gesellschaftliche Missstände und zu viel Bürokratie aufführend. Seine Rückbesinnung an eine Kindheit und die wenigen Kontakte über soziale Medien machen sein starkes Heimweh nach Kairo spürbar. Doch jetzt wäre er dort ein Fremder wie jetzt noch immer in London, oft behandelt wie als Muslim. Thematisiert werden weiterhin seine Ohnmacht über die schlechten Lebensverhältnisse von Flüchtlingen und Demütigungen ihm gegenüber in dieser Demokratie voller Entrechteter, mit Speakers’ Corner im Hyde Park und dem Nullmeridian, einer Linie am Observatorium in Greenwich, die die Welt in Osten und Westen teilt. Anlässlich der Beerdigung eines jungen Syrers reflektiert der Autor über respektvolle heimatliche Beerdigungsriten mit Kondolenzfeier etc., über das gesellschaftliche Interesse hier an möglichst schnellen, kostensparenden Bestattungen. Voller Ohnmachtsgefühle und Gewissensbisse den Lebenden gegenüber möchte er wenigstens den Toten zu Nutzen sein und einen würdigen letzten Abschied bieten. Weitere Figuren wie Patrick der Baumwollmann, seine Arbeitskollegen, Frau A., Leute vor der ägyptischen Botschaft bei Solidaritätsdemonstrationen und seine ägyptischen Kontakte beleben den ansonsten tristen Arbeitsalltag des Erzählers. Sein Exkurs, wie man Freiheit und Meinungsfreiheit hier und in Ägypten praktiziert, strotzt vor Sarkasmus. Insgesamt die nachvollziehbare Beschreibung eines unbefriedigenden Lebens, vom National Health Service ausgegebene Fragebogen abzuarbeiten mit gelegentlichen Außenterminen, in der ungeliebten Fremde voller Rassismus und Missständen – ein trauriges, besinnliches Buch.

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Veröffentlicht am 18.11.2023

Eine moderne Liebesgeschichte

Ein guter Plan ist die halbe Liebe
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Das Cover, in jugendlicher, rosaroter Farbgebung gehalten, suggeriert leichtes Lesevergnügen für zwischendurch. Die Hauptfigur Roxana Winter, Roxy, 35 Jahre alt, erfolgreich als Personalleiterin, will ...

Das Cover, in jugendlicher, rosaroter Farbgebung gehalten, suggeriert leichtes Lesevergnügen für zwischendurch. Die Hauptfigur Roxana Winter, Roxy, 35 Jahre alt, erfolgreich als Personalleiterin, will aufgrund ihrer biologischen Zeitbombe ein Kind, hat dafür drei männliche Exemplare aus ihrem Umfeld zur Auswahl, die ihrem Testverfahren unterzogen werden. Die zwischenmenschlichen Beziehungen zu ihrer Schwester Val und ihrer Mutter scheinen schwierig zu sein schon seit ihrer Kindheit. Neben diesen Ereignissen ihrer Vergangenheit besticht das Buch durch humorvolle Dialoge, besonders zwischen ihr und Dorian, ihrem Arbeitskollegen. Der Schreibstil mit bildhafter, origineller Wortwahl und witzigen Vergleichen wirkt leicht und locker trotz ernsthafter Monologe Roxys in der Ich-Form – bisweilen etwas langatmig und ohne Spannung. Romantisches Ambiente im Kölner Setting mag etwas zu kurz gekommen sein bei ihrem Hang zu Kontrolle, rationalen Erwägungen und Perfektion. Neben versprühtem Humor werden auch Themen wie z. B. Einsamkeit, Vertrauen, Familie, Karriere und Zukunftsängste tangiert. Der Charakter von Roxy wirkt sehr berechnend und egoistisch, durchorganisiert und strukturiert. Nur läuft gerade in der Liebe nicht alles so emotional wohlgeordnet ab. Insgesamt eine erfrischende Geschichte mit Hindernissen.

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Veröffentlicht am 14.11.2023

Eine gelungene Fortsetzung von Band 1

Die Zuckerbäckerin von Cold Creek Valley
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Das Cover zeigt eine winterlich verschneite Berglandschaft mit vielen Details rund um eine kleine Dorfbäckerei, oberflächlich noch geschmückt mit in silbrigem Glitter gezeichneten Muffins, Herzen etc. ...

Das Cover zeigt eine winterlich verschneite Berglandschaft mit vielen Details rund um eine kleine Dorfbäckerei, oberflächlich noch geschmückt mit in silbrigem Glitter gezeichneten Muffins, Herzen etc. – zum Kuscheln einladend. Die winterliche Szenerie spielt in Colorado, in den Rocky Mountains rund um die weihnachtlichen Feiertage incl. Silvester auf Farmen am Kaminfeuer und mit Großfamilien-Touch. Neben Chiaras Heimweh nach der Hamburger Familie sind Schilderungen vom Familienleben und Arbeitsalltag in der Gabriels Klinik bzw. in der Bäckerei von Chiara hier wie dort angesagt. Liebenswerte Familienmitglieder werden größenteils angenehm charakterisiert. Probleme im emotionalen Miteinander zwischen Chiara und Gabriel werden beschrieben sowie ihr jeweils beruflicher Ehrgeiz. Insgesamt eine gelungene Fortsetzung der Cold-Creek-Valley-Reihe Band 1: Die Schneeblütenprinzessin von Cold Creek Valley rund um Chiara und Gabriel in gemütlichem Wohlfühlfeeling. Ein leichtes Buch zur Unterhaltung für zwischendurch.

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Veröffentlicht am 04.11.2023

Ein Roman mit viel Selbstreflektion

Diamantnächte
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Das Cover mit seinen ineinander verlaufenden, bunten Farben ist ansprechend gestaltet. Der Buchtitel mit DIAMANT – als strahlendes Wertvolles – und NÄCHTE – als direkten Gegensatz dazu – birgt in sich ...

Das Cover mit seinen ineinander verlaufenden, bunten Farben ist ansprechend gestaltet. Der Buchtitel mit DIAMANT – als strahlendes Wertvolles – und NÄCHTE – als direkten Gegensatz dazu – birgt in sich die verborgene, innere Zerrissenheit der Hauptfigur. Dieser tiefgründige, sensible Roman, in drei Abschnitte unterteilt, bietet Erinnerungsfetzen von Kindheit, Jugend und Studentenzeit an. Der Schreibstil ist dabei teils poetisch, berührend und ehrlich:
Was Marianne noch nicht weiß: Wenn die kleine Lampe in ihrem Inneren die Welt zum Funkeln bringt wie Diamanten, muss sie vorsichtig versuchen, das Licht zu dämpfen, und sei es nur ein bisschen, aber sie darf auf keinen Fall versuchen, es immer weiter aufzudrehen, weiter und weiter und weiter, bis die Birne durchbrennt. Dann wird es sich anfühlen, als würde es nie wieder hell werden, als wäre die Lampe für immer zerstört. Die vorige Nacht war eine solche Diamantnacht gewesen.
Insgesamt wirkt die Hauptfigur etwas depressiv, traurig. In der Rahmengeschichte eingebettet hadert die Erzählerin ständig mit sich, mit einer angeblichen Inkompetenz im menschlichen Umgang, mit Selbstverletzungen. Viele Dinge werden nur angedeutet, machen daher die Nachvollziehbarkeit etwas schwer. Auch wird die Selbstwahrnehmung sowie die Wahrhaftigkeit der eigenen Erinnerungen hinterfragt. Jedoch die leise, ruhige Erzählweise fasziniert.

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