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FranziskaBo96

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.12.2022

Zeitreisen mit dem Master of Suspense

Der Anschlag
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Jake Epping hat ein relativ unspektakuläres Leben als Highschool-Lehrer - bis ihn sein guter Bekannter Al über ein Zeitportal unterrichtet, das sich in dessen Diner befindet, durch welches man immer am ...

Jake Epping hat ein relativ unspektakuläres Leben als Highschool-Lehrer - bis ihn sein guter Bekannter Al über ein Zeitportal unterrichtet, das sich in dessen Diner befindet, durch welches man immer am selben Ort zur selben Zeit im Jahr 1958 landet. Für Al ist das Attentat auf John F. Kennedy 1963 ein Wendepunkt der Geschichte, der die Ereignisse zum Negativen gewendet hat, weshalb er genau das verhindern möchte. Da er dies aber gesundheitlich nicht mehr schafft, überzeugt er Jake von dieser Mission, der nun die nächsten fünf Jahre in der Vergangenheit verbringt, um den geschichtsträchtigen Anschlag zu vereiteln.

11/22/63 (im Deutschen "Der Anschlag") war mein erstes Stephen King Buch - und verstehe nun total, warum so viele Menschen von seinen Geschichten begeistert sind. Der "Master of Suspense" macht seinem Spitznamen aller Ehre: Trotz einer beachtlichen Länge von fast 750 Seiten im Original wurde es für mich nie langweilig. Ich hatte lange nicht mehr ein Buch gehabt, bei dem es mir so schwer viel, es aus der Hand zu legen.

Gerade bei historischen Romanen passiert es schnell mal, dass man den Überblick über Figuren und Handlungen verliert. Auch die Zeitreise-Thematik kann, wenn es schlecht gemacht ist, schnell für Verwirrung sorgen, wenn zum Beispiel Dinge angesprochen werden, die vor vielen Seiten das letzte Mal vorkamen. Doch auch hier schafft es King, den Leser am Haken zu behalten, was vor allem bei der Länge wirklich beachtlich ist. Die Menge der Figuren wird in Relation zu der doch recht komplexen Geschichte übersichtlich gehalten, sodass man eigentlich immer folgen kann.

Ich persönlich bin großer Fan von gut geschriebenen Zeitreise-Geschichten, weshalb ich zu diesem Buch gegriffen habe. "11/22/63" konnte mich so sehr überzeugen, dass dies definitiv nicht mein letzter King gewesen sein wird. Ich war begeistert!

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Veröffentlicht am 14.11.2022

Für mich der perfekte historische Roman

Die Sehnsucht nach Licht
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Wir schreiben das Jahr 2019, die 30-jährige Luisa Steiner lebt und arbeitet im Schlematal im Erzgebirge, das schon seit Jahrhunderten vom Bergbau geprägt ist. Inspiriert durch ihre Großtante forscht sie ...

Wir schreiben das Jahr 2019, die 30-jährige Luisa Steiner lebt und arbeitet im Schlematal im Erzgebirge, das schon seit Jahrhunderten vom Bergbau geprägt ist. Inspiriert durch ihre Großtante forscht sie in der Geschichte ihrer Familie und so erfahren wir Leser immer wieder Häppchen der aufregenden Geschichte der Familie Steiner und des Schelmatals ab 1909 in Form von Rückblenden.

Ich bin immer großer Verfechter davon, dass es mehr ostdeutsche Autor*innen braucht, die tolle ostdeutsche Geschichten erzählen - und "Sehnsucht nach Licht" ist ein Paradebeispiel dafür, was da für tolle Werke herauskommen können. Die Familie Steiner hat zahlreiche vielschichtige Charaktere, die mit den Problemen ihrer Zeit zu kämpfen hatten, nie perfekt waren, aber es am Ende trotzdem immer schaffen, Licht zu finden (sowohl wortwörtlich als auch im metaphorischen Sinne). Ich kann mir gut vorstellen, dass die Autorin ein gutes Bild einer durchschnittlichen Familie aus dem Erzgebirge illustrieren konnte, auch ich konnte so einige Parallelen zu meiner Familiengeschichte finden.

In knapp 400 Seiten packt die Autorin einfach so viel Spannendes, ohne dass man sich an irgendeiner Stelle überladen fühlt. Besonders Fans von historischen Romanen werden hier ihren Spaß haben.

Diese Lektüre wird mir noch lange in Erinnerung bleiben - und hat mir Lust auf einen Ausflug ins Erzgebirge gemacht!

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Veröffentlicht am 18.11.2023

Worüber zu wenig geredet wird

Das Ende der Unsichtbarkeit
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"Das Ende der Unsichtbarkeit" in das Werk von Journalistin und Aktivistin Hami Nguyen über anti-asiatischen Rassismus. Dabei klärt sie zunächst über die wichtigsten Begrifflichkeiten sowie die Grundproblematik ...

"Das Ende der Unsichtbarkeit" in das Werk von Journalistin und Aktivistin Hami Nguyen über anti-asiatischen Rassismus. Dabei klärt sie zunächst über die wichtigsten Begrifflichkeiten sowie die Grundproblematik und geht dann im Laufe des Buches auf verschiedene konkrete Themen ein, die sie entweder aus Statistiken, dem Zeitgeschehen oder persönlichen Erzählungen als Deutsch-Vietnamesin schöpft.

Ich verfolge Hami schon einige Zeit auf Instagram und finde ihre Inhalte unheimlich wichtig und auch sehr interessant. Umso mehr freue ich mich, dass sie mit diesem tollen Buch jetzt die Möglichkeit hat, einem breiten Publikum dieses Wissen zu vermitteln. Wer die Autorin wie ich schon vorher kannte, wird sicherlich vieles Bekanntes in diesem Buch lesen, trotzdem fand ich es schön, das alles mal gebunden und gut ausformuliert in die Hand zu bekommen.

Dieses Buch ist ein perfekter Einstieg für alle, die sich einfach mal grundlegend mit dem Thema des anti-asiatischen Rassismus auseinandersetzen wollen. Es werden viele verschiedene Themen angeschnitten, von denen viele aus der weißen Mehrheitsgesellschaft nur wenig oder vielleicht auch gar nicht wissen, dabei wird eine gut verständliche Sprache verwendet. Besonders gut hat mir gefallen, dass wichtige Begriffe der Rassimuskritik erklärt wurden. Wer sich also noch nicht ganz so viel mit dem Thema auseinandergesetzt hat, wird hier gut abgeholt.

Ich mochte auch den angenehmen Mix aus persönlichen Erzählungen, Berichten von politischen Ereignissen sowie wissenschaftlichen Erkenntnissen. Allgemein war das Buch sehr gut zu lesen, trotzdem bleiben viele Dinge in Erinnerung.

Einen Stern Abzug bekommt das Buch von mir, da mir gerade in der ersten Hälfte ein bisschen der rote Faden gefehlt hat. Die Autorin ist teilweise innerhalb von Kapiteln von einem Thema zum anderen gesprungen, ich hatte zeitweise etwas das Gefühl, dass sie ein bisschen zu sehr "Stream of concious" geschrieben hat.

Alles in allem ist "Das Ende der Unsichtbarkeit" ein unheimlich wichtiges Buch, dass ich allen ans Herz lege!

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Veröffentlicht am 18.04.2023

Der Zauber des Miteinanders

Menschen, die wir noch nicht kennen
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Libby steht vor einem Scherbenhaufen. Eben hat sie noch förmlich auf den Heiratsantrag ihres Freundes gewartet, doch stattdessen hat er sie abserviert und aus der gemeinsamen Wohnung geworfen. Jetzt muss ...

Libby steht vor einem Scherbenhaufen. Eben hat sie noch förmlich auf den Heiratsantrag ihres Freundes gewartet, doch stattdessen hat er sie abserviert und aus der gemeinsamen Wohnung geworfen. Jetzt muss sie notgedrungen vorübergehend zu ihrer Schwester nach London ziehen, mit der sie auch nicht gerade das beste Verhältnis hat. Eines Tages trifft sie im 88er-Bus jedoch auf Frank, einen älteren, aufgeschlossenen Mann, der Libby eine Geschichte aus seiner Jugend erzählt. In den 60ern traf er in genau diesem Bus eine Frau, die ihm seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht, nur leider verlor er damals einen Zettel mit ihrer Nummer. Libby ist so berührt von dieser Geschichte, dass sie beschließt, die Frau aus dem 88er-Bus ausfindig zu machen.

"Menschen, die wir noch nicht kennen" ist eine unheimlich herzerwärmende Geschichte. Sie zeigt, wie schön es sein kann, sich für andere zu öffnen und dass Freundschaften manchmal an Orten gefunden werden, von denen wir es nicht erwarten. Das Buch vermittelt einen optimistischen Ausblick auf das Leben, schreckt aber auch nicht davor zurück, hin und wieder auch mal ernste Themen anzusprechen. Ich war total von der Lektüre verzaubert. Auch wer London mag, wird bei diesem Buch auf seine Kosten kommen, hier wird das Flair der britischen Hauptstadt toll vermittelt.

Warum ich dem Buch aber vier statt fünf Sterne gebe, kann ich gar nicht so richtig beschreiben. Irgendwie hat mir am Ende das gewisse Etwas gefehlt, dass es mit anderen Fünf-Sterne-Büchern gleichsetzt. Wenn ich unbedingt eine Kritik finden müsste, dann, dass es mir gegen Ende doch ein bisschen zu viele Tropen auf einmal wurden, obwohl mich das bei anderen Büchern sonst auch nicht so stört.

"Menschen, die wir noch nicht kennen" ist auf jeden Fall ein toller Roman für zwischendurch, der gerade richtig zum Beginn der Urlaubszeit erscheint. Gerade London-Fans werden hier sicher auf ihre Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 23.11.2022

Ein Thema, das viel zu selten diskutiert wird

Ware Mensch
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In "Ware Mensch" stellt uns Dietmar Roller, Experte für Entwicklungszusammenarbeit, verschiedene Menschen aus der ganzen Welt und ihre Schicksale im Zusammenhang mit moderner Sklaverei vor. Dabei gibt ...

In "Ware Mensch" stellt uns Dietmar Roller, Experte für Entwicklungszusammenarbeit, verschiedene Menschen aus der ganzen Welt und ihre Schicksale im Zusammenhang mit moderner Sklaverei vor. Dabei gibt er meist schockierende Erzählungen dieser Menschen wieder, untermauert diese mit Statistiken und stellt aber auch dar, wie sie es aus diesen furchtbaren Verhältnissen schaffen konnten.

Ich verzichte bei dieser Rezension bewusst auf die Triggerwarnungen, die ich mir seit einiger Zeit angewöhnt habe, weil ich denke, dass man sich sicherlich denken kann, dass in einem solchen Buch Themen wie Vergewaltigung, Missbrauch und Kinderarbeit sehr zentral sind. Trotzdem möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass die besprochenen Thematiken schon echt harter Tobak sind und man manchmal auch wirklich das Bedürfnis hat, das Buch zur Seite zu legen, einfach, weil es so schlimm ist. Letztendlich finde ich diese harten, aber eindrücklichen Beschreibungen des Autors gut, denn nur so wird den Leser:innen klar, wie präsent und furchtbar das Thema Sklaverei auf unserer Welt immer noch ist.

Der Autor wählt vielfältige Beispiele aus der ganzen Welt, die deutlich machen, dass nicht nur Entwicklungsländer betroffen sind. Ich möchte außerdem positiv betonen, dass er sich nicht White Savourism bedient, was bei anderen Büchern dieses Genres leider viel zu häufig passiert. Immer wieder betont Roller, dass moderne Sklaverei häufig auf kolonialen Strukturen aufbaut bzw. nur überleben kann, weil der Konsum und die Politik westlicher Staaten sich (wenn auch manchmal indirekt und unbewusst) von ihm bedienen.

Gerade weil der Untertitel des Buches dies verspricht, hätte ich mir etwas mehr Informationen dazu gewünscht, wie ich als private Einzelperson den Kampf gegen Sklaverei unterstützen kann. Natürlich ist mir bewusst, dass dies vor allem Projekte vor Ort schaffen, die der Autor auch detailliert schildert. Trotzdem hätte ich mir vielleicht zum Abschluss ein Kapitel mit einfachen Handlungsaufforderungen gewünscht, z.B.: Wo kann ich spenden? Gibt es politische Initiativen, die ich durch Petitionen o.ä. unterstützen kann? Was kann ich konkret an meinem Konsumverhalten ändern, um Sklaverei zu behindern? Ich will nicht sagen, dass diese Fragen gar nicht beantwortet wurden, doch am Ende fühlte ich mich etwas nutzlos, obwohl gerade der Autor am Ende meinte, dass man etwas dagegen tun könnte.

Trotzdem möchte ich das Buch allen ans Herz legen. Es ist sicher kein einfaches Thema, aber Alltag in unserer modernen Welt, über die wir mehr wissen sollten.

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